Hallo zusammen,
Ich hätte da mal eine Frage: wie ist hier die Einstellung zu „Ausbildung zum Schriftsteller“? Wer von euch hat ein Studium/ eine Ausbildung absolviert? Ist es zu empfehlen (z.B. Studium Deutsche Sprach-& Literaturwissenschaft) oder verlorene Zeit und Energie? Was sind eure Erfahrungen/ Meinungen dazu?
Liebe Grüsse und einen wundervollen Start in die neue Woche,
Jasmin
Ich würde mich vielleicht zunächst mal fragen, ob dir so ein Studium Freude machen würde. Wenn das so wäre, würde ich es nicht für verlorene Energie halten, weil es ja schön ist, Dinge zu lernen, die einen interessieren. Ich würde es aber nicht als Voraussetzung zum Schreiben betrachten.
Ich persönlich schreibe, weil ich Spaß daran habe. Wenn ich ein solches Studium zum Schreiben benötigen würde, müssten ja eigentlich auch meine Lieblingsbands ein Musikstudium absolviert haben.
Das wären in meinem Fall BAP, Level 42, Supertramp, Genesis, Imagination. Mir ist jetzt nichts davon bekannt, dass das jemand von denen für nötig gehalten hat
Von Stefan Remmler hab ich mal gehört, er sei ein begnadeter Jazz-Pianist. Damit ließe sich aber kein Geld verdienen, also hat er das hier gemacht und war Nr. 1 in den Charts. Was müssen da wohl die studierten Musiker zu gedacht haben
Ich bin ganz sicher, dass du kein Studium brauchst, um Autor zu werden („Schriftsteller“ ist so ein großes Wort …). Ich bin auch ganz sicher, dass nicht jeder, der Literaturwissenschaft studiert, dann hinterher Bücher schreiben kann, die des Lesens wert sind. Ich bin allerdings auch sicher, dass dir so ein Studium nicht schadet, solange du Spaß daran hast und es dich nicht sogar vom Schreiben abhält (se es rein zeitlich, oder weil du von der Theorie so beeindruckt bist, dass du dich an die Praxis nicht mehr rantraust). Bedenke auch, dass die Allerwenigsten vom Schreiben leben können und daher wäre es klug, wenn du die Zeit, die du in ein Studium investierst, dir auch bei deinem Lebensunterhalt hilft. Sicher kann das auch bei Literaturwissenschaft der Fall sein außerhalb des Schreibens, aber wenn dir auch andere Dinge Freude machen, die etwas … hm … näher an gesuchten Qualifikationen sind, dann würde ich eher das machen, nebenher Schreiben und schauen, wie es läuft.
Das ist ja mal ein super Vergleich! Dieses Lied kenne ich. Naja, muss wohl den Zeitgeist getroffen haben…
Mich würde ein Studium auf jeden Fall interessieren. Aber das würde bedeuten, dass mein Mann die nächsten min 3 Jahre mich zum grössten Teil finanzieren müsste und da frage ich mich, ob das nicht auch anders zu erreichen wäre. Bestimmt ist das auch meine eigene Unsicherheit, die mich glauben lässt, dass ich nur ernst zu nehmen sei, wenn ich einen Abschluss in der Tasche habe.
Und dann ist da aber auch noch mein Motto: wenn ich etwas mache, dann richtig und zu 100%.
Und vielleicht würde ein Studium/ eine Ausbildung auch den Prozess erleichtern? Mir Umwege sparen?
Und ist es nicht ein Unterschied, ob ich den Zeitgeist treffen möchte oder ob ich etwas schreiben möchte, das Hand und Fuss hat?
Fragen über Fragen…
Hast Du schon mal an ein Journalistik-Studium gedacht? Das ist m.E. noch am ehesten geeignet, Schriftsteller-Karrieren zu beflügeln, weil es hier (neben vielem anderen) auch ganz zentral um das Schreibhandwerk geht.
Hmmm… da hast du wohl recht. In der Schweiz muss man sowieso ein Nebenfach wählen, d.h. vermutlich würde ich dann Geschichte dazunehmen.
Ja meine Befürchtung ist, dass ich mich dann etwas verlieren würde, in Theorie, Technik…
Die Frage die ich mir stellen und beantworten muss ist, ob ich das Studium auch machen würde, wenn ich nicht schreiben möchte, also wirklich nur des Studiums willens.
In meinen Augen ist das ein Trugschluss. Schaden kann ein Abschluss nie. Doch wird er dir nicht automatisch die Tore öffnen.
Wenn du kommerziellen Erfolg suchst, musst du den Zeitgeist treffen. Möchtest du künstlerisch Wertvolles schaffen, solltest du dich vom Kommerz verabschieden.
Es gibt nur wenige Fälle, in denen Qualität und Kommerz zeitgleich zum Erfolg geführt haben.
