Ich habe *kursiv *in meiner Geschichte schon anderweitig belegt. Das würde verwirren.
Das ist doppelt gemoppelt. mit dem ‘dachte’ ist doch alles klar.
(Im übrigen: Bücher in denen Gedankengänge in Kursiv gesetzt sind, wandern bei mir gleich wieder ins Verkaufgestell zurück.)
Hat sie eigentlich einen slawischen Hintergrund? „Sluga“ heißt nämlich „Diener“ sowohl auf russisch als auch auf polnisch, und vermutlich auch in anderen slawischen Sprachen. Abweichend von der üblichen Regel, dass slawische Substantive mit der Endung -a immer weiblich sind, steht Sluga im russischen für die männliche Bezeichnung und im polnischen für männlich und weiblich.
Ja. Hat sie. Sluga als Dienerin war ganz genau beabsichtigt, obwohl die Idee einem russischen Satz entstammt.
«Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht», sagte sie, und mich auch, dachte sie.
Ich würde die Gedanken immer Kursiv schreiben und niemals in der wörtlichen Rede, da das nämlich für Verwirrung sorgt.
«Sluga. Geh bitte, sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinander gebracht», sagte sie, dabei fiel ihr Blick zum fenster und dachte: mich auch.
Aber auch das ist meines Erachtens keine Lösung. Muss der Leser unbedingt wissen, dass sie durcheinander gebracht wurde?
Ihr Eindruck, ihre Einschätzung, ihr Gefühl der Unsicherheit ist in diesem Augenblick wichtig und steht im Vordergrund.
In der Verantwortung und Sorge um den Vater entscheidet sie sich, zu handeln.
Warum? Voreilig? Unreflektiert? Oder aufgrund einer bestimmten Erkenntnis oder Vorahnung?
Was bewegt sie zu dieser Reaktion?
Sie muss sich zuvor emphatisch mit der Situation auseinandersetzen, um so zu empfinden.
Der Gedanke wird ihr nicht im Nachklang durch den Kopf gehen. Sie hat ihn bereits empfunden.
Ja. Das muss der Leser unbedingt wissen. Ihren Vater kann man leicht durcheinander bringen, weil er dement ist. Ich wollte aber gern zeigen, dass jene Sluga so abgefahren ist, dass sie auch gesund denkende Menschen verwirrt. Kursiv geht leider nicht, weil ich kursiv schon für was anderes “reserviert” habe und dann kommt man damit durcheinander. Ich habe dennoch eine Lösung aus den vielen Antworten hier für mich finden können.
Überraschungen kommen nicht geplant. Wenn mich jemand erschreckt, dann hüpfe ich hoch, schreie oder was auch immer, aber eben erst dann. Sie hatte ein anderes Bild von Sluga ist nun überrascht. Das kann man natürlich alles nicht wissen, wenn ich hier nur den einen Satz einstelle.
„Geh bitte, Sluga. Du hast meinen Vater verwirrt!“, sagte sie. Ihr war bewußt, dass sie ihren Vater nur vorschützte, um ihre eigene Überraschung und Verwirrung zu kaschieren und nach außen das Bild der starken, unerschütterlichen Frau aufrechtzuerhalten.
Ich habe jetzt mal ein Motiv unterstellt, warum sie nicht einfach sagt: „Raus hier, du verwirrst mich“ und stattdessen ihren Vater instrumentalisiert. Mich als Leser würde interessieren, warum sie eine Ausrede braucht, statt Klartext zu reden.
Gruß
Ralf
Sag ich nicht …
Ach, ich bin ja schon beruhigt, dass sie ein Motiv hat und nicht einfach nur random zickig ist
Suse weiß genau wie sie ihre Leser in den Bann zieht ;)) Ich freue mich jedenfalls auf das Buch, wenn es fertig ist… und ich denke sie wird eine gute Lösung nach all den Ratschlägen finden.
ich hab gerade beim Überarbeiten eine Stelle in meinem Text gefunden, die ähnlich funktioniert:
[FONT=Courier New]„Warst du schon mal in Hamburg?“
„Noch nie. Papa ist erst im Oktober dort hingezogen und jetzt besuche ich ihn das erste Mal. Weil jetzt keine Schule ist.“ Und weil Mama und Marius nach Fuedingsbums fliegen wollen, denkt Jakob. Aber das sagt er nicht.
Ich hab also die Gedanken ohne besondere Markierung geschrieben, aber ein „denkt“ angefügt, wie bei der wörtlichen Rede. Für mein Gefühl funktioniert das so. Was denkt ihr?
