Eine kleine Übung: Charakterisierung im Dialog

Die Falten in ihrem Gesicht ziehen sich glatt, als sie mit einem Mal die Brille auf den Hinterkopf schiebt sodass die Hautlappen einen Moment überhaupt nicht zu sehen sind - und das Band sich vom Ohrring löst. Dann fällt alles in sich zusammen wie vorurzeitliche Krokodilhaut.

„Ich hab’s nicht geschafft!“

„Was hast nicht geschafft?“

Sie tippt weiter auf der Kasse herum. Er beäugt die kleinen Sterne auf ihrer Bluse.

Wie spitz sich die Zacken doch in den Stoff klemmen. Das muss doch piksen - denkt er. Und die blinken wie etwas, wie alt – wie von… Vielleicht - einer gesplitterten CD-ROM.

Während sie dabei ist, das Geld zu wechseln, reibt er sich das Kinn. Der Schnee von gestern ist immer noch feucht unter seinem Hemd.

Der Supermarkt ist recht leer, ganz seltsam für diese Tageszeit.

„Das ist auf jeden Fall kein alkoholfreies Bier!“, sagt sie schnippisch - während sie die Brille auf den Höcker ihrer Nase hievt. Sie rastet ein und bleibt dort unaufgefordert sitzen.

Er dreht die Flasche schnell um.

„Früher, da habe ich mal mehr getrunken!“

„Das jedenfalls, das hat Umdrehungen!“

„Ich hatte gestern den ganzen Schnee vor der Tür, bin bald kaum rausgekommen.“, sagt er.

Sie trommelt mit Plastiknägeln auf dem Bedienungsscreen.

„Ich hab’s nicht geschafft!“

„Was hast nicht geschafft?“, sagt der Mann, der nach Käfern riecht.

Dann hat er Angst, er hätte doch etwas Unangenehmes ausgesprochen und schluckt zwei Mal. Dann wieder Bier und eine beachtliche Ansammlung von Speichel unter der Zunge, dann wieder das Etikett in seinem Verstand.

„Wir hatten gestern so einen Tag, da haben wir nur in der Zeitung geblättert und der neue Bürgermeister gefällt uns gar nicht.“, spricht der Mann mit einem Daumen in der speckigen - fast fransigen Hosentasche.

Jetzt klimpert wieder das Kleingeld, dass sie aus der Kasse grabscht und ein Schein ist dabei, knittrig. Sie zieht in glatt, drei Mal. Dabei zeichnet sich ein Haarriss ab – in die Synthetik ihrer Discounternägel hinein - mitten hindurch! Sie merkt es nicht.

„Dann war der Hund draußen und hat einen alten Knochen geschnappt und kaputtgekaut. Ist ja nicht klar von was für einem Tier. Und dann im Hals steckengeblieben!

„Das Bier – hat – ähm… Ist mit Umdrehung.“

„Und dann haben wir – wie früher – noch den Pansen gekocht um den wieder runterzukriegen, der war ja völlig verausgabt! Aber nur manchmal, wegen den Nachbarn. Die sind da immer so – empfindlich!“

Sie gibt das Geld heraus.

„Pedantisch sagt man da! Das Bier hier hat jedenfalls Alkohol!“

„Was hast nicht geschafft?“

Die Frau knallt die Kasse zu und holt die Zigaretten aus der Tasche – wobei der Nagel sich spaltet. Sie merkt es nicht.

„Das Bier hat jedenfalls Umdrehungen und dazu noch Alkohol!“

Entweder fehlt mir eine frühere Info für das Kopfbilderrätsel oder ich bin kaputt, jedenfalls verstehe ich nur :station:. :smile:

Das hier ist mir zu sophisticated. Wenn ich Dialoge schreibe, schreibe ich sie mir vom Leben ab. Aber einen Dialog, der am jeweils anderen vorbeigeht, den breche ich (in der Wirklichkeit) schnell ab, dann kommt es gar nicht zu solch einem Wortwechsel. Ein echter Dialog ist es gar nicht, denn dazu gehört nicht nur das Sprechen, sondern auch das Zuhören. Und Letzteres fehlt hier an einigen Stellen, so kommt es mir vor. Das mag vielleicht aus der Schule des Schreibens kommen, aus der Schule des Lebens eher nicht. Nicht aus dem, was ich auf der Schule des Lebens gelernt habe.

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ok danke für die Rückmeldung

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Das finde ich zwar nicht, denn jede Menge Menschen in meinem Umfeld hören am liebsten nur sich selbst zu oder eben gar nicht. Was mich zusehends wurmt, aber nun ja.

