Denken und sagen im selben Moment

«Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht», sagte sie, «und mich auch», dachte sie sich.

Hi, sind die Satzzeichen richtig gesetzt? Ist dieser Satz überhaupt stilistisch sinnvoll oder wie würdet ihr es formulieren, wenn jemand seinem Gegenüber etwas sagt und sich den Rest denkt? Dem voran geht ein Absatz ohne wörtliche Rede und ohne “show, don’t tell”.

Das würde mich echt verwirren. Gesagtes und dedachtes im selben Satz in Anführungszeichen. Für mich ein no-go.

Ich würde das vielleicht etwa so formulieren:
«Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht», meinte sie enttäuscht. Und mich hast du ebenfalls verwirrt.

Und mich hast du ebenfalls verwirrt. → Geht leider nicht. Sluga soll diesen Teil eben nicht wissen, nur der Leser.

Ich würde den Nachsatz *«und mich auch» *keinesfalls in Anführungszeichen setzen, da kommt man echt durcheinander. in Kursiv gehts, du kannst es aber auch ‘ganz normal’ schreiben. Wenn die Sätze wie hier einfach gehalten und nicht weiter verschachtelt sind, hat man keine Verständnisprobleme.

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*Kursiv *habe ich schon für andere Situationen “missbraucht”. Dann schreibe ich es lieber “ganz normal” hin. Vielleicht fällt mir auch noch eine vollkommen andere Möglichkeit ein. Für’s Erste sollte das aber reichen. Es wird wohl auch die einzige, krumpelige Stelle bleiben, in der ich Gesagtes und Gedachtes unmittelbar hintereinander weg schreiben möchte.

Vielleicht kannst Du es umstellen, so z.B.:
Jetzt bin ich echt durcheinander, dachte sie. Laut sagte sie aber nur: «Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht.»

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Gefällt mir, ehrlich gesagt, nicht ganz so gut.

Also - ich funktioniere genau so wie Du das oben in dem Satz beschrieben hast!
Ich sage häufig etwas und denke mir den Rest nur :slight_smile:

Ich habe den Satz genau so verstanden wie er oben steht.
Aber es stimmt schon. Wenn die Gedanken in Anführungszeichen stehen scheint das einige Leute zu verwirren, die nicht so ticken :wink: Also Anführungszeichen weg und eine Lösung für die Gedanken allgemein finden. Kursiv fällt ja weg, da es schon anderweitig verwendet wird :slight_smile:
Bin grad am Überlegen, aber Kapitälchen sind unpassend … genauso wir Unterstreichungen oder Fettschrift. grübel

Also ich würde eher die Kursive wählen und die anderen Auszeichnungen für andere Zwecke reservieren bei der Planung … nachträglich ist das natürlich schwierig …

«Sluga. Geh bitte, sofort!» wäre für mich das letzte Wort im Absatz.**

In welcher Beziehung steht die Figur zu ihrem Gegenüber?
Sie nimmt eine klare Haltung zum Befinden des Vaters ein, jedoch nicht für sich selbst.

Warum kann sie ihrem Gegenüber keine klare Haltung einnehmen?

Liebe Suse,

zunächst mal nur mit Betracht auf diese Fügung: Das geht nicht! Wie schon @Yoro und @Alex Sassland andeuteten, kann man nicht einen Gedanken in AnfStr setzen wie wörtliche Rede. Das schafft nicht nur Verwirrung, sondern widerspricht auch den Interpunktionsregeln. Auflösen läßt sich das auf vielerlei Weise. Und ich finde zudem, es kann durchaus sehr elegant sein, in einem Satz Rede und Gedanken zu verknüpfen. Hier ein Vorschlag:

«Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht», sagte [hier der Name statt ‚sie‘] zu Sluga, der sie (damit [entweder weglassen oder abstrakt genau so – also mit ‚damit‘ – ausführen oder etwas näher gefaßt formulieren: das ist kontextabhängig]) kaum weniger (oder auch: ‚genauso‘) irritiert hatte.

Freundliche Grüße von Palinurus

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Weil sie ihr Gegenüber erst wenige Momente zuvor kennen gelernt hat. Der Vater ist in einem Pflegeheim. Sie besucht ihn. Sluga kommt herein und verwirrt den Vater.

