Anfang eines Thrillers über das Thema Stalking

So habe ich das auch gesehen. Es wird versucht Spannung aufzubauen (Hyperventilation, blutroter Teppich, zittern), aber es zündet nicht. Das Problem ist, dass man keine Beziehung zu einer Figur hat.
Mit Vorblenden habe ich es nicht so. Viele Filme fangen heute mit einer Actionszene oder einer brenzligen Situation an und dann heisst es plötzlich: Drei Wochen vorher. Und hier fängt die Geschichte an. Wieso kann man das nicht chronologisch erzählen. Nur weil es ein paar Filme gab, in denen Rück- und Vorblenden geschickt eingesetzt wurden, heisst das nicht, dass man sie bei jeder Geschichte einsetzen muss. Wahrscheinlich will man damit verhindern, dass die Zuschauer vor dem Fernseher wegzappen. Hier gibst Action, also bleibt dran.
Vor- und Rückblenden sollten nur eingesetzt werden, wenn sie nötig sind. Und nicht, weil es schick ist. Ich finde chronologisch erzählte Geschichten meistens spannender, weil ich nicht weiss, was kommt. Mit einer Vorblende wird mir der Spass verdorben.
Auch ein Thriller kann im Alltag beginnen. Es braucht keine Bombe auf der ersten Seite. Aber es sollten doch schnell Irritationen im Alltag auftreten, merkwürdige Ereignisse, die sich langsam zu einer Gefahr entwickeln. Dann lässt man das Karussel immer schneller drehen, die Ereignisse überschlagen sich, Chaos breitet sich aus. Die Protagonistin wird durch das Buch gepeitscht, man lässt ihr kaum Zeit zum Atemholen. So geht Thriller, Rückblenden wären ein Bremse.

@Paulina,
nach Deiner Beschreibung sieht Deine Geschichte so aus:

Hauptgeschichte: Stalking, das soll der Thriller sein
Nebengeschichte: Der Kampf um den Buchladen
Hintergrundgeschichte: Der Buchladen gehörte früher Oma

Jetzt weiss ich natürlich nicht, ob das Stalking mit dem Kampf um den Buchladen zusammenhängt oder ob es von früher noch ein paar Leichen im Keller gibt. Wichtig ist, dass Du den Fokus auf das Stalking legst. Wenn Haupt- und Nebengeschichte separat laufen, steckt Julia in einem Zweifrontenkrieg, was den Druck erhöht. Mit der Hintergrundgeschichte musst Du vorsichtig sein, um die Geschichte nicht auszubremsen.

Vielleich hilft Dir das: James N. Frey, Wie man einen verdammt guten Thriller schreibt. Das ist eine Abwandlung seines bekannteren Buches, Wie man einen verdammt guten Roman schreibt. Beide Bücher brauchst Du nicht.

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… du sprichst mir aus der Seele … :kissing::laughing:

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.Ich weiß genau, was Du meinst. Das ist der Grund, wieso ich kaum Bücher in meinem Leben gelesen habe. Vermutlich gibt es viele gute Bücher, aber dazu fehlt mir das Interesse / der nötige Geisteszustand. Ich mag gute Geschichten, die einfach erzählt werden.
Habe John Fante noch immer keine Chance gegeben, obwohl er griffbereit liegt.

Ich mag sie auch nicht, aber ich bin offen für neue Ideen oder spannende Umsetzungen dieses Stilmittels. Hätte nichts dagegen, wenn sie Fragen hinterlassen und man sich nicht vorstellen kann, wie es im weiteren Verlauf dazu kommen kann … leider ist das oft nicht der Fall (Film).

Glaube eher, das liegt am Aussterben der Buchgeneration. Alles was nach 1980 auf die Welt kam, musste nicht zwingend auf Bücher zurückgreifen, um sich die Zeit zu vertreiben. Wer von Natur aus kein Interesse am Lesen hatte, konnte sich an Videos, Spielkonsolen und Kabelfernsehen bedienen. Wer heute noch lesen möchte, findet was … egal wie groß das Angebot ist

Das habe ich nicht gesagt und damit relativierst Du die Aussage von Dir, dass ein Buch schon auf Seite 2 spannend sein muss :slight_smile:
Hätte denn Deiner Meinung nach Santiago etwa schon auf Seite 1 seinen Schwertfisch fangen sollen und auf Seite 2 bereits am Haie vertreiben sein müssen? Was ist mit Käpt’n Ahab? Auf Seite 1 Moby Dick hinterherjagen und auf Seite 2 den Wal bereits von Queequeg und Dagoo harpunieren lassen?

