Eine Art Weihnachtsgeschichte

Wie ich an anderer Stelle schon schrieb, arbeite ich gerade an einem Roman über Thusnelda und Arminius. Vor allem habe ich im November, während des NaNoWriMo daran geschrieben. Und nachdem der November um war, hat irgendwer in der deutschen NaNoWriMo Community die Challenge ausgerufen, eine Weihnachtsgeschichte zu unserem NaNo-Roman zu schreiben. Zu Mittwinter in Germanien fiel mir nicht wirklich etwas ein, aber dann habe ich einen Artikel über die römischen Saturnalien gelesen und hatte mein Thema: Arminius kauft auf den letzten Drücker ein Saturnaliengeschenk für seinen kleinen Bruder Flavus, was abenteuerlicher wird als zunächst geplant.

Der Text ist knapp 4000 Wörter lang, deswegen als Anhang.

Die Geschichte spielt einige Jahre bevor meine Romanhandlung einsetzt und wird somit auch mit Sicherheit nicht Teil des Romans werden. Es war mehr eine Spielerei und eine Chance für mich, die Hintergrundgeschichte von zwei meiner Protagonisten zu erforschen. Trotzdem nehme ich Kritik zu Schreibstil, Aufbau etc. natürlich gerne entgegen.

Der zerbrochene Streitwagen.pap (36 KB)

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Liebe Capella,

als bekennender Sylvestermuffel habe ich mir deine Geschichte vorgenommen, um der vertropfenden Zeit einen Sinn abzuringen.

Ich notiere mal, was mir so auffällt:

  1. S. 1 unten: Das “Hey” ist mir zu rezent, um es bei Römern der Augustuszeit durchgehen zu lassen.

  2. S. 2 oben Komma fehlt: „Gemacht!“, rief Marcus und stieß Arminius, der immer noch am Boden seine Münzen einsammelte**,** grob zur Seite, um dem Händler das Geld zu geben.

  3. S. 2 Ende erstes Viertel: “„Das ist nicht fair …”, ist mir wieder zu rezent!

  4. S. 3 zweiter Abschnitt: Sofern du meinst, die insulae und tabernae lateinisch ausschreiben zu müssen, würde ich zur Klein- und Kursivschreibung raten, das ist eigentlich der Standard, also Wörter aus anderen Sprachen in dortiger Originalschrifterscheinung und kursiv zu setzen.

  5. S. 3 letztes Viertel: "„Ich suche einen Holzschnitzer names Antonius**. W**eißt du, wo er wohnt?“, fragte er, ohne den Blick zu heben und sie anzusehen. – Ich würde es so lösen, weil der erste Satzteil eigentlich keine Frage ist.

  6. S. 3 ganz unten ‘Lupanaria’ und S. 4 oben etc.: wie bei Punkt 4.

  7. S. 4 oben: die sich im Akt der Lust bewegten. – Kein guter Ausdruck! Es gibt den Akt der Liebe …, obwohlk ich finde, andere Fügungen wären womöglich besser.

  8. S. 4, der Lucius-Dialog: Wenn du schon auf die “Euch”-Form gehen willst, dann mußt du sie großgeschrieben verwenden!

  9. S. 4 Mitte: … dass das einzige Möbelstück im Raum darstellte. – Nö! Bitte nicht.

  10. S. 4 unten: “Ich wollte nur eine Ausrede, mich nicht von diesem Fettwanst reiten zu lassen.” – Will sie jetzt den Fettwanst nicht reiten (nach Quellen aus Pompeji [und anderswo her] war das eine durchaus beliebte Stellung von röm. Puffbesuchern um die Zeitenwende); oder will sie sich nicht von ihm reiten lassen (was ich persönlich eher einen ungewöhnlichen Ausdruck nennen würde): Dann sollte es vielleicht besser heißen: “… mich nicht von diesem Fettwanst reiten lassen zu müssen.”

  11. S. 5 Ende erstes Drittel: „Zwölf?“, fragte er erschrocken. Sie zuckte mit den Schultern. – Rezente Denke! In Rom ganz normal! Lies mal Petronius … bspw. …

  12. S. 7 oben: Der Schmerz ließ bunte Lichter vor seinen Augen tanzen. – Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Ausdruck vor Erfindung der Elektrizität schon in Gebrauch war. Mir ist er der Erinnerung nach weder in antiken noch mittelalterlichen Texten je begegnet. Sicherheit habe ich in dieser causa aber nicht.

  13. S. 8 Mitte: „Ich wollte eine Streitwagen als Geschenk für meinen kleinen Bruder bei euch kaufen“, sagte Arminius. ‘Euch’ groß!

  14. S. 9 unten: Triclinium — klein und kursiv (s.o.)

  15. S. 10 erste Zeile: „Hast du dir wehgetan?“, fragte Flavus. **Er nickte. – **Vor dem rot Markierten sollte ein Zeilenumbruch erfolgen.

  16. S. 10 Mitte Text: „Schau mal! Ist das nicht** toll**? …" – Bist du sicher, daß röm. Kinder des 1. Jhd. u.Z. so sprachen? Mir ist das zu rezent! Zwei Zeilen weiter dito.

Inhaltliche und stilistische Einschätzung meinerseits: In beiden Hinsichtnahmen halte ich den Text für ziemlich banal. Könnte etwas für Kinder (um sechs, sieben Jahre herum) vorm Schlafengehen sein; allerdings nur, sofern die Puff- und Überfallszenen etwas modifiziert würden.

Viele Grüße von Palinurus

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Hi Palinurus,

danke für die Mühe, die du dir gemacht hast. Größtenteils kann ich deine Anmerkungen nachvollziehen.

Äh, ja, das ist Murks. Dass ich das das(s) falsch schreibe, passiert mir eher selten. Eigentlich bin ich da ziemlich regelfest, aber hier ist es mir offensichtlich durchgerutscht. Wahrscheinlich wegen der zwei “das” hintereinander. Und “darstellte” geht gar nicht. Keine Ahnung, was mich da geritten hat.

Die lateinischen Begriffe klein und kursiv zu setzen, ist wahrscheinlich eine gute Idee.

Mit der rezenten Sprache ist das immer so ein Ding. Ich versuche, Ausdrücke zu vermeiden, die es damals definitiv noch nicht gegeben haben kann (“ok” z.B. habe ich konsequent gemieden), aber ansonsten denke ich, Alltagssprache ist Alltagssprache. Natürlich hat ein römisches Kind des 1. Jhd. nicht “toll” gesagt. Es hat ja Latein gesprochen. Aber es wird sich eben trotzdem nicht ausgedrückt haben wie Cicero oder Ovid. Insofern reden die Leute in meinen historischen Geschichten relativ “modern”.

