Drei Kapitel eines Romanentwurfs

Hallo zusammen,

im Anhang steht der Entwurf für die drei ersten Kapitel eines in Arbeit befindlichen Romans. Dessen vorläufiger Titel lautet Name und Bedeutung. Er soll insgesamt sieben Bücher umfassen, die in je mehrere Kapitel aufgeteilt sind.
Hier - bei dieser Textprobe - handelt es sich um das II. Buch, das den Titel Abschied von Gomorrha tragen soll. Ich habe daraus die ersten drei Kapitel für meine Textprobe zur kritischen Betrachtung für Interessierte eingestellt.

AbschiedGomorrha_Vs3.pdf (1,2 MB)

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Hallo @Sibyll ,
die Textprobe ist ein Juwel. Sprachlich sehr geschliffen. Allerdings dürfte gerade deshalb der Leserkreis deutlich klein sein. Propädeutisch mag ja noch recht bekannt sein, apotropäisch dürfte schon deutlich weniger geläufig sein. Wortungetüme wie "unhintergehbar oder Konstrukte wie „blind dräuende, blasphemiedurchwirkte, blaukalt starrende Eisleere“ Konstrukte, die ich in einem akademischen Kontext hochgeistiger, philosophischer Diskurse erwarte.
Eine Mischung verschiedenster Sprachen (Deutsch, Englisch, Französchisch, Latein und Griechisch) passt gut dazu (Hebräisch und Aramäisch habe ich etwas vermisst). Abrupt werde ich herausgerissen aus dem akademischen Diskurs, als eine seitenlange Passage mit einem Zitat von Johannes Kepler und in weiterer Folgen einen Einwurf von Paul Celan.

Wie gesagt ein sprachliches Juwel. Exakter Ausdruck, prägnante Formulierung. Nicht das was ich läse, ginge es nur um pure Rekreation. Auch der leicht erotische Einschlag, wie in „Plötzlich spüre ich ihre Hand auf meiner Brust, in einer überaus zärtlichen Geste, aller Okkupationsgelüste bar.“ vermag es nicht mehr ein gesteigertes Interesse zu entfachen. Selbst wenn die erotische Szenerie allenfalls ein Nebenschauplatz in dem Text darstellt - quasi die Nebenrolle mit einem amüsanten Sideplot, vermag mich die Leseprobe nicht wesentlich zu fesseln, weil ich zwar sprachlich begeistert bin, inhaltlich aber alles vermisse, was mich fesseln könnte. Passives dahinplätschern dialektischer Glanzlichter, die einen Zustand beschreiben, dafür kaum die aktive Entwicklung eines Handlungsstranges vorantreiben. Sprachlich gibt es kaum eine Dynamik die eine Handlung darstellt.

Ich habe mich nicht in die lexikalische Analyse verbissen und auch nicht die Lesbarkeit mittels Stilanalyse bewertet. Die Leseprobe ist gut, für mein Empfinden allerdings nur einem sehr eingeschränkten Leserkreis zuträglich.

Liebe Grüsse
LonesomeWriter

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Hallo, @Sibyll,

ich befinde mich eindeutig jenseits deines Leserkreises. Ich bin schon nach der ersten Seite ausgestiegen. Mir macht solche Art von Literatur keinen Spaß. Sorry.

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Lieber @LonesomeWriter ,

ich habe mich sehr über deine kleine Rezension gefreut; und diese Phrase kommt aufrichtig daher, denn mich hat auch das kritische Moment daran im wahren Sinn dieses Wortes positiv beeindruckt! - Weil es mir natürlich nicht gelungen ist, gänzlich „cool zu bleiben“ - und folglich habe ich die Leseprobe heute morgen auf deine Einlassungen hin nochmal gründlich gelesen (wobi anzumerken ist, dass ich sie gestern ruckzuck aus dem bisherigen Gesamtcorpus selektiert und eingestellt habe, ohne erst nochmal groß darin herumzumosten; jedenfalls datiert die Niederschrift schon einige Zeit zurück - im Augenblick arbeite ich an ganz anderen Passagen in anderen Büchern des Romans) …

Das Resultat dieser Re-Lektüre heute morgen, auf deine Kritik hin, ist kurz gesagt folgendes: Ich habe allen Grund, bestimmte Passagen - tlw. auch Einzelfügungen - zu überarbeiten i.S. eines „Entschlackens“, eines Eliminierens zu „gewollter“ Formulierungen und gewisser Begrifflichkeiten, die einerseits zu elaboriert und andermal auch Redundanz zeugend daherkommen!

Ich muss gestehen, „es zu lieben“, in dieser Weise auf gewisse Obsessionen meinerseits hingewiesen zu werden: Du tust’s unprätentiös und aufrichtig, du läßt den eigenen Standpunkt ohne großes Gedöns darum zu machen subtil durchschimmern … und machst es mir dadurch nicht nur „erträglich“, sondern sogar angenehm, entsprechend an Nachbesserung zu gehen, um des Eigenen willen, darum, was nicht „perfekt ist“ dran, einfach besser zu machen.

