Der perfekte Bösewicht

Ich habe den Mut, einmal eine Frage in die Runde zu werfen. Was denkt ihr, was einen guten Bösewicht ausmacht? Was muss er besitzen? Was macht ihn aus? Gibt es überhaupt so etwas wie den perfekten Bösewicht? Ich weiß, dass das eine sehr subjektive Frage ist, doch ich bin schon auf Antworten gespannt!

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Da fallen mir spontan zwei Dinge ein, die ich gerne mag:

  1. Der Bösewicht hat ein Motiv. Und zwar so, dass das auch Sinn ergibt. Gerne darf der Bösewicht aus seiner Perspektive auch gar nicht böse sein… (tadaaa…Storytwist im letzten Drittel des Buches?)
  2. Der Bösewicht hat mehr Facetten als nur böse zu sein. Er/Sie darf Ticks und Macken haben, die die Menschlichkeit zeigen. Und gute Seiten, die nur für außenstehende ein Widerspruch sind: “Morgen die Welt zerstören wollen, aber heute fürs Tierheim spenden” - sowas.
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Das kommt m.E. sehr auf die Geschichte an. In einem Psychothriller sollte/muss der Bösewicht einfach viel böser/gemeiner/fieser/gefährlicher/brutaler/etc. sein, als in einer Romanze, oder in einem Cosy-Krimi.
Motiv und neben schlechten auch gute oder normale Eigenschaften helfen, so eine Figur mit Leben zu erfüllen.

Vielschichtigkeit!

Nichts ist langweiliger als ein Bösewicht, der nur fies und böse ist und nichts sonst.
Wie Stolpervogel schon sagt, er braucht ein glaubhaftes Motiv, bzw. braucht es gute Gründe und Ursachen, warum er ‘böse’, besser gesagt, zum Gegenspieler des Helden geworden ist.

Genauso wie der ideale Held eben auch nicht nur gut und perfekt sein sollte, braucht ein gelungener Bösewicht den einen oder anderen sympathischen, manchmal sogar Mitgefühl weckenden Zug. Im Idealfall wird er so stimmig angelegt, dass der Leser wenn auch keine Zustimmung, dann zumindest ein gewisses Verständnis für sein Handeln entwickeln kann, eben weil es nachvollziehbar ist.

Ausnahme sind diverse Thriller, wo als Täter gerne das Stereotyp ‘Psychopath’ bemüht wird und die Frage, warum er so ist wie er ist, keine besondere Rolle spielt.

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Ein Bösewicht gefällt mir, wenn er z.B.

  • so subtil handelt, dass ich gar nicht einmal bemerke, dass gerade er der Bösewicht ist (z.B. weil er so harmlos erscheint, unbedarft, charmant, sympathisch, nonchalant, kumpelhaft oder was auch immer ich gerade nicht
    mit einem Bösewicht verbinde) - klug ist: interessante Gedankengänge entwickelt, die ein Motiv enthüllen, auf das ich nie im Leben gekommen wäre
  • psychopathisch ist und mir erlaubt in seine (für mich als Otto-Normalbürgerin) erst einmal nicht nachvollziehbare Gedankenwelt einzusteigen, quasi in sein Hirn zu schauen
  • so überraschend / ausgefallen handelt, dass mir die Kinnlade runterfällt, weil ich genau damit gerade überhaupt nicht gerechnet hätte.
  • so brachial agiert, dass es mir den Magen umdreht (aber nicht zu oft, Splatter mag ich nicht)
  • akribisch plant und nichts dem Zufall überlässt
  • den perfekten Mord entwickelt, so dass seine Umgebung nicht einmal erkennen, dass es sich überhaupt um Mord handelt, geschweige denn, dass dieser aufklärbar ist (so dass allenfalls Kommissar Zufall hilft)
  • so trottelig handelt, dass man ihm amüsiert zuschaut, wie er von einer Dummheit in die nächste stolpert, dabei aber Leichen seinen Weg pflastern
  • sich seinem Umfeld geistig so überlegen fühlt, dass er denkt, sich nicht an Recht und Gesetz halten zu müssen, denn dann freue ich mich auf sein Scheitern, wenn ihn ein (vermeintlich) tollpatschiger Detektiv à la Colombo doch entlarvt
  • dem Opfer vermeintlich hilft, in Wirklichkeit aber sein schlimmster Feind ist
  • sich selbst als Täter ins Spiel bringt, um zunächst entlastet zu werden, so dass jeder glaubt, er war es nicht und nur ein sehr kluger Detektiv bemerkt, er war es doch
  • in mir eine sich nachhaltig immer mehr steigernde Angst auslöst, so dass ich atemlos weiterlesen muss
  • in mir einen Fluchtreiz auslöst, ich gleichzeitig aber so fasziniert von ihm bin, dass ich nicht fliehen kann.

Kurz: es gibt viele perfekte Bösewichte (auch gerne Kombinationen), je nach Genre.

Eigentlich darf er alles sein: nur nicht blutleer und langweilig.

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Mein erster Gedanke an einen Bösewicht unserer Zeit fiel auf …

Motiv wurde schon genannt; dann ist noch Kompetenz wichtig!
Die klugen sind spannend, die dummen sind albern. Das hängt natürlich auch davon ab, was Du erreichen willst.

