Jederzeit den Eiinstieg zu finden, ist definitiv ein gutes Argeument fürs Plotten. Jedoch kann ich mir auch vorstellen, dass es möglich ist, aus dem Bauch zu schreiben und nach jeder Schreibeinheit einen Szeneptich und Cluster zu erstellen, um leichter wieder hineinzufinden.
Ich habe einen Roman komplett aus dem Bauch heraus geschrieben, allerdings wusste ich, wie er zu Ende gehen würde. Die Reise des Helden hatte also ein bekanntes Ziel, nur war der Weg nicht klar, und der kam beim Schreiben. Es war allerdings kein Krimi oder Thriller herkömmlicher Bauart - so etwas würde ich lieber plotten wollen, schon der zeitlichen Reibungsverluste wegen.
Schön war beim Schreiben, dass mich die Hauptfigur gelegentlich überrascht hat. Die ist einfach unvereinbart irgendwo abgebogen, und ich hinterher. Aber wie gesagt: das Ziel war bekannt.
Hallo @XCenter - und alle Anderen! Ich kann nur JAAA sagen! Auch ich hatte aus dem Bauch heraus geschrieben, war monatelang im Flow und bin noch immer der Überzeugung, dass es mein bestes Buch sein wird. Während des Schreibens war ich so fasziniert von dem, was da auf dem Bildschirm entstand, dass es fast wie eine Sucht war. Doch allmählich wurde es so viel, dass ich den Überblick verlor und mich verzettelte. Das Ende zu finden war eine Qual, ich überarbeite noch immer ….
Das sollte mir nicht mehr passieren, also ging ich auf die Suche. Und so vergingen Jahre in denen ich das Plotten und verschiedene Schreibtechniken ( Heldenreise, Schneeflöckchenmethode, Clustern) kennenlernte, Bücher darüber las - und dabei selber fast nichts mehr schrieb.
All diese Techniken funktionieren, doch mein Herz ist enttäuscht und ich finde nur selten den „Pack-an“ tatsächlich zu schreiben, da ich ja weiß, wie es aus geht.
Hat jemand ähnliche Hindernisse und wie überwindet er sie?
Übrigens bin ich dadurch zu Papyrus gekommen, da ich nie wieder so auf der Suche sein wollte, wie damals (2014) mit dem Word-Dokument.
Ich kann jeden in seiner Plot-oder-nicht-Plot-Entscheidung nachvollziehen.
Vor über zehn Jahren habe ich auch aus dem Bauch heraus geschrieben und fand jede Szene einfach nur absolut mitreißend. Leider so sehr, dass der Story der Boden unter den Füßen wegglitt und - wie offenbar einige - bei etwas 20K der ganze Flow ins Leere schoss (und schießt).
Somit oute ich mich mal als so’n Bojenschwimmer, die ein paar festgelegte Momente in der Story hat, die ich anpeile. So kann ich unterwegs immer noch von den Figuren und ihren spontanen Anwandlungen überrascht werden. Denn natürlich geht es nur von den Figuren aus, ich würde mich ja an den ausgetüftelten Plot halten. OK, das ist gelogen, ich muss gestehen, dass ich mit vorgegebenen Plotstrukturen nicht gut zurechtkomme, wenn das Papier noch leer ist. Oder der Cursor vor leeren Zeilen blinkt. Im Nachhinein merke ich dagegen öfter, dass ich bestimmte Szenen den Plotpunkten (z B der 5- oder 7-Punkte-Struktur) zuordnen könnte. Manchmal denke ich, dass Vielleser – darunter sicher auch ehemalige Englischlehrer aus Maine – die Regeln des üblichen Storytellings verinnerlichen und dann als Bauchschreiber oder Bojenschwimmer gut vorankommen.
Seh ich ähnlich. King hatte ja auch hin und wieder Enden, die nicht wirklich zufriedenstellend aufgegangen sind (subjektiv, natürlich). Das liegt meiner Meinung nach daran, wenn man einfach drauflosschreibt, um zu sehen, was passiert, ohne auch nur einen groben Plan zu haben.