Dafür herzlichen Dank … und genauso freilich für gespendetes Lob. Das braucht die Autorin ja auch. Jedenfalls eine meiner Couleur …

Der andere Teil dieser Veranstaltung besteht darin, auch … Widerspruch zu geben. Nicht im Affenschema eines ‚Ich-weiß-alles-besser-als-du‘; und daneben werde ich mich hüten, mein Geschreibsel inhaltlich weitergehend zu interpretieren (ich bin ästhtisch-philosophisch gesehen vom Ufer der sog. Rezeptionsästhetik, wo sich solche Äffereien der [vermeintlichen] Eigeninterpretation einer Autorin selbstredend verbieten!); nur möchte ich gern ein paar Anmerkungen dazu machen, was meine - allgemein betrachtet - Schreibintention angeht, also etwa daraufgehend, dass du sagst, ich werde mit „solcher Schreibe“ wohl schwerlich viele Leser finden …

Zum einen: Das ist mir sch…egat! Meine Wenigket schreibt erstmal allein für sich! Ich denke, nicht gänzlich unabhängig von jenem bonmot, das einmal jemand in die Welt gepustet hat, dessen Autorschaft mir gerade nicht geläufig ist und darin zu sich selbst kommt, dass es eben Schriftsteller gebe, die jene Bücher schreiben, welche sie selbst gern lesen würden, aber nicht finden … am Markt der schriftgravierten Eitelkeiten …

Und zum anderen: Die lit. Welt, das Imaginäre - vulgo: was Literatur ist -, all das figuriert m.E. keinesfalls nur unterm Label einer möglichst handlungsreichen, meist einsträngig und chronologisch sich „nach vorne schiebenden“ abenteuerlich daherkommenden Story nach Schema F (also wie sie bspw. gewisse „Ratgeber“ zu promovieren suchen, die ich als eher medioker ansehe), sondern kennt seit eh und je auch andere Paradigmata des lit. Erzählens. Und dabei nimmt - v.a. in der Moderne - das sog. Selbstreflexive - von dramatis personae wie auch das ganze Werk betreffend - eine nicht unwesentliche Stellung ein. Ich gebe zu: Das ist nicht der große Massenstoff. - Aber was juckts mich?

Will sagen: Ich habe Gründe und sehe sogar Notwendigkeit, DIESE Art Literatur zu pflegen! Daneben vertrete ich die Auffassung - dabei letztlich v.a. von Denkern wie Wittgenstein, Foucault und Derrida e.a. beeinflusst (auf der anderen Seite genauso von ähnlich geeichten Schriftsteller/inne/n) -, dass zwischen Philosophie hier und Literatur dort ein Hiat zu konstatieren ist, der, im Sinn einer PRAXIS des Guten Lebens, zu überwinden sei. Etwa Foucaults Konzept einer Ästhetik der Existenz, mit starken Widerspiegelungen z.B. auch bei der großen Iris Murdoch und bereits vorgebildet in Wittgensteins Tractatus als auch seinen PU, leiten mich dabei, was dann letztlich darauf hinausläuft, die Differenz zwischen Philosophie und Literatur zu verringern. Guckst du etwa auf der ersten Seite der TP auf das Iris-Murdoch-Zitat, kannst du davon eine Vorstellung gewinnen …

… samt des enorm kritischen Potentials daran (denke dabei etwa an den Unterschied, den sie zwischen [destruktiver] Phantasie und [konstruktiver] Imagination macht, der sich ähnlich ja auch bei Sartre findet).

Wenn du Lust hast, dich noch ein bisschen - anhand dieser Textprobe oder auch anderweitig - darüber mit mir zu unterhalten, bin ich dafür gern bereit. Ich belasse es allerdings vorerst bei dieser Andeutung, weil ich dir nicht auf die Nerven gehen möchte, wenn dich das gar nicht interessiert. Deshalb warte ich mal ab …

Ein großer Dank geht jedenfalls hiermit ab an dich. Das war äußerst konstruktiv! Ich wünsche dir einen schönen Tag!

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Liebe @Pamina22 ,

vielen Dank für deine Rückmeldung. Dass es dir „keinen Spaß macht“, so etwas wie in der Textprobe Niedergelegtes zu lesen, ist aus meiner Sicht natürlich bedauerlich, gleichwohl akzeptabel, denn ich kenne ja bei mir selbst diverse Rezeptionsaversionen - vermutlich wird es keine/n einzige/n Autor/in geben, welche/r alle möglichen Leser/innen diese Welt würde befriedigen können in deren jeweiliger Lust am Schmökern

Letztlich ist das vielleicht sogar gut: Sonst kriegten wir den Einheitsbrei - für mich ein Horrorszenrio …

Einen schömen Tag für dich!

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Hallo Sibyll,

ich habe circa 1/4 bis 1/3 deines Textes gelesen. Du nennst es Roman, ich empfand es eher so, dass die Grenzen eines Romans da weit überschritten sind. Das lag einmal an der ausführlichen Darstellung des Essays, ein andermal an den Bildern.
Das meine ich ganz neutral, so als Anmerkung. Ich empfand es als eine Art Hybrid oder Erweiterung vom Begriff Roman.

Anbei meine natürlich laienhafte Meinung darüber, was mir gefiel oder gelungen erschien und was nicht. Ob du überhaupt Kritik möchtest in der Form eines Feedbacks zur Textarbeit, weiß ich nicht, aber etwas anderes könnte ich dazu nicht sagen.

Was mir sehr gut gefallen hat, war die Mischung aus der Beziehungsgeschichte, den Gedanken zu „Blau“ und „Rot“ und Ingeborg Bachmann - dieser Sache bin ich sehr gern gefolgt! Sicherlich auch ansatzweise den anderen Konzepten und Gedanken, die dort eingeflossen sind. Auch das mit den Fotos und (beim restlichen Durchscrollen) das Bild gefiel mir sehr gut. Manchmal waren die Worte auch schön bildhaft wie beim Einstiegssatz (außer das letzte Wort leider).

LonesomeWriter bezeichnete dein Werk als Juwel. Dem stimme ich teils zu. Vielmehr erscheint es mir als ein Diamant, dessen Facetten hier und da mit Filzstiften oder Edding bemalt oder Glitzersteine draufgeklebt wurden. :face_holding_back_tears:
Das ist nur meine Ansicht, mein Empfinden. Ich hoffe, das kränkt dich nicht, denn das ist nicht meine Absicht.

