Christliche Autoren

Das stimmt. Nur passt das Thema Glaube generell nicht in meine Geschichte, weil sie 390 vor Christus spielt und ich da keine Möglichkeit habe, den Wandel durch eine christliche Bekehrung einfließen zu lassen. Das wäre ein Stilbruch, der jedem auffallen wurde.

Und das ist irgendwie der Knackpunkt für mich. Ich schreibe einen nicht-christlichen Roman und will trotzdem christliche Werte einfließen lassen. Ich glaub, das ist eine riesige Herausforderung irgendwie

Sind denn Werte nicht allgemeingültig in einer Gesellschaft? Ehebruch und Mord wurden sicherlich noch nie wirklich toleriert , Diebstahl ebenso wenig. Es wurden schon immer Regeln aufgestellt, um ein Miteinander möglich zu machen, wer sich nicht daran hält oder hielt wurde schnell ausgeschlossen .In den höheren Gesellschaftsschichten wurde über manches eher hinweggesehen, aber das lag eher an der Position dieser Menschen. Folge deinem Gefühl, was du als richtig oder falsch ansiehst. Bei Frauen waren die moralischen Maßstäbe und Ansprüche schon immer höher, egal in welcher Zeit. Das sollte man vielleicht berücksichtigen. In welchem Land spielt deine Geschichte denn?

3 „Gefällt mir“

Ich denke, das ist eigentlich gar nicht so schwierig. Das freundliche und respektvolle miteinander Umgehen ist doch nicht alleine eine christliche Erfindung, das findet sich auch im Buddhismus und in anderen Religionen.
Kant hat es mit seinem kategorischen Imperativ ganz ohne Religion auf den Punkt gebracht, und die sog. ‚goldene Regel‘ (was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu) existiert dem Sinne nach seit über zweitausend Jahren.
Christliches Handeln und christliche Werte gab es wohl schon immer, sie waren halt vor Christus verständlicherweise anders benannt.

An deiner Stelle würde ich mir da auch nicht zu viele Gedanken machen, fang einfach mal an und schau, wie und wohin sich deine Protagonistin entwickelt.
Auch lange vor Christus kann einem Menschen etwas passiert sein, das sein Leben und seine Einstellung dazu komplett umgedreht hat, dazu braucht es nicht unbedingt die 10 Gebote.

5 „Gefällt mir“

Wenn ein liebevoller Vater einen Roman über einen grausamen Kindermörder schreiben kann oder ein Mensch ohne Führerschein über einen begnadeten Rennfahrer, warum sollte dann eine gläubige Christin nicht über Ehebruch schreiben dürfen?

Mach dir nicht so viele Gedanken.

LG

1 „Gefällt mir“

Hey erstmal willkommen im Forum :smile_cat: schön dass du den Weg hierher gefunden hast!

Ich selbst bin nicht christlich, trotzdem nehme ich mir mal heraus, zu antworten :wink:

In meinem Skript ist der Protagonist ist ein arrogantes Ar***loch und tut einiges verwerfliches. Aber das färbt mE nicht auf mich als Autor ab. Solange ich klarstelle, das es NICHT in Ordnung ist.
Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder er sieht es selbst ein, oder der Erzähler wertet. Falls das in der Erzählperspektive möglich ist etc.

Da dein Buch vor dem Jahre 0 spielt, wird die Definition Christentum vermutlich nicht vorkommen.
Trotzdem hatten die Menschen auch damals Werte, an die du appellieren oder anknüpfen kannst.

My 2 cents

1 „Gefällt mir“

Ja, denn es gibt keinen mir bekannten „nicht-christlichen Roman“. Vielleicht reden wir über Werte, die sich nicht mit dem Christentum vereinbaren lassen. Darüber würde ich dann gerne ins Gespräch kommen. Ansonsten kann ich mir unter einem „nicht-christlichen Roman“ wirklich nichts vorstellen. Ich bin auf Antworten gespannt.

