Cover-Gestaltung: wer macht es wie?

Hallo in die Runde,

habe ja schon bei meiner Vorstellung angekündigt ( https://forum.papyrus.de/threads/meine-vorstellung-in-diesem-forum.10073/#post-88135 ), dass ich hier hin und wieder mit Fragen auftauchen werden. Wer nämlich vom Schreiben für sich selbst zum Schreiben für andere wechselt, stößt auf unzählige Fragen.

Das Thema Cover: @Endstille und @Marie hatten mir dazu schon etwas geschrieben. Danke!

Meine Frage heute: Wo lasst Ihr, Forianer, denn Eure Cover gestalten? Oder macht Ihr das selbst?

Mir ist 99designs empfohlen worden. Hat jemand da Erfahrungen gesammelt?

Muss ich schon bei der Cover-Gestaltung entscheiden, ob ich das Buch als e-book „nur“ bei Amazon oder auch woanders herausbringe? Gibt es da Unterschiede?

Freue mich auf Antworten!

Viele Grüße
Maika

**Liebe Maike, **

ich kann Dir neben Auftragsportalen wie 99designs auch empfehlen allgemeine Künstler bzw. Designportale wie z.B. https://www.behance.net/ aufzusuchen, Dich da mal umzusehen und herauszufinden was Dich vom Stil her anspricht. Dort findest Du internationale Schaffende und wirst vielleicht sogar feststellen, dass - je nach Herkunftsland - extrem hohe Qualität einen sehr geringen Preis haben kann. :confused: Fluch und Segen der Globalisierung,… So eine direkte Suche kann sich sehr lohnen. Nachteil ist es, dass Du dich nochmal mit Nutzungsrecht und Vertrag auseinander setzen musst.

Auch wäre es eine Option Dir (aktuell vermutlich nur virtuell) einen Mittag lang nur Cover anzuschauen, man bekommt recht schnell ein Gefühl dafür was einem gefällt und vor allem auch für die aktuelle allgemeine Sehgewohnheit (einfach mal die Genre Bestseller-Listen) abklappern.
Manchmal findest Du über das Impressum sogar direkt einen Coverartist raus und kannst Dich ggf. auf dessen Webpräsenz informieren, ob er als Freischaffender Aufträge annimmt.

Zumindest arbeite ich beruflich gerne mit Deisgnportalen und direktem Kontakt zum Künstler, wenn ich mal nicht selbst an die Gestaltung ran darf.

LG,
Jules

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Ich bin Selfpublisher und habe meine Cover bisher selbst erstellt. Mein Mann ist Fotograf und hat die Fotos für die Krimis gemacht. Für eine andere Linie habe ich eigene Fotos genommen.
Das ist sicher nicht jedermanns/-fraus Sache, für mich passt das.

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Liebe Maika,

ich werde meine Cover wohl selbst gestalten.

Aus rechtlicher Sicht ist für Dich wichtig:

Egal, von wem Du Dir helfen lässt, in Deutschland müssen Urheberrechte eingehalten werden. Das heisst auch, dass Du immer prüfen musst, ob der Auftragnehmer (also der Designer), über die nötigen Rechte verfügt, die Grafiken zu benutzen. Die Nutzung der Grafik mit allen Einzelbestandteilen muss ordentlich auf Dich übertragen werden.

Bei vielen amerikanischen Plattformen sind die Nutzungsrechte relativ schwammig formuliert. Das liegt daran, dass die Rechtslage in den USA wesentlich von unserem Urheberrecht abweicht. So muss in den USA selten ein Fotograf für ein Foto genannt werden. In Deutschland streng genommen schon. Schaue Dir das genau an.

Wenn Du einen Designer beauftragst, dann prüfe auch, ob Du für die Leistung auch Abgaben an die KSK zahlen musst. (Künstlersozialkasse - in 2021 wären das 4,2 % vom Honorar. Beispiel 200 Euro Honorar >>> 8,40 € an die KSK)

Aus gestalterischer Sicht / Marketing:

Bücher werden, wie andere Produkte auch, auch aufgrund ihrer „Verpackung“, bei Büchern also Cover, ausgesucht. Dabei spielen verschiedene Komponenten eine Rolle: Farben, Lesbarkeit des Titels, Schrift-Typ, Bilder / Bildkomponenten

Beispiele:

Bücher, die romantisch sind und sich an junge Frauen richten, haben meist helle, pastellige Farben, das Cover macht einen „verträumten“ Eindruck.

Bücher, die einen Thriller beinhalten, haben meist Elemente im Cover, die die „Bedrohung“ wiedergeben (laufende Person, düstere Farben, viel Kontrast für die Dramatik)

Damit wirst Du in etwa wissen, was ich damit meine.

Auch Farben haben unterschiedliche Bedeutungen. Da wir alle durch unsere Umwelt und Kultur farblich geprägt werden, empfinden wir ungefähr gleich.

