so ist es mir einige Zeit auch gegangen; zwar nicht so arg beim Lesen (obwohl ich auch da die Dritte-Person-Perspektive bevorzugt habe), aber beim Schreiben ging in der Ich-Form lange Zeit gar nix.
Inzwischen hat sich das Blatt allerdings gewendet. Ich schreibe nun lieber in der first-person-view. Hat wahrscheinlich einiges mit verändertem Lektüreverhalten und einer verstärkten Beschäftigung auch mit theoretischen Aspekten des Schreibens zu schaffen (sowohl in philosophischen als auch lit.wiss. Belangen).
Ich sehe es heute so, daß meine frühere Neigung zur Dritten Person etwas mit Distanzierungs-Verlangen zu schaffen hatte, also um Projektionen zu entgehen, deren Hintergründe man sich ja möglicherweise nicht mal vor sich selbst einzugestehen vermag. – Meine Erfahrung war letztlich die, daß ich mir damit selbst Fesseln angelegt habe, ohne den gewünschten Effekt wirklich erreicht zu haben. Ich habe das für mich so “gelöst”, daß mir die Autorfrage immer unwichtiger wurde: Wenn ich heute etwas fertigbekommen habe, lese ich’s nicht mehr als Eigenprodukt, sondern sehe mich als einen Rezipienten unter anderen, was im Klartext oft darauf hinausläuft, daß ich im eigenen Geschreibsel Dinge entdecke, von denen ich keine Ahnung habe, ob sie je so intendiert waren. Es ist mir inzwischen auch vollkommen gleichgültig, was vorher (beim Schreiben in der Dritten Person) so nie der Fall war.
Wenn du gut klar kommst mit deiner Präferenz, dann bleib dabei. Niemand sollte sich zu etwas zwingen im Reich der Literatur. – Ich wünsche dir jedenfalls das Allerbeste beim Schreiben.
Ich möchte nach den eher theoretischen Beiträgen mal wieder den Bogen zurück zu einem konkreten Problem schlagen. Die Darstellung und Charakterisierung in der wörtlichen Rede von dem hier als Beispiel genannten Professor oder Hafenarbeiter bekomme ich hin.
Aber was ich persönlich immer etwas schwierig finde, ist die Schaffung glaubhafter Kinder bzw. Jugendlicher. Wie stellt man glaubhaft Unterschiede zwischen einem Vier- und einem Sechsjährigen dar (also jetzt in der wörtlichen Rede)? Entweder treiben sie zu sehr ins allzu Kindliche ab oder das sind alles verkappte kleine Hochschulabsolventen. Wie macht ihr das?
Hier mal ein anderes Beispiel, zunächst das Setting:
Mutti geht auf Mädelsabend. Papi kümmert sich um den fünfjährigen Sohn, der die Gelegenheit nutzen will, um länger aufzubleiben. Papi lässt das aber nicht durchgehen und schickt Sohnemann ins Bett. Der ist sauer und will es seinem Vater heimzahlen. Als Mutti dann später nach Hause kommt, ist sie überrascht, dass sie stürmisch von ihrem hellwachen Sohn begrüßt wird:
[INDENT]*»Ich war ganz brav und bin ganz früh schlafen gegangen! Aber dann war Dad ganz laut und jetzt kann ich nicht mehr einschlafen.«
Der Kleine verzog schmollend seine Lippen und schaute sie mit großen, traurigen Hundeaugen an.
*[/INDENT]
Ist dieses Verhalten und das Manipulative sowie die Ausdrucksweise realistisch und glaubwürdig für einen Fünfjährigen? Was sind eure Meinungen dazu?
Also, zum einen glaube ich, dass die meisten Mütter ihre fünfjährigen Kinder relativ leicht beim Lügen durchschauen können. Also, ich halte es für möglich, dass ein fünfjähriger so etwas versucht (vor allem, wenn ihm ähnliches Verhalten von anderen Familienmitgliedern oder vielleicht Freunden aus dem Kindergarten so vorgelebt wurde), bezweifle aber, dass die Mutter auch nur eine Sekunde lang darauf hereinfallen würde. Außerdem wäre Sohnemann nach anfänglichem Protest und trotz gegenteiliger Vorsätze wahrscheinlich doch eingeschlafen bevor die Mutter nach Hause kommt, wenn das lange nach seiner normalen Schlafenszeit ist.