Zum Beispiel … also: erstens wird eine christliche Person nicht automatisch zum Nichtchristen, wenn er oder sie sich moralisch bedenklich verhält! Der Unterschied ist, dass es sicherlich nicht so leicht möglich wäre, den „Ehebruch“ als christlich gewünscht und gewollt zu begründen. Aber dennoch ist es nicht so einfach, einen „Ehebruch“ automatisch als unchristlich zu definieren, denn: Kern der christlichen Botschaft ist nicht ausschließlich das reine Handeln, sondern auch die Intention, in der das Handeln geschieht.
Jetzt konstruiere ich ein Beispiel: Ein Verbrecher dringt in ein Haus ein. Dort wohnt ein Ehepaar. Der Mann wird gefesselt, die Frau vor die Wahl gestellt: entweder Sex oder Tod des Ehemannes. Sie wählt Sex. Ist das unchristlich? Nein, denn die Intention der Frau wäre es, den Ehemann zu retten. Dennoch wäre es rein klassisch nur nach der Handlung gesehen ein Ehebruch.

Ich oute mich gerne als studierter Diplom-Theologe. ABER: das Studium hat mit dem Glauben nichts zu tun. Studieren kann dieses Studium jeder. Es enthält viel Geschichtliches, Philosophisches, Rechtliches, Sprachwissenschaftliches, usw.
Zur Bibel soviel: Es gibt Menschen, die lesen die Bibel und nehmen die Worte einfach von Gott gegeben hin. So, wie diese Menschen dann die Worte verstehen, werden sie dann als absolut hingestellt.
Einen ganz anderen Weg schlagen Exegeten ein, die sagen: jedes Wort in der Bibel entstand in einem sehr konkreten Bezug zu einer Situation und zu einem Denken in der Kultur des Schreibers, Propheten, Apostels, Jüngers usw. Lassen wir diesen konkreten damaligen Bezug ganz weg, würden wir teilweise nicht verstehen, was uns der Text HEUTE sagen will. Diese Methode heißt „Historisch-kritische Exegese“ und ist von katholischer UND evangelischer Kirche nicht nur anerkannt, sondern ausdrücklich wird sie im Studium gelehrt per kirchlicher Lehramtserlaubnis (missio canonica).
Damit will ich eines sagen: Kein Christ handelt und redet und lebt ohne Bezug zu seiner Zeit, seiner Kultur und zu seinem jeweiligen Weltverständnis. Und - oh Wunder - alle anderen Menschen auch nicht. Wir Menschen verstehen also immer nur Worte auf einen jeweiligen Bezug hin richtig oder falsch. Deswegen wäre es auch sehr unmenschlich, wenn Gott zu uns anders reden würde - nämlich ohne Bezug zu unserer Geschichte, zu unserer Kultur, zu unserer Sprache und zu unseren individuellen Möglichkeiten. Absolute Sprache gab es nicht und gibt es nicht und selbst in der Bibel (AT und NT), ebenso in den späteren Apokryphen werden sehr konträre Schilderungen geliefert, die absolut nicht passen könnten, aber situativ plötzlich verständlich werden.
Und die Kirchen haben durchaus den Grundsatz: Folge Deinem Gewissen. Nur ist ein kritisch-überprüftes Gewissen sicherlich besser als ein unkritisches egomanisches Gewissen. Und die Prüfung sollte das sein, was durch die Geschichten und Geschichte hindurch trotz aller Veränderungen, Verwirrungen und Widersprüche sich uns heute als zutiefst menschlich und auch christlich darstellt. Karl Rahner (großer Kirchentheologe) kennt nicht umsonst die Vokabel „der anonyme Christ“ - ein Mensch, der aus seinem Gewissen heraus christlich handelt, obgleich er nicht gläubig ist. Umgekehrt heißt das auch, dass es Christen gibt, die unchristlich handeln, obwohl sie sich auf den „Glauben“ berufen.

Kann es sein, dass du aus deinem „Christsein“ den Christus ausgeklammert hast? „Christsein“ ohne Jesus Christus ist meiner Meinung nach ein Widerspruch.

Ich habe auch das Gefühl, wir diskutieren hier jetzt in eine Richtung, die nicht dem Ansatz jedes Christen entspricht.

