Die ersten neun von 309 Seiten

Liebe Forumianer,

wie bei meiner Vorstellung versprochen, stelle ich hiermit die ersten paar Seiten meines Romans *Gottmanns Fluch und Teufels Segen *zur Diskussion. Es handelt sich, wie bereits gesagt, um einen urbanen Gegenwartsroman mit einem Umfang von 309 Normseiten. Allerdings mit einem singulären, bewusst gesetzten fantastischen Element. Worum geht’s? Nun, in eine Pitch-Zeile gefasst, lässt sich die Geschichte wie folgt anreißen:

Nach einem durchzechten Wochenende erwacht der mäßig erfolgreiche Programmierer Marius Benedikt Gottmann mit Gedächtnislücken. Er stellt fest, dass er sich nach und nach in ein Abbild des Teufels verwandelt und macht das Beste daraus: Er wird Influencer.

Ich freue mich auf Eure konstruktive Kritik und Hinweise darauf, ob Ihr nach diesen ersten Seiten weiterlesen würdet. Viel Spaß und vielen Dank!

Gottmann_Kapitel1_Einstieg.pap (20.4 KB)

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Haha! Der Pitch klingt genial – ich muss das lesen.
(alleine schon der Name - der, der gesegnet ist und Gottmann)

Scherbengericht liest …

Viele Adjektive, aber klingt vielversprechend – ich würde es weiterlesen, v.a. wenn noch ein bisschen mehr Witz und Sarkasmus „zwischen Personen“ hereinkommt, irgendwie fühlte ich mich an den Sandmann erinnert :smiley:
Für Anmerkungen, Kritik oder Ähnliches fehlt mir eben bisschen die Zeit, es ist November.

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Lieber Orlando,

ein fulminanter Einstieg, vielversprechend und mit sichtlicher sprachlicher Souveränität aufs virtuelle Papier getuscht. Wie @Scherbengericht möchte ich auch eine gewisse adjektivische Häufung hier und da ansprechen, die vielleicht noch der einen oder anderen Reduktion bedarf. – Und daneben scheint mir, daß dem Text womöglich noch zwei, drei Absätze guttun würden, also ein klein wenig mehr Auge und Bewußtsein gleichermaßen entspannende Strukturierung. Im Moment ist es ein monolithischer Block, für den ich weder optisch/formale noch inhaltliche Notwendigkeit sehe.

Aber das sind Kleinigkeiten, die den äußerst positiven Ersteindruck kaum zu trüben vermögen. Inhaltlich noch etwas: Mir stieß auf, daß von quasi NullKommmaNichts an Erinnerungsvermögen plötzlich der Wochentag präsent war in des Protagonisten Bewußtsein. Ich bin nicht ganz sicher, ob das ein zu “kalter Übergang” ins Wiedererinnern ist oder ob es als Initial darein so stehenbleiben kann. Es fiel mir halt auf und der Lesefluß stockte ganz kurz …

Viele Grüße von Palinurus

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Vielen Dank für Euren ersten Eindruck! Die Häufung von Adjektiven ist in der Tat eine Baustelle, die ich noch zu bereinigen habe. Und der Hinweis, stärker in Absätzen zu strukturieren, ist ebenfalls sehr hilfreich. Das war mir garnicht unmittelbar aufgefallen. Der Wochentag, lieber Palinurus, tritt tatsächlich zu früh in die Erinnerung. Danke!

LG aus dem derzeit unerwartet sonnigen Taunus
Roland aka Orlando

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Der Titel hat mich auf den ersten Blick an John Irvings ‘Gottes Werk und Teufels Beitrag’ erinnert.
Klingt jedenfalls sehr vielversprechend, ich schaus mir heute oder morgen an.

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Ich gebe zu, dass der Arbeitstitel nicht ganz zufällig der deutschen Titel-Version von Irvings ‚The Cider House Rules‘ ähnelt. Reines Marketing :wink:

Gar nicht schlecht, immerhin habe ich es gelesen. Nun meine Gedanken. Du hattest den Teig für ein kleines Brötchen und hast einen ganzen Pizzaboden für ein Backblech daraus gemacht. Hast ihn ausgewalzt, dass er schlussendlich so dünn war, dass man Zeitung dadurch lesen kann. Du hast ein veritabel brauchbares Nudelholz, muss ich schon sagen.