Dennoch: Dein Dialog @chas lässt mich vollkommen ratlos zurück.

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hey dann übe ich weiter:-)

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geht ja nur so! Deshalb habe mich bewusst entschieden, Übungen reinzustellen.

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Viel Spaß dabei! Gibt es eine bestimmte Aufgabenstellung? Wenn zwei Personen vollkommen aneinander vorbeireden und das die Aufgabe ist, daraus einen interessanten Dialog zu machen, dann finde ich das überhaupt nicht schlecht.
Es müsste jedoch irgendwie eine Pointe am Schluss geben, dahingehend, dass die beiden eigentlich doch von derselben Sache reden.

Ich habe mal mit einer Freundin „Ewigkeiten“ über das Buch „Der letzte seiner Art“ geredet, bis wir feststellten, dass ich von einem Buch mit diesem Titel von Andreas Eschbach redete und sie von der Autorin Sibylle Grimber, die ein Buch mit dem gleichen Titel geschrieben hat.

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Es ging darum, karge Dialoge zu entwerfen. also „Asthmastil“
ist nur eine Form der Vielfalt der Möglichkeiten und es ist die erste, die ich geübt habe

Das habe ich noch nie gehört.

Vielleicht wäre dieses Thema ja eine Aufgabe, das du die im „Asthmastil“ bearbeiten könntest. Dann hast du ein Beispiel aus dem echten Leben.

Hey danke, ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich so einige Übungen reinstelle. „Asthmastil“ wird das tatsächlich genannt (bei der Schule des Schreibens), aber ich möchte mich hier nicht mehr so gerne auf die Schule des Schreibens weiter beziehen. Für mich eine unschätzbare Hilfe, wie es für andere ist…Selbst herausfinden.
Auf jeden Fall eine Fülle von Übungen und nur so kommt man weiter - jeder wie er es will.

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Klar darfst du das hier einstellen. Wieso denn nicht? Wir sind doch hier schließlich im Schreibzirkel.

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Was konnte ich herauslesen:

  • eigenwilliger, bildstarker Stil mit absurden Details
  • der Alltag grotesk verfremdet
  • die Figuren distanziert, motivlos
  • der Text zerissen, mit starker Bildsprache
  • keine echten Konflikte, keine emotionale Beteiligung

in Folge dessen wenig Sog und Entwicklung.

:sweat_smile:
Ja, so kann es gehen :wink:

Hallo @chas ,
schau mal, dass du die vielen „und dann“, Dann, dann, dann, dann anders formulierst.
Schreiben zu lernen kann ein längerer Prozess sein. Das ist ganz normal.
Lieben Gruß

Der Alte wieder. Guckt mir über die Schulter. Stinkt nach Irish Moos.
„Was schreibst’n da?“
Schulterzucken. Mehr verdient er nicht.
„So halt“, sage ich.
Er guckt weiter. Liest.
„Ziemlich kurz, deine Sätze.“
Boah, der nervt!
„Ist Asthmastil“, sag ich.
„Asthmastil? Noch nie gehört, das.“
Dacht ich mir. Penner!
„Auch als Stakkato-Stil bekannt“, sag ich.
Kennt er nicht. Ja, google halt!
„Liest sich wie die Bild-Zeitung.“
Bitte! Schafft ihn weg!
„Und dann, die vielen und dann!“
Ja. Und dann?
„Holt mich nicht ab, das.“
„Ist auch kein Taxi“, gebe ich zurück.
„Du sei nicht frech, ja?“
Idiot. Sag ich nicht. Denk ich nur. Stimmt aber.
„Schreib das um“, sagt er. „Bilde richtige Sätze!“
Boah. Ich hasse Deutsch!

Edit (um nicht missverstanden zu werden): Ich schliesse mich den Kritiken der Vorposter an. Auch ein im Stakkatostil verfasster Text sollte irgendwas aussagen. Entweder durch eine Ein- oder Ausleitung oder durch den im Dialog erkennbaren Kontext der Gesprächpartner. Anderes verwirrt nur. Aber: Gute Idee. Mach ich auch oft. Erhöht das Tempo. Manchmal.

Ich stolpere über den ersten Satz. Er ist nicht nur ellenlang, sondern auch unverständlich formuliert.

Außerdem irgendwie uncharmant. So zu starten finde ich unglücklich. :wink:

Es darf schon die Realität dargestellt werden, aber da würde ich noch dran feilen.