Sluga hört das ja nicht, da es die Gedanken der Sprechenden sind.
Ansonsten: Und mich hast du ebenfalls verwirrt, fügte sie in Gedanken dazu.

Ich gehöre zu denen, die das verwirrt hat: Ich mußte die Sätze zweimal lesen.

Wenn Du es rein mit Satzzeichen lösen möchtest, wäre mein Vorschlag:
“Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht”, sagte sie, ,und mich auch’, dachte sie sich.
(Natürlich nicht wie bei meiner Tipvariante hier mit , und "; wenn Du « nutzt in doppelter bzw. einfacher Variante, stört auch das Komma vor dem Anführungsstrich nicht, wie es das bei mir tut.

Ein weiterer Vorschlag mit alternativer Interpunktion:
“Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht.” Und mich auch, dachte sie sich.
(Brauchen die Gedanken Anführungsstriche, ob nun einfach oder doppelt?)

Und noch einer:
“Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht.” Bei sich dachte sie: “Und mich auch.”
(Hier habe ich das “dachte sie” vorangestellt, weil dann beim Lesen des Gedankens auch in " klar sein sollte, daß es sich hier um den Gedanken handelt und nicht mehr um wörtliche Rede.)

Ich hatte noch die Idee, die Stelle möglichst ohne Inquits zu lösen, allerdings ist mir keine Lösung eingefallen, die dann den Unterschied zwischen Sagen und Denken klarmachen würde.

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Liebe Buchling,

im zweiten Teil sind die AnfStr nicht nur entbehrlich, sondern m.E. sogar falsch!

“Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht.” Bei sich dachte sie: Und mich auch.

Wobei ich dann jedoch besser finde:

“Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht.” Und sie selbst auch.

(“Bei sich dachte sie …” ist halt grenzwertig, weil redundant: Man kann immer nur “bei sich” denken. – Bei wem oder was sonst?)

Aber eigentlich bin ich noch immer der Ansicht, daß eine Ein-Satz-Lösung eleganter ist. Dazu noch ein Vorschlag:

“Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht”, rief sie Sluga zu, der sie selbst auch verwirrt hatte [oder: ‘verwirrte’].

Oder:
“Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht”, rief sie Sluga zu, während ihr durch den Kopf ging, von seinem Gerede selbst verwirrt zu sein.

(Da ich den Kontext nicht kenne, bin ich bei ‘Gerede’ unsicher. Es könnte auch ‘Tun’ heißen o.ä.)

Möglich auch:

“Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht”, rief sie Sluga zu, während ihr die eigene Verwirrung klarwurde.
**
Was dann auch noch diese “Direkt-Denk”-Variante impliziert:**

“Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht”, rief sie Sluga zu, während ihr klarwurde: Und mich auch!

(ginge ebenfalls mit: … während ihr durch den Kopf schoß: … o.ä.)

Gruß von Palinurus

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Ich glaube, diese Variante gefällt mir am Besten. Gerede passt sehr gut in den Zusammenhang. Nur vom Zurufen halte ich nichts, da die drei in einem Zimmer sind. Sluga ist übrigens ein Mädel :).
@alle: Ihr seid, wie immer, unbezahlbar.

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Huch! Wie peinlich! – Ich war irgendwie auf einen Mann festgelegt, obwohl mich die a-Endung vordiesem Irrtum hätte bewahren können. Vermutlich stand mir ein slawischer Kontext vorm inneren Augen, da gibt es manchmal auch a-endende männliche Namen.

Gruß von Palinurus

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Ach Gott. Das kann ja nun wirklich keiner an einem einzigen Satz, vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen, erkennen.

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Meine 2 Cent:

«Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht», sagte Eleonore. Ihre eigene Verunsicherung verbarg sie dabei aber sorgfälltig.

oder:
«Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht», herrschte Julia ihn an. Ihre eigene Verunsicherung verbarg sie dabei sorgfälltig.

mfg os|<ar

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Warum nicht einfach reduzieren:

Ein “Sagte sie” kann hier auch mal weg fallen.

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In so einem Fall hätte ich bei einem Text von mir einfach einen Absatz gesetzt – in meinen Texten sind Gedanken oft kursiv hervorgehoben, mal mit, mal ohne “dachte” o.Ä…

«Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht», sagte sie.
Und mich auch, dachte sie sich.