Anbei Teil 1 meines ersten Kapitels von meinem ersten Roman
„Anscath Academy - Mitternachtsflüstern“. Mich würde interessieren,
ob der Text leicht verständlich rüberkommt und ob mein Hauptprotagonist
lebendig wird.
MfG
Super Girl
Wie alles begann (Kapitel 1 - Teil 1)
Es ist ein Gerücht, dass Vampire unsterblich sind. Ich kann das Gegenteil beweisen. Ich, Stefanus-Rufus von der Tann, bin selbst ein Halbblut-Vampir. Und weiß, dass Vampire sehr wohl sterben können. Sonst hätte ich wohl nicht meine Familie verloren an diesem schicksalhaften Tag…
Ich rannte um mein Leben, ließ die beleuchteten Straßen der Stadt hinter mir und flüchtete aufs weite Land hinaus. Winzige Finger umklammerten meine linke Hand. Sie gehörten zu meiner jüngeren Schwester, die gemeinsam mit mir geflohen war. Sie keuchte außer Atem, denn sie war mein schnelles Tempo nicht gewohnt.
Als ich einen kalten Atem in meinem Nacken spürte, wusste ich, dass mir der Verfolger ganz dicht auf den Fersen war. Panik stieg in mir auf. Mein Herz hämmerte wild. Mir entfuhr ein Entsetzensschrei. Krystina konnte nicht anders, sie schrie ebenfalls. Ihre Stimme war hoch und schrill.
„Beruhigt euch, ich bin es nur, euer großer Bruder“, ertönte die Stimme von Ro’Kuni. „Mutter und Vater haben gesagt, dass wir zum Schloss unserer Ahnen fliehen sollen. Seht ihr diesen violetten Wirbel in der Ferne? Das ist ein Zauberportal. Wenn wir es bis dorthin schaffen, sind wir vor den Vampirjägern sicher!“
In völliger Dunkelheit rannten wir zu dritt weiter. „Wo ist Vater? Wo ist Mutter?“, rief Krystina immer wieder. Ro’Kuni, mein älterer Bruder, wies sie an, leise zu sein. Doch mein fünfjähriges Schwesterlein war zu aufgeregt, um dieser Aufforderung zu folgen.
„Stefanus-Rufus! Ronald-Kunibert! Krystina! Gott sei Dank, ihr lebt noch! Geht es euch gut? Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht!“, rief Anastasya, meine Mutter.
„Wo ist Vater?“, fragten Ro’Kuni und ich gleichzeitig.
„Bei den anderen Männern aus dem Widerstand. Sie versuchen die Vampirjäger zurückzudrängen. Diese Typen sind lästiger als Schmeißfliegen!“ Anastasya machte eine wegwerfende Handbewegung. „Aber ihr kommt mit zum Schloss. Nur dort sind wir in Sicherheit vor diesen Jägern“.
„Ich gehe nicht ohne Vater“, betonte Ro’Kuni.
„Doch, das wirst du, Ronald-Kunibert. Du bist von euch Kindern der Älteste und du trägst die Verantwortung, falls uns etwas passieren sollte.
Hast du das verstanden, Junge?“
Mein Bruder nickte stumm. Er hasste es, wenn unsere Mutter diesen befehlshabenden Blick aufsetzte.
Mehr Zeit zum Plaudern blieb uns nicht, denn nur wenige Minuten später kam unser Vater angerannt. Ro’Kuni und ich erkannten ihn selbst in völliger Dunkelheit. Denn wir hatten bereits gelernt, die Auren anderer Vampire aufzuspüren.
„Wir müssen hier weg, Kinder und zwar auf der Stelle!“, rief Antonius. „Wir konnten die Vampirjäger nicht aufhalten. Viele unserer Widerstandskämpfer sind bei dem Versuch gefallen, sie zurückzudrängen. Ihr kennt sicher das Schloss unserer Ahnen? Dort müssen wir hin, dann sind wir in Sicherheit. Hoffe ich zumindest!“ Den letzten Satz sprach unser Vater nicht laut aus, er dachte ihn sich nur. Doch ich konnte die Gedanken unseres Vaters hören.
Und dachte meinerseits: „Das hoffe ich auch!“
So rannten wir zu fünft in die Richtung des violett schimmernden Zauberportals. Antonius warf immer wieder einen Blick nach hinten. „Werden wir verfolgt, Vater?“, fragte ich, denn meine Neugier als Neunjähriger hatte die Angst fast vollständig besiegt.
„Ich will euch keine Angst machen, Kinder, aber es sieht ganz so aus, als würden sie uns verfolgen! Nehmt eure Beine in die Hand und rennt so schnell, wie ihr könnt! Ich werde mit den anderen Familienvätern Kontakt aufnehmen. Sie sollen auch zum Zauberportal rennen. Wenn ihnen das gelingen sollte, sind sie vor unseren Feinden sicher!“
Ich spürte, dass unser Vater selber Angst vor den Vampirjägern hatte. Ich roch den Schweiß an seinen Händen. Ich konnte nicht verhindern, dass ich plötzlich doch zu zittern begann. Meine Angst war binnen weniger Minuten zurückgekehrt. Trotzdem folgte ich der Anweisung unseres Vaters und rannte mit meinen Geschwistern in Richtung Zauberportal.
