Liebe Leute, (ich frage für einen Freund, Ben Olsson)
er hat ein Cover erstellen lassen für einen Schicksalsroman. Dort nutzt ein Mann eine Katastrophe, um unterzutauchen, lernt ein oder zwei Frauen kennen und verliebt sich am Ende. Das wird sehr glücklich, allerdings nicht im Rosamunde-Pilcher-Stil, sondern normal glücklich. Denkt die Leserin, die sein Cover sieht, ausschließlich an England? Oder sieht sie die Parallele zu den Romanen vielleicht gar nicht? Ich erkenne England auf dem Bild, weil ich schon viele Wochen an der Jurassic Coast verbracht habe. Deswegen bin ich vielleicht nicht objektiv genug?
Blockzitat Klappentext:
Manchmal hat man es einfach satt. Die Familie nervt, die Verwandten erst recht, die Freunde, die Nachbarn, dazu kommen die Verpflichtungen, Schulden, Beruf, alles langweilig und vollkommen aussichtslos. Trotzdem würden nicht viele den Absprung wagen, oder? Würdest du es tun, wenn sich die Gelegenheit böte? Würdest du springen? Mitten in ein neues Leben? Manche fahren in der Midlife-Krise Harley-Davidson, andere wandern nach Santiago di Compostela. Nur die Allerwenigsten haben den Mut und die Gelegenheit abzutauchen, ohne abzusaufen.
Frank nutzt die Gunst der Stunde, er verschwindet vom Erdboden. Erst geht er unter, dann taucht er unter und als Falk wieder auf. Tausend andere mit ihm auf dem Schiff hatten das Glück nicht. Jetzt muss er sich durchschlagen: Frankfurt, Dietzenbach, Kastelruth, Palma und letztlich landet er in Sterzing, Südtirol.
Das Cover hat mich zuerst an die Kreidefelsen von Dover denken lassen, dachte aber, nach der Lektüre deines Klappentextes falsch zu liegen, weil dort von Kleinzwetschgenhausen bis Rio de Janeiro Städte aufgeführt werden, aber von GB keine Rede ist. Da wäre vielleicht ein eindeutigerer Hinweis angebracht.
Generell hadere ich mit dem Klappentext, er ist zu generisch. Zwei Drittel davon rhetorische Fragen zu allgemeinem Weltschmerz, aber man erfährt nichts zu deinem Roman. Das letzte Drittel, wo es dann um den Roman geht, bleibt hinreichend unkonkret. Was ist die Handlung? Road Trip? Katastrophenroman? Zombieapokalypse? Woraus kann man das Genre ableiten (Das Cover deutet eher so in die Richtung „Heiterer Liebesroman“ oder Herz-Schmerz-Gedöns, aber da du sonst die Physik kollidierender Körper zum Thema hast, würde ich auf diese Vermutung nichts wetten)?
Liebesroman, mit allem anderen vorneweg. Katastrophe? Top. Roadtrip? Top. Es ist bei meinen Roman immer schwer, ein exaktes Genre festzulegen. Wie im echten auch, da gibt es keine Genres. Wir sind in der einen Sekunde Mütter und in einer anderen Liebhaberin, wir sind berufstätig und haben Urlaub und Freizeit. Wir erleben Abenteuer und langweilige Sachen. Meine Romane sind immer vielschichtig und selten nur einem Genre zuzuordnen. Danke für deine Denkanstöße, die Klappe ist bisher der erste Entwurf. Der Roman selbst ist noch warm, gerade eben auf Sizilien das Ende geschrieben. Angefangen hatte ich am 29. Januar. Drei Wochen pausiert. Jetzt nervt es mich, dass er vermutlich erst in einem Jahr oder so erscheint.
Ich finde das Bild zwar sehr schön, aber unpassend zum Klappentext. Dein Held begibt sich auf eine Reise, vermutlich innerlich wie äußerlich. Das obere Bild bedeutet für mich eher Ruhe , innehalten und angekommen sein . Deine Geschichte erscheint mir doch dynamischer. Ich habe eher eine Kombination aus Einzelmotiven vor Augen, eine Art Collage. Schiff, Markierungen auf einer Landkarte.
So was in der Art.Irgendwie mehr Bewegung. Ich hoffe, meine Gedanken sind hilfreich.
In meinen Augen sieht das Cover altmodisch aus, wie aus den 1950er Jahren. Abgesehen davon meine ich - ähnlich wie RalfG -, dass ich vielleicht einen Ort für das Cover aussuchen würde, der zu mindestens einer der aufgezählten Städte passt. Oder, um dem Untertauchen Rechnung zu tragen: Das Bild einer Großstadt (wie eben Frankfurt). Da dürfte man wohl eher untertauchen können als in einer dünnbesiedelten Küstenstadt.