Mit “Euch” hast du natürlich recht. Ich schwanke da auch noch, ob ich nicht von Anfang an einfach “du” benutzen soll. Zumal Arminius, oder zumindest seine Zieheltern, im Stand höher stehen als Antonius. Da macht “Euch” eigentlich gar keinen Sinn.

Zum Alter der Prostituierten, ja, in Rom ganz normal, bei den Germanen, so wir denn Tacitus da vertrauen können, eher nicht. Germanische Frauen heirateten wohl deutlich später als römische. Insofern ergibt es Sinn, dass Arminius, der noch nicht allzu lange in Rom ist, darüber erschrocken ist. Ebenso wie die Tatsache, dass es für Priscilla etwas ganz normales ist.

Die Sache mit den bunten Lichtern hat meiner Meinung nach nichts mit Elektrizität zu tun. Das ist ja keine Metapher. Das ist einfach das, was der Sehnerv so veranstaltet, wenn der Körper schmerzbedingt in so einen Schockzustand geht. Und sowohl Farben wie auch Lichter waren den Römern bekannt.

Ist das so? Ich kenne die Regel, dass vor jedem Sprecherwechsel in der wörtlichen Rede ein Zeilenumbruch folgt. Aber zwingend auch danach? Und dann vor seiner Antwort schon wieder?

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Liebe Capella,

ich möchte nicht zu beckmesserisch sein, weshalb ‘toll’ vielleicht auch stehenbleiben kann (obwohl da Bedenken bleiben, wenn man zu ‘toll’ mal den Grimm aufschlägt, was in derlei Fällen immer eine gute Idee sein könnte***), aber ‘Hey’ halte ich für ausgeschlossen im anvisierten Zeitrahmen.

*** http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=DWB&mode=Vernetzung&hitlist=&patternlist=&lemid=GT05854#XGT05854

Zum Prostitutionskomplex: Wenn es stimmt, daß Arminius im Jahr 8 v.u.Z. als Geisel nach Rom kam, war er aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen mindestens acht und höchstens zehn Jahre alt und somit z.Z. deiner Erzählung mindestens schon fünf Jahre in Rom, vielleicht auch etwas länger. Daß er als Fünfzehnjähriger [sic] also nichts über römische Gepflogenheiten, das Erotische betreffend, gewußt habe und noch ganz auf “alte Heimat” getrimmt gewesen wäre, halte ich deswegen für denkbar unwahrscheinlich.
Ich halte mich dabei auf, weil mir schon jede Menge Bücher untergekommen sind, die sich “Historischer Roman” o.ä. nannten, aber alles andere als im angemessenen Sinn ‘historisch’ geschrieben worden sind, sondern voller Fehler waren, was die jeweiligen zeitgenössischen Verhältnisse betrifft. Natürlich gibt es Leser, denen das “voll am Arsch vorbeigeht” – mir aber nicht; und ich weiß, daß ich da nicht gänzlich allein stehe. Wer fabulieren möchte, kann das ja tun, wer aber tatsächlich einen historischen Roman o.ä. verfassen möchte, sollte sich an die damit vorgegebenen Spielregeln halten, sonst werden eben die Genregrenzen verletzt. So sehe ich das. – M.E. spricht nichts gegen begründete Spekulationen, wenn es das Quellenmaterial vom Kontext her zuläßt, aber konkretes Wissen für Spezial-Sachlagen nicht vorliegt (ist im Bereich der Geschichte oft so). Aber haltloses, “freies Assoziieren” in diesem Genre lehne ich ab. Das ist jetzt bei dir nicht so arg der Fall, aber ich wollte meine geäußerten Bedenken gern begründen, deshalb diese kurze Einlassung dazu …

Ich würde auf das ‘Euch’ in deiner Geschichte sogar ganz verzichten, weil es sehr untypisch für römische Verhältnisse ist. Anbei dessen noch eine Bemerkung zum verwendeten ‘Barbar’ am Anfang: Falls Arminius in einer “höhergestellten” röm. Familie sozialisiert wurde, worauf diverse Lebensumstände des historischen Arminius deuten, wäre der Ausdruck ‘Barbar’ unter Umständen eine veritable Beleidigung der röm. Zieheltern(-Familie) gewesen, die sich ein anderer röm. Aristokratensohn – auch bei sonstiger Konkurrenz – sicher nicht erlaubt hätte. Da die Dinge in diesem Kontext nicht sehr gut bekannt sind (die Quellenlage ist ja leider recht beschissen) und somit Raum für Spekulation lassen, ist das nicht so wild. Im Ernstfall – also wenn du den Roman in Angriff nimmst – würde ich an deiner Stelle allerdings eher Vorsicht walten lassen bei diesen Fragen als zu viel Spekulatives ins Kraut schießen zu lassen.

Das ist durchaus möglich. Ich weiß es nicht. Mir sind halt entsprechende Wendungen in der antiken und auch ma-lichen Literatur nicht geläufig. Deshalb wäre ich auch da vorsichtig, solang kein konkretes Wissen vorliegt. Denn es geht mir ja nicht um das sinnliche Erleben der “tanzenden bunten Lichter”, wenn einem die Birne malträtiert wird – ganz sicher haben das schon die Sumerer so erlebt oder gar die Neandertaler; sondern mir gings um den bezeichnenden Ausdruck. In Parallele gebracht: Die Wendung: “Mach’ mal Dampf jetzt, öhhh!” ist gewiß nicht ohne die Erfindung der Dampfmaschine vorstellbar, obgleich es sicher auch schon Jahrhunderte und Jahrtausende vorher (Einzel-)Situationen gegeben haben mag, wo sie gepaßt hätte. Etwa beim Befeuern röm Bäder … oder so …

In Dialogsituationen erfolgt Zeilenumbruch immer, wenn eines Dialogagenten Part vorbei ist. Sofern sich also im hiesigen Fall ‘Er nickte’ nicht auf Flavius bezieht (wovon ich füglich ausgehe), gehört da ein ZUmbr hin. Danach, also wenn wieder A spricht, brauchst du keinen zu machen. Erst wenn es erneut eine Reaktion von F gibt.

Gruß von Palinurus

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Hallo Capella,

danke für die Geschichte! Ich habe sie gerne gelesen. Als Hintergrundinfo zu Deinen Charakteren finde ich sie schön, und auch als alleinstehende Geschichte funktioniert sie in meinen Augen. Du nimmst mich mit ins historische Rom, mir gefällt das Setting. Die Charaktere bleiben in meinen Augen zwar relativ blaß, es sind aber auch recht viele auf vergleichsweise wenigen Seiten. Und da ich normalerweise keine historischen Romane lese, ist für mich natürlich das Setting sehr viel ungewöhnlicher, als es “normale” Charaktere sein können, und um solche scheint es sich mir hier zu handeln.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen (wer die Geschichte noch nicht gelesen hat: Es sind Spoiler in meinen Anmerkungen enthalten):

  • Entweder ich habe es überlesen, oder das Wetter wird nirgendwo erwähnt. Allerdings steht Priscilla in einem Kleid draußen, und Rom habe ich auch im Winter mit einer zumindest nicht unangenehmen Kälte verbunden, eine kurze Recherche ergibt irgendwas zwischen 7 und 14 Grad im Dezember. Dann plötzlich ist Arminius aber “ganz durchgefroren”, als er zu Hause ankommt. Das kam für mich unerwartet und paßt nicht.

