Der Leuchtturm der verlorenen Seelen

Vor langer Zeit stand ein alter Leuchtturm auf einer einsamen Insel, umgeben vom tosenden Meer und dichten Nebelschwaden. Man erzählte sich, dass der Leuchtturm von Geistern bewohnt sei, die einst Seeleute waren, die nie nach Hause zurückkehrten. Und vom alten Jacob, einem Seeräuber ohne Gnade, der die ahnungslosen Seeleute in eine Falle lockte und sich an ihrem Hab und Gut bereicherte.

Eines nebligen Abends beschlossen die Geschwister Mia und Tom, den Leuchtturm zu erkunden. Sie hatten von den unheimlichen Geschichten gehört und waren neugierig. Mit klopfenden Herzen und mit Taschenlampen bewaffnet, machten sie sich auf den Weg zur Insel.

Als sie den Leuchtturm erreichten, öffnete sich die Tür wie von Geisterhand unter einem unheimlichen Knarren. Im Inneren war es dunkel und kühl und das leise Heulen des Windes klang wie ein Flüstern. "Wer wagt es, unseren Frieden zu stören?“, ertönte eine geisterhafte Stimme.

Mia und Tom schauten sich erschrocken um, doch niemand war zu sehen. Plötzlich flackerten ihre Taschenlampen und sie sahen schemenhafte Gestalten, die durch die Wände glitten. Es waren die Geister der verlorenen Seelen, die den Leuchtturm bewachten. „Gleich kommt er, der alte Jacob.“, sagte eine der Gestalten, die sie um die Geschwister zu winden versuchte.

Mia und Tom hielten den Atem an. Das Flüstern wurde lauter und die Geister schienen mit jedem Schritt bedrohlicher. Die Kinder spürten eine eisige Kälte und plötzlich begann der Boden unter ihnen zu vibrieren und ein unheimliches Lachen hallte durch den Leuchtturm.

„Ihr habt den alten Jacob geweckt. Das war unklug von Euch.“ , warnte eine der Geisterstimmen. Die Gestalten formierten sich zu einem Kreis um die Geschwister und alles begann sich zu drehen. Schatten tanzten an den Wänden und das Licht der Taschenlampen flackerte weiter.

Plötzlich öffnete sich eine versteckte Falltür im Boden und ein kalter Luftzug zog die Kinder in die Tiefe. Sie landeten in einem geheimen Raum, der mit alten Seekarten und verstaubten Kisten gefüllt war. In der Mitte des Raumes stand ein alter Kompass, dessen Nadel sich unaufhörlich drehte.
"Ihr müsst ihn drehen. Ja, ihr müsst ihn drehen. Der alte Jacob darf nie wiederkommen. Ihr müsst den Kompass drehen. "

Die Stimmen der Geister, die ihnen sagten, dass der Kompass der Schlüssel sei, um den Fluch des alten Jacob zu brechen, wurden lauter. Mia und Tom mussten schnell handeln, bevor der alte Jacob zurück kommen würde. Mit zitternden Händen drehten sie den Kompass in die richtige Richtung, und ein grelles Licht erfüllte den Raum.

Die Geister schrien auf und ein mächtiger Windstoß fegte durch den Leuchtturm. Als das Licht erlosch, war alles still. Ein leises Murmeln der Geister, das wie ein erleichtertes Seufzen klang, unterbrach die Stille. Die Gestalten, die zuvor bedrohlich wirkten, lösten sich auf und verwandelten sich in funkelnde Lichtpunkte, die wie Sterne im Raum schwebten.

Mia und Tom spürten, wie die Angst von ihnen abfiel. Sie hatten den Geistern geholfen, ihren Frieden zu finden. Als sie die Treppe hinaufstiegen und in die frische Nachtluft traten, bemerkten sie, dass der Nebel sich gelichtet hatte und die Sterne am Himmel funkelten, während die einst unheimlichen Geister als Lichtstrahlen in die weite Ferne des Ozeans flogen.

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Ich mag Spukgeschichten. Deinen Text mochte ich zum Großteil, er war atmosphärisch und die Geister und die Beschreibungen gefielen mir sehr.Nur die Kinder blieben seltsam blass.

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Danke. Was würdest du dann ändern?

Der König der Möwen schreibt aber tolle Gespenstergeschichten. Da zittern sogar dem Klabautermann die morschen Knochen!
Danke für die nächste Story die ich meinen Jungs in der Schule vorlesen werde!