Das Coverbild drückt für mich Ruhe aus, der Klappentext eher Hektik. Vom Cover her hätte ich gedacht, die Handlung spielt sich an eben diesem Ort ab, stattdessen scheint es eher eine Vielzahl von Orten zu geben. Und am Ende geht es nach Südtirol, was ich überhaupt nicht mit dem Cover in Zusammenhang bringen kann. Zu guter Letzt empfinde ich den Klappentext etwas aggressiv, was nun gar nicht mit der friedlichen Küste zusammengehen will.
Ja, aber es ging mir um deine Eingangsfrage, ob man bei dem Bild ausschließlich an England denkt. Ein Korfu-Liebhaber bzw. der typische Pauschaltourist („Palma, Korfu, Hauptsache Italien!“) könnte es auch sonstwo verorten.
Na ja. An RalfGs Beispiel sieht man jedenfalls, dass dein Cover (oder das deines Freundes, übrigens sorry, dass ich zuvor Freundin geschrieben hatte) wohl eher kein Alleinstellungsmerkmal sein dürfte.
Und bei mir habe ich sofort die Südküste Australiens (Twelve Apostles, London-Bridge …) vor dem geistigen Auge. Aber so geht es wohl allen. Man erinnert sich bildlich schnell an besondere Augenblicke aus dem eigenen Leben.
Die Kalkfelsen im Hintergrund und davor ein Schiff mit Frank an der Reling stehend, würde meiner Meinung nach gut passen zu dem, was du im Klappentext schreibst.
Frankfurt bei Nacht würde mich – in Bezug zum Klappentext – neugieriger machen.
Besonders bei diesem Abschnitt vermute ich, dass er sich im Großstadt-Dschungel verliert …
Falls man einen Klappentext liest, hat im selben Moment das Cover bereits seine Arbeit gemacht. Ist man durch das Cover dazu verleitet worden, das Buch in die Hand zu nehmen oder anzuklicken, ist dessen Arbeit getan. Wenn der Klappentext jetzt noch neugierig macht, wars das, das Buch wird gekauft. Ich glaube nicht, dass man einen ansprechenden Text hat und der potenzielle Käufer das Buch wieder weglegt, weil ihm das Cover plötzlich doch nicht mehr gefällt.
Trotzdem will ich natürlich Leser nicht enttäuschen, deswegen ist jeder eurer Hinweise wertvoll. Dass es in diesem Buch einen Spagat gibt, ist mir bewusst. Es enthält Spannungselemente, ist aber eher ein Liebesroman. Dennoch ist das Cover ungeeignet, da es zu lieblich daherkommt. Berge gehen leider nicht, da ein Berg auf dem Cover grundsätzlich die völlig falsche Klientel anspricht (Männer). Es spielt zwar in den Bergen, aber nur zufällig, weil sie da sind. Das Meer ist nur am Beginn der Geschichte wichtig, trotzdem bleibe ich dabei, denn ohne das Meer wäre gar nichts geschehen. Großstadt passt gar nicht, weil Stockholm, Frankfurt oder Palermo zwar mitspielen aber nur am Rande.
Ich würde vermuten, dass der Klappentext vor allem Männer anspricht.
Frank in der Midlife-Krisis ist von seiner Familie genervt, erlebt eine Schiffskatastrophe und steigt aus allem aus. Abgehackte Sätze, Hinweis auf Motorräder, und dann „Würdest du es tun? Würdest du springen?“ - bei alldem denke ich, dass es mehrheitlich eher Männer als Frauen ansprechen wird.
Scheint mir ein Trugschluss zu sein. Wer das Buch wegen des Covers in die Hand nimmt, wird es nach dem Klappentext weglegen, weil das Cover eine völlig andere Art von Handlung suggeriert.
Und wie gesagt, empfinde ich den Klappentext als aggressiv und denke, dass er eher ein männliches Publikum ansprechen würde. Einen Liebesroman hätte ich danach definitiv nicht erwartet, eher eine Art Roadmovie mit Selbstfindung.
Deswegen stelle ich ja meine Fragen, um schlauer zu werden. Dass beides geändert werden muss, ist ja nach den ersten Antworten eh klar. Ich weiß nur noch nicht genau wie.
Wer etwas schreibt, was vor allem Männer anspricht, wird verhungern, wenn es nicht gerade ein Krimi, Thriller oder Sachbuch ist. Ich seh schon, dass der Klappentext die größere Baustelle ist.