Ok, setzen, sechs! Meine Figur sitzt nicht, sie liegt o:
Das offene Fenster
Heute sollte ein Sturm kommen. Endlich! Die Hitze in der Bude bringt mich noch um. Ach, die Blumentöpfe müssen noch rein. Wo soll ich die hinstellen? Bestimmt nicht auf den Teppich. Ach da, die alten Zeitschriften! «Klatsch – – Klatsch – Klatsch, Klatsch!» Neben dem Schrank sollten sie nicht stören. – «Phphhh, nummer eins, und ohne Tropfen auf dem Laminat.» Grins. Ich hoffe, das klappt mit den anderen drei genauso gut. – «Phphhh, nummer zwei!» … «Phphhh! Das war der Letzte!» – Nun Tür zu, «Tock, Krrrrgh!», und Doppelfenster auf! Grins. «Krrrrgh, krrrrgh, Tock!» «Ups, das war zu fest!» «Tock!»
«Ahhhh!» Der Wind ist angenehm. Ich denke, ich hab mir eine kleine Pause verdient.
Nee, so wird das nichts! Bekomme ich das Sofa alleine umgedreht? Jep, der Teppich schützt den Boden vor Kratzer. «Emmmhh – chhhhh – emmmhh!»
Zwei Kissen da hin und – «emmmh!» Jep, so liegt es sich gut. Die Windböen sind sooooo angenehm, grins.
Ui, da sind ja viele dicke graue Wolken. Die haben ja ein Tempo drauf. «Ohh!» Stoßen die beiden gegeneinander? Nee, die haben andere Höhen. Erstaunlich, dass sie unterschiedliche Flugrichtungen haben. Aber wie sollten sie auch ineinander knallen, um Blitze und Regen zu machen?
Da! – Die sieht aus, wie der Köter von den Weber-Müllers. Oder ist es sein Zwillingsbruder? Ist das der Hund vom Meier-Fischer? Nee, der würde nicht so grimmig gucken. Der würde sofort zu mir kommen und mich abschlecken. Igitt, wenn ich an den nassen Lappen aus seinem Maul denke.
Ich hatte mal darüber nachgedacht ein kleines Brett, zum Schneiden von Brot, mit Wurst einzureiben. Das könnte ich an meinem Gürtel befestigen. Vielleicht schleckt der Bello nur noch darüber und ich bleibe trocken, wenn ich mit ihm spiele. Ahhh, wieder ein angenehmer Wind, grins.
Bello sitzt vermutlich nun auch vor einem Fenster und blickt ängstlich hinaus. Sein Kopf liegt dann meistens auf seiner linken Pfote. Seine Rechte schiebt er zum Schutz über sein Auge auf seine Schnauze. Das andere muss frei bleiben. Es soll jeden mit seinem traurigen Blick fangen. Niemand kann sich dem verwehren. Auch ich nicht. Auch mich zwingt das große, dunkle, kullernde Auge dazu, mich zu ihm zu hocken und ihm die Angst vor dem Sturm, weg zu knuddeln.
Aber das dort oben ist nicht Bello. Das ist eindeutig Hasso. Seine Ohren hat er nach unten geklappt. So liegen sie schnittig. Er bringt sie immer in bestimmte Winkel, um sein Opfer schneller zu fassen. So wie die Rennautos für die Straße. Die, die den Heckspoiler anheben und senken, wenn sie bestimmte Geschwindigkeiten fahren. Irgendetwas visiert er an. Bestimmt ist es die Bügelfalte einer Hose. Die mag er am liebsten. Wenn er meine sieht, rast er auf mich zu, rammt seine Hauer in den Stoff und zerrt daran. Ich bin froh, wenn ich es zu einer Laterne oder Ampel schaffe. Er würde mich sonst in einen Garten zerren und verbuddeln. Ihm eins auf die Nase hauen darf ich nicht. Er beißt auch nie in mein Bein. Er schafft es, immer nur in den Stoff zu beißen. Ich hoffe dann, dass ihm mal die Zähne rausfallen. Und wenn er mich ‹darf ich meine Tsähne uider tsurück haben?›, fragen sollte, würde ich von oben herab, ‹nee, daraus bastle ich mir ´ne Gürtelschnalle!›, antworten. Er würde schön blöd aus seinem Fell heraus schauen.
Nee, ich durfte da nichts gegen ihn machen. Den Ärger für die Löcher in meiner Hose erhielt allerdings ich. Irgendjemand sollte … Ahhh, schön. Da denkt jemand wie ich und schickt einen Knüppel auf Hasso. Ohh, der fliegt doch nicht an ihm vorbei? Geduld! Nur ein wenig Geduld, dann sehe ich, ob es ein Treffer wird.
Ahhh, noch ein paar solcher Windböen, für mich zum Kühlen und für den Knüppel, damit er trifft.
Wiiiiir haaaaaben einen Treff… «Ihhh!», potz, Blitz und Donnerwetter – der ganze Schnodder auf mir. «Bums, krrrgh quiiisch!» «D-d-d-d-ong, d-d-dong-dong-dong-Dong!» Hätte er nicht mit seinem Lappen die Nase putzen können? Dafür haben die den doch im Maul! «Bums, krrrgh quiiiiisch!» So! Durch das Glas kommt sein ekliger Popel …
«Was ist denn hier los?»
«Der Hund hat sein – äh, Platzregen hat mich erwischt!»
«D-d-d-d-ong, d-d-dong-dong-dong-dong-dong-Dong!»
«Da, wieder! Der kommt auf Raten mit dem Wind!»
«Hast du die Stühle rein geholt?»
«Ja, Mamma!»
«Ich will nicht, dass die neun Stockwerke vom Balkon fallen. Und die Blumentöpfe?»
«D-d-d-d-ong, d-d-dong-dong-dong-dong-dong!»
«Ach da, auf den Zeitschriften, schön. Das sind doch die alten?»
«Ja, Mamma!»
«Tap, tap, tap, tap, tap, tap, tap, tap!»
«D-d-d-d-ong, d-d-dong-dong-dong-dong!»
«Es regnet ja Katzen und Hunde!»
Nicht nur Hunde, auch deren Schnodder! Ups, zum Glück hab ich das nicht laut gesagt.
«Hol den Mopp und wisch das hier auf!»
«Ja, Mamma!»
«Und nimm gleich die beiden Gartenstühle mit. Die kannst du dort in den Schrank stellen!»
«D-d-d-d-ong, d-d-dong-dong-dong-dong-dong-dong-dong-dong!»
«Ja, Mamma!»
«Und wascht dir anschließend die Hände! Wir wollen gleich essen!»
«Ja, Mamma!»
«D-d-d-d-ong, d-d-dong-dong-dong-dong-dong-dong!»