Manchmal solltest du nachschlagen, besonders bei Wörtern, die du schon ewig benutzt und bei denen du seinerzeit raten musstest. Die sind dir manchmal missglückt. *Bräsig *zum Beispiel heißt schwerfällig. Schwerfälliges Katzenfutter? Sagt mir nix.
Zu viel Katzengedöns für meinen Geschmack. Du wirst die Hundeliebhaber verprellen. Zu detailliert finde ich und – Dosenöffner? Der Witz ist zu abgelutscht und ausgenudelt, den kannst du echt nicht bringen.
… wie die Schlangen eines Medusenhaupts …
Medusa ist ein Eigenname. Also müsste es heißen, wie die Schlangen des Medusenhaupts. Besser wäre allerdings wie die Schlagen der Medusa. Der, der sie kennt, weiß, was du meinst und die anderen müssten eh nachschlagen, was die allermeisten niemals tun werden.
Zurück griente? Wörter mit *zurück *werden immer zusammengeschrieben. Zurückgrienen also.
Die Beschreibung ist zu ausführlich. Warum auch immer sie so akkurat sein soll und der Kunstgriff mit dem Blick in den Spiegel? Ich weiß nicht, das ist recht billig, macht irgendwie jeder, der eine Beschreibung verfassen will und nicht weiß, wie und wo er sie sonst unterbringen soll.
Fotopuzzle? Puzzle allein würde reichen.
Der Samstag und die anschließende Nacht **blieben **mir verborgen.
Am Beginn des Textes ein schickes Loft und später eine Bruchbude von Hinterhaus? Passt irgendwie nicht.
400-Gramm-Dose. Wen interessiert das? Du willst einen Roman schreiben, keine Fütterungsanleitung für Katzenbesitzer. Dose täte es auch. Fressen beide Katzen eus nur einem Napf? Wundert mich, dass das gutgeht.
Und dann geht der Hobbykoch mit dir durch. Komme mir schon vor wie bei dem einen französischen Krimiautor. Shakshuka. Für wen schreibst du eigentlich? Für dich. So liest es sich jedenfalls.
Du hast ein paar PCs und Macs und benutzt dann Billy-Regale? Du musst Billy vor zwanzig Jahren zuletzt aufgebaut haben, heute kann man das guten Gewissens nicht mehr schreiben und schon gar nicht machen. USM-Haller wäre das Mindeste!

Am besten hat mir der Cliffhanger am Ende gefallen, ich will wissen, was in der Dose ist. Für meinen Geschmack aber müsste der Text eingedampft und die Adjektive auf höchstens ein Viertel gestrichen werden. Aber das ist nur meine Einzelmeinung. Wohlhabend, aus gutem Haus, Konflikt mit Vater, trotzdem erfolgreich, kennt man irgendwie schon, ist schon tausendmal beschrieben worden. Weil das so altbacken klingt, müsste etwas früher im Text mehr frischer Wind rein. Da es dein Erstling zu sein scheint, okay. Nicht verkehrt. Aber ein Erstling eben, das merkt man ihm an, nicht bös gemeint. Ich glaube, mein Erstling war schlimmer.

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Vielen Dank, mein Lieber,

Deinen Beitrag zur Disziplinierung meines ab- und ausschweifenden Wesens weiß ich zu schätzen :thumbsup:

Deine wie die konstruktive Kritik anderer Mitleser hat mich motiviert, die dringend notwendige Überarbeitung des Gesamtmanuskripts endlich in Angriff zu nehmen. Aus neun Eingangsseiten sind so fünf geworden. Dem Manuskript wird’s nach deutlicher Entschlackung ähnlich gehen. Meine Schlampigkeit im Detail hoffe ich zu beheben und meinen Sol Stein weiter zu verinnerlichen.

