Uns persönlich trifft das nicht so sehr, zumindest was die sozialen Life-Kontakt angeht. Meine Frau und ich sind eher Teilzeit- Eremiten. Ich schätze mal, dass gut 95 % der Insulaner mit dem Tourismus zu tun haben. Und es kommen auch noch Tausende jeden Tag vom Festland zum Arbeiten hierher.
Die Bundeswehr ist schon lange weg. Man versucht auf dem ehemaligen Kasernengelände seit Jahren Wohnungen für Einheimische zu bauen. Erstaunlich, dass man gerade hier soviel potentielles Bauland brach liegen läßt. Aber man kann sich halt nicht einigen.
Ich erinnere mich auch an die Ölkrise und den autofreien Sonntag. Wir sind damals auf der Hauptverkehrsstraße spazieren gegangen.
Na, klar! Ist echt elend. Aber als Vater und mehrfacher Opa weiß ich - die beste Erziehung ist immer vorleben. Mit der Kippe im Hals seinen Kindern das Rauchen zu verbieten, ist völlig unglaubwürdig.
Oder wie war das: “Jaja, sich mit 15 bis halb zehn auf der Straße rumtreiben, aber den 30ten Geburtstag deiner Mutter vergessen!”
Matheleistungskurs. Aber ich bin schon immer sehr eigen gewesen- und manchmal wahrscheinlich recht gewöhnungsbedürftig. Es kratzt mich nur herzlich wenig, was Menschen von mir denken.
Man kann es nicht allen recht machen, das war auch nie mein Plan. Wenn Gandhi und Hitler meine dicksten Kumpel sind, hab ich sicherlich irgendetwas falsch gemacht…
Ich hatte letztes Jahr überlegt mich selbsständig zu machen und ein schließendes Ladengeschäft zu übernehmen. Im Dezember war ich ziemlich down das das nicht geklappt hat. Lag an Kommunikationsbullshit. Schulz Van Thun und so. Was bin ich froh inzwischen.
Schwein gehabt, würde ich sagen!
Ich denke - der nächste Krieg wird eh anders geführt. Und die Russen sind doch schon da. Mit der Straßenbahn rüberjemacht.
Filetlage gilt hier nur für Immobilienmakler, von denen haben wir reichlich.
Neue interessante Entwicklung:
Viele junge Leute halten sich leider an nichts. Es gibt auch auf der Insel Corona-Parties und ein Haufen kleine Teenie-Pipimädchen zieht durch die Drogerien und probiert Parfums, Cremes und das ganze Zeug aus wie eh und je. Jetzt droht man den Insulanern mit Ausgangssperre.
Einige Zweitwohnungsbesitzer sind mit ihrem Auto auf´s Festland gefahren und mit dem Personenzug zurück, weil nur der Autozug kontrolliert wird.
Ego go on! Armes Deutschland.
Keine Sorge - das kommt Bundesweit.
Ja es ist schon merkwürdig. Wir sind die zweite Generation nach dem Krieg, kennen keinen richtigen Engpass und jetzt kommt so ein komisches Virus und zwingt uns zu Boden.
Mein alter Prof. hat das kürzlich treffend ausgedrückt. Das Virus ist älter als die Menschheit, es wird uns auch überleben. Aber deswegen bedeutet das nicht, dass wir alle daran sterben.
Was mich ärgert, ist, dass die meisten Menschen mit der Zeit nicht umgehen können. Wenn man gesagt bekommt: Haltet euch die nächsten 6-8 Wochen zurück, schalt nen Gang herunter und bleibt friedlich, so hält das zwei Tage.
Dann ist das vergessen und die nächste Corona Party wird am Fluss gemacht.
Ganz schlimm wird es in meinen Augen, wenn die Jungen dann sagen: Na und, wir sind die Jungen, uns trifft es nicht, nur die Alten.
Das tat dann weh diese Einstellung life zu erleben.
Für meine Familie und mich habe ich das Motto gefunden:
Halte Abstand, bleib lieber weg oder zu Hause. Die kommenden Wochen werden uns zeigen was unsere Gesellschaft wirklich aushält.
Ich rege mich zusätzlich über diese Anti-Vac-Leute auf, die es durch Blödheit geschafft haben, dass schon nahezu besiegte Krankheiten ein Comeback erleben. Nach 2 Minuten Goolge-Studium wußten die halt, dass Impfungen ganz sicher Autismus auslösen und was nicht alles.
Die hätte ich ja schon alle hauen können.
Aber jetzt will ich sogar diesen Leuten sogar noch mehr an den Kragen, sind es doch die Ersten, die nun nach einer Impfung gegen Corona gieren…
Wenns nach mir: Impfstoff oder Gegenmittel für Alle? Ja bitte!