Ein Christ ist für mich nicht jemand, der in einem christlich geprägten Land wie Deutschland lebt, vielleicht die 10 Gebote unterschreibt und an Weihnachten in die Kirche geht. Du hast Recht, @Thorvald, solch ein Christ wird kein Nicht-Christ, wenn er eine falsche Tat tut.

Für mich lebt ein Christ aus dem Glauben heraus, dass Jesus Christus lebt und heute noch aktiv in das Leben eingreift. Ein Christ ist nicht perfekt, natürlich nicht, er braucht Vergebung und das jeden Tag aufs neue. Und als Christ hat man eine Verantwortung. Das ist bei mir der Knackpunkt. Ein Christ, der bewusst „sündigt“, ist aus diesem Blickwinkel heraus kein Christ (mehr). Und wenn ich jetzt einen Roman schreibe, an dem sich überhaupt nicht zeigt, an welche Werte ich glaube, habe ich ein bisschen das Gefühl, meiner Verantwortung nicht nachzukommen.

Und die Frage ist ja auch: was ist ein christlicher und was ein nicht-christlicher Roman? Darüber scheinen hier die Meinungen auch verschieden zu sein.

Ich wollte wirklich keine theologische Diskussion anzetteln. Mir war es wichtig zu wissen, ob es auch andere gläubige Autoren gibt, die an der einen oder anderen Stelle versuchen herauszuhören, wo Gottes Stimme spricht. Und ob es in Ordnung ist, eine Geschichte zu schreiben, bei der es keine Möglichkeit auf „Rettung durch den Glauben an Jesus“ gibt, weil es nicht in die Zeit passt. Und vielleicht denke ich da gerade zu sehr in schwarz und weiß. Vielleicht gibt es Möglichkeiten, einen Roman zu schreiben, der vor Christus spielt und trotzdem unterschwellig christliche Werte zu verpacken. Aber das sind dann keine Werte, die den Glauben oder Religion betreffen, sondern eher sowas wie das biblische Verständnis von Ehe. Oder den Grundgedanken eines Bibelverses in der Handlung widerzuspiegeln. Zu meiner Geschichte würde passen: „Größere Liebe hat niemand als die, dass einer sein Leben lässt für seine Freunde.“ Johannes 15,13

Das macht meiner Meinung nach aber noch keinen roman christlich.

1 „Gefällt mir“

Mir ist der literarische Bezug abhanden gekommen.

2 „Gefällt mir“

Um die literarische Kurve wieder zu bekommen:
Ich bin überzeugter Christ, aber der Ich-Erzähler meines Romans lebt in einer polytheistischen Welt. Er ist nicht dezidiert gläubig, aber für manch ein Stoßgebet in brenzligen Situationen reicht es. Mich hat in diesem Roman der nichtchristliche Götterhimmel nie gestört.
Eine Grenze wäre für mich erreicht, wenn es blasphemisch würde. Ich hatte einmal die Idee einer Liebesbeziehung zwischen einem Engel und einem Dämon, die aus dem Konkurrenzkampf um eine Seele erwächst. Da zögere ich tatsächlich und würde hier lieber auf eine „irgendwie-mythisch-polytheistische Lichtgestalt“ statt eines Engels ausweichen - aber einfach nur, weil ICH eine Hemmschwelle habe. Andere haben die vielleicht nicht.

2 „Gefällt mir“

Ist die Frage wirklich von Belang? Jemand schrieb es hier schon: Eine Frau kann einen Roman aus männlicher Sichtweise schreiben, ein Rollstuhlfahrer über einen Marathonläufer usw.
Was willst du wirklich? Möchtest du christliche Botschaften verkünden? Ist das dann überhaupt noch ein Roman? Oder möchtest du einfach anderen Lesespaß schenken?
Du fragst dich, was andere von dir denken könnten. Warum fragst du dich das überhaupt? Seit wann ist das wichtig? Das würde mich total ausbremsen.
Sagte ich es schon? Zerdenk das nicht, schreib einfach drauf los! Kann eine spannende Selbsterfahrung werden.