Liest sich auch hier, als ob Du mit einem überzogenen Vergleich Deine ursprüngliche Aussage dämpfst, Krimitante :slight_smile:
Niemand möchte „Honig um den Mund“ geschmiert bekommen - aber gleichzeitig soll niemanden das Können aberkannt werden.
Den Anspruch des Honig schmieren hat doch bisher niemand erhoben, oder? Jeder möchte m. E. eine sachliche, ehrliche und eine am Mindestmaß an Respekt formulierte Kritik lesen. Welche, wie Du sie im Sommer im Lesezirkel erhalten hast, als Du eine Szene aus Deinem Projekt veröffentlicht hast. Die Kritiken waren ein Mehrwert für Dich und für manch andere. Jeder hat sich Zeit genommen, Dir seine Kritik zu veranschaulichen und Dir damit Gutes zu tun. Schau Dir doch nochmal Deinen Beitrag aus dem Sommer an und dann vergleich Deine erhaltene Kritik, mit Deiner gegenwärtigen Kritik an Paulinas Projekt. Du wirst einen riesigen Unterschied bemerken.
Ich möchte zu Deinem damals veröffentlichten Text nichts sagen, weil es womöglich falsch rüberkommt … aber viel Unterschied habe ich zwischen Dir und Paulina nicht erkennen können. Sehe sogar einen leichten Vorteil bei Paulina (ausbaufähiger, weil die Schreibsprache weniger schlicht und erwachsener klingt).

Immerhin siehst Du ein, dass Deine Kritik nicht wirklich eine war und verweist auf die tauglichen Kritiken.

Mit der Universalfloskel hast Du natürlich recht … auch wenn es in diesem Fall eigentlich heißen müßte:„Wenn wir besser werden wollen, müssen wir weiterhin konstruktiv kritisieren“.

Guten Start ins Wochenende.

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Die konnte ich noch nicht beobachten, zum Glück! Um mich herum lesen alle Menschen, und die meisten davon sind jünger als *1980. Übrigens lesen auch deren Kinder (bzw. bekommen vorgelesen). Ich glaube nicht, daß Lesen etwas mit dem Alter zu tun hat. Auch schließt es sich nicht mit digitalen Medien aus - ich zum Beispiel streame UND lese.

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Es wäre schön … seufz
Viele meiner Schüler geben zu, so gut wie nie zu lesen. Sie sind von 15 Jahren an aufwärts und die meisten, die das sagen, sind Jungs. Sehr schade. Und man merkt es leider auch. Sie können oft nicht mehr sinnerfassend lesen und markieren im Text mit dem Textmarker genau die falschen Stellen, sodass der Satz dann manchmal das Gegenteil von dem zu bedeuten scheint, was er tatsächlich bedeutet.

LG
Pamina

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:thumbsup:
Mein Mann und mein Sohn (13) lesen beide sehr viel. Mein Sohn schreibt auch. Hauptsächlich Gedichte.

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Ich kenne in meinem Umfeld niemanden unter 50, der noch liest. Wohne auf dem Land. Ob es da einen Zusammenhang gibt, kann ich nicht beurteilen.

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Krimitante schrieb:
„Ich bin vor 1980 geboren und meine Kinder danach. Wir sind als Familie belesen.“

Natürlich findet man besonders in einem Schreiberforum Menschen, für die Bücher wichtig sind… deswegen habe ich die Menschen ausgeschlossen, die von Natur aus gerne lesen bekommen haben. Was @Suse geschrieben hat, ist in meinem Umfeld nicht anders.
Folgender Artikel bestätigt unsere Aussage/ Beobachtung: https://www.dw.com/de/zwischen-krise-und-hoffen-der-deutsche-buchmarkt/a-45807679