Mal sehen, was daraus wird. Ich bin selbst gespannt :kissing:

LG aus dem sonnigen Taunus
Roland aka Orlando

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Ein Loft war ursprünglich ein günstiger Wohn-und Arbeitsraum, vor allem für Freiberufler und Künstler. Diese wurden in verlassenen Lager- und Industrieräumen eingerichtet. Das es in der Geschichte ein heruntergekommenes Hinterhaus ist, passt schon. Auch die Billyregale. Der Mann hat nicht viel Geld. Mehrere PC können sich über die Jahre ansammeln.
Heute versteht man unter einem Loft meistens eine teure Designerwohnung. Der Markt hat sich diese Nische auch gekrallt.

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So, mit Verspätung schäm, und viel Neues kann ich leider nicht beitragen. Die Adjektiv-Schwemme ist mir auch etwas zu heftig, aber ich finde es gut geschrieben und würde weiterlesen wollen.
Etwas weniger Katzen-lastig fände ich hier tatsächlich auch nicht schlecht (und das von einem Katzenfan g), ist wohl wirklich so, dass es dem Rest der Menschheit, der nicht so katzenbegeistert ist, etwas zu viel werden dürfte.
Dass zwei Katzen aus einem Napf fressen, ist extrem selten, da hat Duane recht, es kann aber vorkommen. Dass die beiden aber gleichzeitig dasselbe Klo benutzen, kommt so gut wie nie vor.
Über das ‘bräsige Futter’ hab ich auch etwas nachgegrübelt, dafür hab ich kein Problem mit dem Bruchbuden-Loft, dem PC-Haufen und den Billy-Regalen (scheiße, ich hab vor ewigen Zeiten mal eine halbe Nacht lang so ein Teil aufgebaut, bei dem die Bohrungen einen Milimeter zu klein gewesen sind und ich keine kleineren Schrauben gehabt habe). Und ein bisschen klischeelastig ist dein Prota schon, das sehe ich auch so.
Aber ich würde auch gerne wissen, was in der Blechdose ist.

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Kleines Update für alle Interessierten:

Nicht zuletzt aufgrund der hier geäußerten Kommentare habe ich die Geschichte deutlich gestrafft – aus den ersten neun sind knapp fünf Seiten geworden – mehrere Überarbeitungsrunden mit Papyrus’ Hilfe gefahren und diverse kritische Testleser mit dem Ergebnis beglückt. Da der Spannungsbogen inklusive des überraschenden Endes großen Anklang fanden und die nunmehr 320 Normseiten versandfertig vorliegen., habe ich mir ein Herz gefasst und zehn vom Portfolio passende Literaturagenten angeschrieben. Alle haben zwischenzeitlich das jeweils gewünschte Set aus Exposé, Kurzvita und Leseprobe erhalten. Bis Ende Februar werde ich hören (oder auch nicht), ob sich daraus ein nächster Schritt ergibt.

Die Zeit bis dahin fülle ich mit den Recherchen für einen weiteren Roman; ein Umwelt-Thriller, der in Dänemark und auf Grönland spielen wird. Von der Handlung, den Figuren und den politischen Implikationen deutlich komplexer als meine Fingerübungen mit Gottmann :wink:

Ich halte Euch auf dem Laufenden und wünsche Euch einen entspannten Einstieg in das neue Schreib- und Lesejahr!

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Na, dann drücke ich dir die Daumen!

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Ich wünsche dir viel Erfolg mit dem Buch, @Orlando !

OK, nun mal eine vielleicht “dumme” und möglicherweise selbstbeschämende Frage eines Newbies aus dem Ösi-Land: Wieso weiß man schon im Vorfeld, dass das später mal 309 Seiten werden? Und wie kann man dann mit 320 Seiten das “Ziel” so exakt treffen?

Irgendwie stehe ich da in meiner Beginner-Einfältigkeit vermutlich momentan am Schlauch… Danke für eure Nachsicht…

Nun ja, lieber Tom, es liegt in der Natur der Normseiten-Regelung (30 Zeilen mit maximal je 60 Anschlägen) mit ihren rund 1800 Anschlägen pro Seite, dass der Gesamtumfang recht exakt vorhergesagt werden kann.
Aber im Ernst: Das Urmanuskript vor Testlesungen und mehrfacher Überarbeitung lag bei 309 Normseiten. Die lagen bereits komplett vor, als ich die ersten neun Seiten hier als Leseprobe eingestellt habe. Mittlerweile ist das überarbeitete Manuskript trotz Straffen und Kürzung auf 320 Normseiten angewachsen. Ich habe also nicht einfach losgelegt mit dem Ziel, 309 Seiten zu schreiben :wink:

P.S.: Grüße nach Wien!

