Liebe Community,
Bisher war ich nur stille Leserin, doch heute habe ich den Mut, euch den Prolog meines (Dark) Fantasy Romans zu zeigen -
es wäre einfach klasse, wenn mir eine unabhängige Leserschaft ein paar Tipps geben könnte, vor allem, wenn es um den Schreibstil und die Spannung der Story geht. Leider darf ich keinen Anhang hochladen, da ich noch neu hier bin, deswegen hoffe ich, ihr könnt über die schreckliche Formatierung hinwegsehen und dass ich wichtige Teile nicht in Kursiv setzen konnte …
Ich bedanke mich schon mal im Voraus für eure Zeit & wünsche euch viel Freude beim Lesen
Viele liebe Grüße, Eve <3
Weiß.
Er hatte wieder diesen Traum.
Er stand auf dem weiten Feld, um ihn herum der weiße Nebel, der ihn von allen Seiten erdrückte. Und Asche. Überall war Asche und rieselte in sein Gesicht, hing in seinen Haarsträhnen, klebte an seinen Tränen.
»Ich habe Angst«, schluchzte er. »Ich will ihn nicht sehen …«
Nur Weiß.
Eine unwirkliche Welt, die ihre Pforten um ihn schloss, nichts war zu sehen oder zu hören, keine Schemen auszumachen, kein Geräusch. So stand er eine Weile reglos, während die Asche auf sein Haupt sank und horchte in die Leere. Sein Atmen klang unfassbar laut in dieser Stille, genauso wie sein Herz, das an seinem Brustkorb zerrte. Er wird kommen, dachte er mit Schrecken. Er wird kommen und ich werde wieder in sein Gesicht blicken müssen und er wird tot sein; aber nicht tot wie die Menschen, die alt und gebrechlich in ihren Betten langsam in die Ewigkeit entschlafen, sondern tot wie zu Tode gequält, aus dem Leben gezerrt, von Schmerz und Feuer entstellt. Und er wird mich ansehen, tief in mich hinabsehen und ich will …
Leise Huftritte näherten sich ihm von hinten, begleitet von einem tiefen Schnauben. Die Luft trug den Geruch von Pferdefell, Metall und Blut. Er zitterte vor Kälte und schlang die Arme um die Brust, denn er wusste, was nun kam.
Schreien, ich will schreien.
Sie waren alle wieder hier.
Seine Finger gruben sich tief in seine Oberarme hinein, bis sie schmerzten. Die Asche, die sich auf seine Lippen legte, trug den fauligen Geschmack der Leblosigkeit. Er wollte in die Nebelwand hineinrufen, doch es kam keine Stimme aus seiner Kehle, sein Mund konnte nur stumme Laute formen.
Dann teilte sich der Nebel neben ihm und er konnte ihn sehen. Ihn, der durch den undurchdringbaren Schleier an seine Seite geritten kam. Er stank nach Kampf und Tod. Der einst goldene Harnisch war dunkel von Dreck, Blut und Schmerz, die Beinschienen hingen lose an den Riemen. Er hatte diese Rüstung schon einmal gesehen.
»Ich bin es, Lionet.«
Langsam drehte sich der Kopf des Reiters zu ihm hin und starrte ihn an. Und er starrte zurück. In den tiefen schwarzen Abgrund.
Der Löwe, war sein einziger Gedanke.
Die Gestalt blickte ihn an, durch ihn hindurch, bis ins Mark. Das Gesicht fast gänzlich vom Feuer verbrannt, die aufgeplatzte Haut mit Blut und Asche beschmiert, das Haar versengt. Ein Teil seiner Lippen schien durch eine enorme Wucht weggerissen worden zu sein und die Wunde hinterließ ein dunkles Loch, hinter dem schwarzes Zahnfleisch und Zähne glänzten. An den Rändern der feuchten Fleischwunden brach sich der Schimmer des Nichts. Doch die Augen des Löwen leuchteten seltsam hell in dem dunklen und blutigen Sumpf seines Antlitzes, als hätte man alles töten können, nur nicht ihr Licht.
»Ich weiß, wer du bist«, sagte er, seine Stimme war wiedergekehrt. Asche tanzte zwischen ihren Leibern auf dem weißen Feld, während er zu dem Reiter in der zerfallenden Rüstung aufsah.
»Ich bin der König«, erwiderte die Gestalt. Es klang so finster, wie mondlose Nächte finster waren. So tief wie von einem Abgrund herauf, der keinen Grund hatte und wo keine Wärme leben konnte.
Er hielt den Atem an und ließ den Blick langsam am Löwen, der sich König nannte, hinabgleiten, bemerkte die Fesseln seines Schimmels, die aufgerissen und blutig waren. Die Augen des Löwen schienen bitter, als er hinzufügte: »Ich bin Veit ar’Lyv, Zweiter meines Namens, König der Grauen Lande von Ferreus und Führer des Löwenordens. Und ich geleite meine Männer in den sicheren Untergang. Meine Kraft reicht nicht, sie zu schützen, nicht vor ihm, dem Mann, der auf der anderen Seite auf mich wartet. Der Jäger wird mein endgültiges Schicksal sein.«
Der Jäger.
Veit ar’Lyvs Schimmel begann unruhig umherzutreten. Als er den Hals wölbte, öffneten sich klaffende Fleischwunden in seinem blutverkrusteten Fell. Unter den geblähten Nüstern klebte auf der Kandare dunkelroter Schaum.
