Ich kann nicht anders. Ich armer Tor. Da es ja nur ein Gebiet gibt, auf dem ich mich getrost als Fachmann bezeichnen darf, beschränke ich mich darauf.
*Arminius konnte die Rundungen ihrer Brüste …sehen. ***Konnte **er sie nur sehen und sah nicht hin? Oder sah er sie und **hat **sie demnach gesehen? Ich weiß, dass sehen können eine geläufige Wendung ist, gut ist deswegen nicht und einen besseren Sinn ergibt sie auch nicht. Und Rundung? Ist zwar auch geläufig im Zusammenhang mit Brüsten, aber die Wendung ist genauso hohl wie nichtssagend. Arminius sah gebannt auf ihre Kleinmädchenbrüste, Sabber drohte ihm aus dem Mundwinkel zu laufen. Was weiß ich, irgendwas, was eine Zäsur bringt, aber nicht langweilige Rundungen von Brüsten. Eckige Brüste haben sowieso nur zierliche Frauen mit Silikon, die nicht einmal genug Brust(fett)gewebe besaßen, um es zwischen Haut und Implantat zu plazieren. Also sind runde Brüste strenggenommen ein Pleonasmus, wie weißer Schimmel und Baumallee.
Im dämmrigen Licht der Öllampen sah Arminius ineinander verschlungene Körper, die sich im Akt der Lust bewegten.
Hoppla! Jetzt wirds ernst. Verstehe ich das richtig, er kommt in das Etablissement und sieht **instantan *kopulierende Paare? Ja, ist er denn im Swingerclub gelandet, oder war das damals in Rom Sitte, dass man sich zum Liebesspiel mit einer Hure nicht ins Private zurückziehen durfte, konnte, wollte? Scheint mir weit hergeholt. Zwar nicht völlig ausgeschlossen, aber wenn ich in ein Hurenhaus, ein Bordell, einen Puff gehe, dann sehe ich niemals irgendwelche Paare beim Liebesspiel. Ich sehe nicht einmal Huren und ihre Freier. Ich sehe vielleicht eine Bar, an der ich meiner Auserwählten überteuerten Sekt bezahlen kann. Wenn das in Rom anders war, würde mich das interessieren.
*
Ein fetter Mann mit Halbglatze …
Nun, ich muss sagen, hier lehnt sich der auktoriale Erzähler mit seiner Wertung weit aus dem Fenster. **Dick **wäre beschreibend. Langweilig zwar aber nicht wertend. **Fett **hingegend ist despektierlich und bleibt den Gedanken der Handelnden vorbehalten! Darf gerne im Dialog erscheinen. Aber im Erzähltext?
»Du hast noch nie bei einer Frau gelegen, hm?«
Das ist mein eigentlicher Aufhänger. Bei jemandem liegen ist urdeutsch, verhüllend, euphemistisch und soll vage ausdrücken, dass vielleicht Sex gemeint ist. Aber an dieser Stelle sagt es mehr über die Autorin aus, als über das Römische Reich. In Rom hätten man jemanden scheel angesehen, wäre er mit einer vergleichbraen Wendung gekommen. Ich weiß es nicht, aber es gibt sicher jemanden, der es weiß. So hat vielleicht ein römischer Chronist geschrieben, wenn das Thema unvermeidlich war. Aber eine römische Hure, die mit zwölf ihre ersten Freier hatte? Das waren die Illusionen mit sechzehn sicher dahin. Dass sie überhaupt so alt wurde, ist ein Wunder, sie wird sicher schon ein halbes Dutzend Mal bei einer Engelmacherin gewesen sein.
So kann man getrost annehmen, dass ihr Vokabular deutlich über bei einer Frau gelegen hinausging. Das belegen vor allem die Quellen aus Pompeji. Tausende versaute Inschriften legen ein beredtes Zeugnis davon ab, wie man in den Niederungen der Römischen Gesellschaft über Sex und alles damit Zusammenhängede gesprochen hat.
