Hallo.
Wie schreibt ihr ein Gespräch, indem sich zwei, drei oder vier unterhalten. Wie formatiert ihr das? Alles in einem Absatz, oder jede Frage / Antwort in einer neuen Zeile?
Hallo.
Wie schreibt ihr ein Gespräch, indem sich zwei, drei oder vier unterhalten. Wie formatiert ihr das? Alles in einem Absatz, oder jede Frage / Antwort in einer neuen Zeile?
In meinen Geschichten haben alle Protas nicht nur Redefreiheit sondern auch das Recht auf eine eigene Zeile dafür.
Jeder Wechsel bekommt einen neuen Absatz, sonst wird es unübersichtlich und mühsam zu lesen.
Eine weitere Stimme für „neuer Absatz“. Sonst wird es total unübersichtlich, finde ich.
Schnapp dir dein Lieblingsbuch und schau mal nach.
Auf jeden Fall bekommt jeder Sprecher eine neue Zeile. Handlungen oder weitergehende Schilderungen, die zum Sprecher gehören, werden dagegen nicht von seinem Dialogteil abgesetzt. Auch wenn die Sprache mit demselben Sprecher wieder einsetzt, bleibst du im Absatz.
„So kannst du das schreiben“, tippte ich in die Tastatur und stellte fest, dass ausgerechnet meine „a“ Taste mittlerweile so abgenutzt war, dass man ihre Beschriftung gar nicht mehr lesen konnte. Seufzend fügte ich in Gedanken hinzu „Und ich kann mal wieder eine neue Tastatur brauchen.“
„Jetzt lass ihn doch schreiben, wie er will!“, mischte sich mein innerer Schweinehund ein. „Er hat seinen Spaß und du deine Ruhe!“
„Ach sei still!“ Mit einem beherzten Anschlag auf das „a“ bracht ich das Biest zur Ruhe.
Zeig mal bitte ein Beispiel.
Aus einem Beitrag vom aktuellen Seitenwind (in Originalformatierung übernommen):
Eher er sich versah, stand er in einem Raum, was er als seine Bibliothek erkannte. An einem runden, grünen Tisch mitten im Raum saßen fünf Männer, uns spielten Poker. „Richard mein Lieber! Na endlich!“ Rief ein bärtiger Mann ihm freundlich zu. „Du fehlst mein Freund, ich habe leider kein Glück im Spiel heute.“ Er breitete seine Arme enttäuscht und nahm ein Schluck aus einem großen Glas. Die andere vier lächelten verlegen und nickten zustimmend. Richard blickte verdutzt in die Runde und stellte fest, dass er niemandem am Tisch kannte. „Wo ist Dorothea?“ Fragte er unsicher. „Dorothea?“ Der Bärtige runzelte die Stiern. „Meine Frau“, ergänzte Richard. „Mein lieber Freund, und ich dachte ich habe heute zu tief in die Flasche geblickt! Vor deinem Verschwinden warst du noch ein Junggeselle!“ Er lachte und Richard merkte, dass seine Lippen sich zu einem unsicheren Lächeln verzogen. „Komm, setzt sich zu uns mein Freund.“ Bat ihn der Bärtige. Und Richard folgte der Aufforderung. „Ich fühle mich nicht gut.“ Sagte er leise und der Bärtige warf ihm einen besorgten Blick zu. „Du bist ja blass! Lass mich deinen Puls fühlen.“ Ohne die Antwort von Richard abzuwarten griff er an seinem Handgelenk und drückte es leicht. Dann holte er eine goldene Taschenuhr hervor und zählte die Sekunden. Richard merkte, dass die Berührung von dem Mann ihm vertraut war. „Fit wie ein Turnschuh!“ Lachte der Bärtige und klopfte Richard kräftig auf die Schulter. Dann legte er seine Uhr auf den Tisch und Richard betrachtete diese fasziniert. Das Gold der Uhr glänzte matt auf der grünen, samtigen Oberfläche des Spieltisches, ein großes Eurozeichen prangte auf der polierten Oberfläche. „Ein schönes Stück nicht wahr?“ Fragte der Bärtige und nahm die Uhr wieder in die Hand, dann ließ er die goldene Kugel geschickt auf seinem Handgelenk pendeln. Richard folgte den Bewegungen der Uhr und merkte, dass er sich entspannte. Etwas berührte sein Fuß, er blickte nach unten und sah eine kleine, weiße Katze, die sich mit einer geschmeidigen Bewegung an sein Bein presste. „Dorothea!“ Sagte er liebevoll und streichelte das weiße Fell. „Das ist also die berühmte Dorothea“, sagte der Bärtige und Richard nickte. „Ich hoffe ihr habt in meine Abwesenheit nicht in meine Karten geblickt?“ Fragte er gespielt misstrauisch in die Runde. Die Männer verneinten es mit intensivem Kopfschütteln. Während Richard in seine Karten blickte, hob Marcus, der Bärtige, die weiße Katze auf seinen Schoß und betrachtete sie aufmerksam. Ein pinkes Halsbändchen, bestickt mit bunten Kristallen funkelte in Halblicht. Eine goldene „D“ baumelte daran. Marcus drehte den Anhänger um und präsentiert die Kehrseite. Eine „3“ war darauf eingraviert. Als Marcus die Zahl erblickte, lächelte er. „Eine drei Jungs, probiert mal eine drei!“ Richard blickte überrascht zu ihm und erschrak. Der runde Tisch war verschwunden, er saß nicht mehr in seinem gemütlichen Sessel, sondern lag auf der Couch. Marcus stand über ihn gebeugt, seine goldene Taschenuhr, baumelte an einer langen Kette über seinem Kopf. Drei Männer, in dunklen Anzügen standen in angespannten Posen und blickten zu Marcus. Der vierte Mann saß zu ihm mit dem Rücken gekehrt und tat etwas an dem Tresor. „Es klappt“,schrie er zu Marcus, und der heftete seine dunklen Augen wieder auf Richard. „Wir sitzen hier schon seit zwei Tagen fest und haben nur drei Zahlen“, murmelte einer der Männer unzufrieden. „Ruhe!“ Befahl Marcus und fing an, die Uhr zu schwingen.
(C) Ligo Sommer (bitte um Entschuldigung, aber das ist ein hervorragendes Lehrbeispiel, nachdem Schreibmöwe gefragt hat!)
Ich würde es dann so schreiben (jetzt nicht das Beispiel vom Gschitldrucker):
„Du weißt, was auf dem Spiel steht, Georg?“, fragte Igor ungeduldig und packte ihn am Kragen. Georg wurde bleich im Gesicht.
„Schon gut. Beruhige dich. Ich erledige das. Professionell. Du kennst mich doch.“
„Ja. Ich kenne dich. Nur leider hast du beim letzten Mal fast versagt. Sie zu, das du dieses Mal keine Spuren hinterlässt.“ Igor wurde zunehmend nervöser. „Dr. Szlovak wartet nicht mehr lange.“
Georg packte Igor am Handgelenk, drückte es fest zusammen.
„Igor, alter Freund. Dr. Szlovak wird heute Nacht begeistert sein. Denn ich bin der, der die Möglichkeiten für dieses Unternehmen hat.“
Mit einem Ruck riss Georg Igors Hand von seinem Kragen. Sie traf gewollt direkt auf die Nase von Igor, die sogleich anfing zu bluten.
So in etwa. Oder vielelicht doch ein anderes Format?
Auf jeden Fall ohne Leerzeilen mitten im Dialog…
Du darfst mein Beispiel gerne umformatieren.
Du musst doch nur die Leerzeilen löschen.
Ich würde es dann so schreiben (jetzt nicht das Beispiel vom Gschitldrucker):
„Du weißt, was auf dem Spiel steht, Georg?“, fragte Igor ungeduldig und packte ihn am Kragen. Georg wurde bleich im Gesicht.
„Schon gut. Beruhige dich. Ich erledige das. Professionell. Du kennst mich doch.“
„Ja. Ich kenne dich. Nur leider hast du beim letzten Mal fast versagt. Sie zu, das du dieses Mal keine Spuren hinterlässt.“ Igor wurde zunehmend nervöser. „Dr. Szlovak wartet nicht mehr lange.“
Georg packte Igor am Handgelenk, drückte es fest zusammen.
„Igor, alter Freund. Dr. Szlovak wird heute Nacht begeistert sein. Denn ich bin der, der die Möglichkeiten für dieses Unternehmen hat.“
Mit einem Ruck riss Georg Igors Hand von seinem Kragen. Sie traf gewollt direkt auf die Nase von Igor, die sogleich anfing zu bluten.
SO.
So würde ich es auch schreiben
Ok, vielen Dank für eure Beispiele und Tipps.
Ich war halt nicht sicher, obwohl ich es in einem bereits veröffentlichten Buch so geschrieben hatte. Allerdings hab ich immer Einzüge in den Sprechzeilen, ähnlich wie hier.