Meinte mit den Kindern der80er, solche wie mich. Bin zwar in den 70er geboren, aber habe meine Kindheit / Jugendlicher in den 80er verbracht. Damals lagen bei uns ein paar Bücher herum.
U.a waren das „Die Kinder vom Bahnhof Zoo“, „Der Medicus“, „Ganz unten“ und „Shining“ (meine Mutter hatte sich trotz geringer Deutschkenntnisse ein Bertelsmann Abo aufschwatzen lassen). Die habe ich in den Ferien gelesen. Vornehmlich spät nachts, wenn die TV-Sender Sendepause hatten, die „Bravo“ komplett durchgelesen war und die „Duck Taschenbücher“ nicht mehr so interessant waren. Als wir dann in ein Viertel mit Kabel TV und MTV gezogen sind, hat sich dann alles geändert … da habe ich die Bücher stehen lassen und so blieben „Der Pate“, „Doch mit dem Clown kamen die Tränen“, „Das Geisterhaus“, etc. stehen :slight_smile: Wahrscheinlich würde ich heute noch immer lesen, wenn die Bücher weniger Konkurrenz bekommen hätten und dazu beitragen, dass die Verkaufszahlen von Büchern nicht rückläufig sind.

Krimitante schrieb:
„Meine Kinder sind ohne Fernseher erzogen worden.“

Ich selbst, hätten meinen Kindern niemals das Fernsehern vorenthalten … dafür ist es m.E. einfach zu gut. Das Fernseher ist ein Fenster in die Welt, dass sollte man nicht vergessen. Es gibt viele Müllsender, aber es deswegen ganz aus dem Leben eines Kindes verbannen? :thinking:
Man muss ja nicht jedes Programm installieren und kann zudem dem Kind zeigen, wie man das Fernsehen richtig nutzt. Meine Kinder haben (neben einem TV) auch eine Spielkonsole bekommen. Wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass ich das als Jugendlicher selber extrem geil fand und meinen Kindern nicht vorenthalten wollte. In deren Kindheit hatte das ohnehin keine Chance um sich gegen Spielplatz und Freunde durchsetzen zu können … somit sind TV und Konsole nie über die Rolle einer Option hinausgekommen. Das würde wahrscheinlich anders aussehen, wenn es für meine Kinder dazu an Alternativen gemangelt hätte. Zwar haben sie Bücher gelesen und das Interesse war auch da, aber sie sind noch zu sehr abgelenkt. Vielleicht entwickelt sich das noch, wenn die Schule beendet ist, der Liebeskummer vergangen und sie in die Welt des Erwachsenenalltags eintreten (müssen).

Krimitante schrieb:
„Ob Kinder lesen hängt nicht von modernen Spielkonsolen ab, sondern wie die Eltern das fördern.“

Da stimme ich Dir nicht zu. Man kann etwas zum Wohle des Kindes fördern (Selbstständigkeit erlernen z.B.), ein Talent (wenn es das Kind ausleben möchte) oder eine Leidenschaft fördern (Instrument spielen, Sport, etc.), aber dem Kind etwas auferlegen und es „fördern“ nennen, finde ich grausam. Gerade in der Kombination mit TV Entzug. Meistens fördern Eltern nur deren Idealbild eines Kinderlebens, ohne dabei individuell - und auf die Natur des Kindes einzugehen. Lesen ist eine Leidenschaft und die hat man oder bekommt sie irgendwann … man kann sie einem Kind aber nicht künstlich einpflanzen.
Vermutlich bist Du eine gute Mutter und hast nur auf gewisse Tendenzen Deiner Kinder reagiert und deren Desinteresse am Fernsehen genutzt, um sie in die Welt des Lesens zu führen. Finde aber Deine Behauptung untauglich für die Allgemeinheit.

Kriegt euch mal wieder ein. Wie schrieb schon Hesse in Siddharta:

"Was ist Versenkung? (…) Es ist Flucht vor dem Ich, es ist ein kurzes [FONT=-apple-system]Entrinnen aus der Qual des Ichseins, es ist eine kurze Betäubung gegen den Schmerz und die Unsinnigkeit des Lebens. Dieselbe Flucht, dieselbe kurze Betäubung findet der Ochsentreiber in der Herberge, wenn er einige Schalen Reiswein trinkt oder gegorene Kokosmilch. Dann fühlt er sein Selbst nicht mehr, dann fühlt er die Schmerzen des Lebens nicht mehr, dann findet er kurze Betäubung.“

