Oh, das ist ein schöner Thread! Da mache ich gerne mit. Lieben Dank für die tolle Idee!
Die ersten Bücher, die mich geprägt haben, waren die 5 Freunde von Enid Blyton. In unserem Dorf gab es eine katholische Bücherei, die von Nonnen geführt wurde. Und da bin ich immer mit meiner katholischen Freundin hin. Auch wenn ich evangelisch war, durfte ich dort Bücher ausleihen. Immer 10 Pfennig pro Woche und Buch. Dafür durfte man sich noch ein Was-Ist-Was - Wissensbuch kostenlos dazunehmen. Meine Freundin und ich haben die Bücher rauf und runter gelesen. Das war eine sehr schöne Zeit, weil wir auch viel darüber geredet haben. *Und die Bücherei war in einem sehr alten Teil des Gemeindeshauses neben der katholischen Kirche, es ging eine enge Holzstiege hinauf, die richtig historisch knarrte, wenn man sie benutzte. Die Bücherregale waren dunkel, eng zusammenstehend und gingen bis zur Decke. Und am Ende saß eine Nonne an einem uralten Holztisch mit einem dicken Buch vor sich, wo sie jede Ausleihe akribisch mit der Hand eintrug. Diese Bücherei hatte Stil und bleibt mir unvergessen. Leider wurde das Gemeindehaus renoviert und dieser Teil davon komplett zerstört…
*
Mit derselben Freundin habe ich dann parallel Die unendliche Geschichte von Michael Ende gelesen. Die zweifarbige Schrift und die Fantasie war für mich damals überwältigend. ich habe das Buch geradezu aufgefressen! Leider sind die Verfilmungen wirklich grottig geworden. Gut, der erste ist eventuell noch erträglich. Aber die Umsetzung des Drachens fand ich richtig doof. Und auch den Schluss, der ja gar nicht so im Buch vorkommt.
„Die unendliche Geschichte“ war die Grundsteinlegung für meinen Hang zur Fantasy.
Für Tolkiens Herr der Ringe brauchte ich zwei Anläufe. Ich scheiterte das erste Mal bei den Reitern von Rohan und den endlos erscheinenden Landschaftsbeschreibungen. Trotzdem hatte mich das Buch so gefesselt, dass ich es ein paar Monate später noch einmal von Vorne versucht habe und zu Ende lesen konnte (habe nichts übersprungen, das mag ich nicht). Fanatasy pur eben. Ich war sehr begeistert (sonst hätte ich es nicht noch einmal versucht).
Weiter ging es mit der Fantasy:
Die Drachenlanzen-Reihe von Margaret Weis und Tracy Hickman. Ich habe nie wieder so einen zwiespältigen Zauberer erlebt wie Raistlin, anziehend und abschreckend zugleich. Ich war ihm verfallen und gruselte mich gleichzeitig vor ihm. Der helle Wahnsinn! In diesen Geschichten bin ich auch aufgegangen und habe ein paar Tränen bei Raistlins Tod vergossen. Man fiebert ja doch irgendwo mit, ob die Figur sich nicht doch noch ins gute Licht zurückzieht. Aber nö, der wollte böse bleiben. Als allerdings nur noch die Fan-Fiction-Bücher von anderen Autoren herauskamen, wollte ich nicht mehr lesen und habe mich ausgeklinkt.
Und dann kam die Sternstunde mit Humor: Terry Pratchetts Scheibenwelt! Selten so viel gelacht! Und einige Bücher lese ich heute noch ab und zu. Am liebsten MacBest. Oder überhaupt die drei Hexen. Oma Wetterwachs und Nanny Ogg sind einfach klasse!
Robert Asprins Dämonenreihe um Skeeve und Aahz waren auch klasse und humorvoll, hatten aber einen anderen Charme wie die Scheibenwelt. Am Ende ging der Reihe ein bisschen die Luft aus. Lustig und unterhaltsam waren sie trotzdem.
Ja. Und dann oute ich mich mal mit meinem schlechten Geschmack: ich fand die ersten Ayla-Bücher von Jean M. Auel toll. Ich habe sie geliebt! Auch wenn einige Autorenfreunde sagen, dass das unterirdisches Zeug ist. Mir hat es megagut gefallen. Ab Band 5, das 12 Jahre nach Band 4 erschien, hat es mir nicht mehr gefallen. Band 5 fand ich so enttäuschend, dass ich mich gar nicht mehr weiter dafür interessiert habe. Erste jetzt habe ich erfahren, dass es 2011 noch einen weiteren Band gab.
Weiter geht es in der Chronologie: Nicht unerwähnt soll hier auch das philosophische Werk Ismael von Daniel Quinn bleiben. Auch ein Buch, das ich mehr als einmal gelesen habe.
Und auch - mit einer Unzahl an Zitaten gespickt - Die Stadt der träumenden Bücher von Walter Moers will ich hier noch erwähnen. Das Werk hat mich umgehauen mit seiner Fantasie und den tollen Namen der Figuren. Auch die Seite 333 war sehr gruselig. Leider rutschte sie im Taschenbuch auf die Seite 154 (wo sie in anderen Ausgaben zu finden war, weiß ich nicht).
Tja. Haben mich diese tollen Bücher zum Schreiben verleitet? Ehrlich gesagt, nein. Ich habe sie sehr gerne gelesen. Und irgendwo in mir drin haben sie sich wie ein Teil von mir verfestigt. Aber zum Selbstschreiben wäre ich durch sie nicht gekommen. Ich möchte ja auch nicht Regisseur werden, nur weil ich gerne ins Kino gehe (auch so eine Leidenschaft von mir).
Also warum schreibe ich dann?
Ich schreibe, weil ich nachts die tollsten Geschichten träume und mir beim Aufwachen immer denke: Wow, das würde ich gerne mal als Buch lesen. Aber wer soll die Story denn schreiben, wenn nicht ich? Hab mich lange gewehrt, dachte, ich könnte das nicht. Habe Mitte der 90er Jahre die ersten echten Schreibversuche unternommen.
Zwar habe ich mir schon als Jugendliche Geschichten ausgedacht und aufgeschrieben, aber das war mehr so der Spaß an der Freude. Genauso das Tagebuch, das ich, seit ich 12 Jahre alt bin, fülle. Da wollte ich weniger Schriftstellerin sein, sondern mehr meine eigenen Gedanken sortieren. Aber mit Mitte 20 änderte sich das. Da wollte ich dann für ein Publikum schreiben und merkte, dass mir dazu noch das Handwerk fehlte.
Mittlerweile gibt es zwei Veröffentlichungen von mir in Anthologien. Kleine Kurzgeschichten, mit denen ich mich schon in die Öffentlichkeit wage. Mein großes Projekt wartet noch auf den richtigen Schliff. Hab meinen Traum von damals nun schon zum dritten Mal geschrieben und bin immer noch nicht zufrieden. Ich fang jetzt noch einmal an. Vier Bände. Durchgeplottet und mit Verstand. Mal sehen, ob ich es mal schaffe, das Dings auf die Beine zu stellen. Vielleicht habe ich auch einfach nicht genug Mumm in den Knochen. …
Ja. Doch ein bisschen lang geworden. Aber ist - wie gesagt - ein schöner Thread.
Liebe Grüße,
Vroni