Ich habe bisher einen Zweiteiler (Titel weiß ich gerade nicht mehr, ging um Dunmore Castle) mit Cliffhanger am Ende des ersten Bandes gelesen, mich persönlich störte es nicht.
Ich denke deswegen darüber nach, weil mein aktuelles Buchprojekt doch relativ umfangreich ist. Ich würde es daher eventuell teilen, allerdings wird es erst ganz am Ende wieder richtig rund.
Habt ihr schon Buchreihen mit Cliffhanger gelesen?
Was wären für euch Voraussetzungen, um mit einem Cliffhanger zwischen den Bänden leben zu können?
Wie steht ihr allgemein dazu?
Ich glaube, du hängst dich zu sehr an dem Cliffhanger auf. Ein solcher ist ja quasi nur ein dramaturgischer Kniff, um zum Ende eines Teils Neugier auf den nachfolgenden zu wecken. Das kann zwischen zwei Kapiteln ebenso eingesetzt werden, wie zwischen einzelnen Bänden einer Reihe oder einzelnen Serienteilen einer Staffel.
Du stehst daher eher vor der Wahl,
a) ein in sich geschlossenes z. B. dreibändiges Gesamtwerk zu schaffen (Herr der Ringe) oder
b) einzelne in sich geschlossene Bücher (z. B. Harry Potter)
Ich denke mir, dabei käme es in erster Linie darauf an, jedem Einzelband einen eigenen Spannungsbogen zu verleihen. Wenn der die Leser mitnimmt, hält diese Vorgehensweise die Leser schon bei der Stange - notfalls auch ohne Cliffhanger.
Ich hasse und ich liebe sie. Ich arbeite aber auch damit. Mein Projekt wurde einfach zu groß, also splittete ich. Das erste kommt am 15.11.2021, das zweite dann Mitte nächstes Jahr und mit Glück das dritte, an dem ich gerade arbeite zu Weihnachten wieder. Ich muss mit dem CLiffhanger nicht leben, ich kenne das Ende (zumindest vom zweiten Teil)
Also einzeln in sich geschlossen ist bei meinem aktuellen Projekt nicht möglich. Es ist mehr so eine Zwangsteilung aufgrund des Umfangs. Geteilt ist die Geschichte in vier Abschnitte. Der erste ist quasi die Einleitung, in der sich alle wichtigen Personen kennenlernen. Der 2. Abschnitt ist quasi der Hauptteil 1, die Geschichte zwischen A und B. Der dritte Abschnitt ist Haupteil 2, die Geschichte zwischen A und C und der vierte Abschnitt ist das Finale, wo alles wieder zusammen kommt. Mein geplanter Cut wäre dann zwischen Abschnitt 2 und 3. Schon der erste Abschnitt hat 140 Seiten, der zweite ist logischerweise umfangreicher. Spinnen wir mal 200 bis 250 Seiten (aktuell hat er 100, ist aber noch längst nicht fertig). Der dritte hat dann auch nochmal wenigstens 200, kann mir ganz und gar vorstellen, dass er sogar größer als Abschnitt 2 wird. Das Finale wäre vom Umfang her ähnlich wie Abschnitt 1 (denke ich). Das wäre als Gesamtwerk was bei 700 bis 800 Seiten.
Ich weiß nicht, ob das für den heutigen Durchschnittsleser keine zu große Masse wäre. Deswegen der Gedanke, ca. auf der Hälfte zu teilen.
Grundsätzlich ein sehr spannendes und wichtiges Thema, wenn man mehrere Bücher zu einem Thema schreiben möchte.
Meiner Meinung nach sollte ein „starker“ Cliffhanger die Voraussetzung sein, wenn man seine Leser binden will.
Ich kann hier mal ein Beispiel aus meinem eigenen Tun beisteuern:
Mein zuletzt veröffentlichter Roman hat so ein überraschendes und fesselndes Ende, dass man schier fassungslos dasitzt, und unbedingt wissen will, wie es weitergeht.
Das sind zumindest die Aussagen von Lesern (PLURAL bitte, also m/w)
Ich kann das Ende Natürlichhier nicht verraten, sorry an der Stelle.
Wenn ich es genau bedenke, hat jedes Kapitel in dem Roman, oder jeder Abschnitt, einen starken Cliffhanger.
Ich lag bei knapp 600 Seiten und habe halt gesplittet, kann aber auch sein das 4 Teile draus werden. Protas können so Raumfordernd sein und die Antagonisten sind still. Zu still, das macht mir Sorge.
Wer nur „dünnere“ Bücher liest, der kann sich dann langsam durchlesen. Also, kein Problem.
Ich glaube aber, dass du dir da keine Gedanken machen brauchst. Denn wenn die Geschichte gut ist, wovon ich mal ausgehe, dann will man mehr davon und freut sich, wenn es weitergeht.
Ich finde Cliffhanger ok, wenn sie nicht zu konstruiert daherkommen.
