Relativ einfach: Ich glaube, es ist/war in Thüringen so, dass es eine höhere Arbeitslosenzahl als in anderen Ländern gibt/gab, gleichzeitig einen ebenso hohen Bedarf an - FACHkräften. Nicht jeder Arbeitslose ist automatisch auf jedes Jobangebot platzierbar. Denn gleichzeitig stagniert der Ausbildungsmarkt. Zu DDR-Zeiten war es so geregelt, dass im Prinzip JEDER 16-jährige Schulabgänger, sei es nach der 8. oder 10. Klasse, eine Ausbildungsstelle hatte/haben musste. So etwas ist heute absolut undenkbar.
Den Lebensunterhalt bestreitet ein Teil der Bevölkerung durch Anträge beim Amt …
Ich habe einen Verdacht. Und ich glaube nicht, dass der falsch ist.
Wenn bei uns in den Achtigern ein derartiger Mangel an Leuten geherrscht hätte wie heute - wir hätten auch keinen Bock gehabt, uns mit diesem ganzen Arbeitsquatsch mehr zu identifizieren, als unbedingt nötig. Aber wir wussten: Hinter uns steht eine Schlange von 20 Leuten.
Und in einer Bäckerei hier am Ort haben sie mir letztens mitgeteilt, wann sie Öffnungszeiten haben. Die müssen krass einschränken, weil kein Personal da ist. Und als ich letztens beim Metzger war (bin ich so gut wie nie), stand da der Chef persönlich am Tresen mit 3 Mädels. Ich sagte: „Na, bei euch gibts ja scheinbar keinen Personalmangel.“ Daraufhin wurden mir ausführlich die neuen Öffnungszeiten erklärt. Gleicher Fall. Nur Zufall, dass gerade alle zusammen da waren. Vielleicht ne Besprechung oder so.
Wir leben in einer krassen Zeit. Auf der anderen Seite hatte ich mich (ich war zu Beginn meines Berufslebens zuständig für die Gehaltszahlungen) immer gefragt, woher die ganzen Sozialleistungen kamen. Wie kamen Arbeitgeber darauf, eine Betriebsrente zu zahlen, Fahrkostenzuschuss, Kindergartenzuschuss, Essengeld usw. In den Neunzigern waren diese Dinge eingeführt. Aber niemand hätte das damals doch neu abgeschlossen. Heute verstehen wir warum.
Ich komme hier aus Ingelheim - da ist Boehringer Ingelheim. Pharmaunternehmen, vielleicht kennt es jemand. Heute ist es wahrscheinlich ne AG und ein Weltunternehmen. Aber Herr Boehringer hat wohl in der Fünfzigern persönlich am Bahnhof gestanden und Leute angesprochen, ob sie nicht bei ihm arbeiten wollen. So kommen wir wohl zu Situationen zurück, die es schon mal gab.
Da gab es mal die Pille. Dann gab es einen Pillenknick. Dieser Pillenknick hat nun über Jahrzehnte dazu geführt, dass mehr Leute ausgeschieden sind, als eingestellt wurden. So werden wir mehr Leute, aber die Altersstruktur verändert sich. Bald sind die Boomer alle in Rente und es geht an die Generation X. Und immer weniger Menschen sind im erwerbsfähigem Alter.
Rente.
Deine Ausführungen leuchten ein. Ich glaube aber zusätzlich auch, dass viele junge Leute einfach keine Lust mehr haben und den bequemsten Weg gehen. Womit sich für mich der Kreis zu ChatGPT wieder schließt.
dem ist so Beispiel von einem bekannten von mir:
Sohn: Papa erklär mir das… (ging glaub über den zweiten Weltkrieg und um Panzer. bin mir aber nicht mehr sicher.)
Vater: Googles doch nach
Sohn: hab darauf keine Lust
also hat Sohn da aufwendig und blöd nicht nachgesehen.
Übertragung auf die Beziehungsebene:
Sohn: Papa, bitte verbringe Zeit mit mir.
Vater: Nö, hab jetzt keinen Bock auf dich.
Das hab ich auch sofort gedacht.
Kommst du aus der Schweiz? Ich kann von Deutschland nur aus zweiter Hand berichten, aber in CH scheint mir die Situation noch nicht so extrem zu sein.
Nein. Ich komme aus Deutschland, aus NRW.