Diese Beobachtung teile ich. Das kann (auch) am Alter liegen, und ja, viele Jungen lesen weniger als das durchschnittliche Mädchen. Ich habe das sowohl in ein paar Jahren als Lehrerin so wahrgenommen als auch zu meiner eigenen Schulzeit: Mit meiner Buchverschlingerei war ich eine von vielleicht zweien in meiner Klasse. Daher glaube ich, daß dieses “relativ wenig lesen” durchaus auch früher schon so war - vielleicht kommt es bei vielen Menschen erst, wenn sie aus der Schule raus sind und freiwillig lesen können. Ehrlich, was ich in der Schule lesen mußte, fand ich fast alles Mist - nur “Faust”, den mochte ich damals schon. Macbeth? Habe ich nicht verstanden. Hat sich an der Uni geändert, da habe ich ein Shakespeare-Seminar nach dem anderen belegt. War für mich in der Oberstufe einfach zu früh.

Woah! Das finde ich echt krass! Selbst meine Cousine in dem Alter, die auf einem Bauernhof lebt (also wohl das ländlichste Land, das es so gibt), liest, sogar sehr viel. Ihr Mann allerdings nicht.

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Hm. Mein Vater hat schon als Jugendlicher viel gelesen. Weil seine Eltern für fast nichts Geld hatten. Und weil es außer Fußball und Schule sonst kaum Aktivitäten gab. Ich denke schon, dass das große Medienangebot, das z.T. viel leichter konsumiert werden kann als das anstrengende Lesen, die Lesebereitschaft verringert.
Ich bezweifele auch, dass das später noch kommt. Die meisten Gewohnheiten eignen wir uns in der Jugend an und behalten sie später bei. Und wenn es Aktivitäten gibt, bei denen man sich weniger anstrengen muss, nehmen Jugendliche leider lieber die, als sich mit einem Buch abzuquälen. Das Resultat sind dann Schüler mit Abitur, die kaum noch lesen und schreiben können.
Ich habe in einer Klasse gefragt, wer die Harry Potter-Bücher kenne. Alle haben sich gemeldet. Aber bei der anschließenden Diskussion kam heraus, dass niemand in der Klasse die Bücher kannte. Alle hatten nur die Filme gesehen.
Ich hoffe ja, dass irgendwann mal festgestellt wird, dass die Voraussetzung für alle diese Aktivitäten, die vielen so lieb und teuer sind, wie Filme schauen, Videospiele spielen etc. das Lesen und Schreiben ist. Drehbücher müssen geschrieben werden, bevor man einen Film drehen kann und auch für Videospiele muss man Regeln, ein Setting etc. definieren. Deshalb sollte uns die “Lesebildung” unserer Jugend wichtig sein - auch wenn die Jugendlichen sich dafür mal durch ein paar Bücher quälen müssen, die ihnen nicht so liegen. Aber wenn man das Lesen fördern würde, wenn es den Jugendlichen etwas bringen würde in der Schule, auch privat mehr zu lesen, würden es bestimmt mehr von ihnen tun.
Schüler kalkulieren ganz genau, welche Handlungen sich lohnen, und welche nicht (wobei es in erster Linie um Noten geht).

LG
Pamina

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Interessante Diskussion, die aber gerade m. E. etwas sehr in ein allgemeines “Die Jugend von heute”-Lamento übergeht. Zunächst wäre es hilfreich, wenn mal jeder definiert, was für ihn “Lesen” heißt. Geht es um die reine Ausübung der Tätigkeit? Oder geht es eher darum, was gelesen wird? Ich erdreiste mich mal zu behaupten, dass Jugendliche (und die, die sich dafür halten) heutzutage mehr lesen und schreiben als früher, dank der ganzen sozialen Medien, WhatsApp, usw. Über die Qualität des Gelesenen oder Geschriebenen sagt das natürlich nichts aus. Aber was haben frühere Generationen Normalsterblicher, die keinen beruflichen Bezug zum Schreiben hatten, denn in einem Jahr geschrieben? Einkaufszettel , eine Ansichtskarte aus dem Urlaub und Weihnachtsgrüße an Tante Helga. Das war inhaltlich und stilistisch ähnlich gehaltvoll wie die heutigen minütlich aktualisierten Tagesprotokolle auf Facebook.

Also geht es darum was gelesen wird. Was nun als *wertvolle Literatur *angesehen wird, ist vermutlich bei jedem unterschiedlich, je nach subjektiven Präferenzen und den Demarkationslinien entlang des eigenen literarischen Snobismus (“Schund” vs. “langweiliger, abgehobener Kram”). Wer also kann sich anmaßen, hier einen allgemeingültigen Kanon wertvoller Literatur festzulegen?