Gestoßen habe ich vor allem an Folgendem:

  1. die übermäßige Verwendung von Kursivschrift und Bindestrichen
  • bestimmte Wörter stehen außer Frage, wie Werktitel oder wenn das Wort nicht in seiner Bedeutung, sondern als Wort an sich benutzt wird
  • die ständige Betonung aber von quasi allem möglichen, nutzt den Effekt der Hervorhebung ab, ähnlich wie wenn man überall Ausrufezeichen hinklatscht
  • 95% davon würde ich jedenfalls entfernen
  • damit würde das Schriftbild ruhiger und insgesamt lesbarer und ich würde bei den sehr seltenen Betonungen hinsehen (bei den vielen wiederum derzeit, ignorierte ich sie ca. ab dem 3. Mal der Verwendung)
  • gleiches gilt für die Bindestriche, muss nicht überall sein
  1. altertümliche Begriffe und Wendungen
    beispielhaft:
  • dräuende
  • anverwandte
  • dünkt
  • zu lassen vermöge
  • gewahr werden

Dadurch klingen einige Stellen geschwollen und aufgeplustert. Also ob versucht würde, dem Text dadurch einen wichtigen Anstrich zu geben: Seht her, ich habe etwas zu sagen. Braucht man aber nicht, denn entweder sagt der Text etwas oder nichts.
Meine Meinung: weg damit.

  1. Verwendung von Fremdwörtern
  • das gleiche wie bei den eben genannten Schwulstwörtern
  • da auch mal im Vergleich den eingefügten Essay betrachten, der nämlich mit wesentlich weniger daherkommt, nämlich nur dort, wo notwendig
  • ein bisschen putzig auch die Verwendung von „exekutiert“, was zwar schon nicht verkehrt ist, aber eben nicht die erste Bedeutung, die man davon kennt … eine Beziehung exekutieren … :roll_eyes: (Ja, kann man machen, aber mir dünkt, die Fremdwörtelei ist nur Bildungsposing - bitte nicht böse sein)
  • beispielhaft folgende Wörter:
    • simpliciter (was spricht bitte gegen simpel oder einfach?)
    • Aversion (verstehe ich natürlich, aber warum nicht Abneigung?)
    • sublim
    • sub specie aeternitatis (??)
    • kontingentes
    • plus natürlich weitere, auch oben bereits aufgeführte Putzigkeiten von Fremdwörtern
  • das erhöht den Schwulst- und Schwellgrad des Textes für mich ungemein

Als Gegenbeispiel möchte ich hier folgenden Satz erwähnen (und viele waren durchaus so):

Alle bis kurz vorher noch lebendigen, ja, mit (angeblich) gegenseitig bezeugter Liebe geflochtenen Bänder, waren von einem Tag auf den anderen zerschnitten, alle Kontaktmöglichkeiten radikal gecancelt oder blockiert worden, genauso, wie sie damit unsere schon gemachten Pläne hatte ins Nirvana sinken lassen.

An sich sind die Sätze auch lesbar, also der Aufbau, Haupt- und Nebensätze, passen durchaus. Vielmehr sind es die Wortwahl und die exzessive Formatierung, die mich nerven.

  1. Zu viele Infos
  • Seite 2 ist eine Stelle, an der ich schon fast aussteigen wollte
  • nenne mich Banause, aber ich kenne keines der aufgeführten Musikstück, geschweige denn der Künstler, was an sich nicht das Problem ist, aber die geballte Masse an Namen und Werke erschlägt mich - hier hättest du mit weniger Infos mehr erreicht so wie in der Darstellung der Wirkung vielleicht eines der Werke
  • ergänzt wird das noch im nächsten Absatz mit irgendwelche Gedanken zu Wittgenstein, Spinoza, Herz des Tractatus … das ist mir alles zu viel, viel zu viel
  • davon verstehe ich 0, und halte das auch nicht für Allgemeinbildung;
    damit hat es für mich keinen Wert, denn erklärt wird ja nichts, und somit würde ich die Ziegruppe auf verrentete und daher akut unter Reizarmut leidende Philosophieprofessorinnen eingrenzen
  • ein letzer Punkt hier war für mich der Essay - Frage: Muss das wirklich alles mit rein, was dort steht oder ist es nicht doch schon wieder überladen? (Ich möchte die Antwort nicht wissen, sondern es nur als Anregung dastehen lassen.)
  1. Anmerkung zu Grammatik/Rechtschreibung:
  • „als habe es mich — für sie — nie gegeben.“
    Hier müsste Konjunktiv 2 hin: „hätte“
  • Farb-kosmos - so steht das orginal bei dir; mindestens müsste Kosmos groß, bei diesem Wort wäre die Zusammensetzung „Farbkosmos“ problemlos lesbar und würde besser aussehen (und das Kursive lieber weg; ich sehe keinen Mehrwert in der exzessiven Betonung jedes 10.Wortes oder hier Wortteils)

Kurzzusammenfassung: Blumenstrauß mit 55 Arten, den ich kaum halten kann und wo sich jede Blume in den Vordergrund drängen will.

