Aénor Leben geben

Hallo Anachronica, ja, das kann so funktionieren.
Was du bei einer Ich-Perspektive von Aenor bedenken solltest ist die Tatsache, dass zwar ihre Tochter die Zeilen in ihr Tagebuch schreibt, aber von ihrer Mutter und deren Mutter erzählt.
Für die Leser (und evtl. auch für dich) wäre es wichtig Aenor gleich von Beginn an eine ganz eigene „Stimme“ zu geben. Die Leser müssen unbedingt beide historische Figuren gut auseinanderhalten können. Darum hatte ich dir den Vorschlag geschickt:

Wie du das formulierst ist natürlich total deine Sache. Es geht nur um die schreibtechnisch klare Abgrenzung der beiden Frauen. Und wenn du über Aenor schreiben willst, muss sie eine starke Stimme haben. Kursiv geschrieben, oder eine andere Schriftart setzten sie ebenfalls deutlich ab.
Das wäre natürlich nur nötig, solltest du von Aenor als Erzählerin weggehen und dazwischen wieder Blöcke mit Texten aus Eleonors „Gegenwart“ einfügen wollen.
Eine „Geist-Stimme“ - wie soll die klingen? Eher sehr ernst? Oder aus der Perspektive der jenseitigen Betrachterin eher locker und fast schon amüsiert über das, was da alles so passiert?
Die Geist-Frau Aenor gibt es nicht - die musst du erschaffen. Wie soll sie sein?
Viele Fragen, ich weiß, aber ich hoffe, ich konnte dir so ein paar Hinweise geben, die deiner bereits verstorbenen Aenor Leben einhauchen können.
Viel Erfolg beim Schreiben, und vor allem - viel Spaß dabei!!
Herzliche Grüße von Pütchen

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Danke dir @Pütchen. Und auch allen anderen, die sich hier mit mir und für mich Gedanken machen.
Ich muss näher an Aénor ran. Wenn ich mich frage, „was will ich NICHT“, wird es ein wenig einfacher. Ich will NICHT über Eleonore schreiben. Ich will NICHT ein Geschichtsbuch über die damalige Zeit schreiben, auch wenn das reizvoll wäre.
Ich will Aénor Leben geben.
Also muss ich das, was sie wirklich wissen kann verarbeiten.
Vieles kann sie im Gespräch mit ihrer Mutter erfahren. Sie leben ja später beide in Poitiérs. Ein paar Gerüchte hier, etwas Hofgetuschel da. Hauptsächlich aber ihr eigenes Leben, ganz aus der Nähe.
Den Rest lasse ich weg. Wirkliche interessante Fakten kann ich dann eben im Nachtrag vermerken.

Die Idee von Historie mit Eleonores Tagebuch hebe ich mir dann eventuell für später auf. Die könnte in ihren 82 Lebensjahren einiges live erleben.

Furchtbar, solche Entscheidungsfindungen. Da ist mir stundenlange Recherche lieber :upside_down_face:

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Oh, keine Sorge, du wirst noch stundenlang recherchieren müssen :wink:
Alleine die Beschreibung des Lebens am Hofe im 10./11. Jhd realistisch darzustellen, wird Zeit brauchen, von den ganzen politischen und historischen Konstellationen ganz zu schweigen.

Mir kam aber noch eine Idee zur, ähm, Geisterperspektive. Du hast weiter oben geschrieben, dass du ein Faible für leicht melancholische Erzählweisen hast, daher als „Skelett“: Aénor stirbt, ihr Geist löst sich aus dem Körper, sieht sich evtl. selbst auf dem Sterbebett. Doch aus Sorge um ihre Tochter weigert sie sich, ins Licht zu gehen/dem Tod/einer Stimme/einem Ahnen in die nächste Welt zu folgen, sondern bleibt als Geist an ihrer Seite, wenn auch nur als ohnmächtige Zuschauerin. Dann folgen die Ereignisse deiner Geschichte inkl. Rückblenden Aénors und je nach dem, wo du den Schlusspunkt setzen willst (Ende des Hausarrests?), findet sie Erlösung, weil sie nun weiß, dass die Tochter ihren Weg gehen wird und sie nun guten Gewissens ins Jenseits o. ä. gehen kann. Das hält die Fantasy-Elemente überschaubar, aber gibt einen Rahmen und ermöglicht dir, Ereignisse nach ihrem physischen Tod unterzubringen. Sicherlich folgt diese Idee der klassischen „Geist hat noch unerledigte Aufgaben und bleibt deshalb hier“- Thematik, aber es ist ja nur eine Begleitung der Rahmenhandlung, ohne sie deswegen zu einer Spukgeschichte zu machen.