  • Die Priscilla-Szene hat mich nicht rausgehauen, erscheint mir aber überflüssig: Sie bringt die Handlung der Geschichte nicht voran. Man erfährt etwas mehr Hintergrund über Arminius, aber den könntest Du, wenn Du möchtest, sicher auch woanders unterbringen. Ich würde überlegen, ob ich die Szene rauslasse.

  • Das Ende mit der Tatsache, daß Flavius sich trotz des identischen Streitwagens über Arminius’ Geschenk freut und warum (schöne Idee mit dem abgebrochenen Ohr!), kam mir zu plötzlich. Du erzählst 9,5 Seiten lang von den Hindernissen, das Geschenk zu bekommen, und dann hast Du auf Seite 10 innerhalb einer halben Seite erst die Enttäuschung, daß die Eltern ihm das ganze Set geschenkt haben und die Erleichterung, daß sein Geschenk trotzdem schön ist. Das ist mir zu eng aufeinander.

  • A propos “Set”: Du schreibst von einem “Würfelset”. Der Begriff “Set” scheint mir zum alten Rom nicht zu passen.

  • Es sind sehr viele mit “und” verbundene Hauptsätze in Deinem Text, besonders zum Beispiel in dieser Passage:
    Er drehte sich um **und **sah aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Instinktiv duckte er sich **und **der Keulenschlag, der wohl seinem Hinterkopf gegolten hatte, streifte ihn nur an der Schläfe. Trotzdem brachte die Wucht des Schlages ihn aus dem Gleichgewicht **und **er fiel auf die Knie.
    „Schnapp ihn dir“, rief eine Stimme. Starke Arme packten Arminius **und **zogen ihn weiter in die dunkle Gasse hinein. Er versuchte, sich loszureißen **und **auf die Füße zu kommen, doch ein Stiefel traf ihn in die Rippen **und **er sackte mit einem Schmerzensschrei zurück auf die Knie.
    „Was wollt ihr von mir?“, fragte Arminius **und **hasste sich dafür, wie dünn und zittrig seine Stimme klang.

Einige dieser unds könntest Du sicher ersetzen, zum Beispiel so, was auch das Tempo der Action-Szene erhöhen würde, finde ich:
Er drehte sich um. Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung. Instinktiv duckte er sich. Der Keulenschlag, der wohl seinem Hinterkopf gegolten hatte, streifte ihn nur an der Schläfe. Trotzdem brachte die Wucht des Schlages ihn aus dem Gleichgewicht. Er fiel auf die Knie.
„Schnapp ihn dir“, rief eine Stimme. Starke Arme packten Arminius und zogen ihn weiter in die dunkle Gasse hinein. Er versuchte, sich loszureißen und auf die Füße zu kommen, doch ein Stiefel traf ihn in die Rippen. Mit einem Schmerzensschrei sackte zurück auf die Knie.
„Was wollt ihr von mir?“, fragte Arminius. Er hasste sich dafür, wie dünn und zittrig seine Stimme klang.
Hier habe ich bis auf eins alle unds entfernt. Das Inquit “fragte” finde ich außerdem zu normal für die Situation. Der Junge wird überfallen! Mit einem Knüppel! Ich frage nach dem Weg, aber nicht meine Räuber, was sie von mir wollen. Vielleicht etwas wie “stammelte”, “brachte er hervor” oder so etwas? Bei “sich loszureißen und auf die Füße zu kommen” würde ich mich auf eines der beiden beschränken; sie sind mir inhaltlich zu ähnlich.

  • Arminius wird als Junge beschrieben (auf dem Markt begegnet ihm jedenfalls “der andere Junge”); Priscilla mit nur einem Jahr Altersunterschied aber als junge Frau. Wenn das Absicht ist, würde ich es weiter ausarbeiten, sonst ändern.

Viele Grüße
Buchling

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Liebe Buchling,

das ist mir auch aufgefallen – hab’s aber nicht ausgeführt, weil ich den Eindruck hatte, schon recht viel “herumgemäkelt” zu haben. Außerdem fiel mir ein, daß es natürlich auch warme frühwinterliche Romtage gibt. – Aber letztlich hast du wohl recht: Es wäre angezeigt, das Wetter kurz zu qualifizieren …

Danke für die Erwähnung des ‘Sets’, das hatte ich übersehen.

Was den ‘Jungen’ angeht: Die antiken Vorstellungen davon, was ‘Jungs’ und ‘Mädchen’ etc. sind, weichen – genauso wie die späteren mittelalterlichen --, durchaus von den heute gebräuchlichen ab. So war es bspw. möglich, daß in Rom bereits ein Dreizehnjähriger Legionär werden konnte; im MA erfolgte für Aristokraten die sog. Schwertleite – als Initial in die* männer*bündische [sic] Welt der Ritter – mit etwa fünfzehn Jahren. Für (aus heutiger Sicht) Mädchen war Heirat mit zwölf, dreizehn Jahren (zumindest in den aristokratischen Kreisen) durchaus nicht ungewöhnlich.

Von daher würde der Ausdruck ‘Junge’ wohl besser zu streichen und ersetzen sein.

Viele Grüße von Palinurus

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Hallo Palinurus,

Ich habe ziemlich viel zu Spekulationen zu Arminius’ Lebenslauf recherchiert. Genaues wissen wir ja nicht. Es ist sogar fraglich, ob er überhaupt als Geisel in Rom war. Im Prinzip stützt sich das ja alles auf einen einzigen Satz bei Paterculus, der auf sehr viele verschiedene Weisen interpretiert werden kann. Der Rest ist häufig stark romantisierende Spekulation (zu der auch Historiker durchaus fähig sind). In meiner Variante der Geschichte kommt Arminius erst als vierzehnjähriger nach Rom, d.h. 4 v. Chr. (ich gehe von einer Geburt 18 v. Chr. aus). Im Gegensatz zu Flavus, der bei mir deutlich jünger ist als sein Bruder, hatte Arminius seine prägenden Jahre somit bei den Cheruskern. Das ist für meinen Roman wichtig, weil es erklärt, warum Arminius sich trotz einer erfolgreichen römischen Karriere gegen die Römer stellt, Flavus aber nicht.