Bei der wörtlichen Rede stört mich vor allem der zweite Satz ein bisschen. Nicht nur, weil er sich für mich nicht nach einem Fünfjährigen anhört, sondern weil er darüber hinaus unnötig kompliziert ist und nicht wirklich Sinn ergibt. Wieso “jetzt kann ich nicht mehr einschlafen” wenn er eigentlich doch meint “und darum konnte ich nicht einschlafen”?
Vielleicht eher sowas wie:
“Ich war ganz brav und bin ganz früh ins Bett gegangen. Aber Dad war ganz doll laut und darum konnte ich gar nicht schlafen.”
Zum einen: Ich nehme an, Du hast keine Kinder.
Ich würde das Kind nicht den ganzen Text am Stück aufsagen lassen, sondern einen Dialog zwischen Mutter und Kind erstellen. Dabei kann man sehr gut aufzeigen, wie leicht ein Kind vom Thema abkommt oder unlogische, kindliche Aussagen macht. Kinder sind manchmal so leicht ablenkbar wie ein Welpe, wenn Du mit dem Ball wirfst.
Andererseits finde ich den Text gar nicht so verkehrt, es gibt solche Kinder. Ich habe meine Jüngste einmal erwischt, wie sie vor einem am Boden liegenden Spiegel den Mitleidsschmollblick geübt hat. Jeder Dackel wäre vor Neid erblaßt. Da war sie noch nicht einmal zwei Jahre. Jetzt ist sie achtundzwanzig und kann immer noch so schauen. Grauenvoll! Insofern finde ich den Monolog nicht unglaubwürdig. Wenn man sich vorstellt, dass sich dieses A…kind diesen gut vorbereiteten Text perfide ausgedacht hat und raushaut, um Papi in die Pfanne zu hauen, ja.
Ich liebe Kinder.
Das kommt auch auf den Zustand der jeweiligen Ehe an. Vielleicht will sie es ja glauben? Und Mütter und Söhne, das ist schon so eine Sache für sich, ein besonderes Verhältnis. Und manchmal ein besonders komisches.
Gerade das finde ich realistisch, weil es keinen richtigen Sinn ergibt. Die lieben Kleinen eben.
nach meinem Dafürhalten – und eigener Erfahrung mit einer inzwischen neunjährigen Tochter – funzt das zur Diskussion Gestellte durchaus. ‘Dad’ finde ich allerdings “grobe Sch…”: klingt zehn Meter gegen den Wind nach amerikanischer Seriensoße …
Zwar stimme ich @narratöör durchaus zu, daß man Kinder nicht zu lang monologisieren lassen sollte im Text; aber im hiesigen kurzen Abschnitt sehe ich da wenig Probleme und auch keinen “Logikbruch”. Es ist ja gerade ganz typisch für gelegentliche infantile Erklärungssuadas, daß sie sich nicht gänzlich der oft selbst eigentümlichen schwachsinnigen “Erwachsenenlogik” fügen. Denn es dauert bekanntlich, bis die (offenbar “natürliche”) pensée sauvage der Lieben Kleinen von den Erwachsenen kastriert worden sein wird – und bis dahin verfolgen sie ergo eine “etwas andere Logik” als die uns später geläufige, oft genug auf ‘Wahrheit’ abzielende, um sie dann nur umso sicherer systematisch zu verfehlen … – Kinder im hier zur Diskussion stehenden Alter haben überhaupt noch keine Ahnung von Wahrheit (wem oder was immer sei Dank dafür); sie sind in dieser Phase allerdings dabei, einen Begriff von Aufrichtigkeit zu entwickeln (nur daß man der bekanntlich mit Logik sowieso niemals auf die Spur kommen kann).
