1. Versuch eines Krimis

Vor einem gefühlten Vierteljahrhundert habe ich angefangen eine Idee zu entwickeln. Und dann ohne Plan ein erstes Kapitel oder einen Prolog zu schreiben. Diesen Text stelle ich hier nun ein und möchte gerne wissen, ob ihr nach der Lektüre dieses Appetithappens noch Lust verspürt, weiter zu lesen.
Denkt ihr, die Geschichte hat Potenzial? Sagt mir bitte eure Meinung.


Warum sagte mir niemand, dass es einmal so weit kommen würde? Hätte ich doch nur früher schon gewusst was ich jetzt auf unliebsame Weise erfahren musste. Es war noch gar nicht so lange her, da nahm ich jeden Tag wie er gerade kam. Einen geregelten Ablauf gab es zwar auch früher schon nie, aber die letzten Wochen und Monate waren das reinste Chaos.
Immer wieder drängt sich die Frage in den Vordergrund auf die ich keine Antwort weiss: Warum ich? Warum konnten die ganzen Ereignisse nicht einfach an mir vorübergehen ohne mich zu beachten. Es wäre überhaupt nichts aussergewöhnliches nicht beachtet zu werden, das passiert mir schliesslich dauernd. Ich sehe nicht aus wie James Dean, eher wie Dustin Hoffmann. Wen wundert es da, dass ich jedes Mal wenn ich etwas will, brauche oder mich einfach nur bemerkbar machen möchte die Welt aus den Angeln heben muss um überhaupt wahrgenommen zu werden. Manchmal gelingt mir das auch, so wie damals, als ich für den Premierminister seinen verloren gegangenen Beagle (er hat ihn „Snoopy" getauft) finden musste. Nicht, dass dabei unter dem Strich viel für mich rausgesprungen wäre. Der grösste Teil des Honorars ging für die Reparaturen des Ballsaales drauf. Aber für einen kurzen Moment war ich berühmt. Ich wurde zusammen mit dem Minister im Fernsehen interviewed (eine Videoaufnahme davon habe ich zu Hause auf dem Schreibtisch liegen) und durfte sogar mit ihm und seiner reizenden (und viel zu jungen) Frau essen gehen.
Aber das ist Geschichte. Heute sieht die Situation etwas anders aus. Meine Detektei läuft nicht mehr. Gestern bekam ich einen eingeschriebenen Brief von einem Verrückten der behauptete, mein Tiramisu sei schlecht gewesen und er läge jetzt im Krankenhaus. Er hätte mich erkannt und würde mich zur Rechenschaft ziehen. Blablabla. Manchmal habe ich den Eindruck, dass mein Fahrlehrer einer der weisesten Männer überhaupt war. Er sagte mir damals: „Wenn Du heil durch den Verkehr kommen willst, dann verhalte Dich so, als ob alle anderen verrückt sind." Mir scheint, als hätte er sich selbst und seine Fähigkeiten unterschätzt. Die ganze Welt ist verrückt. Bei passender Gelegenheit werde ich ihm den Vorschlag machen so eine Art „Lebensschule für gestresste Manager" zu eröffnen. Oder noch besser, ich eröffne sie selbst. Bloss, wer von diesen gut und einheitlich gekleideten Herren würde sich schon zu dem Haus verirren, in dessen Hinterhof ich mein Büro habe? Nicht mal meine Sekretärin findet noch den Weg hierher. Und alles nur wegen dieser paar Monatsgehälter die ich ihr in diesem Jahr schulde.
So kann es jedenfalls nicht weitergehen.
Mal schauen was uns die Post heute bringt. Rechnung, Rechnung, noch eine Rechnung (hat die Post eine Druckerei für solche Dinger?). Da, keine Rechnung, ein Brief, von einem Fässler. Noch nie gehört. Was der wohl von mir will. Hoffentlich ist das nicht wieder so ein angeblich Magenkranker, dem ich vielleicht verdorbene Tintenfische serviert haben soll.
„Hallo Christoph
Du wunderst Dich vielleicht warum ich Dich beim Vornamen nenne. Nein, ich bin nicht unhöflich. Ich kenne Dich sogar sehr gut. Das alles zu erklären würde jetzt aber zu weit führen.
Nur so viel: Wir sind beide in grosser Gefahr. Ich weiss etwas von dem Andere nicht wollen, dass es noch jemand erfährt. Ich bin schon einer zu viel. Was die aber nicht wissen ist, dass es noch jemanden gibt, der von all dem was geplant ist weiss. Erklären kann und will ich Dir das aber nur persönlich. Da Du, wie ich inzwischen herausgefunden habe als Privatdetektiv arbeitest, wirst Du bestimmt verstehen, wenn ich vorsichtig bin.
Sobald ich wieder Gelegenheit habe hörst Du von mir. Leider kann ich noch nicht genau sagen wann das sein wird. Du wirst es aber merken.
Gruss
Beat
PS: Vertrau mir."
„Vertrau mir"? Der hat gut reden, wer ist das überhaupt, dieser Beat?


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Ich kann im Moment aus zeitlichen Gründen nicht ins Detail gehen, aber ich würde weiterlesen wollen.

Du fragst nach Potential. Für meinen Geschmack ist es vorhanden. Arme Detektive, kurz vor dem Scheiten stehende Anwälte und andere bemittleidenswerte Spürnasen klettern immer wieder ins Regal der Buchhandlungen und Bestseller-Listen. Wenn es sich um ein richtig komplexes Geheimnis handelt, auf das dein Detektiv gestoßen wird, würde ich gern weiterlesen.

