Ende des Jahres ziehen wir um. Von der Stadt aufs Land, von 90 qm auf 60 qm (letzteres Gott sei dank mit Gartenhäuschen, Werkstatt und Keller). Das heißt aber, dass ich meine private Bibliothek empfindlich verkleinern muss. Von 1400 Büchern auf gerade mal tausend. Jedes einzelne, auf das ich verzichten muss, bricht mir das Herz. Dennoch scheint es notwendig zu sein.
Wie macht ihr sowas? Augen zu und durch? Umstellen auf E-Books? Bücherregale an die Decke montieren? Oder bin ich der einzige, der sich dabei fühlt, als würden ihm die Hände amputiert?
Wir haben das Problem nicht, da unser Haus groß genug ist. Ich würde Hardcover und signierte Bücher behalten und den Rest auf ebook umstellen.
Früher habe ich in einer kleinen Dachgeschwohnung gewohnt. Bodenfläche 34 m². Über alle Türrahmen ringsum waren Regalbretter angebracht. Als Buchhändlerin kam einiges zusammen. Ich musste mich trennen. Momox, Büchertrödel, verschenken und ja, ganz doofes Zeug habe ich auch entsorgt. Meine Schätze habe ich aber immer noch. Aber solche Reihen wie Donna Leon und Co lese ich eh nicht ein zweites mal, also weg damit. Mittlerweile habe ich einen eReader, für Badewannenliteratur. Leichte Unterhaltung für den einmaligen Gebrauch. Ist aber auch meinen Augen geschuldet auf dem Reader kann ich die Schriftgröße einstellen. Trotzdem kaufe ich noch Bücher, und gebe sie dann mitunter wieder ab.Meine Wohnung ist immer noch sehr klein und ich teile sie mit Mann und Kind. Früher tat es mir weh, jedes Abgeben verursachte Trennungsschmerz. Mittlerweile nicht mehr, da ich die wichtigsten Bücher meines Lebens behalte.
Ich würde jedes Buch, das ich schon mindestens dreimal gelesen habe, behalten. Das wären dann die Bücher, die mir vermutlich noch dement im Altersheim vertraut wären, so vertraut kann ein EBook niemals sein.
Wieso denn nicht? Gerade im Seniorenalter ist ein ebook gut, weil man die Schriftgröße einstellen kann. Kriegt man das nicht mehr hin, helfen die Pfleger oder Angehörige. Ich kenne Leute, die ein Buch nicht mehr halten können, weil ihnen die Kraft dazu fehlt.
Aus irgendwelchen undurchschaubaren Gründen meines Gehirns merke ich mir unbewusst die Position auf einer Seite. Beispielsweise könnte ich nicht auswendig sagen, dass sich Jesus in Johannes Kapitel 10, Verse 11, 27 und 28 als der gute Hirte bezeichnet, aber ich wenn ich die Verse suche, habe ich deren Position auf der Buchseite im Kopf, so dass ich nur kurz im Johannesevangelium blättern muss, damit sie mir ins Auge springen. In der Schule im Geschichtsunterricht wusste ich eher, dass die abgefragte Jahreszahl im Schulbuch unten auf der linken Seite steht, statt dass ich mir die Jahreszahl gemerkt hätte. Und wenn ich einen Krimi lese und nochmal zu einem Hinweis zurückblättere, dann weiß ich normalerweise noch, dass der undurchsichtige XY oben auf einer rechten Buchseite erwähnt worden war.
Bei mir liegt das Bücherhorten in der DNA. (Mehr Bücher haben, als man lesen kann. ) Als wir den Haushalt meiner Mutter auflösen mussten, habe ich mich auf die Buchsammlungen meiner Eltern konzentriert. Die kannte ich mein ganzes Leben. Ich liebe sie heiß und innig, weiß ich doch, wie schwierig es damals für sie, war komplette Sammlungen zu bekommen ( DDR ). Z.B. Anna Seghers, Emile Zola. Dann Karikaturen. Erich Schmitt…mir fallen die Namen gerade nicht ein…habe ich geliebt. Alte Kochbücher…naja, ihr habt ’ ne Vorstellung.