Insofern, also abgesehen von dem fürchterlichen ‘Dad’, nach meiner Ansicht alles gut …
Aufgrund des Feedbacks noch ein paar Erläuterungen:
Der Gedankengang des Sohnes dahinter ist: Natürlich ist er als guter Sohn freiwillig und zeitig von sich aus Schlafen gegangen und wurde irgendwann durch den Vater geweckt. Und selbstverständlich wollte er, weil er ja ein so braves Kind ist und weiß, wie wichtig Schlaf ist (Mutti sagt das ja immer wieder), sofort versuchen wieder einzuschlafen, aber kann leider nicht.
Und zu dem Thema Lügen durchschauen: Wie @narratöör richtig vermutete, ist sie aus anderen Gründen gerade ziemlich sauer auf ihren Mann und gerade dabei, sein Sündenregister zu vervollständigen - von daher will sie es glauben. Aber das geht aus dem knappen Setting natürlich nicht hervor.
Ach ja, und der vielkritisierte “Dad” ist Absicht. Der Vater war lange “Paps” bzw. “Papi” für den Sohn, bis sein bester Freund und die anderen Kinder im Kindergarten ihm eingeredet haben, dass das uncool ist. Seitdem hat er begonnen, ihn Dad zu nennen. Für die Eltern war das nicht das große Problem, weil sie sich mehr um andere Begrifflichkeiten Sorgen machten, die er aus dem Kindergarten nach Hause brachte …
Wozu genau dient die Szene? Ich nehme an, dass die Mutter, zu dem Groll, den sie ohnehin schon gegen ihren Mann hegt, durch die Aussage des Kleinen noch mehr Wut auf ihn bekommen soll? Wenn er in ihren Augen als schlechter Vater dastehen soll, dann würde ich das Kind lieber improvisieren lassen. So geschieht es nämlich des Öfteren in Kindererzählungen. Die Geschichte entwickelt und verändert sich in ihren Köpfen, während sie sie erzählen. Oder sie entsteht erst wirklich, wenn sie sie in Worte fassen. Vorher war da noch keine fertige Geschichte in ihrem Kopf, nur ein Empfinden.
Ein Fünfjähriger, der zur vereinbarten Schlafenszeit konsequent, und - von seinem, zur späteren Stunde bereits etwas entnervten Vater - ein wenig “ruppiger” in´s Bett gesteckt wird, der hat in erster Linie Kummer. Herzschmerz, der sich Bahn bricht, sobald er die liebe Mami zur Tür herein kommen sieht. Er erzählt der Mutter dann seine Version der Geschichte, spontan, ohne den perfiden Plan, sich an seinem Vater rächen zu wollen. Das fände ich unpassend für dieses Alter. Er ist einfach traurig (und übermüdet) und erzählt der Mutter, was in seiner Wahrnehmung passiert ist. Das muss nicht eins zu eins der Wahrheit entsprechen, aber ich würde es auch nicht direkt lügen nennen. Kinder in dem Alter formulieren die Dinge manchmal eher so, wie sie sich eben für sie angefühlt haben.
Bei uns zu Hause könnte das dann in etwa so aussehen:
Der Kleine wirft sich der Mutter schon in die Arme, bevor sie den Hausschlüssel aus der Hand gelegt hat.
Er schluchzt mit tränenerstickter Stimme: “Ich hab dich soo lieb Mami!”
“Aber du weinst ja! Was ist denn los, mein Liebling?”
Die ersten Tränen rollen die Wangen herunter. “Der Papa war furchtbar gemein zu mir!”
Die Mutter streichelt ihm über den Kopf, jetzt weint er richtig.
“Der Papa hat gesagt, dass ich nie wieder raus kommen darf aus meinem Zimmer! Buha-haaaaa! Und dann hat er sogar die Tür abgeschlossen!”
Ungefähr so. Dabei hat der Vater in Wahrheit nur verärgert gesagt, dass er die Zimmertür irgendwann zumacht, wenn der Kleine nochmal rauskommt, um wieder Pipi zu machen, nochmal was zu Trinken, das Kuscheltier im Wohnzimmer zu suchen, etc.
