Dark Fantasy - Prolog

Liebe Community,

Bisher war ich nur stille Leserin, doch heute habe ich den Mut, euch den Prolog meines (Dark) Fantasy Romans zu zeigen -
es wäre einfach klasse, wenn mir eine unabhängige Leserschaft ein paar Tipps geben könnte, vor allem, wenn es um den Schreibstil und die Spannung der Story geht. Leider darf ich keinen Anhang hochladen, da ich noch neu hier bin, deswegen hoffe ich, ihr könnt über die schreckliche Formatierung hinwegsehen und dass ich wichtige Teile nicht in Kursiv setzen konnte … :wink:

Ich bedanke mich schon mal im Voraus für eure Zeit & wünsche euch viel Freude beim Lesen :slight_smile:

Viele liebe Grüße, Eve <3


Weiß.
Er hatte wieder diesen Traum.
Er stand auf dem weiten Feld, um ihn herum der weiße Nebel, der ihn von allen Seiten erdrückte. Und Asche. Überall war Asche und rieselte in sein Gesicht, hing in seinen Haarsträhnen, klebte an seinen Tränen.
»Ich habe Angst«, schluchzte er. »Ich will ihn nicht sehen …«
Nur Weiß.
Eine unwirkliche Welt, die ihre Pforten um ihn schloss, nichts war zu sehen oder zu hören, keine Schemen auszumachen, kein Geräusch. So stand er eine Weile reglos, während die Asche auf sein Haupt sank und horchte in die Leere. Sein Atmen klang unfassbar laut in dieser Stille, genauso wie sein Herz, das an seinem Brustkorb zerrte. Er wird kommen, dachte er mit Schrecken. Er wird kommen und ich werde wieder in sein Gesicht blicken müssen und er wird tot sein; aber nicht tot wie die Menschen, die alt und gebrechlich in ihren Betten langsam in die Ewigkeit entschlafen, sondern tot wie zu Tode gequält, aus dem Leben gezerrt, von Schmerz und Feuer entstellt. Und er wird mich ansehen, tief in mich hinabsehen und ich will …
Leise Huftritte näherten sich ihm von hinten, begleitet von einem tiefen Schnauben. Die Luft trug den Geruch von Pferdefell, Metall und Blut. Er zitterte vor Kälte und schlang die Arme um die Brust, denn er wusste, was nun kam.
Schreien, ich will schreien.
Sie waren alle wieder hier.
Seine Finger gruben sich tief in seine Oberarme hinein, bis sie schmerzten. Die Asche, die sich auf seine Lippen legte, trug den fauligen Geschmack der Leblosigkeit. Er wollte in die Nebelwand hineinrufen, doch es kam keine Stimme aus seiner Kehle, sein Mund konnte nur stumme Laute formen.
Dann teilte sich der Nebel neben ihm und er konnte ihn sehen. Ihn, der durch den undurchdringbaren Schleier an seine Seite geritten kam. Er stank nach Kampf und Tod. Der einst goldene Harnisch war dunkel von Dreck, Blut und Schmerz, die Beinschienen hingen lose an den Riemen. Er hatte diese Rüstung schon einmal gesehen.
»Ich bin es, Lionet.«
Langsam drehte sich der Kopf des Reiters zu ihm hin und starrte ihn an. Und er starrte zurück. In den tiefen schwarzen Abgrund.
Der Löwe, war sein einziger Gedanke.
Die Gestalt blickte ihn an, durch ihn hindurch, bis ins Mark. Das Gesicht fast gänzlich vom Feuer verbrannt, die aufgeplatzte Haut mit Blut und Asche beschmiert, das Haar versengt. Ein Teil seiner Lippen schien durch eine enorme Wucht weggerissen worden zu sein und die Wunde hinterließ ein dunkles Loch, hinter dem schwarzes Zahnfleisch und Zähne glänzten. An den Rändern der feuchten Fleischwunden brach sich der Schimmer des Nichts. Doch die Augen des Löwen leuchteten seltsam hell in dem dunklen und blutigen Sumpf seines Antlitzes, als hätte man alles töten können, nur nicht ihr Licht.
»Ich weiß, wer du bist«, sagte er, seine Stimme war wiedergekehrt. Asche tanzte zwischen ihren Leibern auf dem weißen Feld, während er zu dem Reiter in der zerfallenden Rüstung aufsah.
»Ich bin der König«, erwiderte die Gestalt. Es klang so finster, wie mondlose Nächte finster waren. So tief wie von einem Abgrund herauf, der keinen Grund hatte und wo keine Wärme leben konnte.