Was ich sagen will, Schätzchen bekommen einen Ehrenplatz. Es kommen noch mehr vom Schwiegervater , dann habe ich einen Tolino für Schnellverdauliches und Bücher, die ich nur einmal lese, versuche ich bei Momox zu verkaufen oder ich verschenke sie. Alles was in mein sehr großes Regal nicht mehr reinpasst und mich nicht " anhebt" kommt weg. Ich liebe auch die Bücher von Diogenes. Die dürfen bleiben, vor allem die von Irving.
Was wollte ich sagen? Sammeln, lieben oder loslassen.
Diesen Schritt musste ich auch gehen, sogar noch drastischer und auch mein Herz blutete anfänglich. Doch mit dem Loslassen geschieht auch etwas Neues, eine Verwandlung sozusagen in Dir (nein, keine Angst, es droht kein Käferdasein!). Und es wird von mal zu mal leichter! Manches wurde noch mal schnell gelesen oder durchgeblättert. In vielen Fällen habe ich mich gefragt, warum ich überhaupt Bücher besitzen muss, ich kann sie doch leihen. Zwölf Mal bin ich in meinem Leben fluchend mit gestapelten Wänden aus Bücherkisten umgezogen. Nun reichen vielleicht zehn. Der letzte Zufluchtsort, so hörte ich, hat leider keine Leseecke mehr.
Ein echter Wermutstropfen ist die Erkenntnis, wie wenig Bedeutung und Wert heute ein ‚altes‘ Buch, ein Klassiker o.ä. hat. Verkaufen klappt nur für ganz aktuelle Bücher oder seltene Antiquariatsexemplare. Nicht einmal geschenkt, bin ich viele losgeworden, Bücherschränke werden, zumindest in unserer Region, leider nur mit Müll gefüttert – es wird also schwierig loszulassen, wenn das Gegebene nicht wertgeschätzt wird. Vielleicht habt Ihr eine Bücherei, die sich über ein paar Exemplare freut?
Ich habe nur Bücher behalten, die mir auf die eine oder andere Weise emotional ans Herz gewachsen sind oder, die aufgrund ihrer Beschaffenheit (Bildbände bspw.) nicht durch eReader ersetzbar sind. Da ich über das ‚große, böse A‘ viele Downloads schöner Klassiker zum Nulltarif herunterladen konnte, tröstete das etwas über den Verlust der physischen Ausgaben hinweg. Bislang lese ich sie allerdings nur auf dem Handy oder am PC, da ich über keine Reader verfüge.
Meine Bibliothek umfasst etwa 12.000 Bücher (davon rund 15% als Print), der Rest als Ebook. Bei den Printausgaben bin ich seit langer Zeit dabei, sie sukzessive zu verkaufen. Bei den Ebooks würde ich das auch gern machen, bin mir aber nicht im Klaren, ob ich Ebooks überhaupt verkaufen darf. Es gibt etliche Reihen, die ich vor Jahrzehnten im Rahmen der Weltbild-Reihen gekauft habe, die will aber kein Mensch haben. Was nie wegkommen wird, sind die Prachtausgaben von National Geographic (diese Reihe wurde leider nach nur 7 oder 8 Bänden eingestellt), ein 10bändiges Archäologie-Kompendium von Pörtner/Niemeyer, die ledergebundenen Asterix/Obelix-Bände und meine Jules-Verne-Sammlung).
Ja, das geht mir ebenso. Ich bezog mich aufs Altenheim und Demenz. Da klappt das dann vermutlich nicht mehr.
Ich habe das große Glück, dass in meinem Wohnort ein toller Bücherschrank ohne Schrott steht. In unserer Gemeindebibliothek freuen sie sich über Spenden, in der Nachbargemeinde ebenso.