Ach ja: ich kann mir nicht vorstellen, dass Kinder in dem Alter ihren Papa, Papi, oder wie auch immer sie ihn sonst genannt hatten, plötzlich “Dad” nennen würden, weil es “cool” ist. Die “coolen” Kindergartenkinder, die ich kenne, haben T-Rexe auf den Hausschuhen und nicht mehr Bob, der Baumeister… aber die Art, wie man sich innerhalb der Familie anspricht, die bliebe m. E. unberührt - peer pressure hin oder her.
So lesen sich die Serienmördergeschichten dann auch.
Auch die nachgeschobene Erklärung, was aus dem Kindergarten kommt, zieht hinten und vorne nicht. Mama und Papa sind in dem Alter das Maß aller Dinge. Kein Kind der Welt lässt sich vom Kindergartenkumpel erzählen, wie er Vater und Mutter nennt. Kein Kind. Ralf überschätzt den Einfluss der Vorschule enorm.
Um Dir diese Frage beantworten zu können, musst Du konkreter werden. Vier- und Sechsjährige unterscheiden sich in ihrer Wahrnehmung von Situationen und Ereignissen, in der Entwicklung ihrer sozial- emotionalen und auch sprachlichen Fähigkeiten.
Für mich persönlich ist das insgesamt nicht stimmig.
Das Verhalten ist unrealistisch, doch denkbar.
Wenn so ein Verhalten aufträte, läge die Ursache nicht nur in einer erheblich ungleichgewichtigen Erziehungspartnerschaft der Eltern, sondern in einer für das Kind erheblich gefährdenden Beziehung der Eltern zum Kind und zueinander.
Ein Kind, das so ein Verhalten zeigt wird in einem Kindergarten recht schnell in den §8a gelangen.
Die von einer strikten Haltung geprägte, vielleicht sogar soziopathische Mutter, die sich wohl auch nicht scheut ihren Mann vor dem Kind zu demütigen und zu entwürdigen würde im Vorfeld Spuren hinterlassen.
Der Ansatz ist gut, wenn ein entsprechend konfliktreiches Beziehungsverhältnis besteht, welches sich kurz vor der Eskalation befindet.
Kinder können bewusst einem anderen gegenüber nichts heimzahlen. Die Interpretation von Erwachsenen auf das Verhalten eines Kindes ist diesbezüglich schlichtweg nicht richtig.
Kinder nennen ihre Eltern nicht um, weil das im KiGa cool ist. Wenn so etwas vorkommt, würden Fachkräfte im Kindergarten solche Prozesse beobachten und mit den Kindern und Eltern thematisieren.
Wenn ein 12 jähriger seine Eltern Dad oder Mum nennt, ist das was anderes.
Wenn du damit tatsächlich recht haben solltest, dann war ich kein Kind. Sicherlich lässt man sich das nicht vorschreiben, aber als Kind uncool zu sein, geht auch überhaupt nicht. Vermutlich wechselt es, je nachdem, wie oft die anderen Kinder einen auslachen und / oder ob die anderen Kinder dabei sind, z. B. beim Abholen.
Mein Punkt ist: Autoren schreiben über unzählige Dinge, die sie nicht selber erlebt haben oder selber nicht sind. Männer schreiben über Frauen, Frauen über Männer, zumindest in dieser Hinsicht Unschuldige über Mörder, Gehende über Rollstuhlfahrer, Heteros über Homosexualität und andersrum, wir schreiben über Länder und Süchte, die wir selber nicht haben. Die Liste läßt sich beliebig fortsetzen. Und über all das dürfen wir schreiben, ohne daß jemand sagt: Du bist aber kein Polizist / kein Mörder / nicht behindert / nicht wasauchimmersexuell oder sonstwas. Nur eines können wir angeblich nicht: über Kinder schreiben, sofern wir keine haben. Weil wir uns da angeblich nicht reindenken können. Es soll also einfacher sein, die Gedanken und Gefühle eines Mörders, Soziopathen, Psychopathen oder was auch immer nachzuvollziehen, als die von Eltern oder Kindern? Puh.