Er hielt den Atem an und ließ den Blick langsam am Löwen, der sich König nannte, hinabgleiten, bemerkte die Fesseln seines Schimmels, die aufgerissen und blutig waren. Die Augen des Löwen schienen bitter, als er hinzufügte: »Ich bin Veit ar’Lyv, Zweiter meines Namens, König der Grauen Lande von Ferreus und Führer des Löwenordens. Und ich geleite meine Männer in den sicheren Untergang. Meine Kraft reicht nicht, sie zu schützen, nicht vor ihm, dem Mann, der auf der anderen Seite auf mich wartet. Der Jäger wird mein endgültiges Schicksal sein.«
Der Jäger.
Veit ar’Lyvs Schimmel begann unruhig umherzutreten. Als er den Hals wölbte, öffneten sich klaffende Fleischwunden in seinem blutverkrusteten Fell. Unter den geblähten Nüstern klebte auf der Kandare dunkelroter Schaum.
»Sagt, wo ist mein Heer?«
Der Geschmack nach süßlicher Verwesung kroch seine Kehle hinauf und ihm wurde fast übel. Immer mehr Asche wirbelte umher und legte sich schwer auf ihn und die Rüstung des Löwen. Der kaputte Schild rutschte dem König ein Stück hinunter und in seiner Hand zitterte unmerklich der Griff seines Schwerts, dessen dumpfe Klinge nicht mehr schimmern konnte.
»Schickt es zu mir. Es ist nicht mehr weit zu ihm.«
Nicht mehr weit zu ihm.
»Warum bist du hier?«, wollte er fragen. Den Löwen fragen, der da gebrochen im Sattel saß, den großen Mann von Ferreus, der nicht mehr groß war, sondern nur noch ein Hauch seiner einstigen Existenz; der Mann, der einen jahrzehntelangen Krieg gegen einen Widersacher und einen Orden geführt hatte, der eisiger war als der Schnee, in dem sie zuletzt alle starben.
Der Löwe schüttelte den Kopf. »Das dürft Ihr die Toten nicht fragen … niemals. Denn das Warum haben wir schon lange vergessen. Es liegt begraben zwischen den toten Leibern meiner Männer auf dem Feld, unter Glut, Asche und unserem jahrealten Hass.«
Es begann unverhofft vom Himmel herab zu schneien und sein Herz wurde ihm schwer in der Brust. Schnee, das Blut der Geister.
»Mit mir hat es begonnen. Und mit mir wird es enden«, sprach der Löwe und sein Pferd setzte sich in Bewegung, während die Schneeflocken auf sie niederrieselten und mit der Asche verschmolzen.
»Wartet«, rief er ihm hinterher. »So wartet doch!«
»Ich kann nicht. Ich muss den Weg zu ihm finden. Der Jäger wartet schon so lange auf mich.«
Schon so lange.
Er betrachtete den Löwen, wie er in den alles verschlingenden Nebel davonritt. Ein Verdammter auf dem letzten Pfad, der sein Schicksal nicht loslassen wollte.
Ein Schlurfen und ein Flüstern nahmen den Platz ein, den er hinterlassen hatte. Schwere Stiefel mit eisernen Beschlägen gruben sich in die Hufabdrücke seines Schimmels. Ein düsteres und beklemmendes Wispern schob sich mit jedem ihrer Schritte über das Feld, durch die vielen Schichten von Asche hindurch.
Als er den Kopf nach hinten wandte, standen dort unzählige Krieger aufgereiht in verrosteten Rüstungen. Zu Pferd. Zu Fuß. Mit langen Schilden. Mit Schwertern. Mit Lanzen. Die Waffenröcke und das Wappen des Löwen darauf fast schwarz. Mit toten Augen starrten sie vor sich in den Nebel, während die Kälte in ihre Glieder kroch. Sie waren alle wieder hier. Und er konnte ihre Gedanken hören. Ihre verzweifelten Gedanken und ihr Flehen in die weiße Leere. Auf dem Feld der Asche, auf das der Schnee vom Himmel fiel. Sie alle hatten den Großen Krieg erlebt. In die erloschenen Augen ihrer Kameraden gestarrt, ihre reglosen Häupter gestreichelt. Waren grausam gefallen, hatten um ihr erbärmliches Leben gebangt und gebettelt. Und überall hatte die Kälte sich ihrer Leiber bemächtigt, während sich feige das Leben daraus stahl. Wie Eis war der Hauch ihrer sterbenden Seelen gewesen als sie nach dem Himmel riefen. Doch der Himmel antwortete nicht, er verschloss stattdessen seine Pforten vor den Toten. Und so blieben sie, weil sie den Weg nach Hause nicht fanden. Sie fanden ihn nicht. Und so verweilten sie. Auf dem hundert Jahre alten Feld, für den Löwen, den Jäger und ihre Rache, die sie alle verfluchte.

