Eine weitere Sci-Fi Kurzgeschichte

Letztlich sind doch unter der Lupe der derzeitigen Wissenschaft unsere ganzen Sci-Fi-Storys toll zu lesen, aber fernab jeder realistischen Machbarkeit! Die Frage ist, in wie weit ist der einzelne Leser bereit, der Autorenfantasie zu folgen? Und enthalten nicht selbst Geschichten mit Logikfehlern guten Stoff zum Nachdenken über unsere Spezies, unseren bekannten Raum oder philosphischen Themen? Ist nicht genau dieser Traum das Interessante an dem Genre? Und diese Träume forcieren auch die Wissenschaft, die aber dennoch naturgesetzte Grenzen aufweisen, die nur Menschen mit Fantasie überschreiten können.

Hardcore ScI-Fi-Konsumenten haben möglicherweise einen höheren Anspruch an die Inhalte, aber näher an der Machbarkeit sind auch sie nicht. :wink:

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Habe ich sehr gerne gelesen, konnte gleich eintauchen.

Minikritik:

Viele weigerten sich, … UND: Manche begingen
ist mir zu lieblos. Also: Viele und Manche. Das hast du im gleichen Text mehrmals inniglicher formuliert.
Z.B.: Mehr als fünfhundert Frauen; hatten schon drei Viertel der Kolonisten;

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Ja stimmt, das hatte ich gestern schon gemerkt aber dann war es schon zu spät und ich weiß nicht, wie man einzelne Beiträge in andere Topics verschiebt. Sorry :sweat:
Aber ich schreibe lieber hier weiter, sonst wird es zu unübersichtlich.

Das sind diese unnötigen „Fehler“, die man hätte vermeiden können da diese Sachen abgesehen vom Beamen für die Handlung nicht relevant sind.

Ich will aber nicht Logikfehler bei Science Fiction grundsätzlich kritisieren, da man sonst das gesamte Konzept des Genres in Frage stellen könnte. Science Fiction ist an sich schon in seiner Logik fragwürdig, da dort theoretische Technologien vorkommen, bei denen nicht sicher ist, ob sie überhaupt in dieser Form möglich sein werden. Das ist eigentlich nicht mein Problem @Heather

Mir geht es darum, dass man vermeidbare Fehler ausmerzen sollte. Solche „Fehler“, die für die Handlung irrelevant oder nur wenig relevant sind. Klar muss man auch auf Logikbrüche zurückgreifen, um die Handlung irgendwie plausibel zu gestalten. Das sind die üblichen Tricks der Science Fiction.
Ich spreche aber nur diese drei kleinen Punkte an, die die Handlung meiner Ansicht nach nicht beeinträchtigen würden. Meine Verbesserungsvorschläge:
Punkt 1: Nicht die fossilen Rohstoffe werden knapp sondern die Menschheit befindet sich in einer weit fortgeschrittenen Entwicklung und besiedelt den Weltall. Wegen der starken Expansion benötigen Menschen immer mehr Rohstoffe und Energie, welche die Erde allein nicht mehr bereitstellen kann. Dafür müssen die Rohstoffe nicht mehr fossil sein. Es geht grundsätzlich um die Masse an Rohstoffen, nicht die Art der Rohstoffe. Und auch in einer fernen Zukunft wären dubiose, unmoralische Machenschaften oder Firmen für Raumfahrt denkbar. Und schon passt es wieder. Wenn du mit deiner Geschichte den heutigen CO2 Ausstoß/ die Ressourcenverschwendung thematisieren wolltest, dann ist der Logikfehler natürlich notwendig und man kann darüber hinwegsehen.
Punkt2: Wenn die menschlichen Körper weiterhin in den Kryokammern liegen und sie die Roboter über eine Entfernung fernsteuern, dann ist es für die Handlung nicht weiter relevant. Auch mit meinem Vorschlag hätten diese Menschen keine richtige biologische Sensorik und könnten auch nicht wirklich miteinander kommunizieren, denn es läuft ja alles über das Interface. Weigert sich jemand zu arbeiten, wird die Kryokammer abgeschaltet. Die Geschichte könnte so enden, dass aus der Perspektive der Roboter die Kryokammern zur Schleuse gefahren werden und die Körper werden in den Weltall entsorgt. Kurz nach der Entsorgung wird aus Sicht des Roboters schwarz vor Augen und das Bewusstsein schwindet dahin.
Punkt 3: Statt „mir ist kalt“ sowas wie: „Meine Sensorik versagt. Ich kann nichts mehr sehen, Mein Gehirn stirbt gerade im kalten Vakuum“.

Ich finde die Geschichte hat Potential. Sie könnte gut in die Love, Dead and Robots Serie passen. Vielleicht etwas zu düster. Kennst du die Serie? Empfehlung von mir. Liebe Grüße

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Die Geschichte ist meines Erachtens nach genau so richtig, wie sie geschrieben ist.