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Lieber Orlando!

Leider kam ich nicht weiter als bis hierher. Ich nehme mir mal diesen überladenen Absatz vor, in der Hoffnung, hier nicht gleich wieder rauszufliegen. :wink:

*Alternative:
Was da zurückgriente, war kein erbaulicher Anblick. Ein Mann, Ende 30, mit einem wirren Schopf langer, klatschnasser Haare, graugrünen, blutunterlaufenen Augen, buschigen Brauen, einer zu langen Nase, asymmetrisch aus dem schmalen, knochigen Gesicht ragend, grobporiger, geröteter Haut, schmallippigem Mund und energischem Kinn, bedeckt von tagelang ungehemmt sprießenden Bartstoppeln. Während ich mich betrachtete, kam meine Erinnerung zurück. *

Zu den Streichungen:
Schon klar, dass Spiegel aus Glas sind. Nicht gerade ist negativ konstruiert; kürzer und direkter: kein;
Das* nun* setzen wir voraus, wir wissen, er hat sich zuvor Wasser über den Kopf geschüttet; entweder sind Augen blutunterlaufen oder nicht, das deutlich eher überflüssig; dass Augen sich unter den Brauen befinden ist ebenfalls klar, muss nicht extra betont werden; etwas und leicht bauschen hier mAn nur den Text auf. Wozu die Relativierung? Sind die kräftigen Wangenknochen wesentlich? Oder reicht hier auch knochig, ohne Rahmung? Die Klangdoppelung umrahmt und gerahmt fiele dann auch weg. Schon klar, dass sich das Kinn unter dem Mund befindet. Das Kinn vom Bart umrahmt? Oder doch eher bedeckt. Reicht nicht tagelang, statt: seit mindestens vier fünf Tagen?

Spiegelszenen zur Selbstbeschreibung sind ein literarisches No go, noch dazu in dieser geradezu peniblen Ausführlichkeit via Endlos-Schachtelsatz. Liest das ein Verlags-Lektor, klappt er höchstwahrscheinlich zu. Ich hätte vermutlich schon nach einem vorhergehenden Absatz bei: “Es half nicht wirklich”, zugeklappt. Eines der schlimmsten, wenn auch häufig eingesetzten Füllwörter überhaupt. Es ist schwierig, einem Ich-Erzähler Außenprofil zu verleihen. Am elegantesten geht das durch Handlung oder fremde Sicht. Der Abschneider über die “Spiegelfalle” ist daher umso verlockender, aber durch und durch abgelutscht.
Dazu noch die Vergleiche mit einem schwarzen Loch und Leere. Ein schwarzes Loch ist höchstverdichtete Masse, kein Nichts. Eher das genaue Gegenteil. Und dann kommt auch noch der Ereignishorizont ins Spiel, den Information durchdringt, um ins Gehirn des Erzählers zu gelangen.

Just my ten cent.
Netten Gruß!

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Wenn ich noch anmerken darf …
“Zurück” wird mit dem folgenden Verb immer zusammengeschrieben. Zurückkommen, zurückkehren, zurückholen, zurückkaufen, die Haare zurückkämmen etc.
Das gilt auch für Modalverben: zurückkönnen, zurückmüssen, zurückwollen etc.
Nur bei “sein” gibt es eine Ausnahme: Er wird bald wieder zurück sein.

LG
Pamina

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Merci, Pamina! Ist im Wust untergegangen. Ich hab’s korrigiert. :slight_smile:

Vielen Dank

Bleibt nur anzumerken, dass zwischenzeitlich alle oben angesprochenen Punkte im Rahmen meiner Überarbeitungen geändert, behoben oder ausgemerzt wurden. Gleichwohl und erneut ein herzliches Dankeschön für die konstruktive Kritik! Genau deshalb liebe ich dieses Forum :slight_smile:

LG aus dem Taunus
Roland aka Orlando

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Das macht nichts. Unsere Anmerkungen fallen alle unter “Übung”.

LG
Pamina