Ja das habe ich auch in Betracht gezogen. Aber Journalismus geht für mich in eine Richtung, die mir gar nicht entspricht: Sensation, Provokation, kurz und sachlich… Da ist mein Interesse an der Literaturwissenschaft deutlich grösser.
Kann ich etwas künstlerisch wertvolles schaffen, ohne Vorkenntnisse? Ohne die richtigen Tools?
Ich vergleiche es mit dem Beruf meiner Schwester: Bühnenbildnerin. Total kreativ! Das war sie schon immer, das Studium hat sie nicht kreativer gemacht, doch sie hat beim Innenarchitekturstudium ganz viele Tools gelernt, viele Werkzeuge bekommen, um ihre Kreativität besser umsetzen zu können.
Das kann ich dir ad hoc gar nicht beantworten. Ich wollte ohnehin darauf hinaus, dass der Zeitgeist für den Kommerz wichtiger ist als die Qualität. Sieht man ja an dem TRIO-Lied und an Millionen anderer Beispiele. Oder dieses Gangnam-Style-Dings oder wie das hieß oder der Erfolg von Schnappi. Das sind nun wahrlich keine Kunstwerke, haben aber viel Geld eingebracht.
Ja das ist unumstritten so, aber das könnte ich nicht, etwas schaffen, dass mir nicht entspricht, nur um den Zeitgeist zu treffen und etwas Komerzielles zu erschaffen. (Bei Schnappi verkrampfen sich alle meine Innereien…)
Meine persönliche Meinung dazu: Es ist weit wichtiger wer du bist und vor allen Dingen, wie du dich vermarkten kannst, als ein qualitativ hochwertiges Produkt herauszubringen.
Wenn dir das nicht liegt (wie wahrscheinlich den meisten, die Schreiben wollen), hast du ein Problem.
Wenn dir dagegen das Vermarkten liegt, kannst du deinen Scheiß auch bei Fiver fürn Appel und ein Ei in Vietnam schreiben lassen.
Ich schreibe - wie gesagt - einfach, weil ich Spaß daran habe. Ich hab ja auch früher Musik gemacht, weil ich Spaß daran hatte und nicht weil ich Millionär werden wollte.
Mir geht es ebenso. Das ist genau das, was ich meine. Da nutzt ein Studium nichts.
Die Leute wollen kein Shakespeare, die Leute wollen Ablenkung, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. An dieser Stelle und in diesem Zusammenhang darf ich das einfach mal so platt behaupten, denke ich, denn Verkaufszahlen vieler Schundartikel aus allen Lebensbereichen zeigen das immer wieder.
Das habe ich natürlich bereits. Sonst würde ich ein Studium nicht in Betracht ziehen. Die Frage ist mehr, ob es den Stress und die Abhängigkeit wert ist. Natürlich muss mir ein Studium Spass machen, aber von Spass lebt man ja (meistens) nicht.
Von Qualität leider auch nicht. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Leute mit der richtigen Ambition treffen und dazu den Zeitgeist bedienen.
An deiner Stelle würde ich einfach mit dem Schreiben anfangen und Spaß daran haben. Perfektionieren lässt sich eine Geschichte ohnehin erst, wenn sie in der Rohfassung existiert. Übe an dir selbst, hole dir Feedback ein, sei kritikfähig und eigne dir nebenher das nötige Wissen dazu an.
Eine entfernte Bekannte von mir ist Künstlerin. (Sie malt abstrakte Bilder, bei denen ich zwar nicht erkennen kann, was sie darstellen, die aber irgendwie interessant und ausgewogen wirken, so dass man die Bilder tatsächlich in einer ganz normalen Wohnung aufhängen und sich damit wohlfühlen kann.)
Sie hatte Kunst studiert, und ich meine, sie hätte mal ungefähr folgendes über ihr Kunststudium gesagt: Wer vorher schon malen konnte, hat von den Kursen profitiert - wer vorher nicht malen konnte, hat von den Kursen nur noch mehr Hemmungen bekommen.
Ich könnte mir vorstellen, dass das bei Schriftstellerei so ähnlich sein könnte.
Weiß ich nicht. Ich weiß das nur mit der Musik, weil mein jetziger Mann sich mal dafür interessiert hatte. Er spielte seit seinem 14. Lebensjahr Gitarre, solo und in Bands. Klavier spielen konnte er auch. Für die Aufnahmeprüfung hätte das aber nicht gereicht. Ich weiß nicht, wie das heute ist, jedoch ist es bestimmt nicht leichter geworden.
Ich hatte - ich weiß nicht mehr wo - neulich hier im Forum von einem Bekannten berichtet, der erfolgreich Germanistik studiert hat und gern Lektor werden wollte. Er hat Ewigkeiten keine Aufträge bekommen und dann einen anderen Berufsweg eingeschlagen. Welchen, weiß ich nicht, weil wir uns aus den Augen verloren haben. Sein Studium war jedenfalls für die Katz. Er war sehr lange arbeitslos.