Natürlich haben Bücher als Mittel zum Zeitvertreib und Eskapismus in den letzten Jahren immer mehr Konkurrenz durch diverse Medien, Spielkonsolen, etc. bekommen, die - wie @Pamina22 schon schreibt - leichter konsumiert werden können und nicht so anstrengend sind wie lesen und selbst denken. Allerdings glaube ich nicht, dass die Präferenz für den Weg des geringsten Widerstands nur auf Jugendliche beschränkt ist, das liegt einfach in der Natur der Menschen und betrifft alle Altersklassen. Generell geht der Trend schon seit Jahren dahin, dass Angebote zum selbst denken immer weniger werden und vorgefertigte Meinungen zunehmen. Man findet heute bspw. kaum noch Tageszeitungen, die schlicht Informationen bereitstellen, sondern alles wird mit Wertungen, Meinungen und Kommentaren ja nach politischer oder ideologischer Agenda serviert, damit der Leser auch schon weiß, was und wie er gefälligst zu denken hat.

Auch hier stellt sich die Frage nach den Ursachen. Ich glaube, dass es durchaus geschlechtsspezifische Präferenzen gibt, was Genres angeht, auch wenn jetzt einige gequält aufschreien. Jungs begeistern sich im allgemeinen eher für actionlastige Bücher, Filme, etc.; Mädchen hingegen eher für emotionale und romantische Themen. Natürlich gibt es Ausnahmen, und das ist auch gut so, aber ich glaube als allgemeine Annahme ist das korrekt. In den letzten Jahren gab es auch keine “großen” Abenteuer, Krimis, usw. für Jungs als Zielgruppe mehr. Dagegen hat sich mit “Chicklit” ein eigenes Genre für junge Mädchen etabliert. Generell stellt man auch zunehmend weniger positive männliche Identifikationsfiguren für Jungs fest, sondern fast ausschließlich toughe Heldinnen, die alleine die Welt retten. Als männliche Protagonisten kommen nur noch Klischeebilder vor: der bad boy, der knallhart ist, aber immer ein gutes Herz hat, das natürlich die Heldin zum Vorschein bringt, der böse Antagonist oder der “lustige” Sidekick. Ähnlich wie früher Frauen als Karikaturen ihrer selbst dargestellt wurden und entweder schmückendes Beiwerk zum Helden waren oder sich bei Horrorfilmen eine halbe Stunde durch den Plot kreischen durften. Im Grunde passiert heute das gleiche wie früher, nur mit umgekehrten Vorzeichen.
Daher verwundert es nicht, dass Jungs weniger lesen, es gibt schlicht ein verringertes Angebot für sie interessanter Titel. Oder um es neudeutsch zu sagen: Diese Erscheinung beruht auf einer Mischung aus Angebot und Nachfrage bzw. sich selbst verstärkender Echokammern. Wenn ein Supermarkt kein Fleisch mehr anbietet, kann er natürlich hinterher anhand der Verkaufszahlen feststellen, dass die Nachfrage dafür stark zurückgegangen ist und sich für seine vorausschauende Entscheidung, kein Fleisch mehr anzubieten, beglückwünschen.
Zum anderen glaube ich nicht, dass das Lesen der 1378. Variation eines Hedwig Courths-Mahler-Sujets wesentlich das Sprachgefühl und intellektuelle Kompetenz erhöht, auch wenn es um die bebenden Lenden einer burschikosen Zwergenwitwe geht, die sich unsterblich in den von einem dunklen Geheimnis umgebenen, mißverstandenen Troll verliebt hat. Aber damit sind wir wieder bei dem Punkt von oben: Wer kann festlegen, was Qualität bzw. wertvolle Literatur ist?