Ich habe selber Geschichte studiert. Das ist zwar schon eine ganze Weile her, und weil es ein Lehramtsstudium war, war es auch eher ein rasanter Überblick über alle Geschichtsepochen und ich bin somit keine spezialisierte Althistorikerin, aber Quellentreue ist mir schon ziemlich wichtig. Insofern habe ich bei der Planung des Romans schon genau darauf geachtet, dass sich alle Lebensdaten und Handlungsstränge mit den Quellen vereinbaren lassen. Um eine kohärente und interessante Geschichte erzählen zu können und glaubhafte, zueinander passende Bilder der Figuren zeichnen zu können, habe ich mich dabei manchmal etwas kontroversen Interpretationen der Quellen angeschlossen und mir natürlich außerdem erlaubt, Dinge dazu zu erfinden, die in den Quellen nicht vorkommen (sonst wäre es ein sehr kurzes Buch), aber alle aus den Quellen tatsächlich bekannten Personen sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das war mir wichtig.

Hallo Buchling,

danke für dein Feedback. Mit der Anregung mit dem Wetter hast du auf jeden Fall Recht. Es mag Dezembertage in Rom geben, die warm genug sind, um barfuß und mit einem dünnen Kleid auf der Straße herumzustehen, aber dann bedarf das auf jeden Fall einer Erwähnung. Oder das arme Mädchen ist einfach viel zu dünn angezogen, in welchem Fall sie wohl zumindest Gänsehaut und blaue Lippen haben dürfte.

Die Priscilla-Szene … ja, die wäre wahrscheinlich ein Fall für “kill your darlings”. Wenn jetzt ein Lektor käme und sagen würde: du musst 1000 Wörter streichen, wäre das der Ansatzpunkt. Wirklich nötig ist die nicht, aber sie war die Szene, die bei den Testleserinnen im NaNoWriMo-Forum am besten ankam. Außerdem trägt sie meiner Meinung nach schon etwas zur Gesamtgeschichte bei. Verführung und Ablenkung ist eben eines der “Hindernisse”, die Arminius auf seiner kleinen Heldenreise überwinden muss. Darum darf sie erst einmal bleiben.

Das plötzliche Ende. Ja, da hast du vielleicht recht. Das schaue ich mir noch einmal genauer an. Vielleicht fällt mir da noch eine Kleinigkeit ein, um das weniger abrupt zu machen. Arminius und Flavus spielen erst mit den vorhandenen Streitwagen, bevor Arminius mit seinem “unperfekten” Streitwagen herausrückt oder so etwas.

Würfelset … ja, da fällt mir wahrscheinlich noch etwas besseres ein. Ein Satz Würfel zum Beispiel. Oder einfach Würfelspiel.

Danke für den Hinweis mit den “und” Sätzen. Das war mir noch nicht aufgefallen, da scheine ich tatsächlich eine heimliche Vorliebe für zu haben. Ich werde das weiter beobachten und mir da in Zukunft genauer auf die Finger schauen. (Genau für solche Marotten finde ich Feedback unglaublich wichtig, übrigens. Da ist man selber total betriebsblind. Die Stilanalyse in Papyrus hat mir schon gezeigt, dass ich auch sehr gerne Nebensätze mit “als” verknüpfe, was jetzt an und für sich nichts schlechtes ist, wie ich finde, aber man kann es eben auch übertreiben.)

Was das “fragte” angeht, da scheiden sich ja gewöhnlich die Geister, ob es jetzt besser ist, sich hauptsächlich an “sagte” und “fragte” zu halten, oder ob man da die kreative Verbkiste aufmacht. Scheint schon fast so etwas wie eine religiöse Frage des kreativen Schreibens zu sein. Ich versuche eigentlich gerade, das Keuchen, Raunen, Murmeln und Stammeln in meinen Texten zu reduzieren. Vielleicht kann das Inquit hier aber auch komplett wegfallen.

“Was wollt ihr von mir?” Arminius hasste sich dafür, wie dünn und zittrig seine Stimme klang.

Ob Arminius nun ein Junge oder ein junger Mann ist? Er steht eigentlich so gerade dazwischen. Fest steht, dass Pricilla schon sexuell aktiv ist (very much so) und sie das eben aus Arminius Blickwinkel zur Frau macht, er selber aber eben gerade noch nicht (also, vielleicht nachts unter der Bettdecke). Um den Gegensatz ging es mir eigentlich. Andererseits wurden Jungen im alten Rom mit 14 Jahren erwachsen (d.h. sie legten die Bulla ab und trugen die Kleidung eines Erwachsenen, so eine Art römische “Jugendweihe” ). Das würde wiederum eher für “jungen Mann” sprechen.

Liebe Grüße,
Capella

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Ich kann nicht anders. Ich armer Tor. Da es ja nur ein Gebiet gibt, auf dem ich mich getrost als Fachmann bezeichnen darf, beschränke ich mich darauf.
*Arminius konnte die Rundungen ihrer Brüste …sehen. ***Konnte **er sie nur sehen und sah nicht hin? Oder sah er sie und **hat **sie demnach gesehen? Ich weiß, dass sehen können eine geläufige Wendung ist, gut ist deswegen nicht und einen besseren Sinn ergibt sie auch nicht. Und Rundung? Ist zwar auch geläufig im Zusammenhang mit Brüsten, aber die Wendung ist genauso hohl wie nichtssagend. Arminius sah gebannt auf ihre Kleinmädchenbrüste, Sabber drohte ihm aus dem Mundwinkel zu laufen. Was weiß ich, irgendwas, was eine Zäsur bringt, aber nicht langweilige Rundungen von Brüsten. Eckige Brüste haben sowieso nur zierliche Frauen mit Silikon, die nicht einmal genug Brust(fett)gewebe besaßen, um es zwischen Haut und Implantat zu plazieren. Also sind runde Brüste strenggenommen ein Pleonasmus, wie weißer Schimmel und Baumallee.

Im dämmrigen Licht der Öllampen sah Arminius ineinander verschlungene Körper, die sich im Akt der Lust bewegten.
Hoppla! Jetzt wirds ernst. Verstehe ich das richtig, er kommt in das Etablissement und sieht **instantan *kopulierende Paare? Ja, ist er denn im Swingerclub gelandet, oder war das damals in Rom Sitte, dass man sich zum Liebesspiel mit einer Hure nicht ins Private zurückziehen durfte, konnte, wollte? Scheint mir weit hergeholt. Zwar nicht völlig ausgeschlossen, aber wenn ich in ein Hurenhaus, ein Bordell, einen Puff gehe, dann sehe ich niemals irgendwelche Paare beim Liebesspiel. Ich sehe nicht einmal Huren und ihre Freier. Ich sehe vielleicht eine Bar, an der ich meiner Auserwählten überteuerten Sekt bezahlen kann. Wenn das in Rom anders war, würde mich das interessieren.
*
Ein fetter Mann mit Halbglatze …

Nun, ich muss sagen, hier lehnt sich der auktoriale Erzähler mit seiner Wertung weit aus dem Fenster. **Dick **wäre beschreibend. Langweilig zwar aber nicht wertend. **Fett **hingegend ist despektierlich und bleibt den Gedanken der Handelnden vorbehalten! Darf gerne im Dialog erscheinen. Aber im Erzähltext?

