So habe ich das auch gesehen. Es wird versucht Spannung aufzubauen (Hyperventilation, blutroter Teppich, zittern), aber es zündet nicht. Das Problem ist, dass man keine Beziehung zu einer Figur hat.
Mit Vorblenden habe ich es nicht so. Viele Filme fangen heute mit einer Actionszene oder einer brenzligen Situation an und dann heisst es plötzlich: Drei Wochen vorher. Und hier fängt die Geschichte an. Wieso kann man das nicht chronologisch erzählen. Nur weil es ein paar Filme gab, in denen Rück- und Vorblenden geschickt eingesetzt wurden, heisst das nicht, dass man sie bei jeder Geschichte einsetzen muss. Wahrscheinlich will man damit verhindern, dass die Zuschauer vor dem Fernseher wegzappen. Hier gibst Action, also bleibt dran.
Vor- und Rückblenden sollten nur eingesetzt werden, wenn sie nötig sind. Und nicht, weil es schick ist. Ich finde chronologisch erzählte Geschichten meistens spannender, weil ich nicht weiss, was kommt. Mit einer Vorblende wird mir der Spass verdorben.
Auch ein Thriller kann im Alltag beginnen. Es braucht keine Bombe auf der ersten Seite. Aber es sollten doch schnell Irritationen im Alltag auftreten, merkwürdige Ereignisse, die sich langsam zu einer Gefahr entwickeln. Dann lässt man das Karussel immer schneller drehen, die Ereignisse überschlagen sich, Chaos breitet sich aus. Die Protagonistin wird durch das Buch gepeitscht, man lässt ihr kaum Zeit zum Atemholen. So geht Thriller, Rückblenden wären ein Bremse.
@Paulina,
nach Deiner Beschreibung sieht Deine Geschichte so aus:
Hauptgeschichte: Stalking, das soll der Thriller sein
Nebengeschichte: Der Kampf um den Buchladen
Hintergrundgeschichte: Der Buchladen gehörte früher Oma
Jetzt weiss ich natürlich nicht, ob das Stalking mit dem Kampf um den Buchladen zusammenhängt oder ob es von früher noch ein paar Leichen im Keller gibt. Wichtig ist, dass Du den Fokus auf das Stalking legst. Wenn Haupt- und Nebengeschichte separat laufen, steckt Julia in einem Zweifrontenkrieg, was den Druck erhöht. Mit der Hintergrundgeschichte musst Du vorsichtig sein, um die Geschichte nicht auszubremsen.
Vielleich hilft Dir das: James N. Frey, Wie man einen verdammt guten Thriller schreibt. Das ist eine Abwandlung seines bekannteren Buches, Wie man einen verdammt guten Roman schreibt. Beide Bücher brauchst Du nicht.