Das heißt nicht, daß es nicht sinnvoll sein mag, wenn ein Mensch ohne Kinder einen Menschen mit um Rat fragt, um sein fiktives Kind / dessen Verhältnis zu seinen Eltern etc. plausibler darzustellen. Allerdings ist das nicht mehr oder weniger sinnvoll als jede andere Recherche auch.
Es ist bedeutend leichter, sich in einen Psychopathen reinzuversetzen als in ein Kind. Die Hälfte aller Leute durchschaut beim Schreiben über Kinder den Schwindel. Aber da wir Psychopathen nur aus dem Film und aus Büchern kennen, gehen wir den Autoren viel leichter auf den Leim. Wer wenig Umgang mit Kindern hat, entlarvt sich in der Regel ganz schnell. Mir sind Autoren, die wissen, wovon sie schreiben, meist lieber, als Recherchierhelden.
Jeder, der über einen Rollstuhlfahrer schreibt, ist gut beraten, es einmal einen Tag lang zu versuchen. Man kann vieles durch Gesprächer herausfinden. Doch manchmal ist es nicht schlecht, an diesem Gefühl selbst zu schnuppern.
Aber klar; mein Leben war sicherlich nicht aufregend genug, um damit zu unterhalten.
Und natürlich hast Du unumwunden recht, verehrte[
[
Gruppendruck, die richtigen Jeans, die richtigen Turnschuhe, das richtige Handy. Bis auf das Handy war das schon bei meinen Töchtern so, und das ist eine Weile her. Es war nicht einfach, ihnen diesen Markenwahn logisch zu erklären. Abgesehen davon sieht man seine Schnuckels als normal berufstätige/r Mutter/Vater eine gewisse Anzahl von Stunden am Tag. Und wenn man einmal nachrechnet sind das morgens vor der Schule und vom späten Nachmittag an, wenns blöde läuft zum Abendessen. Den Rest der Zeit sind die Kids anderen Regeln, Präferenzen etc. preisgegeben, von denen viele Eltern nichs ahnen. Also bitte. Wie war es denn bei Euch, eure Eltern waren immer im Bilde? Dann wart ihr wohl gechipt.](https://forum.papyrus.de/members/buchling.6058/)](‚https://forum.papyrus.de/members/buchling.6058/‘)
Hab ich mal gemacht, und zwar in der rollstuhlfreundlichsten Stadt Deutschlands. Nein, ich nenne keinen Namen. Nur so viel: Es war nicht schön und die vollmundige Aussage war fett gelogen gelogen.
Kann es sein, dass es in der Kriminologie bzw. Psychiatrie schlicht mehr Informationen gibt als über Kinder? Das Kind als solches wurde sehr spät entdeckt, Spielzeug ist eine Efindung der Neuzeit. Bis zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurde sie nur als “kleine Erwachsene” gesehen und behandelt. Mit Irren beschäftigt sich die Geschichte schon seit jahrhunderten.
Und Kinder sind ja auch lange nicht so spannend wie ein Killer (HA!). Wer will denn schon von der gesammelten Rekordsumme für die Deutsche Kinderkrebshilfe in der Zeitung lesen? Der Fluzeugabsturz über, was weiss ich, Taipeh mit 256 Toten, das will “man” auf der Titelseiten sehen!
Zumindest beim Krimi gilt das Gleiche wie in der Presse: Good News are no News.
Andererseits waren wir alle selber mal Kind, aber die wenigsten von uns waren schon einmal Killer (hoffe ich). Insofern sollte da jeder über eine grobe Grundkenntnis über das Kindsein verfügen, wenn er oder sie nur tief genug im Gedächtnis wühlt.