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Hallo @Gwendy

zuerst einen herzlichen Dank für diese reflektierte Rezension. Und dann gleich: Du streichelst mein … Herz mit flgd. Einlassung:

Ich habe an @LonesomeWriter ein paar Worte geschrieben - auf seine ebenfalls reflektierte und mich berührende Rez. hin -, die GENAU DAVON reden! Und du bringst es so KLAR auf den Punkt, dass es mir für Momente den Atem nahm, als ich’s las! Denn genau DAS ist natürlich die „innerste (formale) Intention“ meines Schreibens!
Im Übrigen solltest du nicht denken, dass dieses „Dagegen-Anstinken-“ und „Aufbrechen-Wollen der ‚klassischen Romanform‘“ nur meine Intention ist: Es handelt sich um ein sehr großes. viel und kontrovers diskutiertes Thema in Literatur, Philosophie und ähnlichen Phänomenbereich, natürlich gerade auch in den Literaturwissenschaften!

Ich freue mich wirklich sehr, wie scharf du das erkannt hast! Wenigstens in diesem Punkt hat meine Intention also ihr ziel getroffen. Schön!

Dass dir die Verquickung mit der m.E. tatsächlich äußerst bedenkenswerten Erzählung von I.B. gefallen hat, macht mich ebenfalls glücklich. Falls du noch weiterliest, könnte es sein, dass dir anbei dessen noch ein wenig mehr „aufgeht“, denn tatsächlich ist das eine ganz zentrale Fiber dieses II. Buches (schon allein die Titelanspielung macht’s ja eigentlich auch eklatant) …

Was gewisse „elaborierte Ausdrucksweisen“ - inkl. entsprechener Hypostasierungen - angeht, so habe ich schon bei @LonesomeWriter Dankfür den Huinweis gegeben und mach’s bei dir jetzt auch. Da stimme ich zu, wobei mir deine konkrete Aufzählung einerseits hilfreich ist, andrerseits aber natürlich nicht in jedem Punkt meine Zustimmung findet.

Was bestimmte Interpunktions- und Schrifttyp-Eigenheiten angeht, so sind die intendiert gesetzt. Darüber werde ich nicht weiters diskutieren, weil das zu obigem Grundkonzept gehört (also die „Form des Romans“ und des Erzählens in diesem „anderen Modus“ betreffend). Ich hab’s allerdings „abgespeichert“ und behalt’s im Hinterkopf - denn es mag sein, dass spätere Phasen der Bearbeitung diesem Feld dann wieder mehr Aufmerksamkeit weihen. Im Monent ist es für mich, auch aus „schreibmethodischen“ Gründen, wichtig, so vorzugehen.

Bei Fremd- und anderssprachigen Wörtern muss ich natürlich „in mich gehen“. Dahast du vollkommen recht. Poserei ist’s alerdings nicht: Denn ich lebe, arbeite und überhaupt: ich EXISTIERE in so einem Fluidum. Will sagen: Das ist meine Welt. Die kann ich nicht einfach mal so abstreifen. Wer mich persönlich kennt, weiß auch darum … - Es gibt dabei eigentlich eher selten Probleme deshalb, weil es m.A.n. eine Frage der Authentizität des gelebten Lebens ist. Und für meine realweltliches Umfeld „bringe“ ich die wohl „rüber“, sonst würde es ja nicht mit mir „umgegen“. Wer will schon dauernd mit 'ner ausgewachsenen Poserin umgehen?

Punkt 1: Darüber muss ich nachdenken. Ich meine, Gründe für ‚habe‘ zu haben. :sunglasses: Vielleicht geben noch andere ihren Senf auf diese grammatikalische Wurst …

Punkt 2: ‚kosmos‘ ist hier als Gräzismus aufzufassen. Und ich setze in solchen Fällen immer kursiv und immer Kleinschreibung. Das diktiert mir meine wiss.-phil. Ausbildung.
Gleichwohl gut, dass du’s erwähnst. Denn korrekt gehört der Term ‚kosmos‘ (der im Gr. ein viel weiteres semantisches Spektrum hat als im Dt.) so geschrieben/transcribiert: kósmos .

Einen schönen Tag für dich und liebe Grüße von Sybill

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Oh, das denke ich gar nicht, deswegen sagte ich ja, ich meine es neutral. Ich sehe das als künstlerischen Ausdruck/Projekt/Versuch des Durchbrechens (ist grad nicht das richtige Wort dabei, aber du verstehst …).

Natürlich, das entscheidest du allein, ich wollte nur zum Ausdruck bringen, wie es wirkt und welchen Effekt es hat bei MIR (Abnutzung).

Das glaube ich auch nicht, sonst würde ja nur inhaltsleeres Zeug in deinem Text stehen. Ich vermute fast, es liegt an dem, was du so liest. Das ist alle wohl sehr anspruchsvoll und voll von solchen Begriffen, teils vielleicht auch älter.

Mein Gedanke ist hier grundlegend auch gewesen, wie man das zugänglicher machen könnte. Mehr Raum zur Wirkung geben statt mit viel Wissen und Gedanken zu „erschlagen“.

Das kann ich fachlich nicht anzweifeln, ich kann nur sagen, dass mir das Wort Farbkosmos gefällt und viel besser, wenn es nur so dastehen würde, was aber offenbar dem widerspricht, was du damit meinst.

Dir auch einen schönen Tag noch!

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Wenn ich’s SO sehe, denke ich mir: @Gwendy hat wohl recht!

Huch, das fiel mir gerade noch ein: Natürlich kann deine Version auch stimmen. Wenn ich mir jetzt ganz genau überlege, welcher Konjunktiv weswegen benutzt wird …
Dann kann das Sinn machen.
Denn der Konjunktiv 2 steht ja für irreales, weswegen dann damit ausgesagt würde: So ist es aber nicht.
Und vielleicht hast du ihn deswegen gewählt, um das infrage zu stellen. Vielleicht ist es ja doch so.

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Bevor ich irgendetwas zu deinem Text sage, möchte ich von dir folgendes wissen:

Mit welcher Absicht hast du diesen Thread hier eröffnet?

