Bei mir ist es so, dass ich immer viel zu viele Dinge auf einmal tun will. So viele Bücher, die ich noch lesen will, kennt Ihr das wenn die Augen größer sind als der Bauch und man sich den Teller randvoll packt und dann merkt, so viel kann ich unmöglich essen, sonst platze ich? So ist das bei mir mit den Büchern, so dass ich sowieso schon immer mehrere parallel lese (Sachbücher und Romane) und mich dann trotzdem dabei erwische, wie ich schon wieder auf Amazon nach neuen stöbere. Buchhandlungen sind sowieso ganz schlimm, da darf ich gar nicht erst reingehen, ist wie bei anderen Frauen mit Schuhen oder Handtaschen. Und dann schreibe ich ja auch noch selbst, wobei das mache ich eigentlich wirklich nebenbei und das klappt auch ganz gut. Dann sind mir aber auch noch andere Dinge wichtig, wie tgl. Sport machen usw., also ich habe wahrscheinlich wirklich Schwierigkeiten damit, Prioritäten zu setzen, man kann nicht in allem gleich gut sein. Und dann ertappe ich mich oftmals dabei, dass ich so müde bin, viel zu müde um noch lange am Stück zu lesen und dass ich einfach meine Zeit im Internet verdaddele, mal hier mal dort und DANN ärgere ich mich wirklich über mich selbst. Denn das fällt für mich persönlich wirklich unter total verschwendete Lebenszeit. Scrollen und sich von einem Mist auf den nächsten stürzen meine ich. Oder ein Youtube Video nach dem andren schauen, auch ganz ganz schlimm bei mir. Wie diszipliniert Ihr Euch? Und ich habe noch nicht einmal ein Smartphone, denn das wäre mein Ende, das weiß ich ganz genau.
Gar nicht oder hintenrum. Ich schaue mir gerne Luxusimmobilien an, die ich mir nicht leisten kann. Dabei komme ich immer wieder auf neue Ideen, die ich nie umsetze. Doch ich denke, im Unterbewusstsein bleibt das alles haften.
Schreiben - täglich. An manchen Tagen nur 1 Satz.
So banal es klingt - ich räume einfach alles beiseite, was mich sonst immer ablenkt. Früher ging mir das immer mächtig auf den Keks, wenn meine Eltern mit dieser Weisheit ankamen aber es funktioniert wirklich. Ist in deinem Fall bisschen anders, weil du keins hast, aber mein größter Schweinehund ist mein Smartphone.
Gerade diese Youtube-Marathons sind ein riesen Problem bei mir, plötzlich sind ratzfatz zwei Stunden vergangen und meine Aufmerksamkeitsspanne dümpelt den Rest des Tages um den Nullpunkt herum.
Einmal habe ich am Abend, bevor ich zwei Tage Dienstfrei hatte, das Handy ausgeschaltet und erst am Abend des letzten Tages wieder angeschaltet. So produktiv war ich schon ewig nicht mehr. ^^°
Das kann ich total nachvollziehen. Die einzige Zeit, in der ich komplett offline bin, ist wenn ich in den Urlaub fahre. Ich schreibe dann auch ganz anders weil mein Kopf viel freier ist. Aber hier in der Wohnung sagen die Pflanzen „Gieß mich“, die Wäsche sagt „Wasch mich“ und die Socken sagen „Räum uns wenigstens weg, wenn Du uns schon nicht entsorgst!“ Also, es ist praktisch immer etwas da, das einen anlächelt und getan werden will. Oder ablenkt. Wie die Bücher, die alle gleichzeit gelesen werden wollen und sich dann in meinem Kopf streiten, welches als Erstes an der Reihe ist. Aber Deinen Ansatz finde ich schon gut, in manchen Dinge übe ich mich tatsächlich inzwischen in Minimalismus, um mich besser fokussieren und konzentrieren zu können. Klappt aber leider noch nicht in allen Bereichen. Also, Deine Eltern hatten auf alle Fälle Recht!
Indirekt kann ich mich disziplinieren indem ich täglich mit dem Hund spazieren gehe, bei Wind und Wetter. Da wird der Kopf automatisch frei und neue Ideen strömen rein. Vielleicht ist es ein geeigneter Ersatz für das Prokrastinieren - du könntest ja auch ohne Hund nach draußen gehen.
Das geht?
Ich glaube, wenn ich mich zwingen würde, bei Sauwetter vor die Tür zu gehen (habe das 40 Jahre lang gemacht, weil ich eine sehr aktive Reiterin war), würde ich anschließend überhaupt nichts mehr schreiben sondern in der Badewanne Schwimmhäute bekommen.
Ganz schlimm, das kenne ich auch. Es gibt Tage, da stört mich jedes Staubkorn auf dem TV und jeder benutzte Teller, den ich noch nicht abgespült habe, die Wäschekörbe, deren Inhalt zwar gewaschen, aber unordentlich ist und das Sofa sowieso, das nach zwei Tagen wieder so aussieht, als hätte ich es noch nie gestaubsaugt
Es gibt aber auch Tage, da schaffe ich es, mich trotzdem aufs Schreiben zu konzentrieren - weil ich mir sage, dass mein Haus nicht immer aussehen muss, als würde niemand darin wohnen.
