Die Stadt der Morde
Statinia war einst eine friedliche Welt gewesen. Eine Welt, in der eine Vielfalt an Völkern zusammen und miteinander in Frieden lebte.
Doch eines Tages brach ein unheilvolles Grauen (viel zu ungenau! Was ist ein "unheilvolles Grauen? Darunter kann man sich bildlich nichts vorstellen, weil es nicht konkret benannt wird. Zeige dieses Grauen. Lass die Figuren das Grauen erleben. Ist es eine Sturmflut, bei der die Figuren gegen das Ertrinken ankämpfen müssen? Geht jemand nachts herum wie Jack the Ripper und ermordet Frauen/ Leute? Denk dir ein Grauen aus, das man in seinem Kopfkino sehen kann! über die Welt herein.
Nach einem starken Beben spaltete sich die Erde und aus dem Riss krochen längst vergessene Schatten. Jetzt wird das Grauen benannt. Aber dann kannst du den Ausdruck „unheilvolles Grauen“ weiter oben streichen. Das ist dann überflüssig und lenkt nur vom Bild im Kopf ab. Die Schatten finde ich auch zu wenig konkret. Schatten sind zwar unheimlich, aber wenn du sie nicht materialisierst oder ihnen andere (magische) Kräfte zugestehst, nicht sehr zerstörerisch. Sie tauchen nur alles in ein Dunkel. Aus was für einer Materie bestehen sie? Was tun sie genau? Und wenn sie nicht aus Materie bestehen, sondern wirkliche Schatten sind - was ist dann die Konsequenz? Fällt jeder tot um, der von ihnen „beschattet“ wird?
So grausam und böse Auch wieder ungenau. Das lässt mein Kopfkino wieder ins Stocken geraten., dass ihnen der Geruch des Verderbens folgte Wie riecht denn das? Ich finde es super, dass du hier auch andere Sinneseindrücken einbeziehst, aber auch hier solltest du konkreter werden. Wonach riecht es? Womit lässt sich der Geruch vergleichen? Lass den Leser es auch riechen., wohin sie auch gingen. Gehen die wirklich? Wenn sie Schatten sind? Einen Schatten stelle ich mir erst mal materielos vor, es sei denn, du sagst im Text etwas anderes. Doch dann wären seine Bewegungen kein Gehen, sondern eher ein Fließen oder Gleiten oder so etwas Ähnliches, oder?
Ein Schatten der Vernichtung fiel über die Lande von Statinia. Hm. Das finde ich hier jetzt schwierig auseinanderzuhalten. Erst kriechen Schatten aus Rissen in der Erde und tun etwas „Grausames“ - was auch immer. Und jetzt fällt ein Schatten der Vernichtung über das Land. Das ist dann aber nicht derselbe Schatten, oder? Dann solltest du eine andere Formulierung wählen, denn sonst wird es wirklich verwirrend.
Man erzählte sich, die losgelösten Schatten seien Geister, Dämonen oder Ähnliches, (Dann würde ich die Schatten auch von Anfang an als Dämonen oder Geister bezeichnen. Das würde dem Leser die Vorstellung von Anfang an erleichtern. welche (besser „die“; „welche“ gilt als Beamtendeutsch) aus der tiefsten Dunkelheit der Erdspalte kommen (Das finde ich redundant. Dass sie aus Erdspalten kommen, hast du schon gesagt. Schreibe lieber, wie dein Protagonist (und vielleicht ein Freund) sie dabei beobachten und vor ihnen fliehen müssen. Das wäre spannend!) und Besitz von so manchem Lebewesen Statinias ergreifen würden. (Wie muss ich mir das jetzt vorstellen? Wie sieht das aus, wenn ein Dämon oder Geist Besitz von einem Menschen ergreift? Das könnte eine supertolle erste Szene werden. Die Dämonen ergreifen Besitz vom besten Freund des Protagonisten, dieser stirbt dabei, und der Protagonist selbst erlebt ein erstes Trauma. Dieses wird natürlich seine weiteren Handlungen beeinflussen. Vielleicht hat er nun erst recht einen Grund, gegen das Böse zu kämpfen, um seinen Freund zu rächen?
Sie hatten die einst friedlichen Seelen mit Hass verdorben und zwangen sie zu unaussprechlichen Gräueltaten. (Auch wieder vage und wenig konkret. Im nächsten Satz konkretisierst du ein bisschen, aber so richtig vorstellbar für den Leser wird es erst, wenn du eine Szene daraus machst.) Von nun an gab es Raubzüge, Kriege und Morde in ganz Statinia.
Wenige Jahre vor dem grauenhaften Beben, (Hier kommt kein Komma hin.) hatten Frauen das erste Mal gehörnte Kinder zur Welt gebracht. (Aber sich sind die Hörner bei der Geburt noch weich und kurz, sodass es keine übermäßigen Verletzungen bei den Frauen gibt? Sonst wären sie wahrscheinlich kurz vor dem Aussterben …)
Man nannte sie Tieflinge oder auch Höllenbrut. Kannst du hier nicht auch eine Szene schreiben, wie eine Frau in den Wehen liegt und noch schlimmere Schmerzen hat als ohnehin schon bei einer Geburt? Und könntest du dann nicht zeigen, wie die Hebamme und die anderen Frauen, die ihr beistehen, auf das Kind mit den Hörnern reagieren? Wie sie leise murmeln und sich abwenden, damit die Mutter die Höllenbrut nicht zu Gesicht bekommt? Und wie die Frau verzweifelt nach ihrem Kind schreit? Und wie man es ihr schließlich in die Arme legt und sie die Hörner entdeckt? Und ohnmächtig zusammenbricht - aus Angst und vor Schande? Das wäre sooo viel spannender als dein Erzähltext.)