Auch finde ich es gut, wenn dann die Fortsetzung nicht allzu lange auf sich warten lässt.
In Deinem Fall wäre mir ein Hinweis auf dem Cover recht, dass es sich um einen Zweiteiler handelt …
Wie müsste der erste Band sein (Geschichte, Spannungsaufbau, Ende), damit man, trotz dass es nicht in sich geschlossen ist, weiter liest?
Also muss es denn irgendwie schon abgeschlossen wirken oder ist es ok, wenn es völlig offen ist und die Protagonisten (und auch Antagonisten) alle noch nicht nicht aus dem Rennen sind?
Also mein Abschnitt eins ist wie gesagt das Kennenlernen aller wichtigen Personen, die grundsätzliche Beschreibung der verschiedenen Lebenslagen.
Abschnitt 2 ist dann etwas, wo die Problematiken ausgearbeitet werden. Dann kommt eigentlich ein Wendepunkt (wo der Cut wäre).
Im dritten Abschnitt kommen neue Problematiken und Konflikte dazu, andere zwischenmenschliche Beziehung werden besser ausgearbeitet.
Der vierte Abschnitt ist das Finale, wo alles aus den bisherigen Abschnitten wieder zusammenführt.
Würde man sich da als Leser nach dem zweiten Abschnitt nicht veralbert fühlen, wenn da der erste Band endet? Ich denke, das Abschnitt 3 der spannendste Part der Geschichte ist, denn 1 und 2 führen eben zu 3.
Nein, das definitiv nicht. Er wird nicht künstlich eingebaut, sondern war von Anfang an vorgesehen, nur eben nicht in seiner Funktion als Cliffhanger, sondern eben als Wendepunkt.
Definitiv werde ich die gesamte Geschichte beenden und überarbeiten, bevor ich den ersten Teil veröffentliche.
Wie sieht solch ein Hinweis bestenfalls aus? In Form eines Untertitels? Oder gibt es da bessere Varianten?
Patentrezepte gibt es da nicht.
Was Cliffhanger angeht, bin ich bei @Alex Sassland: Sie dürfen nicht zu übertrieben sein (Wenn du mal wirklich schlechte und konstruierte Cliffhanger sehen willst, schau dir die alten Flash Gordon Filme in Schwarzweiß an, uhhhh).
MMn wärst du auf der sichereren Seite, wenn du einen “großen Spannungsbogen” für den Zweiteiler hast und einen “kleinen” für den ersten Band hast, so dass der Leser zwar das Gefühl hat, eine vollständige Geschichte gelesen zu haben, aber noch so viele offene Fragen übrigbleiben, dass er heiß auf die Fortsetzung ist. Sowas wie Schlacht gewonnen, aber Krieg hat erst begonnen, Figur B wurde am Ende vom Feind verschleppt und muss gerettet werden, das Rennen um ein Artefakt wurde gewonnen, jetzt steht der Kampf gegen den Bösen an, etc.
Mal böse gesagt: Bei einem Buch, wo ich zunächst 150 Seiten lang die getrennten Lebensgeschichten von Basti, Heinz und Hilde erzählt bekomme, die sich an der Uni treffen, dann 200 Seiten amouröse und finanzielle Probleme wälzen und dabei nebenbei an einer medizinischen Entdeckung arbeiten und dann hört es einfach auf, weil die tatsächliche Entdeckung und der Kampf gegen den skrupellosen Pharmakonzern erst im zweiten Band stattfindet, würde ich mich etwas veräppelt vorkommen (Persönliche Empfindung, YMMV).
Ich möchte auch noch ein paar andere Dinge zu bedenken geben:
Dass das Buch zu umfangreich ist, scheint bisher nur deine persönliche Einschätzung zu sein. Ein Verlag sieht das vielleicht anders.
Schreibe dein Buch doch erst einmal fertig und warte ab, wieviel Seiten nach dem Lektorat übrigbleiben.
Du schreibst, du willst alles komplett fertigschreiben, damit man auf die Veröffentlichung der Fortsetzung nicht lange warten muss. Das hast du bei einem Verlag nur bedingt in der Hand. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass der Verlag erst mal den ersten Band herausbringt und die Verkaufszahlen abwartet, bevor er mehr Investitionen tätigt, gerade bei neuen Autoren.
Ich stellte mir (und den werten Forenmitgliedern) vor ungefähr einem Jahr die gleiche Frage. Aus meinem ersten Kapitel wurden beim Plotten zwei Bände. Die erste Hälfte vom ersten Band habe ich dann einigen Testlesern gegeben und es stellte sich heraus, dass es viel zu viele offene Fragen gab, die zwar in meinem Kopf beantwortet waren, aber nicht in der Geschichte. Jetzt ist der erste von vier Bänden so gut wie fertig (vor zwei Wochen aus dem Lektorat zurückgekommen). Ich habe versucht, den Spannungsbogen so zu gestalten, dass er in sich geschlossen ist, obwohl die Geschichte ganz klar auf eine Fortsetzung ausgelegt ist.