»Du hast noch nie bei einer Frau gelegen, hm?«
Das ist mein eigentlicher Aufhänger. Bei jemandem liegen ist urdeutsch, verhüllend, euphemistisch und soll vage ausdrücken, dass vielleicht Sex gemeint ist. Aber an dieser Stelle sagt es mehr über die Autorin aus, als über das Römische Reich. In Rom hätten man jemanden scheel angesehen, wäre er mit einer vergleichbraen Wendung gekommen. Ich weiß es nicht, aber es gibt sicher jemanden, der es weiß. So hat vielleicht ein römischer Chronist geschrieben, wenn das Thema unvermeidlich war. Aber eine römische Hure, die mit zwölf ihre ersten Freier hatte? Das waren die Illusionen mit sechzehn sicher dahin. Dass sie überhaupt so alt wurde, ist ein Wunder, sie wird sicher schon ein halbes Dutzend Mal bei einer Engelmacherin gewesen sein.
So kann man getrost annehmen, dass ihr Vokabular deutlich über bei einer Frau gelegen hinausging. Das belegen vor allem die Quellen aus Pompeji. Tausende versaute Inschriften legen ein beredtes Zeugnis davon ab, wie man in den Niederungen der Römischen Gesellschaft über Sex und alles damit Zusammenhängede gesprochen hat.

Du schreibst weiterhin kleine aber feste Brüste. Die Wendung ist ebenso langweilig und nichtssagend wie frauenfeindlich. Und anmaßend den männlichen Wünschen gegenüber. Du zementierst damit ein Wunschkörperbild, was in den Köpfen der meisten **Frauen **herumspukt. Wenn schon ein kleiner Busen, dann wenigstens fest. Hauptsache fest! Nur nicht beweglich, sondern schön fest. Das ist schäbig gegenüber de meisten deiner Geschlechstgenossinen. Zumindest denen gegenüber, die keine festen Brüste habe, was die schweigende Mehrheit ist (Gott sei Dank!)
Hör um Gottes Willen damit auf, Klischees (alle Männer lieben feste Brüste) durch solch eine überflüssige Wendung zu zementieren. Männer lieben Brüste, weil sie Brüste sind. Männer, die nur kleine, feste Brüste lieben, müssen sich irgendwann umschauen. Und dann am besten reich sein, damit sie sich die kleinen, festen Brüste immer noch leisten können.

Zusammengefasst bleibt zu sagen, wenn du wegen deiner Familie, den Nachbarn und den Kollegen Bedenken hast, über Sex zu schreiben, dann lass es besser. Euphemistische Beschreibungen mit nichtssagendem Vokabular gibt es in den Groschenromanen moderner Zeit (ChickLit) schon zur Genüge. Wenn du was zu sagen hast, dann sag es! Vor allem achte darauf, was deine Handelnden sagen würden. Koppel dich ab von dem Gedanken, dass deine Leutchen im Buch genauso sprechen, wie du es machen würdest. Sich in jemanden hineinzuversetzen bedeutet auch, dass man sich überlegt, wie und mit welchem Vokabular die jeweilige Person gesprochen hat. Bei jemandem liegen verbietet sich also in jedem Fall, außer vielleicht du beschreibst einen Dialog aus den Fünfzigerjahren in Deutschland.

Sich lasziv zu rekeln ist auch so eine völlig verbrauchte Wendung in entsprechender Literatur. Unsagbar und unsäglich, bis zum Gehtnichtmehr nichtssagend und floskelhaft. Warum schreibst du nicht, was sie tut? Hast du Ansgt, dass sie ihm ein kleines Stück ihres hübschen Buschs zeigt? Oder ihre kleinen, festen Brüste? Ihre dunkelbraunen Nippel? Nur ein bisschen, während sie auf der Decke liegt und wie beiläufig ihr Gewand hochschiebt? Es gäbe tausenderlei Dinge zu sagen, zu beschreiben, die genau das aussagen, was du dort beschreiben willst. Zeig, was du zeigen willst und sag es nicht! Leg dich **selbst **aufs Bett und mach es , dann weißt du vielleicht, was du schreiben kannst.

Wenn du das nächste Mal über Sex schreiben willst, denk vorher nach. Nicht einfach das schreiben, was tausende Autoren zuvor, denen auch nichts einfiel, geschrieben haben. Sex ist immer auch Liebe. Ohne ein Fünkchen Liebe gibt es nichts, keinen Sex, keine Erotik, nur Stereotype. Sie liebt vielleicht den Gedanken, an der Seite eines römischen Jungen zu leben. Oder sie liebt die Vorstellung ihn in die Kunst der Liebe einzuführen, für ihn absolut unvergesslich zu werden. Er liebt ihren Körper, also was er sah. Ihre Anmut, vielleicht die kleinen Härchen auf den Armen, im Dekolleté, irgendwas liebt man immer. Dazu schreibst du zu wenig, um auch nur den Hauch der Stimmung in dem Zimmer erfassen zu können. Nicht umsonst sagt man, ist die Erotik mitunter das Schwerste, über das man schreiben kann. Und wobei man meistens scheitert.

Was den Rest betrifft, da schließe ich mich @Palinurus an.

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Liebe Capella,

zuerst einen herzlichen Dank, daß du einen Blick “hinter die Kulissen” deines Romanprojektes und sogar deiner personalen Instanz hier im Forum gestattet hast. Dadurch wird sicher einigen geschichtlich Interessierten hier das Ganze recht luzid. Mir geht es jedenfalls so.

Wir beide sind uns auch vollkommen einig darin, daß die Quellenlage – Arminius betreffend – jämmerlich dünn ist und somit Spekulationen (wie schon seit Jahrhunderten) über ihn Tür und Tor geöffnet werden.

Ich möchte dich mit meiner folgenden Einlassung nicht irritieren in deinem Plan, denn mir scheint nach den Erläuterungen: du hast einen; was ich sehr gut finde und da er mir zudem in sich plausibel vorkommt, könnte ich einfach aufhören und dir viel Erfolg wünschen.

Das tue ich aber nicht, sondern möchte dir ein bestimmtes Detail zum Bedenken anheimstellen; nicht, damit du es unbedingt übernimmst, sondern nur von der Frage geleitet, ob du die Quellinterpretationen so weit durchforstet hast, daß dir bekannt ist, wie die rezente Forschung zum Geburtsjahr des Arminius steht.
Mein Eindruck ist folgender in dieser Sache: Entgegen früheren Interpretationen scheint mir heute die Tendenz ablesbar, daß A wohl zwischen 17 und 16 v.u.Z. zur Welt kam, während die alte Rückrechnung nach den Tacitusangaben (Todesjahr 19 u.Z. minus 37) wohl eher als unzuverlässig eingeschätzt wird, weil man heutzutage dem guten alten Tacitus unterstellt, er habe motivgeschichtlicher Gründe wegen Arminius’ Todesjahr mit jenem Germanicus’ parallelisiert, der bekanntlich 19 u.Z. verstarb.