Jeder der Kritikpunkte klammert wiederum andere Gesichtspunkte aus, die eben die Stärke der Story sind.
Nur morgens kurz dazu:
-Tradition der SciFi seit 1818
-Biologie & Psychologie nach dem Stand der aktuellen wissenschaftlichen Betrachtung
-der Subtext der Story unter der Oberfläche

Bei Interesse kann ich das heute Nachmittag ausführlich beschreiben.
Die Kritik greift zu kurz. Sie erfasst nur scheinbar Schwächen, die ich z. B. sogar als Stärke der Story empfinde. :thinking:

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Oh ja, die Serie kenne ich. Da waren ein paar richtige Perlen dabei.

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Ja, mich interessiert in der Tat, was du noch ausführen würdest. Deine Beiträge sind immer interessant.

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Meine kurzen Gedanken dazu. Wie immer: nichts davon muss allein richtig sein und andere Auffassungen sind nicht weniger berechtigt, als die meinige.
Zunächst zu den vermeindlichen Logikfehlern:
Kritik 1 »fossile Brennstoffe«: eigentlich beispielhaft für den (in meinen Augen) Fehler dieser Kritik. Du gehst von der Annahme der heutigen Wissenschaft aus. Dies wiederholt sich bei den anderen Punkten in Variationen. Es lassen sich 1000 Gründe erfinden, warum fossile Brennstoffe DIE Nummer eins der Energiegewinnung sein kann - in der Fiktion, in dem autorenbasierten World-setting. Ganze SciFi Subtypen kokettieren damit. Steampunk z.B.
Auch der Gesellschaftsbezug (»Wer über eine solche Technik verfügt, ist nicht mehr auf fossile Brennstoffe angewiesen.«) ist sehr weit gegriffen. Anders gesagt: wir verfügen über KI, Satelliten, Pornographie im Internet - und haben trotzdem Probleme damit afrikanische Dörfer mit sauberen Brunnen zu versorgen. Eine gesamte Zivilisation ist niemals homogen.
Deine Prognose (»Realistischer wären Fusionsreaktoren, Spiegelsonden…«) reiht sich dort ein. Aus heutiger Sicht auf diese Möglichkeiten limitiert - in der potentiellen (konstruierten) Zukunft vielleicht ganz anders. Z.B. über Kohlereaktoren mit Fluxkompensator.
Kritik 2: (aus meiner Sicht spannender, als Punkt: »Gehirne & aufwendigen Operation«) Seit 1818 die SciFi eingeläutet wurde, als eine junge Engländerin einen ebenso jungen Doktor eine Kreatur aus Leichenteilen zusammenbasteln lies, wissen wir, dass es nicht so kompliziert sein kann. Ein unsteriles Labor, ein Blitz (damals Sinnbild des Fortschritts dank einer mystischen Kraft namens Elektrizität) und fertig ist das transplantierte Gehirn. Klingt provokant - ist es aber eigentlich nicht. Es ist Storytelling auf Weltniveau. HG Wells, Jules Verne, alle Dr X dieser Welt und jedes Hirn, das jemals autonom in einem Glas Terror über die Welt brachte, werden dies bestätigen. Realität ist im Kontext der Zeit zu verstehen. (Zwinker - wieder Fehler Nr 1). Zusätzlich schleicht sich ein zweiter Fehler ein: du versuchst SciFi, die untrennbare Simbiose, von Science und Fiktion auseinanderzuzerren. Das wäre der unbeabsichtigte Tod eines Genres.
Kritik 3: (»Gehirn allein spürt keine Kälte weil es keine eigenen Rezeptoren besitzt«) Endlich etwas, das ich kann! Auch aus heutiger Sicht falsch. Aussage a ist falsch, Aussage b ist richtig. Die Verknüpfung durch weil ist unzulässig (Insider: wer erinnert sich noch an die MC Tests?). Das Gehirn kann zunächst einmal alles spüren - ob es nun da ist oder nicht. Schmerztherapie basiert u.a. auf der Wahrnehmung von Schmerz ohne Reizung von Nozizeptoren (Schmerzzellen). Sprich KEIN körperlicher (somatischer) Schmerzreiz über Rezeptoren mehr da, aber Schmerzempfindung im Hirn. Das ist jetzt stark vereinfachend, aber man muss zwischen »Wahrnehmung« und »Wahrgenommenes« diffenzieren.

Puh, das war langatmig und langweilig. Danke, dass Ihr bis hierher gekommen seid. Jetzt kommt der lustige Teil. Warum ist diese Art Story in der SciFi so beliebt und erfolgreich? Der Punkt ist: es geht überhaupt nicht darum, ob etwas zu 100% realistisch ist. Es geht in der SciFi meist gar nicht um Wissenschaft - es geht um die Menschen! Das ist es, was man unter Text und Subtext versteht. Der vordergründige Text kann Dir eine Story von einem Androidenjäger der Zukunft erzählen. Der Subtext ist eine tiefgründige Geschichte darüber, was es ausmacht ein Mensch zu sein (Do androids dream of electric sheep?).
In diesem Juwel genauso. Und zwar zu 100% getroffen! Es geht um Hoffnung, Kampf, Betrug, Verblendung, Endtäuschung und kulminiert in der einzig zulässigen Pointe. Perfekt. Es geht nicht um Reaktoren, Roboter - die sind nur das Setting von so viel mehr.

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Wow. Vielen Dank für deine ausführliche Erklärung und für die Unterstützung.

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Die hat Deine Story nicht nötig!
Ich höre mich nur so gerne reden. :joy:

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