Wär mir zu unsicher. Ich versuche, meine Geschichten immer in sich rund zu gestalten und hab viele Dinge im Kopf (Charakterentwicklungen, die großen Storybeats, die Wörterzahl pro Akt etc.), um mich nicht im Nirwana zu verlieren.
Ich verstehe nicht so ganz, wieso viele zu glauben scheinen, es gäbe keinen Flow oder keine Begeisterung, wenn man plant. Ich erlebe genau das, was du über das Bauchschreiben schilderst, bei der Planung und beim Weltenbau. Ich bin auch total fasziniert von meinen Ideen, nur dass ich sie in meiner Übersicht an Szenen, Figuren und anderen Elementen an einer passenden Stelle ablegen kann, um sie später auch wiederzufinden. Und daraus bastele ich dann die Geschichte.
Und obwohl ich wirklich minutiös plane und einen Szenenüberblick schreibe, der im Grunde schon mehr ist als nur eine kurze Zusammenfassung dessen, was ich später schreiben will, überraschen mich meine Figuren noch manchmal, indem sie mir durch ihr Verhalten Ausschmückungen vorschlagen.
Und wenn ich eine Szene fertig geplant habe, bekomme ich richtig Lust darauf, sie zu schreiben. Aber ich kann diese Lust gewissermaßen konservieren und so lange aufbewahren, bis ich wirklich bei der entsprechenden Szene bin. Das kann auch Monate später der Fall sein.
Wenn ich auf eine Szene nach der Planung keine Lust mehr habe, dann liegt das wahrscheinlich an der Szene. Vielleicht habe ich durch die Planung gemerkt, dass sie gar nicht mehr notwendig ist, oder dass in ihr doch noch ein wichtiges Element fehlt.
Und was ich gar nicht verstehen kann: Warum sollte man keine Lust mehr zum Schreiben haben, nur weil man weiß, wie eine Szene ausgeht? Das finde ich sehr merkwürdig. Gerade weil ich weiß, wie sie ausgeht, habe ich besondere Lust darauf. Denn ich weiß es ja nur vom inhaltlichen Standpunkt her. Ich weiß noch nicht wie sich das später auf dem Papier liest. Ich weiß nicht, an welcher Stelle ich erzählen oder einen Dialog einbauen werde. Ich weiß noch nicht, wie der Stil klingen wird, wenn ich es laut vorlese. Nur das Ende vom Inhalt her zu kennen, reicht mir eindeutig nicht aus! Mein Herz braucht viel mehr Komponenten des Schreibens als nur zu wissen, wie es ausgeht.
Aber vielleicht ist das eine Besonderheit des Charakters: Bücher, die ich gerne mag, lese ich mehrfach. Es ist mir egal, dass ich das Ende schon kenne. Der Weg dorthin bedeutet mir auch sehr viel.
Liebe Pamina,
vielen lieben Dank für deine Sichtweise, deine intensiven Schilderungen haben mir eine ganz andere Sichtweise gegeben.
Noch einmal: vielen Dank!!
Gerne.
Wenn dich das interessiert, magst du vielleicht „Outlining your Novel“ und „Structuring your Novel“ von Katie Weiland lesen. Darin beschreibt sie ihre Begeisterung fürs Planen und sagt, die Freude, die Bauchschreiber beim Schreiben empfinden, wird beim Planen einfach vorverlegt. Bei mir hat sie mit diesem Satz offene Türen eingerannt.
„Creating Character Arcs“ von K.M. Weiland kann ich auch noch empfehlen. Da wird beschrieben, wie sich die Geschichte anhand der Charakterentwicklung bzw. Weg oder Reise des Charakters aufbauen lässt, wie sie sich eigentlich daraus ergibt. Allerdings sind gute Englischkenntnisse erforderlich.