Ich habe (fernab vom Autorendasein) die Feststellung gemacht, dass alte Leute (ab 40 aufwärts) meist wirklich komplett verdrängen, was es heißt, jung zu sein. Oder sich als Kind zu fühlen. Die meisten schaffen es nicht, wollen es nicht, können es nicht, sind ignorant und selbstbezogen. Man sehe sich nur, die teilweise abartige Berichterstattung über Corona, junge Leute, Partys und so weiter an, Ekelhaft. Larmoyant und jämmerlich, ich-bezogen und ein bigottes Geschleime. Besonders in Schwaben und Bayern, da wird jedes Auto, was nachts umherfährt, aufgegriffen und dann wird breitgewalzt, wie viele Unverbesserliche mal wieder angezeigt wurden. Ich sage euch, die meisten haben vergessen, wie es ist, jung zu sein und Überdruck von fast allem zu haben. Das ist etwas, was unsere alternde Gesellschaft widerlich macht.
ich stimme mit dir überein, möchte allerdings anmerken, daß mich der Einwand von @DuaneHanson , speziell das „Dad“-Problem betreffend, sehr einleuchtend dünkt. Die innerfamiliären Benamsungen stehen – zumindest im KiKa-Alter und selbst noch in den ersten Schuljahren – nach meiner Erfahrung durchaus unter besonderem Tabu. Dazu ließe sich jetzt auch kulturgeschichtlich einiges sagen, das erspare ich den Mitlesern aber … gnädig, wie ich nun einmal bin …
Ansonsten ist es für mich – auch im Rückblick – immer wieder erschreckend, wie weit inzwischen die Beeinflussung der auch noch sehr kleinen Kids untereinander bereits geht. Da hat sich m.E. über etwa eine Generation schön ganz schön mächtig etwas verschoben, woran die neoliberale Gesamtscheiße wahrscheinlich einen gewichtigen Teil der Verantwortung trägt, mindestens dabei, daß die Manipulationstechniken der Reklamewirtschaft inzwischen viel ausgefeilter und perfider als früher sind und deren Zielgruppenstrategie natürlich ebenfalls.
Nicht lustig … das, wie ich finde …
Aber auch nicht alles war früher besser als heute: So ist z.B. die Beeinflussung der Kids untereinander, was etwa Ernährungsgewohnheiten und Essensvorlieben angeht, schon zu „meiner Zeit“ etwa so groß wie heute gewesen; jedenfalls konnte ich das während der KiKa-Zeit meiner Tochter, zum eigenen Leidwesen, gut verifizieren.
Spannendes Thema, insgesamt. Es gäbe dazu noch viel zu sagen … und wohl v.a. auch zu erzählen …
Im Übrigen bin ich der Ansicht, daß das Thema ‚Kinder‘ an sich tatsächlich etwas anders funzt als andere Gegenstandsbeschreibungsbereiche, wenn Autoren darüber schreiben, die dabei nicht auf eigene, also hier: Eltern-Erfahrungen zurückgreifen können. Mir scheint das deshalb einleuchtend, weil im Ggs. zu vielen anderen Bereichen das Thema ‚Kind‘ ja trotz zurückgehender Kinderzahlen immer noch einer Mehrheit – jedenfalls vielen Menschen – aus eigener Erfahrung vertraut ist, also **kein Spezialwissen **repräsentiert.
Beim Thema ‚Mord‘ wissen etwa nur Polizisten (und wenige andere Berufsgruppen), was „wirklich abgeht“, die Mehrheit aber nicht. And so on …
Bei Kids ist das anders: Und deshalb scheint mir, daß Leute, die ohne eigenes Erfahrungsspektrum in der Sphäre von Elternschaft schreiben, tatsächlich öfter als in anderen Bereichen dilettantisch vorgehen oder bloß … ähm … „meinungsgetrübt“, aber nicht mit wirklichem Wissen und Erfahrung ausgestattet daherschreiben oder auch -reden.
Der Check diesbezüglich: Ich habe im näheren Bekannten/Freundeskreis zweimal mitgekriegt, wie bei lang kinderlos Gebliebenen – mit entsprechendem (meist idiotischen, weil nicht erfahrungslegiertem) Gelaber zum Thema – plötzlich doch noch der Klapperstorch zu Besuch kam und dann … auf einmal … alles ganz anders wurde (auch in Form von entsprechenden Selbstbekenntnissen), eben weil es unvermittelt mit neuen, bisher unbekannten Erfahrungen einherging. Das Meinen wich plötzlich einem Wissen … – wodurch viele anders wurde …