Hast du dir Feedback/Kritik erhofft?
Applaus?
Oder hattest du einfach nur den Wunsch, deinen Text auf diesem Weg mit der Außenwelt zu teilen?

Keine der Optionen ist irgendwie wertend gemeint.

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Liebe Lisella,

Du fragst:

Das Erstere ist maßgebend gewesen.

Applaus: Wenn eine Autorin etwas Geschriebenes teilt: Hofft sie dann nicht auch auf Beifall? Ich fände’s unredlich, das zu verneinen.
Dabei sollte freilich richtig gewichtet werden: Ein „Klammern“ an derlei Hoffnungen würde m.E. dem Projekt eher schaden als nutzen. Denn käme keinerlei Applaus, hieße das ja mitnichten, dass keiner möglich ist … :slightly_smiling_face: - Will sagen: Niemand kann ausschließen, ganz einfach nur die falschen Rezipienten „erwischt zu haben“.

Text-Kontakt zu „den anderen“: Das ergibt sich m.A.n automatisch., sobald die ersten beiden Motive erfüllt sind.

Wunderbar, dann trifft ja alles zu :wink:

Manchmal erhoffen sich Menschen von ihrem Tun ausschließlich etwas bestimmtes und können dann mit andersartigen Reaktionen nur schwer etwas anfangen. Deshalb war es mir wichtig, das erst einmal zu erfragen.

Vorab:
Ich finde es grundsätzlich gut, wenn jemand aus der Reihe tanzt und Dinge „anders“ macht. Nur dadurch kann es Fortschritt geben.

Als Linguistin pflege ich mich außerdem sehr bewusst mit Sprache auseinandersetzen. Ich schätze eine gewählte und sich-selbst-bewusste Ausdrucksweise sehr. Sie beeinflusst den Kommunikationserfolg maßgeblich. Selbstverständlich weiß ich folglich auch die Präzision von Fachtermini oder wohlgewählten, um bei Gwendys Formulierung zu bleiben, altertümlichen Begriffen und Wendungen an der richtigen Stelle zu schätzen.

Sowohl bei deinen Beiträgen als auch bei deinem hier veröffentlichten Auszug fällt mir jedoch auf, dass die Dichte solcher Ausdrücke, wie von anderen bereits angesprochen, als sehr hoch wahrgenommen werden kann.

Nun möchte ich dir nicht sagen, dass das grundsätzlich besser oder schlechter ist.

Jedoch möchte ich dir einen Perspektivwechsel nahelegen. Hast du dich schon explizit gefragt, was du mit deinem Text erreichen möchtest? Welche Empfindungen du in deinem Leser hervorrufen und welche Überlegungen du in ihm/ihr anregen möchtest? Wen möchtest du überhaupt idealerweise ansprechen? Ausschließlich Menschen, die einen ähnlichen Bildungshintergrund haben? Oder vielleicht auch solche, deren Wortschatz möglicherweise nicht derart viele Fremdwörter beinhaltet wie der deine?

Je nachdem, wen und was du erreichen möchtest, kann es hilfreich sein, über folgendes nachzudenken:

Strotzt ein Text vor Fremdwörtern und / oder langen, komplizierten Sätzen, ist auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Aufmerksamkeit des Lesers mehr auf der Form und weniger auf dem Inhalt des Texts liegt. Das kann natürlich genau das sein, was der Autor beabsichtigt hat, ich wage das in deinem Fall aber zu bezweifeln.

Ebenfalls kann es dazu führen, dass der Leser nur noch „den Autor sieht“, weil die Erzählstimme ihm möglicherweise affektiert erscheint. Auch das lenkt vom Inhalt ab und führt im schlimmsten Fall dazu, dass der Leser dem Gelesenen gegenüber sehr voreingenommen ist. Hatte der Autor beispielsweise beabsichtigt, in seinem Text gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen und Alternativen vorzuschlagen oder zumindest philosophische Überlegungen dazu anzubringen, besteht die Möglichkeit, dass der Leser gegenüber allem, was der Autor zu kommunizieren versucht, von vornherein negativ eingestellt ist und gar nicht mehr richtig „zuhört“ - und zwar allein deshalb, weil er den Autor/die Autorin als „affektiert“ wahrnimmt. Und das ist etwas, das ich persönlich immer sehr schade finde.

Um es nochmal zusammenzufassen: Ich verstehe durchaus, weshalb du schreibst, wie du schreibst. Du hast deine Motivation ja bereits in einigen Beiträgen dargelegt. Ich glaube jedoch, dass es einen Mehrwert haben könnte, wenn du dir einmal durch den Kopf gehen lässt, welche Wirkung deine Texte auf den Leser im Idealfall haben sollen, welche sie aktuell haben und inwiefern beides miteinander übereinstimmt.

Das erstmal von mir :slight_smile:

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Liebe @Sibyll ,
es freut mich natürlich, wie dich als Autorin, als Rezensent wenn die Arbeit positiv bei dir ankommt. Beim Lesen deines Buches fühlte ich mich zurückversetzt in meine Jungend, als ich die Werke - welch schnöde Bezeichnung - eines Immanuel Kant gelesen und damals nicht so recht verstanden habe. Doch was mir damals klar wurde, ist dass man solche Diskurse nicht versteht sondern interpretiert und erst mit der Interpretation das ureigene Verständnis schafft.

@Gwendy vermag es noch weit besser zu erklären, was wie wirkt. Im Gegensatz dazu komme ich mir eher vor wie ein Metzger, der einfach mal den Text zerlegt. Auch zum Thema Schriftsatz hat ja Gwendy schon das eine oder andere gesagt. Im ersten Moment hatte ich den Eindruck, du hättest LaTeX entdeckt und mal versucht, was so geht. Wenn dem so war, Hut ab. Der Satz ist, wie auch die sprachliche Ausarbeitung, handwerklich tadellos!