Was ich damit sagen will: wenn nichts Dringendes ansteht (Quitten im Garten sind reif und wollen zu Gelee verarbeitet werden, Schwiegereltern kommen vorbei, Topfpflanzen sterben und das Lieblings-Shirt ist in der Wäsche, etc.) einfach nicht stressen.
Wenn das nicht klappt und nichts hilft, dem Putzfimmel nachgeben morgen ist auch noch ein Tag.
Bei mir hat es gut funktioniert, jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen, noch vor dem Frühstück, dicke Socken und eine Kuscheljacke über den Schlafanzug zu ziehen und ohne jede Ablenkung loszuschreiben, bis der Magen irgendwann zu laut knurrt um weiterzumachen.
Ich könnte ein ganzes Buch füllen mit meinen Strategien, nicht zum Schreiben zu kommen, dabei ist der Wille und der Ansatz sehr wohl da.
So wie heute: Nach der Runde mit dem Hund machte ich mir einen Kaffee und statt mich an den Frühstückstisch zu setzen, ging ich an den Schreibtisch, um meinem Autorendasein nachzukommen.
Dumm nur, dass der Ordner von Freitag noch da lag, in den ich die Nebenkostenabrechnung abheften wollte. Also habe ich das eben getan.
Dann lagen da noch geschredderte Notizzettel aus dem Brotjob, die in den Mülleimer mussten. Der steht zwar in direkter Nähe, allerdings lagen auf dem Deckel Bastelsachen, die auf den zweiten Schreibtisch mussten. Um die dorthin räumen zu können, musste allerdings der Wäschekorb von dem runtergenommen werden.
Das tat ich sogar - und worauf ich wirklich stolz bin: Ich habe direkt alles weggeräumt, damit ich es nicht zu einer anderen Liste verschiebe.
Damit war der Schreibtisch 2 leer, die Bastelsachen konnten umziehen. Der Müll von Schreibtisch 1 verschwand, ich konnte neben meinem erkaltenden Kaffee Platz nehmen und den Laptop starten.
Der das anstandslos tat. Ich löschte zwei Projekte, erstellte ein neues, machte mich ans Denkbrett, um meine Gedanken aus den digitalen Notizen auf dem Tablet in Papyrus abzulegen, als der Laptop mich daraufhinwies, dass Update und Neustart anstanden.
Geschätzte Zeit: vier Minuten. Perfekt. In der Zeit könnte ich die Handtücher vom Wäscheständer in den ja jetzt leeren Wäschekorb falten. Gesagt, getan. Update gestartet, natürlich sitzen geblieben, denn vier Minuten sind vielleicht doch etwas kurz für die Handtücher.
Nun, aus den vier Minuten wurden 27. Doch damit nicht genug: Urplötzlich war der Laptop der Meinung, dass er nicht mehr weiß, was Bluetooth ist, das hätte er ja noch nie gehabt. Erst recht nicht fest an Bord und nicht von Außen eingesteckt.
Die Rettungsversuche dauerten weitere 49 Minuten. Nicht einmal das Bios half mir weiter. Als ich dann nach dem 18. Neustart den Entschluss fasste, dass ich auch ohne Maus in Papyrus arbeiten kann und den Schneideplotter zur Not eben mit Kabel ansteuere, da tat der Laptop, als hätte er Bluetooth ja niemals nicht gekannt und überhaupt sei alles ganz wunderbar, nur ich hätte ein persönliches Problem.
Meine Laune stieg wieder, ich war wild entschlossen, Papyrus zu öffnen - nur um direkt nach dem Start ein „Guten Morgen“ vom Teenager zu hören, gefolgt von einem „ich mach die Brötchen und Croissants, soll ich dir auch einen Kaffee machen?“
Damit endete der nächste Versuch, wieder loszulegen - diesmal am Esstisch. Den der Teenager deckte, während ich verzweifelt dasaß und darüber nachdachte, ob es sich überhaupt lohnt, sich irgendetwas vorzunehmen, immerhin komme ich scheinbar niemals sonderlich weit.
Nun denn, nach dem Frühstück ließ ich mich erst vom Forum ablenken, dann von meiner leeren Wasserflasche, erneut vom Forum, vom Frust, dass das Denkbrett nicht tut, was es soll, obwohl die Maus wieder funktioniert, mit der ich zu hantieren versuche und nun erneut: DAS FORUM.
Jetzt habe ich noch exakt 55 Minuten, bis das Mittagessen bereit ist, damit ich mich mit diesem vor den Fernseher setzen kann, um Eishockey zu schauen. Wovon ich mich immer gern ablenken lasse.
Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich zumindest alles fertigbekomme, was ich heute im Denkbrett erledigen wollte, sinkt rapide.
Also: Im Prokrastinieren bin ich Meisterin. Jawohl. Ein Wunder, dass ich überhaupt schon drei Bücher veröffentlicht habe.
