Drüben auf Hilligsand brannte noch Licht im Halligkrug. Trotz des Schneesturms und der damit einhergehenden beißenden Kälte, machte sich Fiete als Halligweihnachtsmann auf den Weg. Wie jedes Jahr am 24. Dezember. Nur… heute holte er aus dem Schuppen die alte Flinte von seinem Großvater. Die Taschenlampe hatte er schon dabei. Waren die Batterien drin? Ja. Die Flinte war auch geladen. Den Jutesack hatte er ebenfalls. Und egal ob er bis auf die Knochen nass werden würde oder sich hinterher eine Grippe zuzog. Heute musste Benno dran glauben. Ein besonderes Geschenk für Fiete: Bennos Tod.
Zur Zeit war Niedrigwasser und von Diekum bis Hilligsand waren es gut zwei Kilometer. Als Halligbote lief Fiete die Strecke so oft, ihn konnte auch dieses Wetter nicht aufhalten. Der Wunsch nach Rache und der Zorn waren größer als die Naturgewalten. Und alles nur wegen seiner Frau Hilke.
In leicht geduckter Haltung stappfte Fiete durch das vor ihm liegende und dunkle Watt. Wie immer am Prickenweg entlang, den er mit seiner Taschenlampe ausleuchtete. Nach gut vierzig Minuten erreichte Fiete Hilligsand. Kurz vor dem Halligkrug hielt er inne.
Im Innern genossen die Hilligsander gerade ihren Pharisäer. Dann trat Fiete die Tür ein. „Benno wo bist du, du Verräter?“, schrie er. Benno Nonnsen drehte sich vom Tresen um, blickte in die mit Hass erfüllten Augen von Fiete.
„Frohe Weihnachten. Das ist für dich. Pharisäer mit Schuss.“ Ein Knall, dann fiel Benno zu Boden. Die Tasse zersprang und das Heißgetränk vermischte sich mit Bennos Blut, welches sich ebenfalls auf dem Boden verteilte.
‚Watt‘ für ein weihnachtlich Gemetzel! Wenn doch Weihnachtsfrau Hilke Schuld hatte, wäre der Weg zu ihr kürzer gewesen. Und die Insulaner hätten „Tote Tante“ trinken müssen.
Ich blödes Deichschaf dachte immer, auf den Halligen ginge es idyllisch zu! Danke für die aufklärende Geschichte und Frohe Weihnachten!
Aber Herr Deichgraf! Was hat Euch denn so konsterniert?
Ganz super, wie du uns schon mit drei Sätzen in den Norden katapultierst, zu diesen kaltblütigen Hitzköpfen, Möwe!.
Echt gemein von Dir. Da bin ich eben in die Geschichte eingetaucht - zack ist sie zu Ende.
Hätte so gerne mehr gelesen!
Daher ein geschmolltes Dankeschön.
Ja, im Norden macht man keine großen Worte. Da zeigt es sich mal wieder
@Schreibmöwe Was hat der arme Benno denn getan? Und muss Hilke jetzt auch noch dran glauben?
So ein Pharisäer würde mir jetzt grade auch gefallen. Hab ganz kalte Finger.
Ach, einfach herrlich! In der Kürze liegt die Würze!
Der Wind weht vom Wattenmeer über die Dünen. Es duftet nach Meer.
Das erinnert mich an die Band Godewind …
Zitat:
Een Pharisäer drink ick gern
un dat hett sienen Sinn.
Denn in de Kaffee, schwatt und stark,
dor is noch Rum mit in.
Wo kümmt de Rum in de Kaffeetass,
woher is de Idee?
Dat is een Geschicht von een lütje Dörp
an de Küst, ünnern Diek, an de See.
Zitat Ende!
Herzlichen Dank für die Short – Story!!!