Er weinte.
»Mutter, ich habe wieder vom Löwen geträumt«, wimmerte er. Seine kleinen Hände rieben aufgeregt über seine blassen Wangen. »Er war wieder da und ich musste in sein Gesicht sehen.« Heiße Tränen perlten aus seinen Augen.
»Ich bin hier, Lionet. Du musst jetzt keine Angst mehr haben«, erwiderte die warme Stimme seiner Mutter, die sich zu ihm auf die Bettkante setzte. Der goldene Schein des Kandelabers auf dem Nachttisch offenbarte rote Striemen, die seine Fingerspitzen auf seinem Gesicht hinterlassen hatten.
»Ich bin hier.« Sie nahm ihm sanft die Hände aus dem Gesicht und strich ihm über die Stirn. »Es ist keine Asche da, Lionet. Versprochen.« Ihre blassen Lippen lächelten. Aber ihre Augen taten es nicht. Sie waren dabei fast so leer wie die Augen der Geister, von denen er so oft träumte.
Wie sie vor dreihundert Jahren auf dem Schlachtfeld standen und noch immer warteten. Auf den Löwen Veit ar‘Lyv, der sich aufmachte, den Jäger zu töten.

[ Das, was wir Menschen unsere innere Stimme nennen,
ist in Wirklichkeit ein Geist, der uns verfolgt.
Er wird uns immer das zuflüstern,
was wir am meisten fürchten.
Ferretischer Schnee; Kapitel I, 1 – Die Geister ]

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Ich möchte nicht auf Einzelheiten eingehen, nur auf das grosse Ganze. Deine Erzählstimme mag ich sehr, der Text liest sich sehr atmosphärisch. Der erste Leseeindruck ist gut und weckt meine Neugierde.

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Hallo Eve, schön, dass du das mit uns teilst. Ich habe es ein paar Mal gelesen. Jetzt weiß ich, was ich dabei empfinde. Also zuerst einmal finde ich deinen Schreibstil super. Ich hatte sofort Bilder im Kopf. So soll es wohl sein ;)) und das ist auch nicht einfach. Mir fällt das immer sehr schwer. Ich erwische mich oft beim tell…ausserdem weckte dein Text bei mir Lust in dem Genre einmal was zu probieren. Ich würde es kürzer besser finden. Das erhöht die Spannung. Nicht so sehr ins Detail gehen. Lieber was „anreißen“ und so stehen lassen. Und bei einer Person bleiben ( Hauptfigur??). Ich hatte nämlich immer wieder den Faden verloren und konnte es nicht zusammenbringen.
Ansonsten :+1::blush:
Liebe Grüße EffEss

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Auch dir liebe Grüße, FräuleinEve, und sei willkommen.