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Meine Kinder wuchsen nicht in Deutschland aus. Sie haben seit der Grundschule bis spät am Nachmittag Unterricht gehabt und mussten dann noch Hausaufgaben machen. Wann sollte es da Zeit für Fernsehen geben? Genau, gar nicht. Außerdem ist der Fernseher ein Zeitfresser. Heute weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe. Meine Kinder haben beide Studiert, Master gemacht. Mein Sohn hat 2 Universitätsabschlüsse. Hätte er seine Zeit vor dem Fernseher verbracht, dann hätte er nicht diesen erfolgreichen Kurs eingeschlagen. Von daher soll das jeder handhaben wie er möchte.
Ich halte nichts vom Zeitfresser, aber Du hast Recht: Das ist meine Meinung.
Und als ich klein war, gab es nur einen Schwarzweiß Fernseher und kaum Kinderprogramme. Also blieb das Ding zu. Und ohne technischen Krimskrams ging es uns super. Wir waren immer draußen. Zum Lesen gab es bei uns verschiedene Enzyklopädien, ich von vorne bis hinten durchlas. Das ist ein Hobby und hat sich bis heute gehalten. Auch meine Kinder sind mit Enzyklopädien groß geworden. Wikipedia und Internet kamen erst als sie in der Pupertät waren.

Also ich meinte Leute, die ein Buch lesen (unabhängig davon, ob es ein ebook ist oder gedruckt). Ich meinte Fiktion, keine Fachliteratur, ich meinte Romane, Novellen, Gedichte, Erlebnisberichte, Belletristik im weitesten Sinne. Bücher haben die jungen Leute (damit meine ich Personen unter 50 Jahren) in meinem Umfeld nicht mehr - weder auf dem Rechner noch im Schrank. Ich kenne auch 1 Person (zugegebenermaßen eben nur die 1) in meinem Alter, die in ihrem ganzen Leben laut eigenen Aussagen (unabhängig von Fachliteratur) nur ein einziges Buch gelesen hat und sich nicht einmal daran erinnert, welches es war, weil es schon so lange her ist. Erschreckend, oder?

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Wir auch. Gummitwist, Seilchen springen, Rollschuh fahren, Schlittschuh fahren, Fußball spielen auf dem Rasen vor dem Haus, etc …

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:cry::cry::cry:das ist wirklich traurig

Da wir jetzt doch ziemlich vom ursprünglichen Thema abweichen, könnte man das Thema “Lesen” im Beitrag “Was und wie lest ihr gerade?” - erstellt von Lusmore in der Plauderecke - fortführen.

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Wann hatten sie Zeit zum Spielen und Kind sein? Nicht falsch verstehen, aber das hört sich für mich irgendwie traurig an.
Auf dem Bolzplatz und auf dem Spielplatz lernt man Sachen, die man in keiner Schule beigebracht bekommt.
… und deswegen sind heute die sogenannten Soft Skills mehr gefragt, als tolle Zeugnisse und Abschlüsse.

Ich habe da Beispiele in meinem Umfeld, dass man das auch mit Fernseher, Party und anderen Ablenkungen schaffen kann.

Es gibt eine mediale Evolution. Ich hatte als Kind kein Handy und den damit verbundenen Möglichkeiten. Hätte ich sie meinen Töchtern deswegen vorenthalten sollen?

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@Paulina, von mir kommt die allerhöchste Anerkennung, dass du deinen Text überhaupt hier zu Verfügung stellst. Und ich hoffe inständig, dass du aus den teilweise fachmännisch fragwürdigen Kritiken hier zumindest etwas für dich und dein Projekt brauchbar verwertbares “absaugen” kannst.

Schade eigentlich, wie schnell hier ein Ersuchen um konstruktive Kritik in eine mehr als flüssige (nämlich überflüssige) Debatte um TV-Zeiten der Kinder, Kursbesuche, Hausaufgaben und sonstige Fremdthemen abgleiten kann. Vollkommen sinnbefreite Themenverfehlung. 5. Setzen.

Ich weiß nun jedenfalls mit Sicherheit, wo ich meine (noch?) Amateur-Texte never-ever präsentieren werde…

Hallo @Tom1210

Schön, dass du Paulina so vehement verteidigst. So sieht man immerhin, dass in dir noch Feuer brennt. Dass du in einem Forum, in dem es im weitesten Sinne um Literatur geht, gegen **Abschweifung *anschreibst, ist allerdings verwunderlich. Gehört doch dieses Stilmittel zu den sehr beliebten Werkzeugen vieler Schriftsteller. Dass du selbst nichts mehr zur Verfügung stellen willst, beruhigt mich jetzt allerdings etwas. Gefällt mir *sozusagen, um es mal neudeutsch auszudrücken, was sonst eher nicht meine Art ist.

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