»Sagt, wo ist mein Heer?«
Der Geschmack nach süßlicher Verwesung kroch seine Kehle hinauf und ihm wurde fast übel. Immer mehr Asche wirbelte umher und legte sich schwer auf ihn und die Rüstung des Löwen. Der kaputte Schild rutschte dem König ein Stück hinunter und in seiner Hand zitterte unmerklich der Griff seines Schwerts, dessen dumpfe Klinge nicht mehr schimmern konnte.
»Schickt es zu mir. Es ist nicht mehr weit zu ihm.«
Nicht mehr weit zu ihm.
»Warum bist du hier?«, wollte er fragen. Den Löwen fragen, der da gebrochen im Sattel saß, den großen Mann von Ferreus, der nicht mehr groß war, sondern nur noch ein Hauch seiner einstigen Existenz; der Mann, der einen jahrzehntelangen Krieg gegen einen Widersacher und einen Orden geführt hatte, der eisiger war als der Schnee, in dem sie zuletzt alle starben.
Der Löwe schüttelte den Kopf. »Das dürft Ihr die Toten nicht fragen … niemals. Denn das Warum haben wir schon lange vergessen. Es liegt begraben zwischen den toten Leibern meiner Männer auf dem Feld, unter Glut, Asche und unserem jahrealten Hass.«
Es begann unverhofft vom Himmel herab zu schneien und sein Herz wurde ihm schwer in der Brust. Schnee, das Blut der Geister.
»Mit mir hat es begonnen. Und mit mir wird es enden«, sprach der Löwe und sein Pferd setzte sich in Bewegung, während die Schneeflocken auf sie niederrieselten und mit der Asche verschmolzen.
»Wartet«, rief er ihm hinterher. »So wartet doch!«
»Ich kann nicht. Ich muss den Weg zu ihm finden. Der Jäger wartet schon so lange auf mich.«
Schon so lange.
Er betrachtete den Löwen, wie er in den alles verschlingenden Nebel davonritt. Ein Verdammter auf dem letzten Pfad, der sein Schicksal nicht loslassen wollte.
Ein Schlurfen und ein Flüstern nahmen den Platz ein, den er hinterlassen hatte. Schwere Stiefel mit eisernen Beschlägen gruben sich in die Hufabdrücke seines Schimmels. Ein düsteres und beklemmendes Wispern schob sich mit jedem ihrer Schritte über das Feld, durch die vielen Schichten von Asche hindurch.
Als er den Kopf nach hinten wandte, standen dort unzählige Krieger aufgereiht in verrosteten Rüstungen. Zu Pferd. Zu Fuß. Mit langen Schilden. Mit Schwertern. Mit Lanzen. Die Waffenröcke und das Wappen des Löwen darauf fast schwarz. Mit toten Augen starrten sie vor sich in den Nebel, während die Kälte in ihre Glieder kroch. Sie waren alle wieder hier. Und er konnte ihre Gedanken hören. Ihre verzweifelten Gedanken und ihr Flehen in die weiße Leere. Auf dem Feld der Asche, auf das der Schnee vom Himmel fiel. Sie alle hatten den Großen Krieg erlebt. In die erloschenen Augen ihrer Kameraden gestarrt, ihre reglosen Häupter gestreichelt. Waren grausam gefallen, hatten um ihr erbärmliches Leben gebangt und gebettelt. Und überall hatte die Kälte sich ihrer Leiber bemächtigt, während sich feige das Leben daraus stahl. Wie Eis war der Hauch ihrer sterbenden Seelen gewesen als sie nach dem Himmel riefen. Doch der Himmel antwortete nicht, er verschloss stattdessen seine Pforten vor den Toten. Und so blieben sie, weil sie den Weg nach Hause nicht fanden. Sie fanden ihn nicht. Und so verweilten sie. Auf dem hundert Jahre alten Feld, für den Löwen, den Jäger und ihre Rache, die sie alle verfluchte.
Er weinte.
»Mutter, ich habe wieder vom Löwen geträumt«, wimmerte er. Seine kleinen Hände rieben aufgeregt über seine blassen Wangen. »Er war wieder da und ich musste in sein Gesicht sehen.« Heiße Tränen perlten aus seinen Augen.
»Ich bin hier, Lionet. Du musst jetzt keine Angst mehr haben«, erwiderte die warme Stimme seiner Mutter, die sich zu ihm auf die Bettkante setzte. Der goldene Schein des Kandelabers auf dem Nachttisch offenbarte rote Striemen, die seine Fingerspitzen auf seinem Gesicht hinterlassen hatten.
»Ich bin hier.« Sie nahm ihm sanft die Hände aus dem Gesicht und strich ihm über die Stirn. »Es ist keine Asche da, Lionet. Versprochen.« Ihre blassen Lippen lächelten. Aber ihre Augen taten es nicht. Sie waren dabei fast so leer wie die Augen der Geister, von denen er so oft träumte.
Wie sie vor dreihundert Jahren auf dem Schlachtfeld standen und noch immer warteten. Auf den Löwen Veit ar‘Lyv, der sich aufmachte, den Jäger zu töten.
[ Das, was wir Menschen unsere innere Stimme nennen,
ist in Wirklichkeit ein Geist, der uns verfolgt.
Er wird uns immer das zuflüstern,
was wir am meisten fürchten.
Ferretischer Schnee; Kapitel I, 1 – Die Geister ]