Zu deinem Text.
Das setting ist atmosphärisch dicht. Gefällt mir sehr gut.
Ich bekam sofort starke Bilder im Kopf, die aber bald verwirrend wurden, weil ich am Anfang falsch abgebogen war:
Ich sehe direkt einen weißen Löwen. Ok. Ein Löwe der schreit statt brüllt? Finger? Oberarme? Hoppla, da stimmt was nicht. Ah, der Löwe ist der Beiname, so was wie Heinrich der Löwe.
Das könntest du vielleicht vermeiden, indem du Der Löwe fett von der Geschichte absetzt.

Dann war auch mir nicht immer klar, wer gerade denkt oder spricht. Das ist natürlich sehr schwer darzustellen, wenn alle Beteiligten in der 3. Person geschrieben sind.

Hier und da wäre es vielleicht durch Umstellung zu lösen:
Er hatte diese Rüstung schon einmal gesehen. Langsam drehte sich der Kopf des Reiters zu ihm hin und starrte ihn an. »Ich bin es, Lionet.«
Und er starrte zurück. In den tiefen schwarzen Abgrund.

Der Löwe, war sein einziger Gedanke.

Auch später, dieser Vorstellungsabsatz: Warum sollte ein König so antworten? Die einzelnen Sätze sind gut, aber ich würde sie in eine andere Reihenfolge bringen.

Alles in allem gefällt es mir sehr gut. Du hast eine bildhafte Sprache und es bleibt durchgängig in dieser grau-schwarz-weiß-rot gefärbten Stimmung. Schön düster und schicksalsbeladen.
Mich interessiert jetzt schon, wie das alles zusammenhängt und ich würde es weiterlesen.

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Liebe Silla,

Vielen Dank für dein Feedback, das motiviert mich auf jeden Fall und ich freue mich, dass es dir im Großen und Ganzen gefallen hat :slight_smile:

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Liebe EffEss,

Ganz lieben Dank für deine Rückmeldung, die mir schon sehr weitergeholfen hat :innocent: Es freut mich sehr zu hören, dass ich dich bildtechnisch mitnehmen, und in dir auch etwas Freude am Fantasy-Thema vermitteln konnte. An den anderen Punkten werde ich gerne noch etwas feilen - viiielen Dank :pray:

Liebe Anachronica,

Ganz lieben Dank für dein ausführliches Feedback, das weiß ich sehr zu schätzen :hugs: Leider war die Kapitelüberschrift „Der Löwe“ in dieser Formatierung sehr irreführend und ich habe sie deswegen jetzt herausgenommen.

Abgesehen davon werde ich gerne eingehender an der Sicht der Figuren arbeiten - aus subjektiver Sicht ist ja alles immer schön schlüssig und man wundert sich, wenn es andere dann doch nicht so gut verstehen :face_with_spiral_eyes: Daran werde ich in jedem Fall arbeiten, ein großes Danke auch an dich :raising_hand_woman:

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Hi, FräuleinEve,

Gleich in medias res: Starker, atmosphärischer Anfang, das gefiel mir.
Der erste Punkt, der mich da etwas rausriss, war, die Formulierung „Eine unwirkliche Welt, die ihre Pforten um ihn schloss“ - da stelle ich mir zufallende Türen vor, und das bedeutet Lärm und Aktivität, also das diametrale Gegenteil von dem, wie du die Situation beschreibst. Vielleicht meinst Du, dass diese Welt die „Pforten geschlossen hatte“ oder „ihn ausweglos eingeschlossen hatte“?
Dann folgte das „Herz, das am Brustkorb zerrt“.Das klingt, als wäre es außerhalb des Brustkorbs, jedenfalls für mich. Da könntest du aus „am“ einfach „in“ machen. Was meinst Du?
Das sind Kinkerlitzchen, aber es ist einfach schade, wenn man aus der dichten Stimmung rausgeholt wird. :wink:
Insgesamt finde ich, der Text zieht einen rein, wobei ich mich frage, ob es nicht klüger wäre, das junge Alter des Protagonisten schon weiter oben anzudeuten. Dieses Detail erhöht die emotionale Schlagkraft der Szene, wenn es dem Leser früher klar ist. Damit würde ihn die Geschichte noch etwas stärker reinziehen. Aber vielleicht ist das ja auch Absicht bzw. vielleicht ist es eine Vorausschau auf einen Moment, in dem der Charakter später eben kein Kind mehr ist. In dem Fall macht das natürlich Sinn (und erklärt auch, warum der Charakter nicht weit nach oben schauen muss, um einem auf dem Pferd Sitzenden ins Gesicht zu blicken).
Hoffe, mein Feedback hilft Dir etwas weiter. :slight_smile:

Viel Erfolg!

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Liebe Holde Maid,

Auch dir ganz großen Dank für das Feedback, ich finde es einfach toll, wenn Menschen total detailverliebt und „pingelig“ sind, das bin ich nämlich persönlich auch und finde ich super hilfreich!

Ich war tatsächlich nicht sicher, ob ich zu Anfang andeute, dass der Träumende/Protagonist zum Zeitpunkt des Träumens ein Kind ist … aber du hast recht, das würde dem Ganzen wahrscheinlich mehr Gewicht geben (bereits in Kapitel 1 ist er schon ein junger Mann und damit deutlich älter als in der Rückblende) Vielen Dank :hugs:

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Ich wittere, dass es eine gute und epische Geschichte mit vielen Details werden kann. :dog:

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Das freut mich aber und motiviert ungemein :heart_eyes:

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Mir hat dein Prolog auch sehr gut gefallen. Ich mag deinen Stil und du schaffst es, ein sehr dichtes und atmosphärisches Bild zu zeichnen.

Ich glaube allerdings auch, dass du das Alter des Protagonisten vielleicht bereits vorher deutlich machen solltest. Der Sprung, dass da plötzlich ein Kind aufwacht, kommt nämlich nicht ganz glaubwürdig rüber - was teils an den Beschreibungen liegt, die du wählst. Dein POV-Charakter dieses Kapitels ist ein Kind. Aber würde ein Kind z.B. wissen, wie „Kampf und Tod“ riechen? Würde ein Kind von Menschen sprechen, die „in die Ewigkeit entschlafen“? Und würde ein Kind „den Geschmack süßlicher Verwesung“ in der Kehle erkennen?
Solche Sachen. Da müsstest du dir vielleicht noch einmal Gedanken machen und eine Balance finden zwischen der eindringlichen Description, die du als Autorin dem Leser mitgeben willst und der Wahrnehmung, die dein POV als Kind hier eigentlich haben kann.

Eine zweite Sache, aber das ist eine Kleinigkeit: Ich habe mal in einem Schreibratgeber gelesen, dass man den Namen des Protagonisten so früh wie möglich nennen sollte. Damit gibt man dem Leser direkt einen Anker und es wirkt nicht gezwungen, dass man ohne ersichtlichen Grund den Namen so lange verschweigt. Ich verstehe, warum du aus Gründen der Atmosphäre nicht unmittelbar damit starten willst. Aber spätstens bei „So stand er eine Weile reglos…“ könntest du statt „er“ auch einfach bereits den Namen nennen :slight_smile:

Ich empfehle zudem auf jeden Fall, dein „Er hatte wieder diesen Traum“ am Anfang des Prologs stehen zu lassen. Nicht, dass du in einer deiner Überarbeitungen auf die Idee kommst, es wäre „überraschender“, wenn sich das Ganze als Traum herausstellen würde. Traumüberraschungen sind Cliché - deswegen ist es ehrlich gesagt durchaus auch mutig, mit einem Traum dein Buch zu starten. Aber: Ich finde es okay, wenn du daraus keinen Twist machen willst, sondern den Leser direkt darauf aufmerksam machst.

Du kannst auch überlegen, ob du mit „Er hatte wieder diesen Traum“ startest. Ich fand das einleitende „Weiß“ zunächst ehrlicherweise verwirrend. Klar löst sich das im dritten Satz auf, dass du den weißen Nebel meinst. Aber so richtig Mehrwert hat es an dieser Stelle meiner Meinung nach nicht und ich bin zunächst drüber gestolpert.

Aber wie gesagt, bis auf diese Kleinigkeiten hat mir dein Anfang sehr gut gefallen! Weiter so :slight_smile:

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Hallo Fräulein Eve.
Du hast ein Talent Bilder zu erschaffen, was ganz hervorragend ist. Gerade für den Bereich Fantasy. Dein Prolog gefällt mir gut. Allerdings finde ich ihn auch etwas zu lang. Ich würde ihn etwas straffen. Dieser Teil gefällt mir ganz besonders gut :slight_smile:
Als er den Kopf nach hinten wandte, standen dort unzählige Krieger aufgereiht in verrosteten Rüstungen.
Zu Pferd. Zu Fuß. Mit langen Schilden. Mit Schwertern. Mit Lanzen. Die Waffenröcke und das Wappen des Löwen darauf fast schwarz. Mit toten Augen starrten sie vor sich in den Nebel, während die Kälte in ihre Glieder kroch. Sie waren alle wieder hier. Und er konnte ihre Gedanken hören. Ihre verzweifelten Gedanken und ihr Flehen in die weiße Leere. Auf dem Feld der Asche, auf das der Schnee vom Himmel fiel. Sie alle hatten den Großen Krieg erlebt. In die erloschenen Augen ihrer Kameraden gestarrt, ihre reglosen Häupter gestreichelt. Waren grausam gefallen, hatten um ihr erbärmliches Leben gebangt und gebettelt. Und überall hatte die Kälte sich ihrer Leiber bemächtigt, während sich feige das Leben daraus stahl. Wie Eis war der Hauch ihrer sterbenden Seelen gewesen als sie nach dem Himmel riefen. Doch der Himmel antwortete nicht, er verschloss stattdessen seine Pforten vor den Toten. Und so blieben sie, weil sie den Weg nach Hause nicht fanden. Sie fanden ihn nicht. Und so verweilten sie. Auf dem hundert Jahre alten Feld, für den Löwen, den Jäger und ihre Rache, die sie alle verfluchte. :+1:

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Hallo FräuleinEve.
Ich habe mir auch deinen Prolog durchgelesen und bin echt beeindruckt von deiner Bildhaften Sprache. Ich kann mich nur meinen Vorgängern anschließen, dass es etwas irritierend ist, wer da wann gesprochen hat. Aber das wirst du schon ganz gut lösen können. Die Idee der Geschichte gefällt mir.
Ein kleiner Tipp während des Lesens hat mich ein Wort echt erschlagen. Nämlich Asche. Mit ein paar Synonymen ist der Text auch gleich gelockerter.

An welche Zielgruppe hast du gedacht?

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Hallo FräuleinEve,

schön, dass nun hier bei uns dabei bist!
Einen wuchtigen Text hast du da eingestellt. Er hat das Potential deine Leser in den Bann einer großen Geschichte zu ziehen.
Die bildreiche Darstellung dieser Szene, die Darstellung des toten Königs und seines Gefolges - alles sehr atmosphärisch. Allerdings ist dies der Traum eines (kleinen) Kindes. Lionet`s Sicht erscheint mir zu erwachsen. Ich würde versuchen die Bilder dieses Traumes eher verzerrt zu beschreiben. Oder, was natürlich auch möglich wäre, du lässt Lionel als Erwachsenen in diesem Traum erscheinen. Das müsstest du dann aber auch so am Anfang schreiben.
Für mich hört sich das so an, als ob sich Lionet selbst, als Kämpfer, in dieser Schlacht befindet.
Aber wie gesagt - es ist sehr atmosphärisch - bleib dran - hoffe bald noch mehr von dir zu lesen!

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Für mich kam er hierdurch schon recht jung rüber.

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@skjald Ich kann dir gar nicht genug danken für diese tolle Rückmeldung und dein wertvolles Feedback! Ich habe mich mit diesem Prolog bisher relativ „sicher“ gefühlt, nun stelle ich alles infrage :face_with_monocle:
Das Kind im Traum wächst auf einer hochherrschaftlichen Burg auf und kam bereits früh in Kontakt mit Rittern und Gardisten (Kampf) und dem Tod (bspw durch die Jagd), alles wird bereits in Kapitel 1 erwähnt - stellt sich die Frage, ob diese Formulieren bzw, Erfahrungswerte dennoch unpassend erscheinen :thinking: Ich werde gerne deine Punkte mit einbringen, selbiges gilt für das Feedback der anderen fleißigen Leser hier.

