Der erste Satz im Roman...

Hallo Walta,

Ich würde wiederum anders anfangen.
Den Satz zumindest etwas abändern und kleinere draus machen:

Was für ein Scheißtag. Heiligabend. Noch dazu Schnee.
Die letzten Tage waren eh schon beschissen genug, aber das übertrifft es jetzt um Längen.

Aber das ist wieder ein schönes Beispiel, dass jeder anders schreibt und jeder seinen eigenen Stil hat. :slight_smile:
Ein Satz und so viele Varianten.

LG Tessley

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Dieses würde für mich sehr zutreffen. Ich lese meist den Klappentext und klappe dann das Buch an einer beliebigen Stelle auf und lese einfach los. Dann sehe ich, ob der Stil mir gefällt, was nicht immer der Fall ist, auch wenn das Thema interessant scheint. (So kann mich kein Autor mit einem perfekten ersten Satz überlisten sein Buch zu kaufen, wenn das Folgende dann vielleicht nicht mehr so gut durchdacht wurde :smiley: )

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Ja, das würde mir auch besser gefallen. Da kann auch meinetwegen noch das Datum rein:

[INDENT]Was für ein Scheißtag. Heiligabend. Noch dazu Schnee. Das soll also der 24. Dezember 2019 werden. Die letzten Tage waren eh schon beschissen genug, aber das übertrifft es jetzt um Längen.[/INDENT]

Ich habe mich nämlich an diesem Zusammentreffen von absoluter und relativer (deiktischer) Zeitangabe gestoßen. Was m.E. funktionieren würde, wäre eine Erzählung im Präteritum:

[INDENT]Der 24. Dezember 2019 kam mit leichtem Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt – ein Scheißtag, genau wie der Tag davor, und der davor … und überhaupt alle Tage der letzten Zeit.[/INDENT]

Vergleiche:

[INDENT]Es war der 18. Januar 1990. Eine steife Brise, die bisweilen Sturmstärke erreichte, fegte mit schweren Regenschauern von Südwesten heran.[/INDENT]

(Björn Larsson: Der Keltische Ring, dt. 1998) – Oder wenn im Präsens, dann etwa:

[INDENT]Der heutige 24. Dezember 2019 kommt nun also mit leichtem Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt – ein Scheißtag, wenn man mich fragt, genau wie gestern, vorgestern … und überhaupt die ganzen letzten Tage.[/INDENT]

Tessleys Version bringt auch die negative Stimmung besser rüber als das Original. „Leichter Schneefall“ zu Weihnachten ist nämlich nichts, was für mich per se deprimierend ist … :smirk:

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Beliebt ist ja auch die Datierung per Kapitelüberschrift, dann hat man das Datum am Anfang, ohne es im ersten Satz zu haben … – Beispiel:

[INDENT]KÖLN,
JANUAR 1665

Die Schwangere krümmt sich, als die Wehen einsetzen, und schreit vor Schmerz. Schweißperlen stehen ihr auf der Stirn. Im flackernden Kerzenlicht ähnelt ihr verzerrtes Gesicht …[/INDENT]

(Beginn von Tobsha Learner: Die Hexe von Köln, engl. Orig. 2003, deutsch 2004)

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Na, da hab ich ja eine Menge an Stoff zum Nachdenken.
Danke euch herzlich.

Meine Geschichte beginnt so:

Freitag, 27. Juli

Lea
8.30 Uhr. “Einen wunderschönen guten Morgen.”

Mal ne Frage:

Was zählt eigentlich als erster Satz?

Der erste Satz des Prologs? Oder der erste Satz des ersten Kapitels?

Würde mich interessieren. Mein Prolog ist nämlich geschichtlich recht weit hinten angesiedelt (4 Jahre vor der eigentlichen Handlung) und hat mit der Geschichte an sich nicht sehr viel zu tun. Er beschreibt nur die Ausgangssituation meines Helden (im Prolog beschreibe ich die Feuerbestattung seiner Mutter - der Junge ist sieben Jahre alt).
Richtig los geht es dann im ersten Kapitel, wo ich direkt in sein Erleben hineinspringe.

Nach meiner Auffassung ist der erste Satz der Satz, mit dem das Buch beginnt. Egal, ob es sich dabei um einen Prolog oder Kapitel oder Szene oder was auch immer handelt. Beim “ersten Satz” geht es doch darum, den Leser zum Weiterlesen zu zwingen. Wenn der Prolog schon langweilig ist, würde ich nicht nachsehen, ob das erste Kapitel vielleicht ansprechender ist (nur so als Beispiel). Aber dazu gibt es unterschiedliche Auffassungen (siehe auch den Beitrag von MonaL).

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Bzgl Prolog finde ich die Definition des ersten Satzes auch sehr schwierig, es gibt (anscheinend) viele Leser, die einen Prolog nicht lesen.

Im Grunde hast Du zwei erste Sätze, wenn Du einen Prolog schreibst. Du musst den Leser nämlich zweimal ködern. Einmal mit dem ersten Satz des Prologs und einmal mit dem ersten Satz des ersten Kapitels. Deshalb sind Prologe eigentlich nicht so günstig für einen Autor. Sie machen die Arbeit eindeutig schwieriger, denn man riskiert viel mehr, den Leser nach dem Prolog zu verlieren (falls er diesen überhaupt liest).
Ich frage mich immer, warum Prologe so beliebt sind bei Autoren. Als ob das Schreiben nicht so schon schwierig genug wäre.

Ein Prolog sollte immer eine Handlung enthalten, die mit dem restlichen Roman in Verbindung steht, am besten eine Frage aufwirft, die dann im Roman beantwortet wird. Oft werden die handelnden Personen noch nicht namentlich genannt bzw. sie treten in einer gewissen Distanz zum Leser auf.
Ich könnte auf Anhieb nur ein Buch nennen, in dem ich den Prolog wirklich gelungen finde: Die Säulen der Erde von Ken Follett.
Er macht neugierig, ködert den Leser, nennt die wichtigen Figuren, ohne ihre Namen zu erwähnen, aber gibt ihnen so deutliche Merkmale, dass der Leser sie später wiedererkennen kann. Das ist wirklich gut gemacht. Vor allem, weil Follett es schafft, die im Prolog aufgeworfenen Fragen nach und nach zu beantworten, sodass der Leser die letzten Puzzlesteine erst am Ende des Romans erhält.

LG
Pamina

Nicht nur das, es gibt ne Menge Leute, die Prologe regelrecht hassen. Mein lieber Mann z.B. kriegt es fertig, bei einem - in seinen Augen - überflüssigen (und das sind für ihn die meisten) Prolog ein Buch nicht zu lesen. Da kommen dann immer diverse Unmutsäußerungen im Stil von “so ein Schwachsinn, warum kann der/die nicht einfach ‘1. Kapitel’ drüber schreiben.”

ok, ich denke auch, dass Prologe mit Vorsicht zu genießen sind, aber gelegentlich haben sie schon ihre Daseinsberechtigung.

Hallo Walta, erster Satz hin oder her (Suses Vorschlag finde ich recht gut) gefällt mir der Anfang deiner Geschichte. Ich mag es, wie sich aus dem Dialog am Handy eine ganze Beziehungsgeschichte ergibt. Berlin, Athen, die Kälte und die Sehnsucht nach Wärme – mich macht das neugierig. Und der Typ ist mir trotz seiner Flucherei sympathisch, eben wegen seiner Sehnsucht und seiner Erinnerungen. :thumbsup:

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