Othello,
Zunächst liegt wohl ein Missverständnis vor. Ich will und brauche auch kein hochgezüchtetes Sammelsurium aller DTP-Programme, um sozusagen das Beste von jedem für mich zu reservieren - im Gegenteil. Worauf ich hinaus wollte war einfach die Automatisierung von gängigen Buchformaten.
In meiner Fachbibliothek stehen ca. 2000 fachwissenschaftliche Taschenbücher, die von minimalen Größenunterschieden (die 5 gängigen Taschenbuchgrößen) abgesehen alle gleich aufgebaut sind. In ihnen steht Text, der sich in Kapitel, Unterkapitel und Absätze gliedert – alle mit einem mehr oder weniger gleichen Abstand. Sie alle haben ein Literatur- und Autorenverzeichnis sowie einen Sachindex.
Wenn ich in Buchhandlungen gehe und mir die Fachliteratur ansehe, so ist es das gleiche Bild. In meinen Fachgebieten hast du keine Bildchen, selten Diagramme und Tabellen – meist nur stinknormalen Text.
Da muss es doch möglich sein, diesem „Quasi-Standard“, denn das ist es einfach (auf die tausend anderen Buchtypen brauche ich da nicht einzugehen), innerhalb einer bestimmten fachwissenschaftlichen Literatur ein Programm anpassen zu können, das genau diesen Standard auf Knopfdruck umsetzt.
Kein Mensch würde sich beklagen, wenn dann hier und dort im Detail noch etwas verändert werden müsste. Ebenso wenig ist das meist reflexartig einsetzende Automatisierungsklagen angebracht, denn jenseits dieser Fachbuch-Automatisierung muss es ja ebenfalls möglich sein, den fertigen Buchtext mit Handarbeit an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen. Auch Automatismen lassen sich - bei Bedarf - von Hand steuern…
Beispiel:
Ich rufe die gängigen Formatvorlagen bei Word auf, z.B. „moderner Brief“. Nun schreibe ich in das bereits verlegte Geleise „moderner Brief“ meinen Brieftext. Wenn ich nun will oder Bedarf besteht, kann ich die vorgelegten Automatismen mit ganz einfachen und vom Schreiben her bekannten Mitteln verändern und das Ganze als neue Dokumentenvorlage wieder abspeichern (meist speichere ich es gleich mit Brief ab und lösch beim nächsten mal nur meinen alten Brief).
Genau so simpel stelle ich es mir mit dem genannten „Quasi-Standard“ der gängigen Taschenbücher vor, nur eben umfangreicher.
Das könnte dann schematisch (und programmtechnisch) so aussehen (laienhaft, ich weiß):
[Schmutztitel]
…
[Schmutztitel-Rückseite]
…
[Haupttitel]
…
[Impressum]
…
[Inhaltsverzeichnis]
…
[evtl. Forsetzung Inhaltsverzeichnis]
…
[Vorwort/Einleitung]
…
[Haupttext]
…
[Kapitel 1]
…
[Unterkapitel 1]
…
[Kapitel n]
…
[Unterkapitel n]
…
…
usw.
…
[evtl. Nachwort/Schlussbemerkungen]
…
[Indexierungsteil]
(automatisiert wie z.B. in den TeX-Programmen)
[Literaturverzeichnis]
…
[evtl. Autorenverzeichnis]
…
[Sachverzeichnis(se)]
…
In diese bepunkteten Freiräume braucht der Autor dann nur seinen Text zu schreiben. Fußnoten, evtl. Tabellen oder Diagramme wie bei Word als Fließtext mit einbinden, und schon steht im Prinzip das Buch.
Da und dort kann man nun, so für nötig befunden, an den Feinheiten arbeiten – keine Frage, aber das grobe Gerüst hält und sieht nach Buch aus. Mehr brauch ich nämlich nicht.
Was mir programmtechnisch vorschwebt, ist ein um diese Automatismen verbessertes TeX, wo eben die gängigen Formatierbefehle – eben weil sie gängig sind – schon vorgegeben sind und der arme Schreiber nur noch dazwischen schreiben bzw. seinen fertigen Text abschnittsweise reinkopieren muss.
So ähnlich (nur umfangreicher) wie die Eingabemaske in diesem Forum, wo ich ja auch nicht erst beispielsweise einen Hyperlink als Hyperlink formatieren muss, sondern einfach auf den Hyperlink-Icon drücke und fertig…; analog dazu könnten ja auch unterschiedliche Absatz-Icons, Kapitel- bzw. Unterkapitel-Icons, Verzeichniserstellungs-Icons usw. programmiert werden.
So stelle ich mir anwenderfreundliches Buchschreiben vor. Wer gerne Layouten will, soll layouten, aber wer lieber schreiben will, der soll auch bloß mit Schreiben zum Ziel kommen. Das ist meine Philosophie.
Ich hoffe, nun kannst du damit etwas anfangen…