Ziemlich dezidiert werden die Gründe für diesen Vorschlag (inklusive entsprechender Tacituskritik) in dieser Diss dargelegt:

https://www.worldcat.org/title/romisch-germanische-krieg-9-16n-chr/oclc/469781333?referer=di&ht=edition

Für eine kurze Zusammenfassung kannst du dazu dieses Web-Dokument konsultieren (es ist eigentlich ganz instruktiv; der Site-Titel sollte dich mithin nicht abschrecken :D):

http://www.adel-genealogie.de/Arminius.html

Nimmt man die m.E. sehr berechtigten Einwände des DissVerfassers ernst – und in der Forschung wird das getan, neuerdings wird kaum noch von einem früheren Geburtsjahr als 17, meist sogar 16 ausgegangen (ganz abgesehen davon, daß auch vorher schon eher 16/17 v.u.Z. im Schwange war) --, käme es schwerlich hin, daß A erst mit 14 Jahren nach Rom gekommen wäre, wobei ich weiters zu bedenken geben möchte, daß ein Eintreffen dort erst um 4 v.u.Z. ziemlich wenig Spielraum für eine schulische und militärische Ausbildung unter röm. Ägide geblieben wäre, sofern man in Rechnung stellt, daß A’s Rang ja nicht gerade ein mäßiger war …

Das wollte ich dich einfach wissen lassen. Sofern dir das alles längst bekannt ist und du die Sache für dich bereits bewertet und entsprechend entschieden hast, sieh es bitte einfach als gegenstandslos an, liebe Capella, denn letztlich ist auch für diese Variante noch Spekulation vonnöten – halt “kreative” Auslegung der wenigen Quellnachrichten – und mithin keine Gewißheit gewährleistet. Mir persönlich kommt halt diese Auslegung plausibler vor, aber das möchte ich dir nicht aufdrängen, sondern nur zum (Mit-)Bedenken anheimstellen.

Viele Grüße von Palinurus

Hallo @Capella ,
deine Leseprobe habe ich nicht gelesen, kann @DuaneHanson aber beipflichten, was die Erotik betrifft.

Lieber Duane,

es gibt allerdings bspw. sog. “Hängebrüste”, womit angedeutet sei, daß “runde Brüste” keineswegs ein Pleonasmus sein müssen. Und nein: Ich möchte jetzt keine Diskussion darüber führen, ob sechzehnjährigen … ähm … Mädchen solche zueigen sein könnten. :cool:

Da gebe ich dir vollkommen recht! Bei einem von mehreren Besuchen in Pompeji habe ich eines der dortigen Etablisments mal in Augenschein nehmen können und feststellen dürfen, daß die Zimmer der Damen separiert vom “Gemeinschaftsraum” waren (über der jeweiligen Tür zeigten sich Wandmalereien mit der Spezialität – stellungs- bzw. modusmäßig – seiner Bewohnerin.

Dieser Einwand ist für mich nicht nachvollziebar: Es besteht (für mich jedenfalls) ein signifikanter Unterschied zwischen ‘fett’ und ‘dick’. Individuell mögen die Übergänge fließend sein. Gleichwohl ist es für Leser jeweils aussagekräftig und damit m.A.n. legitim, statt ‘dick’ auch ‘fett’ anzuführen.

Lieber Duane: Nach meinem Verständnis und auch ein paar Kenntnissen in diesem Feld handelt es sich bei der von dir kritisierten Fügung nicht um etwas “Urdeutsches”, sondern einen seit Jahrtausenden in Gebrauch befindlichen literarischen Topos! M.E. kann man darüber streiten, ob* topoi *zu bringen immer die beste aller Lösungen ist, aber daß sie gebracht werden können, steht für mich außer Frage. Und im speziellen Kontext sieht es – röm. Verhältnisse betreffend um die Zeitenwende herum – so aus, daß die ganz “gemeinen” Huren die Gassen bevölkerten und sich in dunklen, verpissten Ecken oder stinkenden Verschlägen von ihrer Kundschaft penetrieren ließen, derweil “Etablissements” schon einen gewissen Standard repräsentierten, bei dem nicht nur blankes Gassenniveau die … ähm … Flötentöne vorgab.

Ehrlich gesagt: Ich hätte als Autor (wie du wohl auch) nicht diesen Ausdruck gewählt, wenn mir ein solches Mädchen wie in Capellas Geschichte als potentielle Beischläferin vor Augen gestanden wäre. Doch unmöglich ist’s nach meinem Dafürhalten nicht, daß sie sich so ausgedrückt hätte.

Das hast du wunderschön auf den Punkt gebracht und ich mag gern dabei zustimmen! – Abgesehen vom ersten Satz, bezogen auf Sex, ja, sogar Erotik. Dazu bedarf es m.E. nicht der Liebe, jedenfalls nicht dessen, was gemeinhin damit assoziiert wird.

Viele Grüße von Palinurus

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Hängebrüste und Rundungen sind kein Widerspruch, wie du ihn hier andeutest! Im unteren Bereich haben auch Hängebrüste ein wundervolles Halbrund. Birnen gleich zieren sie die Gestalt einer Frau und Rundungen muss diese wahrlich nicht verstecken. Wenn dir allerdings zum Thema rund nur der perfekte Kreis einfällt und das Ovale in deinen Augen nicht mehr als rund einzustufen ist …

Hallo Capella,

tolle Weihnachtsgeschichte, hat mir sehr gut gefallen!

Hier sind meine zwei Eurocent:

**Forum vs Forum Romanum
**
In Rom ist es das Forum, so wie der Kölner Dom in Köln nur der Dom ist.

Markt vs Straßenhändler

*“Arminius beeilte sich, die Markthalle zu durchschreiten. Überall um ihn herum waren Straßenhändler schon damit beschäftigt, ihre Waren zusammen zu packen.”
*
Können denn in einer Markthalle Straßenhändler sein?

**Spielzeughändler vs Händler
**
*“Suchend ließ er seinen Blick über die Auslagen der verbleibenden Spielzeughändler schweifen.”
*
Kann mir nicht vorstellen, dass es im alten Rom explizit Spielzeughändler gab. Glaube eher, dass der ein oder andere Händler
eine Ecke auf seinem Markttisch hatte, die für Spielzeug reserviert war.