Marietta hörte Bernhard die Treppe herunter steigen. «Kommen sie in die Küche», rief sie.
Er fühlte sich zwar gut und frisch, aber es war ihm alles sehr peinlich. Verlegen ging er zur Küche. Sie stand dort mit dem Rücken zu ihm und hantierte auf der Arbeitsplatte. Er blieb im Türrahmen stehen.
Da bin ich», sagte er.
«Wie haben sie geschlafen?», fragte sie, ohne sich umzudrehen.
„Gut hab ich geschlafen. Hab ja schon lange nicht mehr in einem richtigen Bett gelegen.» Es duftete nach Kaffee. Wie damals zuhause, dachte Bernhard. Marietta drehte sich herum und erschrak. Der Löffel in ihrer Hand fiel zu Boden.
Dadurch erschrak auch Bernhard. Er trat einen Schritt zurück und sagte zögerlich: «Ich, ich bin es. Der, der aus dem Schuppen.» Marietta hob den Löffel auf. Dabei ließ sie ihren Blick nicht von ihm. Sie schluckte und starrte ihn an. Sie dachte, der ist gar nicht so alt, wie ich annahm.
Ohje, dachte Bernhard, ich sehe schlimm aus, in meinen verkrumpelten Klamotten. Er bezog Mariettas Erschrecken auf sein Aussehen. «Ja ich weiß, das sieht schlimm aus», sagte er verlegen. «Die Sachen hatte ich schon eine Weile im Rucksack herumgetragen, deswegen sehen die so aus."
«Nein, nein, ich meine. Ich, ich dachte unter den langen Haaren und dem Bart verbirgt sich ein alter Mann». Noch immer starrte sie ihn an. Nach einem Moment zeigte sie auf den Küchenstuhl…
Ich hab es in einem anderen Buch auch so gesehen, allerdings waren dort noch Leerzeilen nach jedem Absatz. Das sah mir aber zu zerfleddert aus, deswegen meine Frage an euch.
ach, dass ja doof. die Einzüge sieht man hier gar nicht.
Die eine Antwort auf diese Frage wird es nicht geben. Wohl, doch. Kommt drauf an
Ich denke, die Sprache ist versatil genug, um unterschiedliche Herangehensweisen zu ermöglichen. Soll der Dialog zwischen zwei oder mehr Personen wie ein Pingpong-Spiel sein? Dann Zeile um Zeile.
Ist klar, wer spricht, kannst Du auf Josef sagte, Frank erwiderte und Tom nuschelte, verzichten.
Halte den Leser nie für dümmer als Dich selbst. WEer lesen will, kann auch folgen, selbst wenn Du die Formatierung eines Dialogs anders anlegst als andere. Cormac McCarthy benutze ebensowenig Anführungszeichen, wie Jose Saramago.
Willst Du zB die Gleichzeitigkeit oder Dringlichkeit eines Gesprächs klarer machen, können die Textzeilen direkt aufeinander folgen. Dann brauchst nicht einmal mehr schreiben, dieser keuchte und jener hechelte und die da drüben schrie.
Experimentieren macht Spaß
Probier einfach unterschiedliche Herangehensweisen - und keine Sorge, es wird schon nicht die Literaturpolizei vorbeikommen und Dich zum ernsthaften Verhör mitnehmen.
lg/Peter
Ich fühle mich geschmeichelt, dass du mich für klug genug hieltest, zu wissen, was versatil bedeutet. Musste nachschlagen.
Das ist die allgemeingültige Regel, mit der macht man nichts falsch.
Ich schau dann immer, wie gut es sich liest und dass es übersichtlich genug ist; manchmal macht sich ein zusätzlicher Absatz einfach besser. Muss man halt von Fall zu Fall entscheiden.
Das Beispiel hier von @Gschichtldrucker zeigt sehr schön, wie wichtig Formatierung ist - und wie man seine Leser gründlich ver- und abschreckt. Bei dem Text bin ich nicht über 6 Zeilen hinausgekommen.
Jeder Teilnehmer eines Gesprächs beginnt seine wörtliche Rede in einer neuen Zeile, sonst wird es unübersichtlich.
Gedanken und innere Monologe werden ohne Anführungszeichen geschrieben, damit man sie von der wörtlichen Rede unterscheiden kann. (Was soll ich nur machen?, grübelte er. „Ich hab’s!“, rief er plötzlich aus.)