Die Concierge ruft die Flics

Die Concierge ruft die Flics

Der Code ist mir entfallen. Ich klingele. Die Concierge öffnet.

„Bonjour“, sage ich. „Ich bin der Bewohner von 9B. Ich habe den Code zur Haustüre vergessen.“

Die Concierge schaut mich an. „Ich kenne Sie nicht“, sagt sie.

Ich bin überrascht. „Ich wohne hier“, sage ich. „Seit drei Jahren.“

Die Concierge zuckt mit den Schultern. „Ich kenne Sie nicht.“

Ich versuche, mich zu erinnern. Das Passwort zur Haustür ist mir wirklich entfallen. Ich frage die Concierge, ob sie mir helfen kann. Sie schüttelt den Kopf.

Ich gehe zurück auf die Straße. Ich denke nach. Ich muss den Code finden. Ich gehe zu einem Café in der Nähe. Ich bestelle einen Kaffee. Ich sitze da und denke nach.

Plötzlich fällt mir ein, dass ich den Code auf einem Zettel notiert habe. Ich gehe zurück zur Haustüre meiner Wohnung. Ich durchsuche meine Taschen. Der Zettel ist nicht da.

Ich klingele nach der Concierge. Sie öffnet die Haustüre. „Ich habe den Code gefunden“, sage ich. "Ich brauche nur … ".

Die Concierge schaut mich an. „Ich kenne Sie nicht“, sagt sie wieder.

Ich bin wütend. „Ich wohne hier“, sage ich. „Ich will in meine Wohnung.“

Ich sage, ich sei der Stepptänzer. Sehen sie? Ich steppe vor der Haustüre. Sie schließt ihre Augen. Dann geht sie weg und ruft die Flics. Ich bin überrascht. Die Polizei kommt. Sie nehmen mich mit.

Im Polizeiwagen denke ich nach. Man kan in Polizeiwagen übrigens sehr gut nachdenken. Ich erinnere mich an etwas. Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich die Wohnung gekauft habe. Ich erinnere mich an den Notar. Ich erinnere mich an den Vertrag.

Der Polizeiwagen hält an. Ich steige aus. Ich bin vor einem Gebäude. Ich sehe den Notar. Er kommt auf mich zu.

„Bonjour“, sagt er. „Ich habe auf Sie gewartet.“

Ich bin überrascht. „Was passiert hier?“, frage ich.

Der Notar lächelt. „Sie haben die Wohnung nie gekauft“, sagt er. „Sie haben nur geträumt, dass Sie sie gekauft haben.“

Ich bin schockiert. Ich denke nach. Ich erinnere mich an alles. Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich die Wohnung ‘gekauft‘ habe. Ich erinnere mich an den Vertrag. Ich erinnere mich an den Code.

Der Code war nie wichtig. Die Wohnung war nie wichtig. Es war alles nur ein Traum.

Ich gehe weg. Ich lasse den Notar und die Polizei zurück. Ich gehe durch die Straßen von Paris. Ich denke nach. An der nächsten Straßenecke steppe ich wieder. Ich bin frei.

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Kafkaesk.
Mag ich.

Ich habe ein Vorliebe für das Absurde. Das bricht immer wieder durch.

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„Its good to be crazy, 'cause you can do, what you want“
(Naomi Feil, 1932 - 2023)

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