Du schreibst weiterhin kleine aber feste Brüste. Die Wendung ist ebenso langweilig und nichtssagend wie frauenfeindlich. Und anmaßend den männlichen Wünschen gegenüber. Du zementierst damit ein Wunschkörperbild, was in den Köpfen der meisten **Frauen **herumspukt. Wenn schon ein kleiner Busen, dann wenigstens fest. Hauptsache fest! Nur nicht beweglich, sondern schön fest. Das ist schäbig gegenüber de meisten deiner Geschlechstgenossinen. Zumindest denen gegenüber, die keine festen Brüste habe, was die schweigende Mehrheit ist (Gott sei Dank!)
Hör um Gottes Willen damit auf, Klischees (alle Männer lieben feste Brüste) durch solch eine überflüssige Wendung zu zementieren. Männer lieben Brüste, weil sie Brüste sind. Männer, die nur kleine, feste Brüste lieben, müssen sich irgendwann umschauen. Und dann am besten reich sein, damit sie sich die kleinen, festen Brüste immer noch leisten können.
Zusammengefasst bleibt zu sagen, wenn du wegen deiner Familie, den Nachbarn und den Kollegen Bedenken hast, über Sex zu schreiben, dann lass es besser. Euphemistische Beschreibungen mit nichtssagendem Vokabular gibt es in den Groschenromanen moderner Zeit (ChickLit) schon zur Genüge. Wenn du was zu sagen hast, dann sag es! Vor allem achte darauf, was deine Handelnden sagen würden. Koppel dich ab von dem Gedanken, dass deine Leutchen im Buch genauso sprechen, wie du es machen würdest. Sich in jemanden hineinzuversetzen bedeutet auch, dass man sich überlegt, wie und mit welchem Vokabular die jeweilige Person gesprochen hat. Bei jemandem liegen verbietet sich also in jedem Fall, außer vielleicht du beschreibst einen Dialog aus den Fünfzigerjahren in Deutschland.
Sich lasziv zu rekeln ist auch so eine völlig verbrauchte Wendung in entsprechender Literatur. Unsagbar und unsäglich, bis zum Gehtnichtmehr nichtssagend und floskelhaft. Warum schreibst du nicht, was sie tut? Hast du Ansgt, dass sie ihm ein kleines Stück ihres hübschen Buschs zeigt? Oder ihre kleinen, festen Brüste? Ihre dunkelbraunen Nippel? Nur ein bisschen, während sie auf der Decke liegt und wie beiläufig ihr Gewand hochschiebt? Es gäbe tausenderlei Dinge zu sagen, zu beschreiben, die genau das aussagen, was du dort beschreiben willst. Zeig, was du zeigen willst und sag es nicht! Leg dich **selbst **aufs Bett und mach es , dann weißt du vielleicht, was du schreiben kannst.
Wenn du das nächste Mal über Sex schreiben willst, denk vorher nach. Nicht einfach das schreiben, was tausende Autoren zuvor, denen auch nichts einfiel, geschrieben haben. Sex ist immer auch Liebe. Ohne ein Fünkchen Liebe gibt es nichts, keinen Sex, keine Erotik, nur Stereotype. Sie liebt vielleicht den Gedanken, an der Seite eines römischen Jungen zu leben. Oder sie liebt die Vorstellung ihn in die Kunst der Liebe einzuführen, für ihn absolut unvergesslich zu werden. Er liebt ihren Körper, also was er sah. Ihre Anmut, vielleicht die kleinen Härchen auf den Armen, im Dekolleté, irgendwas liebt man immer. Dazu schreibst du zu wenig, um auch nur den Hauch der Stimmung in dem Zimmer erfassen zu können. Nicht umsonst sagt man, ist die Erotik mitunter das Schwerste, über das man schreiben kann. Und wobei man meistens scheitert.
Was den Rest betrifft, da schließe ich mich @Palinurus an.