Leider wurde der Forenbeitrag, in dem es um starke Frauen ging, geschlossen und was ich hier fragen will, soll auch etwas abseits von der Thematik liegen und mehr auf die Charakterzeichnung schlechthin abzielen.
Was mir aber in der Diskussion auffiel war, dass die Wahrnehmung in der Charakterisierung bestimmter Personen, extrem voneinander abweicht.
Klar hat Hermine dabei geholfen, dass Harry zum Helden werden konnte. Sie ist oftmals die treibende Kraft, aber ich bin nicht die Einzige Frau, der die Darstellung der Mädchen in dieser Reihe zu vielen Stereotypen folgt
Im Internet schreibt jemand Folgendes über „Harry Potter“:
*Erwachsene Frauen wurden vornehmlich über ihre Mutterrollen definiert (oder als Lehrerinnen, von denen zumindest zwei vornehmlich Comic Relief waren). Die Mädchen waren alle überemotional, schienen sich – bis auf Hermine und Luna – nur für Romantik zu interessieren. Und dann musste Rowling nach dem letzten Band auch klarstellen, dass jedes Mädchen, das den letzten Band überlebte, als Frau heiraten und Mutter werden würde. Yay. Übrigens beinahe alle andere Zauberer, wozu ich nachher noch komme. Na ja, und Ginnys ganzer Charakter war es, die perfekte Freundin für Harry zu sein. Doppeltes Yay.
Und dann merkte ich nach und nach, wie auch Hermine von dieser unterschwelligen Misogynie nicht verschont geblieben war. Sie war ein „nicht-wie-die-anderen-Mädchen“-Mädchen. Sie hat sich immer abgesondert, hat teilweise über das Verhalten der anderen Mädchen die Nase gerümpft und selbst misogyn agiert. Gleichzeitig wird sie jedoch auch mehrfach hysterisch dargestellt und als rechthaberisch – und die meiste Zeit macht sie dennoch die Arbeit für Ron und Harry, wenn diese zu faul sind. Juhu.
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Ich kann dem so zustimmen und klar ist die Wahrnehmung von Figuren im Buch immer auch subjektiv. Aber wie bekommt man Charakterisierungen zuwege, denen alle gleichermaßen folgen können? Ist dies überhaupt möglich?
Mir fällt da noch ein aktuelles Beispiel aus Game of Thrones (Serie/Bücher) ein: Daenerys. Daenerys war für mich von Beginn an ein sehr zwispältiger Charakter. Sie wirkte psychisch labil, sie hatte von Anfang an eine Tendenz zu Grausamkeiten und vor allem in der Serie wird extrem oft darauf hingewiesen, dass die Targaryen einen Hang zum Wahnsinn haben. Mich hat also ihre Entwicklung am Ende der Serie sehr wenig überrascht - viele andere aber anscheinend schon (wenn man jetzt die vielen Kommentatoren betrachtet). Dabei hätte es - meiner Meinung nach - gar nicht mehr Hinweise geben können und ich war doch irritiert, das auch diese vielen Hinweise nicht halfen. Der Vorschlaghammer, quasi.
Wie bekommt man also eine Zeichnung von Charakteren hin, die von der Mehrheit in der Wahrnehmung geteilt wird? Sollte dies überhaupt unser Ziel sein?