Aber zugegeben: Das erste schrieb ich, um andere Dinge zu prokrastinieren
Das mache ich ja, ich habe ja auch einen Hund Bei mir sind eher nicht mangelnde Ideen das Problem, eher zu viele Ideen und sich dann verzetteln.
Exakt SO
Keine Sorge, an Brotjob-Tagen ist es noch viel schlimmer.
Böse, zum Haushalt gehörende Teenager behaupten, ich hätte ADHS zusätzlich zum autistischen Kopf.
Genervte Hunde würden dem zustimmen.
Ich finde, die übertreiben alle. Vielleicht. Bestimmt.
Ich habe im Laufe der Jahre erkannt, dass Prokrastination auch mein Freund sein kann. Monatelang hatte ich es vor mir hergeschoben, das Badezimmer mal richtig gründlich bis in alle Ritzen durchzuputzen, und dann im Juli, als das Fristende für die Steuererklärung bedrohlich immer näher rückte, habe ich das Badezimmer endlich geschafft.
Oh ja, solche Aufgaben kenn ich auch und die Ausreden in alle Richtungen.
Aber meine Handtücher sind jetzt gefaltet, genau wie der Rest der Wäsche. Dauerte auch nur das zweite Spieldrittel gerade
Ich glaube, es helfen zwei Dinge. Ein bisschen versöhnlich mit sich selber sein. Es ist okay, sich mal hängen zu lassen. Aber auch den Zeitdieb erkennen (Doomscrolling (also das sinnlose ansehen von news oder youtube videos z.b))
Es hilft die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen:
Will man mehr Schreiben?
Der Laptop sollte startbereit auf seinen Platz stehen. Papyrus ein Knopfdruck entfernt.
Das ist wie mit anderen Hobbys: Ist der Zugang erschwert (Inliner liegen im Keller!) wird es praktisch nie gemacht. Liegen die Inliner neben der Wohnungstür, erinnert man sich zum Einen an sie, und nutzt sie viel häufiger)
Ich selbst arbeite mit einer interpretation einer Papierversion des „Das 12 Wochen Jahr“ Prinzips. Kurz erklärt: Eine 3 Monatsübersicht zeigt die ein paar wenige Ziele (zwei oder drei) , an denen du dran bleiben willst. Und du sagst dir, was du in dieser Zeit schaffen willst. (z.b 50% deines Manusscripts schreiben)
Du baust dir „wenige“ Elemente zum Abhaken, die dich dabei unterstützen. z.b. fünf Stück.
Täglich trackst du, ob du dabei bleibst. (einfach kästen abhaken) und wöchentlich machst du eine kurze Rückblende, wie es lief. Dann kannst du eingreifen, wenn es nicht so läuft.
Wichtig ist, sich nicht zu überladen. Täglich schreiben, Häufig Joggen, Kampfsport, Freunde regelmäßig sehen (und dann noch die Familie) das könnte zu viel werden. Ehrlich zu sich sein, was einem wirklich wichtig ist.
Schreiben? 5/7 wichtig: also beinahe täglich.
Sport? 2/7 Radfahren zur Arbeit, bisschen Laufen (kommen wir nähe von 10k Schritte?) muss erstmal reichen. Ziel mittelfristig 3/7.
Hanpan spielen wichtig? (ein Musikinstrument) nur wenig 1/7: (einmal die Woche ne halbe Stunde)
Freunde Kontakt? mittel wichtig: 3/7 (bei Freunden melden, mal verabreden)
Kampfsport? Eingestellt (0/7)
Schneidern? Eingestellt (0/7)
Crossinliner? Eingestellt( 0/7)
Kajak? Eingestellt (0/7)
Motorrad? Wichtig (2/7) (ich komme auf 12.000 km im Jahr mit Wochenend Hausrunden)
Das sind sozusagen Tage, mit denen ich mich mit einem dieser Themen je Woche beschäftige. Natürlich ist das kein sklavischer Plan, eher eine Tendenz. Für mich ist wichtig, dass sich der Tag nicht „Durchgestylt“ anfühlt. Ich weiß nicht wie Eltern das machen, die Elternabende, Vorsprecher, Bastelgruppen, Nachhilfe, Kinder zum Sport bugsieren müssen, etc. Wahrscheinlich lernen besser nein zu sagen
Danke für diverse richtig herzhafte Lacher, ich habe mich nicht nur einmal 1:1 wiedergefunden.
Jetzt wollte ich eigentlich … endlich die Buntwäsche in die Maschine stopfen, der Wäschekorb ist mehr als voll.
Ich habe zwar keine seeligmachende Antwort (ausser vielleicht, dass, wenn man seine Zeitdiebe schon so klar benennen kann, warum man sie nicht einfach vermeidet? Ich weiß, ich weiß…).
Aber der Originalpost hat mich wieder mal zu einem Song inspiriert. Ich finde, dieser Text hat so etwas künstlerisch Existentielles, dass man ihn 1:1 in eine musikalische Bearbeitung übernehmen kann:
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