**Circus Maximus vs Circus
**
Ich würde nur einmal erwähnen, dass es sich um den Circus Maximus dreht.

**
Graffiti vs Wandschmierereien
**
Graffiti stammt aus dem Italienischen und nicht aus dem Lateinischen. Der Wort stammt aus “graffiare”, was kratzen bedeutet. Im Kontext mit Wänden / Kunst gibt es historische nur “Decorazione a Graffito”.Das ist ein in Mauer geritztes gekratztes Ornament / Bild . Im alten Rom hieß es nicht Graffiti. Es steht zudem heute in einem anderen Zusammenhang und verwirrt ein wenig, da man Graffiti nicht mit dem antiken Rom verbindet.

**Frau vs Mädchen
**
*“Vor der Tür einer Taberna stand eine junge Frau”
*
Das ist ein wenig irreführend. Man erfährt später, dass sie erst sechzehn ist. Könnte man das Mädchen
nicht so beschreiben, dass ihre unglückliche Mimik sie älter wirken lässt?

**Der Dicke vs der Fette vs der Fettwanst
**
“Ich wollte nur eine Ausrede, mich nicht von diesem Fettwanst reiten zu lassen.

Würde es allein dem Mädchen überlassen, ihn als “Fett” zu beschimpfen. Im alten Rom war
Fettleibigkeit ein Zeichen von Wohlstand. Würde ihn lieber als wohlgenährt bezeichnen und
ihn beim reden oder laufen schnaufen lassen … vielleicht halten seine kurzen dicken Finger einen
Weinkelch. Noch einen viel zu engen Ring, an dem Haut überquillt, dann ist das Bild perfekt.

Lupa und Matrona vs Hure

*„Meine Mutter war selber eine Lupa. Sie starb als ich sechs war. Die Matrona hat ihr auf dem Sterbebett versprochen, dass sie sich um mich kümmert, bis ich alt genug bin, mir mein Essen selbst zu verdienen.“
*
Ich finde, wenn schon lateinische Begriffe, dann in allen Dialogen. “Hure” kommt hier viel natürlicher rüber und den Begriff kennen wir ja auch aus historischen Filmen. “Herrin” passt auch besser als “Matrone”.

Ansonsten finde ich die Szene im Bordell genial!

**Geisel vs Sklavin
**
*„Ich wurde als Geisel nach Rom gebracht. Zusammen mit meinem Bruder.“
*
Der Begriff “Sklavin” verwirrt viel weniger und reisst einen aus den Lesefluss (Wieso als Geisel nach Rom gekommen und was wollte man mit ihr bewirken? Und wenn Geisel, dann würde ich sie lieber nach Rom “verschleppen” lassen.

Modell Circus Maximus vs Tribüne und Spina

„Vor ein paar Tagen hat ein reicher Kunde alle meine Streitwagen gekauft und ein Modell des Circus Maximus dazu.“

Im Zirkus Maximus gab es in den besten Zeiten Platz für 250.00 (manche sagen 350.000) Menschen. Selbst wenn man
den Maßstab von Circus zu Streitwagen etwas kaschiert, bleibt da ein viel zu großes Modell.
Ich würde lieber einzelne Teile nehmen. Tribüne, Teile der Spina, paar Helfer, etc.

**Verschenken vs Wegwerfen
**
*“Ich sag doch, ich hätte ihn weggeworfen”

Gute Menschen werfen kein Spielzeug weg. “Ich hätte es ohnehin verschenkt” kommt viel sympathischer rüber. *

**Antikes Rom vs Neuzeit **

*“Komm herein, du bist ja völlig durchgefroren.
“Da, leg dich hin. Ich bringe dir etwas zu essen, du musst doch völlig ausgehungert sein”
"Ein Geschenk? Toll!"

… lieber show don’t tell

Wurde schon erwähnt. Mich haben sie auch aus der Antike gerissen.

Ansonsten eine tolle Geschichte! Gratuliere & Hut ab!
Ich habe was von einem Quintus gelesen … eine der Hauptfiguren in meinem Roman heißt “Quinto” :slight_smile:

Frohes Neues

Also ich gehe jetzt einzig und allein von mir aus. Wenn ich als Teenager Spielzeug kaufen gehen würde und plötzlich in einem Puff landen würde, wäre ich sowas von verwirrt. Capella hat es wunderbar erkennen lassen, wie überfordert der Junge war.
Zudem handelt es sich um einen anständigen Jungen und gute Jungs gehen nicht in den Puff … sie stehen nachts vor Balkons und singen für ihre Angebeteten.

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Ganz plötzlich ist Arminius ja nicht durchgefroren. Es ist ein bisschen was passiert und man weiß auch nicht, wie lange er draussen gelegen hat. Sobald sich im Winter die Sonne in Rom neigt, wird’s im Winter kalt. Gerade in engen Gassen, wo die Sonnenstrahlen nicht hineinscheinen können, friert man schnell.
Wieso war die Prostituierte draussen? Für mich liest es sich so, als ob sie sich vor dem “Fettwanst” versteckte … oder sie könnte auch abgestellt worden sein, um vor der Taverne neue Kunde anzuwerben (und das geht am besten, indem man viel nackte Haut zeigt) …
vielleicht wollte sie auch einfach nur frische Luft schnappen.

@Capella** Was mir noch aufgefallen ist: **

*“Er versuchte, sich loszureißen und auf die Füße zu kommen, doch ein Stiefel traf ihn in die Rippen und er sackte mit einem Schmerzensschrei zurück auf die Knie.”

“Als er wieder zu sich kam, sah er in das Gesicht eines älteren Mannes, das vom flackernden Schein einer Laterne erhellt wurde”*

→ Im antiken Rom gab es keine Stiefel und keine Laternen. Straßen oder Gassen wurden - wenn überhaupt - mit Fackeln beleuchtet.

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Lieber Renator,

ich sehe mich (leider) gezwungen, anbei dieser Einlassung Protest anzumelden: Wenn du dir, was Stiefel angeht, bitte mal kurz die (an sich ja ziemlich jämmerliche, aber hier gut passende) Figur des Kaisers Caligula [sic] und v.a. seinen Namen vergegenwärtigst, wird dir auffallen, daß nicht sein kann, was du darüber sagst.
Interessanterweise paßt dabei sogar der historische Zusammenhang, denn der irre C. ist ja bekanntlich der Sohn von Germanicus (also dem nach Varus zweiten militärischen Gegner Arminius’); und die Überlieferung lautet ja so, daß C deshalb ‘Caligula’ genannt wurde, weil er schon als kleiner Junge in Stiefelchen, nach der Art der Legionärsstiefel verfertigt, durchs die Militärlager seines Vaters auf dessen Kriegszügen … ja, nun … eben … gestiefelt ist.

Was die Laterne angeht: Ich habe das so verstanden, daß der ältere Mann sie bei sich führt, also in der Art einer Handlampe.