Ich erfreue mich dieser Opulenz! Der Lesbarkeit ist es allerdings mitunter abträglich, weil der Leser durch die derart gesteigerte Informationsdichte schlichtweg überfordert wird. Nicht umsonst wird immer wieder darauf hingewiesen, dass mehr als 5 Schriftarten und Schriftschnitte auf einer Seite zu viel für das Auge sind und jeder Wechsel dazuführt, dass der Blick zu flattern beginnt. Es ist diese unweigerliche Suche nach dem Unterschied und dessen Bedeutung.

Liebe Grüsse
LonesomeWriter

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Mir gehts hier ähnlich wie @Pamina, so richtig kan ich mit dem Text nichts anfangen. @Gwendy hat es ganz wunderbar und ausführlich analysiert, ich kann nur hinzufügen: Auf mich wirkt es wie ein Text, der gewaltsam auf elaboriert getrimmt wurde.
Bei jedem Satz habe ich den Eindruck, der Autor hätte sich den Kopf zerbrochen, wie man es noch komplizierter, noch geschraubter ausdrücken könnte. Mir fehlt die Leichtigkeit, die Freude am Wort, die eine derartige Sprachästhetik wohl innehaben sollte. Nach zwei Seiten habe ich das Handtuch geworfen, es ist mir einfach zu schwergängig und ich komme nicht dahinter, ob mir dieser Text etwas geben will und wenn ja, was.

Gut, für jedes Stück Literatur findet sich der geeignete Adressat, ich bin es hier leider nicht.

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Liebe @Lisella Lisella,

vielen Dank für dein feedback. Ich möchte zunächst mal ausdrücklich auf folgendes eingehen:

Da stimme ich dir ausdrücklich zu! - Und ganz gewiss ist das ein wichtiger Punkt bzgl. der evozierten Wirkung(en). Mir ist das an dem Beitrag von @Yoro klar geworden. Ein bisschen erweckt er ja den Eindruck, ein „Autorinnen-Psychogramm“ erstellen zu wollen. Anders, in deinem Sinn, ausgedrückt: Es mag sein, dass bestimmte Schreibstile den Fokus bestimmter - sicher kaum aller - Leser/innen eher auf den/die Autor/in lenken als auf das Geschriebene.

WENN das gelegentlich so ist, sollte freilich m.E. mitbedacht werden, ob dann A (für Autor/in) allein dafür „verantwortlich“ ist oder nicht auch Ls (für Leser/in) Einstellung zu gewissen FORMEN oder auch Inhalten des lit. Erzählens. - Ich möchte das jetzt gar nicht weiter vertiefen, sondern lediglich darauf hinweisen. Der Punkt ist: Im bisherigen Thread gab es zwei Totalablehnungen. Eine ging ganz klar auf den TEXT. Die zweite ging allerdings weniger darauf, sondern vielmehr auf (vermentliche) A-INTENTIONEN ein …
Aus meiner Sicht, dazu habe ich hier im Thread und auch in den letzten Tagen schon andernorts in diesem Forum bereits hingewiesen, ist das nicht belanglos, weil ja dabei eine mindestens „unbewusste“, wenn nicht gar manifeste Ansicht mitschwingt, die sowohl literaturtheoretisch als auch semiotisch/philosophisch höchst fragwürdig ist: Und zwar die, ob es denn überhaupt angemessen bzw. gar zulässig ist, einem A vom jeweiligen L-Standpunkt her überhaupt mal eben so eine Intention zuschreiben zu dürfen. Als Sprachwiss. wirst du sicher darüber im Bilde sein, dass dies höchst umstritten ist, wobei es mir persönlich weniger um Extrempositionen-Streit wie bspw. in der berühmt-berüchtigen Searle-Derrida-Debatte zu diesem Thema geht, sondern eher darum, dass es dabei SEHR NAIVE Positionen von damit nicht oder nur marginal vertrauten Menschen gibt, Also die tatsächlich GLAUBEN, selbst wenn A bestimmte Intentionen zuschreibbar seien (also „vom Prinzip her“), wäre L in der Lage, sie sicher identifizieren zu können …

Dass dies allerdings (in solch naiver Selbstsicherheit gepflegt) Quatsch ist, liegt bereits semiotisch auf der Hand, von anderem mal ganz abgesehen! Aber das brauche ich dir ja eigenlich nicht zu sagen, weil du Linguistin bist. Es wird dir folglich - in welcher theor. Ausprägung auch immer (deren gibts ja mehrere) - geläufig sein. Ich möchte außerdem auch kein großes Fass deswegen aufmachen, vielmehr nur darauf hinweisen, dass der eben kurz angerissene naive Glaube in derlei Belangen natürlich den dahinterstehenden Gesamtkomplex für mein Verständnis etwas ZU SEHR trivialisiert.