Aber sollten wir die Zuteilung irgendwie prioisieren können, dann bitte zuerst jenen Menschen den Impfstoff geben, die sich auch vorher schon regelmässig haben impfen lassen*. Zum Schutz der Herde.
*nagut, wer im sterben liegt, dem sollte natürlich im Fall “Gegenmittel” auch schnell geholfen werden. Da will ich mal nicht so sein.
Was sich hier gerade abspielt, ist der Anfang. Ich verstehe es, das sich viele Menschen noch in einer Phase der Verdrängung befinden. Andere hingegen geraten durch die Sensationspresse und Fake News, Verschwörungstheorien und Weltuntergangsszenarien regelrecht in Panik und horten massenweise Grundnahrungsmittel und Hygieneartikel. Den Dominoeffekt erleben wir gerade. Es gäbe ausreichend Lebensmittel und Hygieneartikel, würde jeder Maß halten. Dann denke ich, gut das es noch Menschen gibt, die das alles verdrängen, sonst wäre die Lage noch schlimmer.
Viele werden erst in den kommenden Wochen verstehen, wie ernst diese Epidemie ist. Manche können es aber auch intellektuell überhaupt nicht erfassen.
Was macht diese Situation gerade mit uns?
Ich mag hier gerne einige positive Beobachtungen schildern.
Mir ist heute dieser wunderschöne blaue Himmel ohne Kondensstreifen aufgefallen. Ich war völlig begeistert von diesem Anblick, diesem offenen, klaren Himmel. So etwas habe ich noch nie gesehen. Das habe ich mir immer schon gewünscht, so einen natürlichen Anblick.
Ich bin immer mit dem Rad unterwegs. In alle den Jahren habe ich noch nie so viele Familien mit ihren Kindern draußen gesehen wie in den letzten Tagen, ob auf gemeinsamen Spaziergängen oder Radtouren.
Gruppen von Jugendlichen sitzen auf den Feldern, hören Musik, Picknicken und Quatschen miteinander. Ich wusste gar nicht, das es in meiner Gemeinde so viel junge Menschen gibt. Mein Hund war auch völlig irritiert von dem Anblick. Und mancher junge Mensch war sichtlich geflasht, vom Anblick der Natur. “Echt jetzt? Das sind Bäume?”.
Jogger, die ich noch nie gesehen habe. Spaziergänger. Viele gehen raus und suchen die Bewegung. Das ist gut so und wichtig.
Und irgendwie fühlt sich das, was die Menschen hier in meinem kleinen Ort machen richtig, natürlich an. So sollten Menschen leben. Entschleunigt.
Bei meinen Beobachtungen habe ich den Eindruck, das viele Familienväter ihre Frauen fragend anschauen: “Haben wir wirklich drei Kinder?”.
Ganz abgesehen von der dramatischen Entwicklung der Krankheit, geschieht sozial und emotional gerade im Umgang mit der Familie und den Nachbarn ganz viel mit uns.
Ich bin beruflich im sozialen Bildungsbereich tätig und mein Fokus liegt da natürlich ganz stark auf dieser Entwicklung.
Bemerkenswert finde ich, das die Bedrohung nicht durch einen heftigen Orkan, ein Erdbeben oder ein Tsunami ausgelöst wird, sondern von einem winzig kleinen, für uns unsichtbaren Teilchen ausgeht, das weder tot noch lebendig ist.
Und nein, es trifft nicht nur die Alten. Die Infektionsrate der unter 25 jährigen hat stark zugenommen. Wir alle sind angesprochen und wir alle sind betroffen.
Für mich kommt es ganz stark darauf an, was ich daraus mache, wie ich daraus hervor gehe und was ich daraus lerne.
Ich hoffe, das viele Menschen etwas positives aus dieser Situation lernen. Das wir Menschen uns nicht mehr als übergeordnetes Wesen empfinden und diesen Planeten weiter rücksichtslos ausbeuten, sondern Lösungen suchen und uns in den natürlichen Kreislauf einfinden, mit Wertschätzung, Respekt und Ehrfurcht vor der Natur und deren Lebewesen und unseren Mitmenschen.
Ja, jetzt sieht man überhaupt mal wieder Kinder! Ich musste wieder mal an “Momo” denken (von Michael Ende) - wo schon vor Jahrzehnten beklagt wurde, dass alle Kinder “weggesperrt” werden in Schulen, Kindergärten und sontige Einrichtungen, und keine Zeit mehr bleibt für eigenes, kreatives Spiel. Gestern sah ich zwei Mädchen in unserer Straße beim Inline-Skaten, hab’ ich bestimmt auch seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen.