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@Anachronica, ja, da muss dir der Kopf brummen, vor lauter Tipps und Möglichkeiten.
Du entscheidest - keine Frage - wie du die Geschichte präsentieren willst.
Wir können hier nur kleine „Helferlein“ sein. Aber RalfG hat recht: Alleine das Zeit-Colorit und die Gepflogenheiten aus dieser Zeit authentisch an die Leser zu bringen ist schon viel Arbeit. Wir drücken dir die Daumen. :blush:

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Njoah, das ist so eine Sache. Eher nicht. Damit gehts mir wie bei Filmen mit dem einsamen Rächer. Einfach zu viele davon unterwegs.

Ich versuchs jetzt mal, wie es sich „echt“ anfühlt.

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Wie ich sagte, solltest du dich wirklich vorher mit der Frage beschäftigen, wie viel Fantasy du haben möchtest. Der Geist ist eine höchst interessante Möglichkeit, hebt sich dann aus meiner Sicht aber schon sehr von einem historischen Roman ab.
Vielleicht bleibst du auch bei der Tochter als zentrale Erzählerin, die z.B. die geheimen Tagebücher ihrer Mutter findet und darin Details liest, die sie noch nicht wusste. Die Tagebuchauszüge könntest du kursiv darstellen und Aénor damit eine direkte Stimme aus der Vergangenheit geben. Eleonore liest die Tagebücher und bringt ihre Erinnerungen mit Rückblicken und eigenen Gedanken ein.
Je nach Menge an Tagebuchauszügen von Aénor könntest du damit auch die Stärke ihrer Stimme variieren.

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Fantasy - hmm, mag ich gerne, aber nicht in diesem Zusammenhang. Also ist der Geist grade auf dem absteigenden Ast.
Aktuell bin ich bei Aénor „live“.
Aber auch, dass Eleonore die Tagebücher ihrer Mutter liest, hat was.
Oder es überhaupt in Tagebuchform schreiben. Eine Zwölfjährige, der die Mutter wegläuft - wäre ein guter Grund für sie damit anzufangen.

Boah Leute. Jetzt schwirrts im Kopf noch mehr als zuvor :rofl:
Aénor wird ihren Weg aufs Papier finden. Versprochen. Vielleicht male ich erstmal das Bild von ihr fertig, das dazu kommt. Ich dreh grad am Rad :upside_down_face:
Aktuell sieht sie so aus: (unfertig)

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Fliegen im Kopf wollte ich dir nicht schicken :sweat_smile: Ich dachte nur, als die Geist-Idee aufkam, du solltest es bis zum Schluss durchdenken, ob du das wirklich so willst. Ursprünglich wolltest du doch auch durch Tagebücher sprechen, dann bleib vielleicht bei deiner ersten Eingebung?
Sieht übrigens gut aus. Hast du das am PC gemacht? Mit welcher Software?

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Danke^^. Ja. Meine digitalen Bilder male ich in Photoshop.

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Ein gewisses Talent zum Zeichnen braucht man leider trotzdem. Und was noch viel schlimmer ist: Geduld. Daran scheitere ich :sweat_smile:
Mir kam übrigens noch ein Gedanke: Ich weiß ja nicht, ob du schreibst, um zu veröffentlichen, oder nur für dich selbst. Wenn du veröffentlichen möchtest, trägt eine „Geistergeschichte“ (Das klingt immer nach einer Gruselgeschichte, aber du weißt, was ich meine.) vielleicht nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit bei. Sobald Geister oder anderes Paranormales dazukommt, zweifeln die Leser auch den historisch korrekten Teil vielleicht an.

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Die Frage hätte mir andersrum besser gefallen: Schreibst du für dich oder nur zum Veröffentlichen? :sunglasses:
Ich schreibe ein Buch, das ich selbst gerne lesen würde. Über Figuren, die ich mag und denen ich gerne etwas mehr Aufmerksamkeit gönnen würde. Wenn es irgendwann mal den Eindruck macht, es sei fertig, würde ich es gerne veröffentlichen.

Guter Punkt! Ich recherchiere deswegen so langwierig und genau, weil ich auf jeden Fall belegbare Fakten als Basis haben will. Die Geschichte, die ich dann darum webe, soll stimmig und stimmungsvoll sein.

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Diesen Eindruck hatte ich am Anfang des Themas auch. Und während des Staubsaugens :sweat_smile: kam mir dann der Gedanke, dass das vielleicht nicht zusammenpasst.

Du hast Recht, das wäre besser gewesen. Ich habe mit dem Schreiben nur für mich angefangen. Als eine Art Therapie. Im Internet fand ich dann aber ganz viele Foren, in denen es nur darum geht, die Bedürfnisse der Kunden zu decken. Schreiben für den Leser? Das ist nicht mein Stil. Schön, dass es hier auch solche Schreiberlinge gibt. :grinning:

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Also, ich glaube ich habe mich entschieden. Ich-Perspektive und Gegenwart für Aénor selbst, Vergangenes in Rückblenden oder Gesprächen. Die wichtigsten historischen Fakten nach ihrem Tod in einem Nachwort. Das mache ich sowieso zu jeder Figur im Buch. So könnte es klappen. Was meint ihr?
Fortsetzung Teil 1

…dann entschwand sie durch die Tür - und aus Aénors Leben.

Poitiérs, acht Jahre später

Ein kleines melancholisches Lächeln umspielt Aénors Mund, während sie dem Kind in ihrem Schoss ein Schlaflied summt. Es ist Frühjahr und die Sonnenstrahlen wärmen schon. Mit geschlossenen Augen hebt sie ihnen das Gesicht entgegen und genießt. Die Wärme, den lauen Wind, den Duft der Veilchen, die in diesem Teil des Gartens verschwenderisch blühen. Sie liebt diese Momente der Ruhe, des Alleinseins. Gerade, weil sie so selten sind, sind sie ihr um so kostbarer.
Dieser Palast ist wahrlich ein Bienenstock, überall brummt und summt es, wird geklappert und gescheppert, gelacht, gerufen, gesungen und musiziert. Oder Schlachten vorbereitet. Doch vor allem ist er eben durch und durch Aquitanien. Laut und voller Leben.

Ein Schatten fällt auf ihr Gesicht und ein parfümierter Luftzug vertreibt den Duft der Veilchen. »Hier also hast du dich versteckt.« Der wie immer übertrieben fröhliche Tonfall ihrer Mutter reisst Aénor aus ihren Gedanken.
»Wie geht es denn unserer kleinen Königin heute?« Amauberge beugt sich über das Kind und streicht ihm mit den Fingern über die leicht geröteten Wangen. »Maman! Du weißt doch, dass du sie nicht so nennen sollst. Gott mag es nicht, wenn wir uns selbst erhöhen.«
Ihre Mutter verdreht theatralisch die Augen. »Ach, ma petite. Wer hat dir denn schon wieder solchen Unsinn erzählt. Sicher dein Onkel Pierre, dieser griesgrämige Mönch. Dem ist doch wirklich jede Freude zuwider. Aliénor ist die Erbin des Herzogs von Aquitanien und somit die beste Partie im Land. Welcher König würde sich das entgehen lassen?«

Also:

ihrer und ihren empfinde ich als unglückliche Wortwiederholung.

gen Himmel hätte ich gestrichen, denn Augenverdrehen ist Augenverdrehen und hat mit dem Himmel, zumal in einem Raum, nichts zu tun.
MfG

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Ok, es ist im Freien, aber tatsächlich habe ich es nachträglich eingefügt und finde es selbst ein wenig strange. Raus damit. Danke.
Über die Wortwiederholung werde ich zweiten Durchgang nochmal nachdenken. Atm fällt mir nix besseres ein.

Find ich gut. Man kann den Zeitensprung gut nachvollziehen und bleibt im Thema. Ich würde sicherlich weiterlesen. Nach all den verschiedenen Vorschlägen hier musst du nur aufpassen, dass du bei deinem gewählten Stil bleibst.

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Ich freue mich, dass du deinen Weg für dich gefunden hast. Wenn er sich gut anfühlt, ist er richtig.

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Ich freue mich auch gerade. Es schreibt sich flott weg und der Stil ist willig.

Kann jemand von euch gut Französisch? Das o.a. Bild von ihr kommt vor die Geschichte, und ich habe mir eine Art Gedicht als Bildunterschrift ausgedacht. Nun bin ich nicht soooo gut und es wäre mir eine Hilfe, wenn das jemand korrigieren könnte. Der Stil soll ein wenig altmodisch poetisch sein, aber die Grammatik soll halt stimmen :blush:

Et si un jour il faut mourir
Il ne faut pas pleurer
On va pensé à moi, la mère
De quelle la Reine soit née

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Tut mir leid, da kann ich nicht helfen. Mehr als „Merci“ kann ich nicht :sweat_smile: Ach doch !!! Als ich in Paris war, hab ich mir in einem Restaurant wenigstens beibringen lassen, wie ich die Rechnung bestelle. Aber das kann ich nur sprechen, nicht schreiben. Und helfen wird es vermutlich auch nicht :sweat_smile:

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„Danke“ ist doch ein guter Anfang für eine fremde Sprache. Das hilft vielleicht nicht bei dem Gedicht, aber ihr helft mir dranzubleiben :heart:
Es entwickelt sich gerade zu einer Aussprache mit ihrer Mutter, warum die sie damals verlassen hat.

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