Und nein! Das ist keineswegs nur ein sprachwissenschaftlich-philosophisches Elfenbeinturm-Problem. Denn es gibt durchaus etliche Lit.-A, durch die ganze Moderne hindurch!, denen dieses gewaltige Problem nicht nur geläufig war, sondern die ihm in ihren Werken auch (auf diverse Weise; über unterschiedliche „Stile“, doch IMMER unkonventionell, nicht an Schema F angepasst, Ausdruck verliehen haben)!
Ich mache mal, nur pars pro toto, eine kleine Reihe auf: R. Walser, J. Joyce, V. Woolf, F. Kafka, W.G. Sebald, I. Bachmann, Th. Bernhardt, E. Jelinek, div. Vertreter des Noveau Roman, Chr. Ransmayr (tlw.), Peter Handke und - ziemlich aktuell - Angelika Meier, die das nicht nur in ihren Romanen (ich habe einen davon hier kürzlich ein bisschen besprochen [in: „was lest ihr gerade“]) zeigt, sondern auch 'ne monumentale Diss dazu verfasst hat, deren Titel allein schon Programm ist: Die monumentale Kleinheit des Denkens: Derrida, Wittgenstein und die Aporie in Philosophie, Literatur und Lebenspraxis

Kurz: Ganz so einfach scheint diese causa ja offenbar nicht zu sein. Und mir will scheinen, irgendwelche Psychologisierungen seien dabei eher noch weiter trivialisierend denn hilfreich. Dieses ganze Feld ist vielmehr hochkomplex, und wenn sich ein/e A u.U. entschließt, sich im Schreiben mal ein wenig dem „Fließen des Bewusstseinsstrom“ ganz intendiert zu überlassen, also dem Rauschen der Sprache (und der Zeichen) [Roland Barthes] oder anders auch Jaques Lacans (mit bezug auf die Signifikanten), so muss das nicht unbedingt Attitude sein, sondern könnte ja auch mal als genau DAS aufgefasst werden, weil es eben so ist für manche Schreiberlinge - doch sicher nicht für alle -, dass „alle meinen, zu wissen, was die Sprache ist, nur die Schriftsteller nicht“ (vgl. dazu I. Bachmanns Poetikvorlesungen) … :sunglasses:

Sartre hat ja das gleiche in seiner ausufernden Flaubert-Biographie namens Der Idiot der Familie [sic] auf den Punkt gebracht mit dem bonmot, der Schriftsteller habe ein „gestörtes Verhältnis zur Sprache“ und sei eben DESWEGEN ein underdog, wobei ihm natürlich klar war, dass damit nicht alle A erfasst werden … aber manche eben schon!

Dabei will ich es mal bewenden lassen. Nur das noch dazu: Mir ist vollkommen klar, dass meine Weinigkeit hier in diesem Forum wohl eher eine verschwindende Minorität repräsentiert mit so einer Auffassung vom Literarischen. Aber ob dann Psychologisierungen aufgebaut werden müssen, wenn deswegen mit einer gewissen Notwendigkeit z.B. ein Stil - oder auch Inhaltliches - vom mainstream abweicht, möchte ich doch eher bezweifeln. Mir scheint, so sollte es besser nicht sein. Kritik, sachlich motiviert, ist dagegen das antidoton. Das wurde hier im thread gemacht - und ich habe mich sehr darüber gefreut, weil das HILFT. Ferndiagnosen mit (pseudo-)psychologischen Spekulationen dagegen nicht … - Es fehlt die Grundlage dafür, daneben auch der Anlass. Hier ist ja kein Psycho-Laber-Forum, sondern es geht hier - jedenfalls in diesem Plattformteil - um Literatur. Und auch die (angebliche) „innere Verfassung“ der A, die darin was veröffentlichen, ist dabei folglich KEIN Gegenstand.

Jetzt noch etwas, wobei ich dir unbedingt zustimme; zwei andere Rezensenten hatten darüber ja auch schon geschrieben:

Zwar geht’s nicht nur um Fremdwörter, aber deine Stoßrichtung ist gut gewählt und trifft eine Schwäche des Textes. Zu viele elaborierte Begriffe; und auch die Syntax ist nachbesserungswürdig. Ich muss euch wirklich danken, dass da euer einhelliger Tenor Eindruck auf mich macht. Das ist eben das, was dann hinterher, wenn das Fließen des „Bewusstseinsstroms“ sein Werk getan hat, nach Erstarren der vorher glutflüssigen Lava wieder rausgemeisselt werden muss …

…geht nicht anders. Und das werde ich auch tun.

S.o., was das Thema ‚Intention‘ angeht - und genauso natürlich, was Rezeption betrifft. Ich kann und will die nicht „berechnen“, weil ich das „Spiel der Signifikanten und Signifikate“ auf seine Wirkung nur nur sehr unzureichend zu antizipieren vermag. Und letztlich geht es ja gerade auch - bei solch einem Schreiben - um die freie Fluktiation der Sinneinheiten und nicht deren dogmatisierendes Festschrauben.
Gleichwohl: Ein Stück weit kann ich etwas dazu beitragen. Und dem mehr Beachtung zu verschaffen, WIE das zu machen sei - das muss ich wohl angehen. Da stimme ich dir zu.

Ich danke dir sehr für deine Ausführungen und die damit verbundene Anregung, das eigene Schreiben zu reflektieren. Das war gut!

Einen schönen Abend für dich, liebe Lisella

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@Sibyll
Du könntest auch 2 Versionen machen … :smirk:
Und sei es als Experiment, das du keinem zeigen musst und komplett verwerfen könntest.

Liebe @Sibyll,

du entführst mich vorgestelltem Teil deines Romanentwurfes in eine Sprachwelt, in der ich (wie vermutlich die meisten anderen) nicht wirklich zu Hause bin. Ich muss mich also voran arbeiten, was Mühe und vor allem Zeit kostet (Deja-vu).

Dafür muss ich jetzt nicht wiederholen, was @LonesomeWriter, @Gwendy und @Lisella in ihren m. E. ausgesprochen gut gemachten Rezensionen vorgestellt haben.