Es kommt wohl auch auf die Erzählperspektive an. Beim allwissenden Erzähler wird sich das anders anhören als bei einer personalen Perspektive.
Bei der Ausgangsfrage hier würd’ ich es wohl so machen:
[FONT=Courier New]„Sluga, geh bitte. Sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinandergebracht!“ Und mich auch, dachte sie.
Gut gelöst, liebe Theografica!
Nur zwei kleine Vorschläge zur Optimierung:
„Noch nie. Papa ist erst im Oktober dort hingezogen und jetzt besuche ich ihn das erste Mal. Weil gerade (o.ä. statt verdoppeltem ‘jetzt’) keine Schule ist.“ Und weil Mama mit (statt verdoppeltem ‘und’) Marius nach Fuedingsbums fliegen will (sprachlogisch aus der vorigen Änderung folgend statt ‘wollen’), denkt Jakob. Aber das sagt er nicht.
Es gibt überhaupt keinen Grund, Gedachtes in oder nach Dialogen irgendwie graphisch abzusetzen. So, wie du’s machst, ist es genau richtig! Auch der Suse-Text ist von dir m.E. perfekt “in Form gebracht” worden.
Einer bei mir notorischen Manie folgend würde ich noch einen Gedankenstrich setzen (für mich spielen GdStr eine überaus wichtige Rolle, aber ohne daß ich sie anderen aufdrängen möchte: ist nur so ein … ähm … Gedanke an dieser Stelle). Beim Suse-Beispiel sähe das dann so aus, was mir persönlich auch unabhängig von meiner Manie zusagt:
“Sluga, geh bitte. Sofort! Du hast meinen Vater ganz durcheinandergebracht!” – Und mich auch, dachte sie.
Gruß von Palinurus
Hey ja, vielen Dank, Palinurus! Diese Doppelungen sind mir gar nicht aufgefallen. Die hätte die Stilanalyse sicher entdeckt, aber die nervt mich meist damit, dass sie viel mehr bemängelt, als ich ändern oder streichen möchte. Ein guter Lektor ist doch durch nichts zu ersetzen …
Statt Gedankenstrichen liebe ich die … - wobei ja die Ansicht kursiert, die würden nur kaschieren, dass der Autor da selbst nicht mehr weiterwusste …
Gruß, Beate
Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen, auch hier im Forum. Ich finde die … passender als Gedankenstriche.
Ich verwende gelegentlich beides in Kombination. Doch jedenfalls teilen wir die Vorliebe für ‘…’. Die “kursierende Ansicht” kann ich nicht nachvollziehen. M.E. gewinnt ein Text durch eine “erweiterte Interpunktion” (man muß ja nicht unbedingt Arno Schmidt nacheifern wollen :D) sehr, sehr viel. Aber Puristen auf diesem Gebiet sollen halt “ihr Zeugs machen” und alle anderen machen es anders! **Ha!
**
Die ‘weil’-Wiederholung in deinem Text würde ich übrigens unbedingt stehenlassen. Sie ist gut und markiert … etwas … (das unaussprechlich bleibt, aber durch die Wiederholung eben doch zwischen den Wörtern “durchschimmert”. Das ist gut! Sehr gut!).
Gruß von Palinurus
ich denke, die beiden “erweiterten Interpunktionen” (ha, sehr schön!) haben unterschiedliche Funktionen: Der Gedankenstrich will zwei Aussagen verbinden, ohne das Verhältnis allzu genau festzulegen; das “…” lässt eine Aussage quasi auslaufen, wie eine Welle am Ufer ausläuft, bei der man ja das Ende auch nicht fest definieren kann. So jedenfalls mein Gefühl.
Danke! Das freut mich, dass dadurch schon hier durchschimmert, was im Text klarer benannt wird.
Dass Mama mit Marius fährt, verschiebt übrigens den Inhalt auch etwas - die beiden sind ein Paar, Marius also der von Jakob wenig geliebte “Nachfolger” von Papa und in Jakobs Wahrnehmung keineswegs ein Anhängsel seiner Mutter, wie das “mit” suggeriert, sondern ein sehr eigenständiger nerviger Eindringling, der sozusagen als Faktor gleichberechtigt neben Mama steht. Ich sag ja - Stilanalyse ist im Prinzip nicht verkehrt, aber oft ändert sie den Text ganz subtil in Richtungen, die so nicht intendiert waren … Oder man müsste völlig andere Formulierungen finden, um dasselbe zu sagen. Oi - ich hätte gerne noch drei Leben, bitte!!!