Macht es eigentlich generell Sinn, bereits frühzeitig Testleser zu beschäftigen? Bin jetzt bei knapp 80 Seiten (klingt erstmal nicht viel, ich weiß), aber mein Buch geht von der Komplexität her in Richtung Game of Thrones (das Lied von Eis und Feuer) und ein Kapitel baut mit seinen Informationen streng auf das nächste auf. Oder glaubt ihr, das wäre zu früh? Wo bekommt man Testleser her …?

@Bommel Vielen lieben Dank dir für die netten Eingangsworte und für deinen Hinweis, den Prolog generell zu kürzen. Natürlich tut das dem Autor immer am meisten weh, aber wenn es dem Tempo und der Spannung hilft, bin ich definitiv nicht abgeneigt :slightly_smiling_face:

@Pauli Dir auch herzlichen Dank für dein Feedback, habe die Anwesenden bereits besser unterscheidbar gemacht, indem ich den Prota auch namentlich erwähne, toller Hinweis mit der „Asche“ und den Synonymen - wird wohl ein oft gebrauchtes Wort bei mir bleiben, denn im Kern dreht sich vieles darum :sweat_smile: Zielgruppe werden wohl junge Erwachsene aufwärts sein, die Story wird schon recht brutal (angelehnt an die raue Zeit des Mittelalter mit allem, was dazu gehört) …

@Pütchen Lieben Dank auch für deine lieben Worte und deine Sichtweise, ihr helft mir alle so enorm, ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich dafür bin :smiling_face_with_three_hearts:

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Am besten, indem du mit jemandem aus dem gleichen Genre ein gegenseitiges Testlesen vereinbarst. idealerweise jemand, der auch ungefähr so weit im Buch ist, so dass ihr euch auch noch gegenseitig zum Schreiben motiviert. Natürlich muss man das erst einmal anhand von ein paar Seiten testen und ehrlich sein, wenn einem der Stil des anderen gar nicht zusagt, sonst wird es Quälerei. Aber wenn es passt, ist das auch die Antowort auf die Frage oben: ja, das macht auch jetzt schon Sinn.

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Ich habe zum Glück eine lesebesessene Freundin, die gerne von der ersten Idee an dabei ist. Ihr gebe ich dann einfach das Manuskript zu lesen. Erstmal sobald ich den Anfang habe, ob es sie zum Weiterlesen inspiriert. Dann immer wieder mal zwischendurch, vor allem, wenn ich irgendwelche größeren Änderungen am Plot oder überhaupt der Erzählweise vornehme. Einfach um zu sehen, ob der Leser noch mitkommt.
Richtige Testleser würde ich dann aber erst dazuholen, wenn es meiner Meinung nach „steht“. Da kann dann alles, was ich übernehmen muss, in einem Aufwasch rein. Wobei ich an manchen Sachen einfach stur hänge.

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Du hast recht, das klingt jung. Aber so jung, dass nachher die Mutter am Bettrand sitzt?
Vielleicht bin ich zu pingelig. Aber die Sicht und Beschreibung der Bilder ist (finde ich) einfach zu erwachsen für diesen noch sehr jungen Lionet. Die ausgefeilten Formulierungen passen an einigen Stellen nicht zu einem Kind. Als erwachsener Autor ist es wirklich nicht einfach die Traumwelt eines Kindes nachzufühlen - und noch viel schwerer sie zu beschrieben. In meiner Arbeit habe ich das schon oft erlebt. Bei mir selbst aber natürlich auch bei Texten, die ich für andere Autoren gelesen und bewertet habe.
Und außerdem kann ich mir, bei so einem schrecklich blutigen Traum, auch durchaus einen deutlich älteren Protagonisten vorstellen. Aber eben nur bis zum letzten Absatz mit der Mutter am Bett ihres Kindes.