Du legst deinen Text als PDF-Datei vor, dazu in einem doppelseitigen Format. Ich halte dieses Format zwar sehr gut dafür geeignet, druckfertige Vorlagen auszugeben, weniger geeignet jedoch, um Textarbeit speziell in meinem Workflow zu leisten. Natürlich kann ich die Vorlage selbst an eigene Vorlieben anpassen, was jedoch ein durchaus fehlerträchtiges und zeitraubendes Verfahren darstellt.
Meine Bitte wäre, längerer Dateien in Zukunft als Plain-Text-Format (gegebenenfalls zusätzlich) (z.B. *. rtf, *. docx bzw. auch *.pap) einzustellen.

Was den Text anbelangt, könnte ich ihn nicht treffender bewerten, als

(Abweichend von @LonesomeWriter würde ich allerdings nicht von einem leicht erotische Einschlag sondern vielmehr von recht heftiger Erotik sprechen).

In Sachen geschwollene Sprache, elaborierter Code, Gebrauch von Fremdworten und individuelle Rechtschreibung habe ich meinen ehemaligen Standpunkt überarbeitet und halte es jetzt für weniger angemessen, vorliegenden Text dahingehend zu kritisieren (ich). Schließlich gehört die bewusst gewählte Sprache untrennbar zum/zur Autor:in, soll alleine er/sie entscheiden, wie weit er sich von seinen Lesern entfernen mag. Ich glaube nicht, dass ich (bei aller Freundschaft und allem Interesse) bereit wäre, 7 Bücher dieser Güte zu erarbeiten.

mfg Os/<ar

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Liebe @Sibyll,
ich habe das Gefühl, du vermengst Literaturtheorie und Schreibpraxis zu einer wilden (und aus meiner Sicht schwer verdaulichen) Mischung.
Du hast natürlich insofern Recht, als dass die ewige Frage „was will der Autor uns damit sagen?“ schon immer naiv war und längst überholt ist. Allerdings geht es in diesem Forum eben nicht in erster Linie um die Rezeption, sondern um die Produktion, das Schreiben. Deshalb finde ich die Frage nach der intendierten Wirkung des Geschriebenen durchaus angemessen. Mich wundert vielmehr, dass du dieser Frage so wenig abgewinnen kannst, weil du deinen Text ja offensichtlich mit einer Menge von produktions- und rezeptionstheoretischen Erwägungen unterfütterst - anders kann ich mir die Flut der Zitate und Anspielungen im Textausschnitt und deinen Antworten hier im Forum jedenfalls nicht erklären.
Genau hier sehe ich ein Problem. Du schreibst, aus hättest du diverse Einführungen in die Literaturwissenschaft neben dir liegen - als müsstest du bei jeder Formulierung abwägen, ob du nun eher Gadamer folgst oder lieber Derrida genüge tust. Oder eben gegen ihre Ausführungen verstößt, das kommt insgesamt auf dasselbe heraus.
Das bedeutet für mich aber nicht Literatur. Du schreibst, dass es für dich wichtig ist, Sinneinheiten frei fluktuieren zu lassen - dann lass sie doch frei!
Im übrigen zeichnen sich die meisten der Autorinnen, die du nennst, durch sehr stringente Sinnverflechtungen aus, oft in Einheit mit schlichter, präziser Sprache (darfs noch ein bisschen Kafka sein?)

Bisher existieren drei (das ist bei meiner Arbeitsweise normal). Es wird mit Sicherheit noch mehr geben, bis ich zufrieden bin. Und gewiss: Aufgrund mehrerer sachlich gerechtfertigter Kritiken wird die nächste zuvörderst reduktiv motiviert ausfallen, was bestimmte stilistische Attituden betrifft.

In einem bin ich inzwischen allerdings auch inhaltlich ins Überlegen geraten. Ich erlaube mir mal, dazu gleich hier in dieser Antwort neben dir noch die anderen bisherigen Leser/innen dazu zu befragen:

Es gibt ja ein durchaus längeres Zitat aus Thomas Machos wundervollem Aufsatz zur Geschichte der - nun ja, sagen wir mal verkürzt - Wahrnehmungs- bzw. Seh-Theorien im Text.
Das hat natürlich seinen ganz eigenen Sinn in diesen drei Kapiteln (also jetzt mal INHALTLICH betrachtet), darüberhinausgehend ist dieses Thema, verschwistert mit ähnlichen, aber sogar für den ganzen Roman wichtig (am Bsp. der impliziten Kritik an gewissen rezenten „Bild-Manien“ in bestimmten Medienformen wird das ja angedeutet, daneben spielt es aber auch eine Rolle bei der Frage, was ein Ego überhaupt WIRKLICH von einem Alter Ego wahrnimmt und was womöglich … „Eigenkonstruktion“ daran ist [was absolut relevante wiss., phil. und v.a. epistemologische Fragestellungen berührt - damit aber eben auch literarisch höchst relevant ist]).

Soviel zur Vorbereitung. Und nun meine Frage an dich, an @oskar21 , @Gwendy , @LonesomeWriter und auch @Lisella sowie alle anderen, die etwas dazu sagen möchten: Würdet ihr für eine Kürzung des Zitats plädieren? Oder gar eine bloße Paraphrasierung präferieren?
Für mich ist dieser Aufsatz - neben anderen, die aber hier keine Erwähnung finden -, sehr wichtig (ich glaube, wer aufmerksam liest, merkt das auch). Der Rekurs ist also in meinem Umgang mit dem Thema wichtig. Aber „stimmt“ die Form? Findet ihr, es wird zuviel zitiert, oder weckt das euer Interesse so sehr, dass ihr eher sagt: „Nein, das ist schon richtig so, bei diesem wichtigen Punkt etwas ausführlicher zu zitieren“. Oder sollte ich den Grundgedanken Machos besser paraphrasieren?

Würde mich sehr, sehr interessieren. Ich schwanke nämlich ein wenig.

Euch allen einen schönen Abend.