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Das darfst du gerne tun. Freut mich, wenn du es den Kindern vorlesen möchtest.
Mit einem schönen Gruß von mir, bitte.
Und mit meinem Namen. :wink:
Oder mit meinem Pseudonym (Joachim Seedorn)

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Nun, würde ich im Nebel, in der Dunkelheit, einen sagenumwobenen Spukort aufsuchen, hätte ich Angst. Vielleicht, wenn die Kinder einander aufpuschen würden, weil einer gerne wieder einen Rückzieher machen möchte. Oder beide. Wenn sie dann doch etwas mehr Angst vor ihrer eigenen Courage bekommen würden. Wenn sie zwischenzeitlich denken würden, dass das gerade vielleicht eine ganz, ganz doofe Idee gewesen ist. Aber sie scheinen sich kaum zu fürchten, nur ein klein wenig. Himmel, ich hätte die Hosen voll.

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Nun, sie fürchten sich ein wenig. Aber nicht so doll. Danke sehr für deine Meinung. :blush:

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Sie haben einander. Das ist mehr als die meisten. Und wenn man einander hat, dann verdoppelt sich der Mut, während die Angst sich halbiert.

@Gschichtldrucker
Nun, es soll ja keine Horrorgeschichte werden. Ich rede hier von 1,2 Sätzen oder verstärkenden Wörtern. Das, was die Kinder erleben, ist doch außergewöhnlich. Sie gehen ja nicht gemeinsam in den Keller um Kartoffeln hoch zu holen. Das, was sie aus Erzählungen kennen, ist plötzlich wahr. Echte Geister. Etwas mehr Herzklopfen fände ich schon angebracht. Ist ja nicht jeder Geralt von Riga mit zwei Schwerten auf dem Rücken.

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Was wünschst du dir genau?

:heartbeat:

Gar nicht so viel. Der Stil ist ja eher märchenhaft. Das sie einander fester halten. Zurückweichen. Dass sie sich fragen, ob sie heil aus der Sache herauskommen. So wirken sie etwas unbeteiligt und reagieren nur. Es ist ja eine Kindergeschichte. Vielleicht solltest du ein Kind fragen?

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Gefällt mir sehr gut. Und auch eure Unterhaltung. @Gschichtldrucker könnte doch die Geschichte den Kindern vorlesen und dann fragen, ob ihnen was gefehlt hat?

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@Schreibmöwe ich habe vor Jahren auch mal eine Geschichte geschrieben, in der Möwen vorkamen. Da stand ein junger Mann auf dem Hochhausdach mit einem flatternden weißen Kittel und er träumte, er könne fliegen und dann ist er mit den verdutzen :thinking:Möwen davongeflogen. Ist aber alles noch mal gut gegangen. :grinning:

Genau dies hatte ich vor. Bin selbst schon gespannt, was die sagen werden.

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Da kannst du ja als Kindergeschichtentester fungieren. Und die Kinder lernen auch noch etwas. Nicht nur Beschallung, sondern auch überlegen. :+1::blush:

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Hallo Schreibmöwe,

liest sich gut. Es fehlt nur noch etwas Tiefe.
Es könnte hilfreich sein etwas mehr Dialoge in den Text zu bringen. Ich möchte auch gerne etwas mehr über die beiden Kinder erfahren. Woher kommen sie? Wohnen sie nahe dem Leuchtturm? Warum sind sie so neugierig?
Natürlich steht hier die Szene im Leuchtturm im Vordergrund. Aber die Akteure sind Mia und Tom. Sie sollten mehr Raum bekommen, damit wir sie verstehen und sie kennen lernen.
Aber der Spannungsbogen ist toll, und es ist eine sehr unheimliche Stimmung. Das wolltest du ja erzeugen.

Danke sehr.
Natürlich mag es hilfreich sein, mehr Dialoge einzubauen.
Aber ich wollte jetzt keine lange Geschichte draus machen und auch nicht näher ausführen, woher die beiden Kinder kommen.
Ich möchte es gerne so lassen.

Natürlich, ist ja deine Geschichte.
Wollte nur helfen, da ich viel für Kinder schreibe.
Aber alles gut. :slightly_smiling_face:

Wenn du viel für Kinder schreibst, dann schreibe doch mal diesen Teil um. :blush: