Hallo Paulina,
ich möchte mich nochmal melden. Kann mir gut vorstellen, wie dir zumute ist, bei derart negativer Kritik zu deiner Textprobe.
Da schreibt man was, glaubt daran, präsentiert es mutig, ja, es braucht Mut, seinen Text öffentlich auszustellen, und dann wird das Geschaffene quasi “niedergemacht.”
Aber bedenke bitte, dass Kritik grundsätzlich kein negativer Begriff ist, er wird nur negativ interpretiert. Es gibt auch positive Kritik. Solche nennt man konstruktiv. Sie tut manchmal genauso weh, wie üble Verrisse, aber: Ich bin der Ansicht, dass es besser ist, wenn ein Text zerrissen wird, Schwächen und Alternativen gnadenlos aufgezeigt werden, als gefällige Stellungnahmen, wie: Hab ich gern gelesen, durchaus spannend, liest sich leicht und locker und ähnliche Satzbausteine mehr. Davon profitierst du nichts, es bringt dich handwerklich keinen Millimeter weiter. Negative Kritik tut weh, ja, aber man lernt daraus, wenn sie denn kompetent ist.
Woran es dir mAn (noch) mangelt, ist handwerkliches Können, primär, der sichere Umgang mit dem Werkzeug Sprache. Das lässt sich jedenfalls erlernen. Spannungsaufbau, Figurenprofil, Atmosphäre, um nur ein paar Dinge zu nennen, sind zumindest gleichrangige Kategorien. Auch darin kann man sich verbessern. Vor allem, indem man Bücher von Autoren liest, die das Handwerk beherrschen. Nicht nur Tische bauen können, die nicht wackeln, davon gibt es mehr als genug, sondern die auch künstlerisch und thematisch ansprechend gestaltet sind. Aber da sind wir schon im Bereich des Talents. Das kann man leider nicht erlernen. Es kommt über die Muttermilch oder eben nicht.
Über Inhalt und Aussage lässt sich immer trefflich streiten, dessen Qualität liegt primär im Auge des Betrachters. Wenn ich mich an so manche Diskussionen im berühmten Literarischen Quartett erinnere, ich war damals Stammseherin, hatte ich manchmal das Gefühl, die Leute würden unterschiedliche Bücher besprechen, so leidenschaftlich abweichend waren deren Aussagen dazu.
Aber es gibt Kriterien, die nicht im Auge des Betrachters liegen. Über die muss man nicht lange diskutieren. Wenn ein Text sprachlich mangelhaft und oder fehlerhaft präsentiert wird, rücken Thema und Inhalt in den Hintergrund, so mancher Leser klappt zu. Du stehst vermutlich schreiberisch noch am Anfang. Macht nix. Jeder hat mal irgendwann begonnen.
Vor allem, jetzt nicht den Kopf hängen lassen. Weiterlesen, weiterschreiben, weiterkommentieren, weiterlernen. Kann nur besser werden.
Netten Gruß!