Ein fröhliches Grün steht für Positives und für Wachstum.

Schwarz empfinden wir dramatisch bis depressiv oder auch dramatisch bis erotisch.

Blau ist wie der Himmel oder ein ruhiger See und beruhigt.

Rot ist eine aktivierende Farbe. Kann aber auch für Wut oder Schmerz stehen …

Du kannst unter dem Suchbegriff „Farbpsychologie“ sicher eine Menge an Informationen / Bücher über das Internet finden.

Wenn Du eine Serie planst, solltest Du Dir ein Element nehmen, welches sich immer wieder in der ganzen Serie wiederholt. (Wiedererkennungseffekt / „Markenbildung“)

Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Anregungen geben

Lieben Gruß,
Marie

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Liebe Maika,

ich habe sehr sehr lange nach Künstlern gesucht, die mir meine Wünsche grafisch umsetzen können. Ich trieb mich auf diversen Conventions rum (Role Play Convention, FeenCon, NordCon, GamesCon usw.), weil dort auch immer viele Künstler zu finden sind und man deren Werke und (wichtiger) deren Stil direkt vor Ort betrachten kann. Ich habe mich auch in diversen Foren herumgetrieben …

Schlussendlich habe ich meine Künstlerin über einen Bildband zu meiner Lieblingsfantasy-Reihe gefunden, wo ich Bilder gesehen habe, die genau mein Stil waren und das widerspiegelten, was ich suchte. Also Kontakt via Facebook aufgenommen (bei der Gelegenheit noch einen aktuellen Bildband der Künstlerin selbst mitbestellt) und mit ihr geschrieben. Preislich waren wir bei ca. 1.000 EUR (Stundensatz von ca. 90 EUR/h), wobei darin nicht nur das eigentliche Coverbild enthalten war, sondern die komplette Umschlaggestaltung, direkt fertig im passenden Hardcover- bzw. Paperback-Format.

Das war allerdings vor gut 10 Jahren - seither ist immer wieder viel dazwischen gekommen (Familie und so), aber ich halte unregelmäßigen Kontakt zu ihr und folge ihr auf den Sozialen Medien. Wie es später preislich aussieht, wenn ich mal wieder an dem Punkt bin, weiß ich leider noch nicht, aber in der Größenordnung wird es sich wohl bewegen.

Ach so … das war natürlich kein Angebot für einen Digitaldruck, sondern richtiger Offset-Druck.

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Laufe ich denn dann nicht Gefahr (also auch unter Beachtung all deiner anderen Beispiele), das ich in der Masse untergehe? Ich dachte immer, man solle sich nach Möglichkeit davon abheben.

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Nein … denn das Kundenklientel, was gezielt nach dieser Art Bücher sucht, schaut sich auch alle Bücher auf dem Büchertisch in der Buchhandlung an. Dem Buchhändler machst du es leichter bei der Warenpräsentation, weil dein Buch farblich zum Thema passt. Bücher die „anders“ sind und sich nicht in das Schema einfügen, wirken eher wie ein Fremdkörper - weil es nicht das ist, was erwartet wird - und die landen 1.) nicht unbedingt auf dem Büchertisch und 2.) werden vielleicht eher gemieden von der einschlägigen Kundschaft. Ausnahmen gibt es natürlich immer.

Ist schon toll, was man in Verkaufspsychologie so lernt :bowing_man:

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Ja. Sehr interessant. Ich bin vermutlich zu sperrig dafür. Ich falle durchs Raster - auch bei meinem eigenen Kaufverhalten.

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**Sich abheben ja - aber innerhalb der Grenzen des Genres.
**

Warum ist das so? Menschen wollen es einfach. Einfach geht nur, wenn man auf „Absprachen“ vertrauen kann. Eine der Cover-Absprachen besteht im Stil von Covern - Du kannst damit von weitem erkennen, ob es thematisch in Deine Leserichtung geht.

Es geht noch weiter: Wenn Du durch Dein Cover einen bestimmten Inhalt versprichst und ihn dann nicht einhältst, riskierst Du eine Flut von schlechten Rezensionen.

Beispiel: Du schreibst einen Thriller und wählst pastellige Farben und Bilder, die Romantik versprechen. Die Käufer empfinden den Thriller in einer „Mogelpackung“ und werden andere vor Deiner „Mogelpackung“ mit „schlechtem Inhalt“ warnen wollen …
(Der Inhalt ist „schlecht“, weil er das Produktversprechen bricht.)

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Irgendwie bekloppt.

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Die Preise sind in den letzten Jahren gesunken, da die Programme die Arbeitsdauern deutlich verkürzten. Außerdem gibt es eine Schwemme an Anbietern. Aber die richtig guten Kreativen haben auch heute Stundensätze von ca. 100 Euro aufwärts …

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Für jemanden wie mich absolut utopisch=unbezahlbar.