Gruß von Palinurus

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Ave Palinurus,

die *Caligae *bezeichnet die verschiedenen Sandalen, die von Legionären getragen wurde. Sie mit Stiefel zu übersetzen / als Stiefel" zu bezeichnen finde ich irreführend und falsch Sie wurden u.a. auf Knöchelhöhe geschnürt und/ oder ließen die Fußzehen unbedeckt.
Die *Caligae *werden in Lateinwörterbücher in „Sandale:thumbsdown:“ übersetzt. Quelle hierfür ist mein altes Latein - Italienisch Wörterbuch und dem Übersetzer in Google (Französisch, Spanisch und Englisch). Nur Pons übersetzt sie als „Halbstiefel, bes. Soldatenstiefel“, was wiederum meine Aussage unterstützt, dass sie mit Stiefel allein, falsch bezeichnet werden.
Um den Leserswillen, hätte ich einfach Sandalen geschrieben … oder ich hätte aus dem Räuber einen ehemaligen Legionären gemacht, der mit Nieten versehenen Sohlen (seiner Legionärssandalen) auf Arminius tritt.
Vermutlich stört es mich, weil die Stiefel zu einem Konvolut an Begriffen gehört, die in einer antiken Geschichte wie Fremdkörper wirken.
Wenn vorher schon im Text Begriffe aus dem Lateinischen benutzt werden, hätte man auch Caligae statt Stiefel schreiben können.
Insgesamt fand ich aber die Szene etwas unstimmig: In den Gassen des alten Roms konnten Fenster nicht als Lichtquelle dienen. Sie waren meist erst in den oberen Stockwerken verbaut (wenn überhaupt) und wurden - vermutlich - bei Einbruch der Dunkelheit mit Holzläden verschlossen. Selbst wenn sie offen ständen, wäre Kerzenlicht oder eine Lampe nicht imstande, die Straße unter ihr zu erhellen.

Da stimme ich Dir voll zu. Habe ich falsch gelesen.

Grüße

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Lieber Renator,

ich stimme gern darin mit dir überein, daß die röm. caligae tatsächlich eher die Anmutung von Sandalen denn Stiefeln (im heutigen Sinn) haben; jedoch – ich zitiere der Einfachheit halber WikiPedia --, es heißt:

*Caligae werden häufig als eine Art [Sandale[/URL] beschrieben, bestanden allerdings im Gegensatz zur typischen Sandale nicht aus einer mit Riemen am Fuß gehaltenen Sohle, sondern aus einem den Fuß fest umschließenden, vielfach durchbrochenen Oberschuh, der zusammen mit der obersten Lage der Sohle aus einem Stück gefertigt wurde. Die Herkunft der erstmals bei Cicero belegten Bezeichnung caliga ist ungeklärt, auch wenn verschiedene Vermutungen geäußert wurden.
](‚https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Tullius_Cicero‘)
Der Punkt ist hier – technisch betrachtet – tatsächlich die Herstellung aus einem Stück und dessen Durchbrechung (die Stiefel der Offiziere waren übrigens nicht durchbrochen). Von der Praxis her leuchtet der Unterschied zur klassischen Sandale auch ein, weil die caligae ihrer Herstellung wegen wesentlich besseren Halt (und Stand [im Kampf]) verliehen als die gewöhnlichen Sandalen, was sowohl beim Marsch (sehr wichtig wegen der großen Zahl an Fußtruppen mit viel Gepäck!) und natürlich in der Schlacht – und zumal im Nahkampf – geradezu unabdingbar war.

Was die Handbücher angeht: Zur Verfügung stehen mir im Augenblick der Georges, Pons und Langenscheid, wo überall der ‚Stiefel‘ (genauer auch ‚Halbstiefel‘ und ‚Soldatenstiefel‘) zu stehen kommt, nirgends allerdings die Sandale.

Ich habe mir jetzt noch die Mühe gemacht, den Thesaurus linguae latinae zu konsultieren (im Online-Bestand findet sich caliga); und dort treffe ich eigentlich nur bei Beda Venerabilis (7. Jh. u.Z.) auf einen Sandalenverweis, den er vom Griechischen ableitet, ansonsten hauptsächlich militärisches Gerödel wie oben erwähnt, sowie noch in Gloss. subaltaris ein Sandalenverweis. Allerdings dann auch wiederum schon bei Cicero der Hinweis, daß bereitsdie griechischen Soldaten dieses Schuhwerk trugen. Also auch ThLL bringt nichts, was auf „echte Sandalen“ wiese, soweit ich sehe.

Mir scheint jedenfalls nach den Quellen einsichtig, daß caligae für den militärischen Einsatz reserviert sind. – Hoffe, das hilft jetzt etwas weiter.

Gruß von Palinurus*

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Hallo @Capella ,

ich fühle mich leider nicht ins antike Rom zurückversetzt. Das liegt zum einen an den eher neuzeitlichen Dialogen, wie ja schon @Palinurus et. al. angemerkt haben (vgl. “Das ist nicht fair!” mit einem m. E. eher passenden “Du hast keine Ehre!”), zum anderen an dem blass und austauschbar bleibenden Handlungsort. Nur mit marginalen Änderungen kann die Geschichte genauso woanders stattfinden. Ersetze Circus Maximus durchs Brandenburger Tor, die Saturnalien durch Love Parade und schon könnte die gleiche Geschichte im Berlin der Neunziger stattfinden. Das besondere Flair des antiken Roms kommt nicht rüber, die Gerüche, Geräusche, Römer und Sklaven aus aller Herren Länder, etc. Es fehlen mir diese ganzen sinnlichen Beschreibungen.

Bei dem Themenkreis Lust und Liebe ist es ähnlich. Im Grunde schimmert überall die eher verschämt-lustfeindliche Sicht der Neuzeit durch, aber nicht das alte Rom, wo Ehen in den vornehmeren Kreisen meist eher rationale Arrangements waren, um Macht und Besitz zu mehren und es gesellschaftlich üblich und akzeptabel war, sich sexuelle Befriedigung bei Prostituierten und eher noch bei Sklavinnen und Sklaven zu suchen. Eben eine völlig andere Weltsicht.

Die lateinischen Begriffe, die ohne jede Erklärung verwendet werden (vermutlich um Authentizität zu suggerieren), werden Leser, die nicht in der Materie und denen die Begriffe nicht geläufig sind, relativ schnell auf die Nerven gehen. Mal einen Begriff zu googlen ist ok, aber beim dritten Mal in vier Sätzen, wird es auch beim geduldigsten Leser leichte Aggressionen auslösen.

Als Fazit muss ich leider sagen, dass es mir für eine historische Geschichte nicht historisch genug ist, für eine Weihnachtsgeschichte (wo man schon mal über ein paar Holprigkeiten dem Zweck zuliebe hinwegsieht), ist es mir nicht “zuckrig” genug.

Just my two cents.

Viele Grüße

Ralf

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