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Hallo @mathies,
mir gefallen Bösewichte nicht, die kaum auftreten. Das klingt jetzt blöd, aber es ist so.
So gern ich die Harry-Potter-Serie mag, aber Lord Voldemort hat mich nie sehr in Schrecken versetzt, weil er kaum auftritt und nur als böse Idee über allem schwebt. Im ersten Band ist das o.k, weil die Autorin noch nicht verraten möchte, dass Voldemort zurückgekehrt ist. Aber in späteren Bänden hätte ich doch gerne mehr über ihn erfahren. Man erfährt ein paar Dinge über seine Kindheit, aber wenig über seinen Jetzt-Zustand und seine aktuellen Pläne.
Beim Herrn der Ringe ist das noch schlimmer: Von Sauron weiß ich gar nichts, schon gar nichts Menschliches. Das macht ihn mäßig gruselig.
Als sehr guter Bösewicht gilt Long John Silver in Stevensons Schatzinsel. Er hat eine so sympathische Seite, dass er Jim Hawkings Vertrauen gewinnen kann, bevor sein eigentlicher Charakter zutage tritt. Das fand ich vor allem beim ersten Lesen sehr gruselig, weil es so unberechenbar ist. Außerdem hat Silver ein klares Ziele (Schatz finden) und Motiv (reich werden). Das Coole daran ist, dass die Guten in der Geschichte dasselbe Ziel haben - nur planen sie dafür nicht Mord und Totschlag. Man könnte sich fast fragen, ob Jim, Mr. Trelawny und der Doktor mehr Anrecht auf den Schatz haben, nur weil sie “die Guten” sind.

LG
Pamina

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Eine empfehlenswerte Quelle – nicht nur für Bösewichte-Charaktere – ist auf masterclas.com zu finden. Einfach in der Rubrik übers Schreiben nach dem Begriff »villain« stöbern.

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Sehr gutes Beispiel @Pamina22

Ein weiteres Beispiel ist Joaquin Phoenix‘ Rolle als Commodus im Film Gladiator von Ridley Scott – ein Film, der mich sehr beeindruckt hat.

Ich bin ein großer Fan von Ridley Scott und liebe seine Filme.

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Hallo, @Jan Schneider,
abgesehen davon, dass wir hier keine externen Links einfügen sollen, ist die Adresse nicht richtig. Es fehlt wohl ein s. Mit der Web-Adresse komme ich auf die Seite einer spanischen Autofirma.

LG
Pamina

Geniale Seite! Danke!:thumbsup:

@Pamina22: Gib mal per Hand noch ein www. ein, dann geht es!

Mir ist noch etwas eingefallen. Vor Jahren gab es mal diese richtig schlechte Telenovela “Sophie - Braut wider Willen” mit Yvonne Catterfeld in der Hauptrolle. Ich habe, als ich das letzte Mal erkältet war und wie eine halbtote Fliege auf dem Sofa lag, einige Folgen davon gesehen. Schlechte Serien und Bücher sind ausgezeichnete Lehrmeister!
Jedenfalls hat mir der Bösewicht Hartenstein überhaupt nicht gefallen. Der war total überzogen, fast eine Karikatur. Es schien so, als sei er hauptsächlich böse, um böse zu sein. Ja, ein Ziel hatte er, aber irgendwie passte das alles nicht zusammen.
Gut gefallen hat mir Sophies Tante. Sie ist eine realistische (und z.T. viel gruseligere) Antagonistin, denn sie handelt nicht, um Sophie bewusst zu schaden, sondern weil sie ihr Bestes will. Sie hat nur andere Vorstellungen und Ziele als ihre Nichte. Aber sie liebt Sophie, das merkt man, wenn sie auch streng ist und auf Hartenstein hereinfällt. Sie legt ihrer Nichte nicht absichtlich Steine in den Weg, sondern handelt gemäß den Konventionen ihrer Zeit.
Außer dieser Tante gibt es über die Serie nicht viel Gutes zu berichten. Außer, dass man es so lieber nicht machen sollte. Sie soll auch nicht sehr erfolgreich gewesen sein. Nach 65 Folgen war Schluss. Ich denke, man hätte auch nach 20 aufhören können. Das wiederholt sich alles.

LG

Pamina

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Ne, Pamina hat schon recht, du hast wahrscheinlich automatisch masterclass getippt

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Nö. Auch mit www davor komme ich zu “Masterclas de Automoción”. Ich habe ein s angehängt. Da kommt was, was mit Schreiben zu tun hat. Aber wahrscheinlich löscht Ulli den Link.

LG
Pamina

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Ha, scheinbar hast du recht! :slight_smile: Na also dann ein zweites s!:wink:

Na ja, auch wenn ich ebenfalls ein großer Fan des Films bin, und ich auch Joaquins Phoenix’ Schauspielkunst nicht unter seinen Scheffel stellen möchte: Commodus ist kein fiktiver Charakter und die Schwächen echter Menschen zu betonen bzw. zu übertreiben, um einen authentischen Bösewicht zu schaffen, ist natürlich etwas einfacher.

Einer meiner Favoriten unter den Bösewichten ist der Charakter Walter White in Breaking Bad – eine herrliche Wandlung!

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Ja, der ist mega. Und ne krasse schauspielerische Leistung dazu.

Das muss ich halt leider, wenn der Inhalt unüberschaubar wird und Bedenkliches enthalten könnte, was auf den ersten Blick nicht erkennbar ist.
Der Gesetzgeber nimmt einen Forenbetreiber halt auch für Unterseiten in Haftung. Da wir komplexere Seiten nicht immer komplett durchprüfen können, müssen wir das halt so handhaben …

Gute Tipps sind immer willkommen, zur Not muss man halt damit leben, dass einer von uns “uff! kann man nicht alles prüfen!” sagt und löscht.