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Ja. Und dennoch ist das so.

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Bin trotzdem froh, dass solche Sachen hier im Forum auch kommuniziert werden. Klar, es ist bekloppt, aber mei, so unendlich viele Dinge im Leben sind bekloppt und man richtet sich trotzdem danach…
Fand das einen sehr guten Ratschlag, danke! @Marie
Auch wenn ich vom Cover noch seeeehr weit entfernt bin.

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Selber machen. Oder nach Anbietern schauen, die Cover schon „von der Stange“ (vorgefertigt) anbieten. Gibt es auch inzwischen. Die haben dann je nach Aufwand verschiedene Preisgruppen.

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Ich mache es ja immer selbst. Schon allein, weil ich Spaß daran habe. Mir war bisher aber nicht bewusst, dass es so teuer ist.

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Ein guter Kreativer muss ja auch was im Kühlschrank haben. Er hat sich außerdem „gutes Handwerk“ angeeignet. (Formensprache, Farbpsychologie, Farbgewicht, …)
Er nimmt sich Zeit. Kreativität verträgt keinen Stress (meistens zumindest nicht).
Er kann nicht 100 % seiner Lebenszeit verkaufen. (Sie / Er möchte schlafen, essen, Haushalt machen, Kinder betreuen, Freizeit, Urlaub, ist mal krank, braucht Zeit für Bildung, … ist halt ein Mensch)

Ich finde daher einen Stundensatz von 100 Euro bei hochwertiger Arbeit gar nicht viel.

Ein Rechtsanwalt, ein Anästhesist und viele andere Berufsgruppen lachen darüber. Unter 250 - 300 Euro die Stunde wird da noch nicht mal das Besteck ausgepackt … :wink:

**Kreativität und „gutes Handwerk“ hat ihren Preis. **

(Auch ein Produktversprechen: Gutes hat seinen Preis. - Zu teuer ist schlecht „Wucher“, zu billig ist schlecht „kann ja nix taugen“. All das läuft in Millisekunden im Hirn ab. Unbewusst. Bei den meisten. Ausnahmen bestätigen die Regel.)

PS: Im Moment bezahlt man für gute Programmierer (da Mangelware als Freelancer) ja auch einen hohen Stundensatz.

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Das stimmt. Dennoch kann ich es mir nicht leisten. In meinem Fall macht das aber nichts, weil ich ohnehin selbst “bastel”.

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Ich mach’s ja auch selbst. Würde meinen finanziellen Rahmen auch sprengen.

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Streichelt ihr Ego :cry: und geht sich von ihrer massiven Unterbezahlung einen Kaffee holen. :coffee: :wink:

Spaß beiseite, es ist klasse, das hier solch ein Konsens darüber herrscht, das Grafik und Design ordentliche Arbeit sind und ordentliche Entlohnung verdienen. :heart_eyes: :heart_eyes: :heart_eyes: Ich bin baff, im Alltag begegnet einem das selten.

Ich habe Erfahrungen mit Leuten gemacht, die sich für „die richtig Guten“ halten, mit Leuten, die „die richtig Guten“ sind und Leuten, die keine Ahnung haben, dass sie eigentlich zu den „richtig Guten“ zählen, oder bald zählen werden.
Für ordentliche Arbeit braucht es ordentliche Entlohnung, aber das muss je nach Projekt und Karrierestand nicht gleich ruinös werden.
Und nach vielen Jahren muss ich sagen überzeugt mich die Willigkeit eine Arbeitsprobe abzulegen und / oder eine reibungslose Kommunikation mehr als jeder noch so tolle Name und Auftraggeber-Liste (wir sind ja doch versucht Qualität an so etwas messen zu wollen).

Ich will mal kurz ein Lanze brechen für die jungen Talente, denn die werden ganz oft nicht zu den Pros gezählt, auch wenn manche mehr auf dem Kasten haben und flexibler sind: Was mir auch extrem viel Freude gemacht hat, bzw. macht ist mit Studierenden zusammen zu arbeiten (und früher auch mal als Studierende mit Auftraggebern zusammen zu arbeiten:astonished: - lang ist es her). Ein Lernprozess für alle, eine Chance sich zu erproben und zur Entlohnung ein Projekt fürs Portfolio, Connections und eine doch als angemessen empfundene Finanzspritze.

Und öfter als gedacht wird sich auch ein nicht Studi bei Projektgefallen noch auf einen Festbetrag für Entwurf, 1-2 Überarbeitungen und finales Produkt einlassen. Die Zusammenarbeit mit einem Grafiker / Designer muss also nicht unerschwinglich sein.

Um auf meine Unterbezahlung zurück zu kommen (darf als Angestellt so ja gar nicht rechnen;)) : Na, deswegen müsste ich bei self-publishing wohl auch selbst ran… :rofl: und vielleicht auch wegen dem Berufsethos, aber nur vielleicht.

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