Exposé oder Inhaltsangabe?

Hey Max, vorab danke für Deine Mühe. Habe mir, wie empfohlen, die „Nomadengespräche“ durchgelesen.

Du schriebst:“… Die Weltanschauung beeinflusst nicht nur die Themenwahl, sondern auch die Art der Verarbeitung des Erlebten. Nicht davon zu reden, dass es viele Anregungen und Erlebnisse gibt, die die persönlichen „Speicher“ füllen bis zum Überquellen. Zudem können dann Geschichten in exotischer Umgebung spielen, womit sich die Möglichkeiten der Darstellung potenzieren.“

Dem stimme ich zu. Meine Frau und ich haben zusammen und auch Einzeln den ein oder anderen Flecken der Welt angeschaut. Tansania stellte, ob der Länge des Aufenthaltes, andere Ansprüche an unser Anpassungsvermögen. Wir versuchten,in einer fremden, muslimisch geprägten Kultur zu überleben, ohne das Lachen zu verlernen. Das Land schüttelte uns durch, gelacht haben wir viel. Als wir am Ende der Projektzeit deutschen Flughafenboden betraten, wollten wir sofort zurück. Uns fehlt bis heute die menschliche Wärme dieser von Armut geprägten Gesellschaft. Und der Dschungel.

Du schriebst: “ Mir ist oft, als fehlt mir der richtige „Henkel“, um das Alles fassen zu können.“

Diese „Episoden-Häufung“ könnte den Blickwinkel beschreiben, mit dem man den fremden Mikrokosmos erlebt. Über allem steht meist eine eigene Geschichte. Meinst Du diesen Henkel?
Meinen fand ich lange nach dem Aufenthalt. Als unser Sohn ein halbes Jahr alt wurde, flogen wir auf Einladung eines Ehepaares nach Neuseeland. Wir hatten sie in Tansania kennengelernt. Sie wollten uns von ihrem Land überzeugen.
Nach drei Monaten verließen wir sie wieder. Neuseeland ist für uns das langweiligste Fleckchen Erde, das es gibt.
Dann erhielten wir eine Einladung vom Entwicklungsdienst. Ehemaligentreffen. Abends am Tisch zu zwanzig.
„Neuseeland? Da waren wir auch. Langweilig. Schafe. Engländer, die nur i’s sprechen.“
„Genau. Schläfst‘e ein. Da passiert nichts. Wo ward ihr?“
„Afrika.“
„Wir auch.“
Es stellte sich heraus, dass die meisten, die in Afrika gearbeitet hatten, Neuseeland langweilig fanden.
Steile These: Wer sich in unsichere Gefilde begibt, will wissen, ob er zurechtkommt. Jeder Tag eine neue Herausforderung. Damit meine ich nicht Extremsituationen. Sondern Alltag. Kein Tag gleicht dem vorherigen. Das birgt Unsicherheiten, die es zu meistern gilt. Manchen macht das Spaß.
Letztes Jahr hielt ich mich im Allgäu auf. Fragte jemand nach dem Inhalt des Buches, gab ich zur Antwort: “Ich mach mich auf zweihundert Seiten in der Fremde zum Affen. Der Rest ist Folklore.“
Als Pitch-Satz zu wenig, weil es soviel mehr ist, wie Du aus eigener Erfahrung weißt.
Für ernstere Gemüter:" Bei bester Vorbereitung, Sprachschule und kulturellem Coaching bleiben genügend über, um sich in einem fremden Land zu blamieren . Habt mehr Toleranz für die „Neuen“, die bei uns unvorbereitet aufschlagen. Die anderen waren es bei uns auch.“

Wo in Tansania hast Du gelebt?

Hallo Patrick. Ja, afrikanische Länder wie Tansania können eine Herausforderung sein, wobei ich in der muslimisch geprägten Kultur keine Problem sehe. Aber Afrika hat schon etwas. Es ist diese Mischung von prallem Leben, Erotik und ständig vorhandenen Gefahren, Musik, Tanz und Lebensfreude bei gleichzeitiger bitterer Armut, Gastfreundschaft und Offenheit aber auch Diebstahl, Raub und Mord. Da gibt es allerdings mehr zu erzählen, als über ein “normales” Industrieland. Die Herausforderungen in afrikanischen Kleinstädten oder Dörfern zu arbeiten und zu leben sind ungleich größer und genau daraus werden die Geschichten gemacht. Über Chickenwings beim Fastfood ist nicht viel zu berichten, wohl aber über die gerösteten Heuschrecken in einer Straßenkneipe in Kabalagala.
Aber wir brauchen jetzt nicht über Arika zu schwärmen oder die Erlebnisse auspacken. Hier im Froum soll es ums Schreiben gehen und wie wir diese Erlebnisse in Sprache verarbeiten können.
In Tansania habe ich hauptsächlich in Daressalam gelebt, aber mit längeren Reisen besonders in den Selous. Nebenbei natürlich auch Sansibar und die Nationalparks im Norden, nicht zu vergessen den Kilimanjaro. Die Gorillas habe ich dann später in Uganda besucht, wo ich danach arbeitete.
Max