5 „Gefällt mir“

Überarbeiten musst du es nachher sowieso, unabhängig von jedwedem Glauben oder einer Botschaft.

3 „Gefällt mir“

Ich sehe den Konflikt auch nicht.
Als Autorin bist Du Künstlerin, wie auch andere Schauspieler, Sänger, bildende Künstler… Eine solche Identität oder deren Werk muss nicht mit Deinem Real-Leben oder Moral übereinstimmen.
Dies ist doch kein Konflikt zur Religion.

Das 18.&19. Jahrhundert ist voll von Schriftstellern, die z.B. griechische Dramen, also Mythologie (also andere Götter, inkl. Liebereien, Erotik, Mord und Rache), künstlerisch interpretiert haben und dennoch Christ waren. Nimm Dir eine Literaturgeschichte der deutschen, englischen oder französischen Literatur und lies mal quer. Lessing wäre z.B. allein ein Abendfüller - Christ und literarisch vielseitig. Und sogar Beginn der Aufklärung. (Emilia Galotti Suizid, Sexualität… Nathan als Gleichstellung aller Religionen…)
Mal von anderen im Kontrast Kunst zu Christ gar nicht zu reden:
Alice Cooper ist Höllenfürst auf der Bühne und Christ als echter Mensch.
Alexander Dimitrenkow verletzt beruflich seine Gegner (boxen) und ist ebenfalls Christ.

Alles klar trennbar.
Du Grenze ziehst nur Du.
Kein theologischer Konflikt.

3 „Gefällt mir“

Und er ist unglaublich gut!!! Wahnsinn! Toll. Ein wahrer Höllenfürst. Wenn mein Mann das liest, oh weh …

Da hat sie wohl Recht :wink:

1 „Gefällt mir“

Da ist der verlorene Sohn aber froh, dass du nicht seine Mutter bist. Dass ein Christ einem anderen Christen das Christsein abspricht, finde ich schon grenzwertig. Das bedeutet, du agierst in sehr starren Grenzen, die dir eine innere Stimme einflüstert oder die Kirche. Wir wissen alle, dass bei tausenden Religionen nicht nur eine die einzig wahre Religion sein kann. Aber Christen schert das nicht. Satt zu leben und leben zu lassen, mischen sie sich ungefragt in Kram ein, der sie nichts angeht. Ich dachte bereits beim Eingangsposting, dass es Ärger geben würde. Könnt ihr euch nicht besser in einem privaten Thread darüber austauschen? So wie es euch vielleicht stören würde, über bestimmte Inhalte hier mitzulesen, stört es mich, über eure Diskussionen zu stolpern. Und sie einfach nicht zu lesen ist keine Lösung, denn seien wir mal ehrlich, solchen Menschen begegnet man am Tag vielleicht öfter, aber dort halten sie sich aus gutem Grund sehr zurück. Hier nicht. Wenn ich so etwas lese, muss ich mitlesen, es ist wie bei einem Autounfall, wo alle hinschauen müssen, obschon sie es vielleicht gar nicht wollen.

@Endgegnerin , Wow, wieder einmal knallhart auf die zwölf.

Ich bin/ war mir auch nicht sicher, ob es wirklich um den schriftstellerischen Austausch über ein Thema geht oder ob das ein Einfallstor zum Missionieren ist. Das habe ich in der Firma jahrelang erlebt und bin da hellhörig.
Ein privater Austausch wurde ja schon angeboten. Corinna schreibt ja auch in dem Bereich und die Gespräche darüber gehen ums Schreibhandwerk.

Ich würde gerne zur Ausgangsfrage zurückkehren. Wenn die Geschichte 390 vor Christus spielt, gab es das Christentum in diesem Sinne ja nicht. Ich würde bei einem historischen Roman erwarten, dass er halbwegs historisch korrekt ist. Die Welt war so, wie sie eben war. Weshalb ist dir diese Epoche wichtig? Warum hast du dich für diese Zeit entschieden?
Und nach deiner Interpretation wäre es auch kein christlicher oder nicht-christlicher Roman, sondern schlicht ein vor-christlicher Roman.

6 „Gefällt mir“