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Ich mag den Fahrlehrer, den Spruch kannte ich echt noch nicht. So auf den ersten paar Zeilen ist schon eine Menge Fatalismus und Sarkasmus dabei. Das mag ich grundsätzlich sehr gerne, aber man muss sicher aufpassen, dass da kein Overload ensteht.
Ich würde auch weiterlesen, definitiv. Wie weit hängt jetzt recht stark davon ab, in welche Richtung sich das Geheimnis entwickelt. Der Brief klingt jetzt irgendwie reichlich wirr und wenn wir als nächstes herausfinden, dass der Bundeskanzler durch einen Alien ausgetauscht wurde und Beat das beobachtet hat, würde ich es dann wahrscheinlich wegpacken :slightly_smiling_face:

Ich finde den Anfang viel zu verwirrend. Du beginnst gut und machst neugierig mit „wie konnte es so weit kommen“, doch dann folgt nur noch Chaos. Ich wusste am Ende nicht mehr, was drei Absätze vorher stand.

Entzerre das. Ist das aufgezählte Durcheinander wirklich wichtig für die Story? Dann kann es bleiben, ansonsten kill es rigoros. Und werd deutlicher, was denn jetzt so weit gekommen ist, ohne das verlierst du Leser.

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Ein paar Fragen bleiben offen. Weshalb sollte ein Privatdetektiv wegen einer Lebensmittelvergiftung verklagt werden? Arbeitet er nebenbei als Koch? Hat er ein Restaurant?
Ich persönlich verstehe als Leser nicht, weshalb Autoren Erklärungen in Klammern liefern. Weshalb hat er eine Videoaufnahme auf dem Schreibtisch? Wäre ein gerahmtes Foto nicht sinniger? Verstehe mich nicht falsch, den Grundgedanken deiner Geschichte mag ich. Das könnte spannend und humorvoll werden.

Caroline Graham hat das bei ihren Inspector Barnaby Cases ständig gemacht. Bis auf eine Ausnahme liebe ich die Bücher und die Fälle, aber das hat echt genervt. Ich habe die Bücher im Original gelesen und weiß nicht, ob das im englischen Sprachraum mit den Erklärungen in Klammern eher üblich ist oder lieber gelesen wird als im Deutschen.

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Seit Terry Pratchett mit endlosen Fußnoten gearbeitet hat geht alles. :joy:

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Vermutlich. Der gefällt mir allerdings auch nicht.

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Ist auch sehr speziell. Aber hat einen irren Einfluss auf Fantasy gehabt. Hab ihn mal in London getroffen… Anfang der 90er bei einer Signierstunde.
Mir gefällt aber auch nicht alles von ihm.

Ist zwar off topic, aber ich lese gerade
Von Pratchett ’ Aus der Tastatur gefallen ', da geht es auch um seine Lesereisen.

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Zuerst mal: Danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben es zu lesen und ihre Meinung zu sagen. Ich bin froh über die Ehrlichkeit. Bauchpinselei hilft nicht.

Es war der 1. Versuch ohne überhaupt eine Ahnung vom Schreibhandwerk zu haben. Heute würde ich mir vorher überlegen, wohin die Geschichte geht und wie sie sich dorthin entwickelt. Das ist im Moment die Kehrseite: Kopf mit (zu) viel Theorie gefüllt. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich denke inzwischen auch, dass der Brief zu viel des Guten ist. Muss mir nun ein paar Gedanken machen. Melde mich wieder, VERSPROCHEN Muahahahahaaa!

@J-RO: Naja, sooooo wirr habe ich mir das nicht gedacht. Aber gut zu wissen, wo die Grenze ist :wink:

Macht Eschbach auch :wink:

Mein Minitipp: Wenn du an dem Text hängst - schreib ihm komplett neu. Du sagst ja, er ist uralt. Hast dich bestimmt weiter entwickelt.

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Das interessiert mich jetzt. Wo machte er das?

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Ich fürchte darauf läuft es hinaus. Die Idee finde ich immer noch faszinierend, aber die „Umsetzung“ von damals ist naturgemäss stümperhaft

Zuerst einmal finde ich es toll, dass du deinen Text mit uns teilst. Danke.
Die Idee finde ich spannend und ich hätte auch Interesse weiterzulesen. Ich finde der Brief ist ein spannendes Element, gerade weil heutzutage nicht mehr viele Briefe geschrieben werden.

Mich persönlich stören die Klammern im Lesefluss. Ich finde auch an der ein oder anderen Stelle könnten die Sätze weniger verschachtelt und etwas kürzer sein. Das wäre positiv für den Lesefluss.

Auf jeden Fall dranbleiben und weiterschreiben! Viel Erfolg !

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Ich glaube, es war richtig dolle in : „Eine Billion Dollar“ … Aber auch in weiteren Romanen von ihm. Einerseits nervt mich das mit den vielen Fußnoten, andererseits erfährt man da auch viel interessantes. Geschmacksache.

Bei Eine Billion Dollar ist das unerlässlich. Ich hasse Fußnoten. Bei dem Buch haben sie mich jedoch nicht gestört. Ansonsten ist mir das bei Eschbächern noch nicht aufgefallen.

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Ja, kürzere Sätze grade für einen Krimi, der so einen Marlow Typen als Helden hat, so ein bisschen zynisch, verranzt, könnten vermutlich nicht schaden.
Ich meine in der Zeit hätte ich meine Liebe zu den Discworld Büchern entdeckt. Möglich, dass mich das Zeug mehr beeinflusst hat (skurril, humorvoll, …) als mir bewusst war.
Der Krimi soll weiter ein bisschen skurril und vor allem (zumindest stellenweise) auch komisch sein.

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