Ich stehe vor einem Problem, das sicherlich viele von euch kennen → Beschreibung von Gesten.
Ich möchte in meiner Geschichte folgende Geste einbringen bzw. beschreiben: (Folgende Sätze habe ich aus dem Internet entnommen, da bereits jemand diese Frage in einem Forum gestellt - aber keine befriedigende Antwort darauf erhalten hat.)
‚Wie beschreibt man die Geste, wenn man sich nach getaner Arbeit die Hände abklopft?
Die Hände bewegen sich von unten und oben diagonal aufeinander zu und streifen sich so an den Handflächen, um sich sinnbildlich den Staub von den Händen zu klopfen, der durch die Arbeit entstanden ist.‘
In meiner Szene hat Person X etwas über eine Balkonbrüstung geworfen und betritt nun zufrieden (stolz auf das, was er soeben getan hat) wieder den Raum.
Habt ihr eine Idee, wie man diese Geste in einem Satz einbauen kann?
Welche schwierig zu beschreibenden Gesten fallen euch sonst noch ein?
Mir machen schwer zu beschreibende Stellen großen Spaß. Eine Lösung oder Alternative dazu zu finden, finde ich herausfordernd und unterhaltsam, besonders beim sonst monotonen Schreiben.
Hier meine Vorschläge für Dich:
‚Er klatschte sich den Staub von den Händen ab.‘
Hans wuchtete die Couch mit einem kräftigen Schwung über die Balkonbrüstung. Mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen klatschte er sich den Staub von den Händen ab. Zufrieden mit dem, was er soeben getan hatte, trat er zurück ins Wohnzimmer.
‚Er streifte/klopfte sich den Staub von den Schultern ab.‘
Hans wuchtete die Couch mit einem kräftigen Schwung über die Balkonbrüstung. Zufrieden mit dem, was er soeben getan hatte, betrat er das Wohnzimmer. Mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen klopfte er sich den Staub von den Schultern ab.
… so ähnlich würde ich es auch machen. Einfach nur sagen, was er tut.
PS: „selbstgefällig“ ist für mich was anderes als „zufrieden“ - und ein Lächeln hat man immer „auf den Lippen“, die braucht es also nicht. Und noch eine Kleinigkeit: Staub würde ich noch auf dem Balkon von den Schultern klopfen, nicht erst im Wohnzimmer…
Vorschlag: „Er klopfte sich den Staub von den Händen und ging zufrieden lächelnd in die Wohnung zurück“. (Ober er überhaupt lächeln muss, bleibt dahingestellt, „zufrieden“ ist m.E. schon ausreichend)
Noch kürzer: Er klopfte sich den Staub ab und ging zufrieden in die Wohnung zurück.
da fällt mir der großartige Kabarettist Werner Finck ein. Der hat zu NS-Zeiten antifaschistisches Kabarett gemacht, unter ständiger Bespitzelung der NS-Schergen, die allerdings oft zu dämlich waren, Fincks Wortwitz zu verstehen.
Einmal betrat Finck die Bühne mit erhobenem rechten Arm - Hitlergruß - und fragte sein Publikum, was dies für eine Geste sei. Um gleich darauf die Antwort zu liefern: „Natürlich aufgehobene Rechte!“
Ansonsten: nicht nur Gesten, sondern auch komplexe körperliche Bewegungen finde ich oft schwierig zu beschreiben - oder mir fehlt das Talent dafür. Die Kampfszenen etwa in den Jack-Reacher-Büchern von Lee Child sind perfekt choreografiert und so beschrieben, dass man beim Lesen „mittendrin“ ist. Mir fiele das sehr schwer.
Vielen Dank für deine Vorschläge. Ist es ok, das Wort ‚Staub‘ zu benutzen, auch wenn Person X keinen staubigen Hände hat? (Bei dem Gegenstand, den er über die Brüstung warf, handelt es sich um eine zusammengerollte, in Folie umwickelte Matratze).
Es gibt so manche Geste, die mir schwerfällt zu beschreiben. (Man möchte ja nicht den Lesefluss blockieren) Wäre klasse, wenn es eine Auflistung komplexer Gesten gebe.
Hat der Protagonist denn eine Handprothese, oder wie soll sonst ein klopfendes Geräusch beim Abklatschen der Hände entstehen?
Grausamer Gedanke. Wenn man es nicht in Worte fassen kann, sollte man sich Tipps holen oder die Szene weglassen. Dieselbe Beschreibung einer symbolischen Handlung in zwei Bücher zu lesen, wäre schon zu viel.
Klopfen ist mehr die Bewegung als das Geräusch. Zum Beispiel „Klopfmassage“ ist sehr leise, Ziel dieser Massage ist Lockerung der Muskeln durch die klopfende Bewegung.
In diesem Kontext klingt es plausibel, aber es überzeugt mich nicht, sobald man es auf die oben genannte Handlung überträgt. Schlägt man sich symbolisch den Staub aus den Händen, entsteht ein klatschendes Geräusch. Womöglich stößt mein Sprachgefühl hier an seine Grenzen.
Oder Deine Feinmotorik.
Wenn ich so etwas als rituelles Bewegungsmuster durchführe, macht es… gar kein Geräusch. Ebenso beim symbolischen Schweiß abwischen, dem „klopf auf Holz“ gegen meinen Kopf, der Luftkuss schmatzt bei mir nicht… lediglich, wenn ich jemandem den Vogel zeige piepst es ganz leise nach…
Großartig!
Unschlagbarer britischer Humor. Gerade schaue ich mir die 80er-Serie „Yes, Minister“ (mit Nigel Hawthorne als Staatssekretär Sir Humphrey Appelby) an, nachdem sie endlich, endlich auf DVD erschienen ist. Hat zwar nix mit „Gesten“ zu tun, aber der britische Witz ist einfach zeitlos großartig.
… naja, ich bin da gnädig, was die stereotype Beschreibung von Gesten betrifft.
„Er tippte sich an die Stirn“
„Sie zuckte die Achseln“
„Er machte ein wegwerfende Handbewegung“
usw.usw. …
Dagegen: „Die Kinder wurden morgens aus dem Haus geküsst“ - siehe @michel oben - das ist Sprachkunst.