Man sah sie als böses Omen an und war sich sicher, sie wären aus tiefstem Herzen von Grund auf böse Wesen. Viele meinten sogar, sie wären eine Bestrafung. (Nächste Szene: Die Frau, die gerade die Höllenbrut geboren hat, erwacht aus ihrer Ohnmacht. Sie hört die anderen Frauen tuscheln. Sie sieht, wie sie mit dem Finger auf sie zeigen. Sie sieht, wie sie sich abwenden. Sie hört das Wort „Höllenbrut“ zum ersten Mal ausgesprochen und es ist klar, damit ist ihr Kind gemeint.
Und ihr Kind - obwohl noch ein Säugling und wenige Stunden alt - zeigt schon erste Anzeichen von der Boshaftigkeit, mit der es vergiftet wurde. Es hat ein Funkeln in den Augen, das von Hass und Abscheu erzählt … Die Mutter sieht es auch und in ihrer Brust streiten Hass und Liebe für das Kind miteinander.
Nur Sünder sollten diese Höllenbrut gebären. *(Und die Mutter fragt sich verzweifelt, welche Sünde sie begangen haben mag, dass sie so bestraft wird. - Bedenke, dass dies einer der ersten Fälle ist, bei denen eine solche Höllenbrut geboren wird. Da können die Beteiligten die Ursache eigentlich noch nicht wissen. Sie werden sich Fragen stellen, einander Vorwürfe machen, Selbstzweifel haben etc. *
Als die Schatten über Statinia herfielen, war es König Samir, der sämtliche Familien, die mit einer Tieflingsbrut bestraft wurden, ins Exil verbannte. *(Auch wieder eine schöne Szene: Die Mutter aus den vorigen Szenen packt ihre Sachen. Einen kleinen Beutel darf sie mitnehmen. Die Soldaten des Königs stehen vor der Tür und drohen, jeden umzubringen, der der Mutter helfen will. Vielleicht hat sie noch ein paar ältere, gesunde Kinder? Die muss sie nun zurücklassen. Sie stürzen sich auf die Mutter, wollen sie festhalten, doch die Soldaten gehen brutal dazwischen … Und was sagt der Vater der Höllenbrut dazu? Sind die Väter frei von Schuld, einfach deshalb, weil man nie genau sagen kann, wer der Vater eines Kindes ist? Bleibt der Vater zurück und kümmert sich um die anderen Kinder? Wie denkt er über seine Frau? Denkt er auch, dass sie schuld daran ist, dass sie ein solches Teufelskind geboren hat? Verachtet er sie? Oder liebt er sie und es zerreißt ihm das Herz, sie gehen lassen zu müssen. Er würde gerne mitgehen, aber der König lässt es nicht zu. Er braucht Soldaten für den Kriegsfall. Und um gegen die Dämonen zu kämpfen. Männer dürfen das Land nicht verlassen … *
Da Zyprexia die Metropole von Statinia war (dieses „war“ streichen; eins in diesem Satz genügt) und König Samir sehr angesehen war, taten auch andere Länder und deren Herrscher dem gleich und verbannten jene, die vom Teufel berührt wurden.
Es vergingen Jahrhunderte und seither waren Tieflinge in den Landen Statinias nicht mehr gesehen worden. Genau: Die Szenen mit der Mutter, der Geburt und ihrer Vertreibung ins Exil sind der Anfang. Dann kommt ein Zeitsprung. Allerdings würde ich ihn nur 20 Jahre dauern lassen. Und dann ist das Teufelskind mit den Hörnern aus der 1. Szene erwachsen und kann an der nun folgenden Geschichte im Jetzt teilnehmen. Vielleicht kehrt er eines Tages wieder zurück?
Ich frage mich nur, wohin die vertriebenen Frauen und ihre Kinder gehen sollen, wenn auch die Nachbarländer die Leute ins Exil schicken. Wo ist dann noch Platz für sie? Wohin können sie gehen? Und was machen sie dort? Legen sie sich zum Sterben hin? Organisieren sie den Widerstand, weil sie sich nicht verbannen lassen wollen? Gründen sie eine Gruppe von Amazonen? Oder setzen sie ihre Kinder aus und kehren in einen anderen Teil des Landes zurück, wo sie keiner kennt?
Ist es klug, dass der König die Betroffenen ins Exil schickt? Immerhin sind Frauen kostbar. Nur sie können gebären. Wäre es nicht sinnvoller, der König erließe einen Befehl, die Teufelskinder zu töten? Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Frau aus der 1. Szene dann heimlich flieht, um ihr Kind, das sie trotz allem liebt, zu schützen!
Frieden wärt nicht ewig, das mussten die Völker Statinias mit eigenem Leib erfahren. Hass und Gewalt sind nun ein stetiger Begleiter des neuen Zeitalters.