Ich glaube, als Leser sollte man am Ende eines Buches einen Abschluss haben. Wenn man das Gefühl bekommt, dass man nur ein halbes Buch gekauft hat, könnte sich (zurecht) Frust einstellen. Zumindest wenn es nicht von vornherein gekennzeichnet war.
Ich plane es eher als Selfpublisher zu veröffentlichen (Stand jetzt). Gerade eben weil man es als Neuautor*in schwer hat, in einem Verlag unterzukommen, der einen nicht zur Vorkasse bittet.
Genau das denke ich eigentlich auch. Ich denke, ich werde meine Testleser am Ende des zweiten Abschnitts einfach fragen, wie sie es fänden, wenn das nun erstmal das Ende wäre, aber eine Fortsetzung in naher Zukunft folgt.
auch ich habe mich mit diesem Problem bereits herumgeschlagen. (Ich kann mich einfach nicht kurz fassen, selbst wenn man mich mit der Pistole bedroht, fürchte ich.) Mein derzeitiges Projekt wird daher in zwei Teile geteilt werden (müssen).
Dem stimme ich zu. Ich habe mich darum jetzt bemüht, den Cut so zu legen, dass es eine Art Finale gibt und ein paar der Nebenkonflikte sich gelöst haben oder zumindest einen Fortschritt verzeichnen, so dass man beim Lesen hoffentlich eine gewisse Befriedigung erfährt. Denn: Im allerletzten Kapitel werde ich gleichzeitig einen völlig neuen Konflikt aufmachen, der den Übergang zum zweiten Teil bietet und dem ganzen hoffentlich noch einmal eine völlig neue Wendung gibt.
Na ja, so weit jedenfalls mal der Plan.
In jedem Fall möchte ich beide Bücher fertig haben, ehe ich damit an irgendwen herantrete oder mich mit SP befasse. Aus dem einfachen Grund, weil zum derzeitigen Zeitpunkt sich noch so viele Dinge ändern, dass Teil 1, selbst wenn ich ihn dieses Jahr fertig schreiben sollte, vermutlich noch an vielen Stellen geändert werden muss. Eben weil es keine einzelnen, in sich geschlossenen Bände sind, sondern ein Gesamtwerk.
Wichtig ist mir außerdem, dass das Buch unter demselben Titel firmiert, mit der Ergänzung “Erster Teil” und “Zweiter Teil”, so dass klar ersichtlich ist, dass es sich um ein Buch handelt, nicht um eine Reihe mit Bänden. Auch das Cover möchte ich am liebsten so haben, dass auf den ersten Blick ersichtlich ist, dass die zusammen gehören. (Ein Schuber wäre mein absoluter Traum, ist aber vermutlich utopisch…)
Ich habe so einen Cliffhanger bei den Wellenläufern von Kai Mayer erlebt, aber mir hat er nicht so gut gefallen. Es fühlte sich sehr nach einem kommerziellen Kniff an, um die Leute dazu zu bringen, die Fortsetzung zu kaufen, weil er es vielleicht nicht hingekriegt hätte, das Buch auch so spannend hinzukriegen, dass man weiterlesen möchte.
Ich schreibe an einem Fünfteiler und bemühe mich, die Enden so hinzukriegen, dass sie zwar offen, aber keine direkten Cliffhanger sind. Ich finde, es ist Lesertäuschung, wenn man so etwas macht. Das hat mir gerade an den zwei Bänden von Jim Knopf so gut gefallen: Der erste Band ist total rund. Aber man hat trotzdem noch Lust, die Fortsetzung zu lesen.
Klingt für mich so, als wäre es doch besser, es nicht in Bände zu trennen, da die Handlung sehr zusammenhängend zu sein scheint.
Wie gesagt: Ein gutes Buch kann wahrscheinlich nicht dick genug sein.
Richtig. Ich kann dicke Wälzer eigentlich nicht ausstehen. Dann habe ich Andreas Eschbach entdeckt, angefangen und konnte nicht mehr aufhören. Hab erst zwei gelesen, aber es folgen noch weitere, egal wie dick er sie bestücken mag.
Yep. Eines Menschen Flügel - in wenigen Tagen weggelesen. Nur knapp durch Nahrungsaufnahme unterbrochen. Das ist bei mir richtig „binge-reading“.
Und zum Threadthema: Ich würde einen Cliffhanger eher übel nehmen. Eigentlich erwarte ich für’s Geld eine abgeschlossene Geschichte, die mich nicht verpflichtet, noch ein Buch zu kaufen, um das Ende zu erfahren.
Eine Gesamtgeschichte in Bände unterteilen: Jo, passiert ja häufig. Solche Buchreihen in einer abgeschlossenen Romanwelt sind reizvoll zum Nachkauf, zwingen aber nicht dazu.
Für mich ist wichtig, nach einem Buchende mit selbigem zufrieden zu sein. Zurücklehnen und sagen „Das war klasse.“