Die Vampirjäger verfolgten uns bereits seit unserem Heimatort Dreystadt und das seit einer gefühlten Ewigkeit. „Vernichten werden wir diese Blutsauger!“, hatte einer der Jäger gerufen. Diese Worte hallten immer noch in meinem Gedächtnis wieder. Auch Krystina zitterte. Sie klammerte sich fest an unsere Mutter, die der Kleinen Mut zusprach. Nun nahm ich noch einen anderen Duft wahr. Er roch nach Lavendel, das Lieblingsduftspray meiner Mutter.
Sie hatte es sich vor der Flucht aufgetragen, da unsere Eltern auf einen Vampirball gehen wollten. Das war, bevor wir alle von den Vampirjägern überrascht wurden.
Doch jetzt blieb keine Zeit für solche Gedanken. So konzentrierte ich mich wieder auf die Flucht. Da packte mich erneut Ro’Kuni am Arm. Mein großer Bruder hatte den Ernst der Lage verstanden. So raunte er mir „wir werden es schaffen“ ins Ohr. „Durch das Portal und weiter“.
Tatsächlich erreichten wir das Portal und gelangten durch dieses nach Silberbrück, einen anderen Ort in Thuringrad. Nur wenige Familien überlebten die Flucht und fanden in Silberbrück Unterschlupf vor den Vampirjägern.
Wir verbarrikadierten uns im Schloss unserer Ahnen. Ro’Kuni führte Krystina und mich in den Keller, wie Vater es befohlen hatte. Im Keller war es kalt und dunkel. Sofort rief Krystina: „Ich will zu Mutter!“
„Später gerne. Wenn alles vorbei ist!“ Ro’Kuni hatte eine beruhigende Stimme. Insgeheim beneidete ich meinen Bruder darum. Er wirkte cool und gelassen. Deswegen wollte ich genau so werden wie er.
Doch nun sollten wir uns im Keller verstecken, um dort sicher vor möglichen Feinden zu sein. Ro’Kuni tastete sich an den Wänden des Kellers entlang und berührte dabei aus Versehen einen versteckten Schalter. Es rumpelte und ein vorher verborgener Durchgang öffnete sich. „Cool, ein Geheimgang“, bemerkte er.
„Ich will zu Mutter!“, rief Krystina erneut.
„Ja doch, später. Jetzt spielt ihr erst mal Verstecken. Ich komme später, um euch zu holen. Versprochen!“
„Pass gut auf dich und unsere Eltern auf, Bruder“, flüsterte ich. Ro’Kuni und ich gaben uns zum Abschied die Hand. „Ja, okay. Dann bis später. Pass gut auf Krystina auf. Bis bald, Bruder!“ Ro’Kuni gab mir einen Klaps auf die Schulter. Mit leichtem Druck schob er Krystina und mich in den Geheimgang. Ich hörte, wie er sich mit schnellen Schritten entfernte, um unseren Eltern Beistand zu leisten.
Ein Schrei hallte bis in den Geheimgang des Schlosses wieder. Sofort zuckten Krystina und ich zusammen. Denn wir erkannten, dass unsere Mutter so laut geschrien hatte.
Offenbar war es doch einigen Vampirjägern gelungen, durch das Zauberportal zu hechten, nach Silberbrück zu rennen, die Barrikaden des Schlosses zu überwinden und in dieses einzudringen. Anders konnte ich mir die Umstände nicht erklären. Ich hatte bereits mit neun Jahren einen großen Wortschatz und verstand das Meiste, was die Erwachsenen sprachen. Aber dieser Schrei hatte etwas sehr Beängstigendes. Ein Stich in meinem Herzen sagte mir, dass etwas sehr Schlimmes passiert sein musste. Durch meine Gefühle abgelenkt, merkte ich nicht, dass sich meine jüngere Schwester losgerissen hatte.
Erst als ich bemerkte, dass Krystina nicht mehr an meiner Seite war, rief ich laut ihren Namen. Sie hingegen schrie panisch: „Mutter! Was ist mit dir? Mutter!“
Ich sprach mir selber Mut zu und verließ mein Versteck. Dann rannte ich die Treppe empor ins Erdgeschoss. Als ich den Thronsaal betrat, war es bereits zu spät. Alle meine Familienangehörigen lagen leblos auf dem Boden. Mutter, Vater, Ro’Kuni und Krystina. Sie wurden auf brutalste Weise umgebracht. Ein Dolch steckte im Herzen meines Vaters. Übelkeit stieg in mir hoch. Ich zwang mich wegzusehen. Dann übergab ich mich in einer Ecke, etwas entfernt von den leblosen Körpern. Ich zitterte. „Vater! Mutter! Bruder! Schwester! Warum ausgerechnet ihr? Was habt ihr denn Böses getan?“ Ich schluchzte erst leise und dann immer lauter. „Warum?“