Ich habe versucht, ca. 3000 Bücher sinnvoll weiterzugeben. Gemeindebüchereien, Antiquare, Gefängnisse. Ohne Erfolg. Antiquariate, sofern es die überhaupt noch gibt, nehmen nur prächtige oder besondere Bücher. Die anderen möchten nur relativ neue Bestseller haben.
Es bleibt der Papiermüll …
Geht mir genauso. Niemand will mehr ältere Bücher. Nicht mal Fachbücher - als ob die schlechter sind, als neuere (das Gegenteil ist der Fall). Es tut echt weh.
Mit Büchern ist es, wie mit allem anderen - alles was man besitzt, besitzt einen zurück.
Ehrlich gesagt würde ich auch meine Probleme haben, Bücher wegzugeben. Doch an meiner Frau sehe ich, wie es gehen kann, wenn die Augen nachlassen. Wir haben etwa 4.000 Bücher und einen großen Teil davon hat sie mindestens einmal gelesen. Sie liest extrem schnell und extrem viel. Doch inzwischen kann sie die kleine Schrift nicht mehr erkennen und ist deshalb komplett auf eBook umgestiegen. Dennoch möchte sie keines der gedruckten Bücher weggeben, weil sie teilweise auch einen sentimentalen Wert haben.
So verrückt es klingen mag, aber ich, der ich Technik-Spielereien liebe, lese lieber ein gedrucktes Buch, als mich in ein eBook zu vertiefen - zumindest solange meine Augen das noch mitmachen.
Ob mir die Trennung schwer fallen würde? Definitiv! Allerdings … bei meiner Schallplattensammlung habe ich das damals durchgespielt. Die habe ich sukzessive auf digital (zunächst CD, später MP3) umgestellt. Zunächst tat ich mich schwer, weil an vielen Scheiben eine Menge Erinnerungen hingen. Doch ich habe bald erkannt, dass es nicht das physikalische Album war, sondern ausschließlich die Musik, die mit diesen Erinnerungen verknüpft war. Mit dieser Erkenntnis fiel es mir dann leichter. Somit ist nach und nach alles bei eBay und irgendwelchen Ankäufern gelandet - selbst die Raritäten.
Wo wohnt ihr denn alle? Vorgestern war ich noch in einem. Die hatten da alles mögliche, zwischen 2,- € und 5.000,-€. Es gäbe auch deutlich wertvollere Bücher bei ihm, hat mir der Antiquariats-Mensch erzählt. Er hatte auf engstem Raum für jeden etwas, nur nichts Modernes in den Regalen, wohl aber im Eingangsbereich. Von Oscar Wilde war dort ein sehr schönes Hardcover für 20,- €.
Hm. Von meiner LP-Sammlung, auch wenn’s nur gerade mal 800 Stück sind, habe ich mich nie trennen wollen. Zumal Vinyl eine sehr viel längere Lebenszeit erreicht als die CD. Vielleicht liegt’s aber auch nur an der Faszination für analoge HiFi-Technik.
Ich werde nahelneue Reitsachen nicht los. Die Leute haben etwas gegen „gebraucht“. Selbst wenn die Sachen nur ausgepackt sind und nie benutzt wurden.
Genau das war es, was mich stets am wenigsten Interessiert hat. Da ich in erster Linie Oldies aus den 50ern bis 70ern höre und meine Ohren nur noch bedingt leistungsfähig sind (beidseitiger Tinitus) würde ich irgendwelche herausragenden Qualitäten ohnehin nicht mehr heraushören.
Kann ich leider nicht bestätigen. Habe nur ca. 400 Vinylplatten, von denen fast alle mittlerweile eine unterirdische Qualität haben. CDs sind mir von über 3.000 bisher etwa 5 oder 10 kaputt gegangen. DVDs sind deutlich weniger haltbar als CDs habe ich festgestellt.
Mal eine ganz andere Frage dazu: Wie bekommst du 1.000 Bücher auf 60 m² untergebracht? Wollt ihr in den Büchern wohnen?