An der Ostsee war Donnerstag der Stichtag zum Abreisen. Meine Bekannten hat das ziemlich hart getroffen. Sie waren ans Meer “geflüchtet”, weil der Mann unter Pollen-Allergie leidet und im letzten Jahr aufgrund der verstärkten Birkenpollen fast gestorben wäre. Durch sein Alter und den Zustand seiner Lungen gehört er auch beim Virus zur Risikogruppe. Aber die beiden haben sich natürlich einfach auf den Heimweg gemacht. Shit happens.
Na, also: Wir haben einen ersten Infizierten! Ein Einheimischer! Klingt irgendwie rassistisch, oder?
Im Winter fahren viele Insulaner noch einmal in den Urlaub, bevor hier die offene Psychiatrie die Insel heimsucht. Das Opfer war im Skiurlaub, Kontaktpersonen sind nicht mehr zu recherchieren. Er sitzt jetzt in häuslicher Quarantäne.
Mögen die Spiel beginnen.
@mathies Ich habe ganz ähnliche Beobachtungen gemacht. Jogger und Radfahrer zu ganz ungewöhnlichen Zeiten.
Leider gibt es aber auch viel Negatives zu sehen. Letztes Wochenende wäre in Neustadt a. d. Weinstraße Mandelblütenfest gewesen. Das Fest wurde schon vor einiger Zeit abgesagt. Trotzdem sind Tausende Besucher gekommen. Die saßen dicht gedrängt und haben gemeinsam aus dem Schoppenglas getrunken. Laut Zeitungsbericht war es absolut chaotisch: Verkehrststaus, alles vollgeparkt.
Da ist man fassungslos und verliert den Glauben an die Menschheit. Man kann ja verstehen, dass viele Leute bei dem schönen Wetter raus wollen. Dann geht man halt allein, oder nur mit der Familie.
Die ganze Situation fühlt sich total surreal an. Wie in einem schlechten Si-Fi-Film.
Das ist ein schöner Gedanke. Ich jedoch habe die Hoffnung längst aufgegeben.
Nein, nein! Das alles fühlt sich genauso an, wie in einem verdammt guten Sci-Fi Thriller, nämlich ECHT!
Hoffen wir, dass es nicht von G.R.R. Martin geschrieben wurde (er macht ja auch Sci-Fi, siehe Nightflyers etc.).
Ist euch auch schon aufgefallen, wie sauber die Städte auf einmal sind?
In der Berliner S-Bahn glänzte der Boden heute morgen, das hab ich noch nie - noch nie! - so gesehen. Und kaum noch Essensreste auf den Straßen! Da ich einen fresswütigen Hund habe (Labrador-Retriever) habe ich ab und zu mal mitgezählt, es gab bei einer Runde um den Häuserblock mehr als zehn verschiedenste Reste: von Pommes über halbe Schokolandentafeln bis hin zu angebissenen Brötchen … (von den rückwärts-gegessenen Dingen ganz zu schweigen) - und jetzt ist alles frei. Das ist nicht mehr mein Berlin. Ich schätze, die Stadt-Krähen werden in Kürze verhungert sein.
Zum Glück sehe ich auch nicht mehr diese hingerotz… ich meine natürlich: hingespuckten Flecken, die sonst jeden Bürgersteig zierten. Vielleicht könnten einige Leute wirklich ihr Verhalten auch nach den Viruszeiten beibehalten …
Hast recht.
Hast auch recht. Dann würde vermutlich nur Tyrion Lennister überleben …
Ja, das kann man nur fassungslos bestaunen. Es dauert wahrscheinlich nicht mehr lange, und wir alle müssen zuhause bleiben, die ersten Verordnungen gibt es ja schon. Ich bin eigentlich ein optimistischer Mensch, allerdings beschleicht mich so langsam ein mulmiges Gefühl.
Ich wünsche uns allen, dass wir gut durch diese Zeit kommen.
Wer weiß, vielleicht gibt es nicht nur einen Babyboom in neun Monaten, sondern auch eine Welle von noch mehr neuen Büchern? Das wären jedenfalls konstruktive Arten der Krisenbewältigung.
Als begeisterter Leser von Thrillern und Science fiction fühle ich mich geehrt, in einem original Endzeitszenario abkratzen zu dürfen.
“Liebe in Zeiten der Cholera”, Gabriel Garcia Marquez, 1985. Wie leicht kann man den Titel aktualisieren?
Oder Camus, “La peste”. Soll in Italien ausverkauft sein.
Hach, das haben wir damals im LK gelesen. Das waren noch Zeiten …
LG
Pamina