Zeit sich zu verabschieden ... oder? (Titelsuche)

… oder „Alles bricht zusammen“, ich konnte mich einfach nicht für einen Titel entscheiden, der nicht genügend dramatisch und gleichzeitig weniger aussagekräftig ist. :upside_down_face:

Ich stehe gerade bei knapp 65.000 Wörter vom zweiten Band - etwa 12 von 18 Kapiteln sind geschrieben, die verbliebenen 6 sind knapp umrissen, das Ende steht fest, auch ungefähr, was meine Charaktere da noch alles machen werden, welche Fragen sie sich stellen werden, welche Fehlschläge sie noch einstecken müssen. Die letzten drei oder vier Wochen habe ich mit Überarbeiten von den 12 Kapiteln verbracht und heute bin ich damit fertig geworden.

Hört sich fei gut an, was? Oder sagt man nun eher: hört sich gut an, gell?
Aber irgendwas passt nicht. Something is off. Und dann find ich hier was, und dann find ich dort was. Es passt nicht irgendwo was, es passt überall was nicht. Ich hab auch schon im ganzen Dokument da und dort Kommentare gesetzt und und und … Alles nochmal aufmachen, alles greift ins andere, alles von vorne umändern, und und und

Ich bin hin und hergerissen zwischen der Euphorie: Ja, das sind super Einfälle! Ja, so passt es viel besser! Ja, das wird richtig gut! Ja, du schaffst das! Und dann ist da die Erkenntnis, wie viel Arbeit, das Entsetzen wie viel momentan falsch ist!

Leider gibt es keine Umfragefunktion (oder ich kenne sie nicht), daher hier meine Frage:
Wie geht ihr mit so etwas um?

  1. Berührt mich meistens kaum, ich mach mir nen Tee und schreib meine Einkaufsliste. :teapot:

  2. Ist ärgerlich, aber ein Bier, ne Runde Schlaf und dann gleich ran an die Arbeit! :beer:

  3. Jupp, das wird ein Abend mit Nirvana und Whiskey. :tumbler_glass:

  4. Neeee, da hilft nur noch das richtig gute Zeug. :smoking:

Ich bin verzweifelt … :fearful:

I‘m on my time with everyone… I have a very bad posture…. Nirvana ist immer gut. Ich habe noch nie soviel geschrieben bzw. kann mir das nicht mal wirklich gut vorstellen -aber: guter Wein ruht. Lass die Geschichte doch mal einen Moment alleine? Schau sie nicht an, lass sie ruhen. Was Du hier postest ist gut, schreiben scheinst Du zu können - also gib dem Ding Zeit zu reifen und schau es dann nochmal an??? (What do I Know, vermutlich ist das Quatsch was ich sage).

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Nirvana & Tee wären immer ein Anfang.
Wenn ich das richtig verstehe fallen Dir holprige Ecken und falsche Puzzelteile auf, die Du passend machen müsstest?
Muss man gar nicht immer. Es dürfen auch mal Logiklücken sein, Widersprüche oder Ungereimtheiten. Wenn die Hauptstory unterhält und nicht völlig gegen den Verstand läuft…
Let me entertain you! Das ist das Motto.

S. King sagte mal, dass sein erfogteichster Roman ES für ihn eigentlich unbefriedigend im Endprodukt war. Er hatte etwas anderes im Sinn gehabt. Und? Die Masse sieht es nicht so.

Ich glaube die Kunst ist auch manchmal nicht zu hart zu sich selbst zu sein. Du kannst ja schreiben!

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Ich knibbel auch gerade herum. Mit den gleichen Problemen. Viele Ideen, nichts passt. Na und? Irgendwo passt es nachher dann doch und wenn es sich absolut nicht einfügen will, werden die Ideen eben für die nächste Geschichte geparkt.
Zudem picke ich mir meine Lieblingsideen heraus und verabschiede mich vom Rest - ohne jegliche Trauer.
Ich habe neulich ein Buch gelesen, in dem massiv, fast mit Gewalt, versucht wurde, alle Themen der Welt unterzubringen. Und weißt du was? Für meinen Geschmack ist das gründlich daneben gegangen. Es handelte sich um Tibor Rode: Der Wald. Einfach schrecklich, weil unlogisch und viel zu überladen.

Das finde ich nicht. Das war bei Tibor Rode und seinem Wald auch so. Grauenvoll.
Aber: Meine Freundin fand das Buch absolut toll. Sie hatte es mir empfohlen.
So unterschiedlich kann das sein.

Zusammenfassung: Mach dir keinen Kopp. Schreib und parke, was nicht passt. Es lohnt sich nicht, jede Idee auf Gedeih und Verderb unterzubringen.

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Jupp, da sind Sachen, die mir einfach nicht mehr gefallen, Bereiche, wo ich mich wohl verzettelt hab, Ideen, die besser passen würden, aber dann greift das ganze Zahnrad nicht mehr - fürchte ich. Wer weiß? Ich ertränk mich einfach in Verzweiflung :sweat_smile:

Where the bad folks go when they die?
They don’t go to heaven where the angels fly
Go to a lake of fire and fry
See 'em again till the Forth of July

legs beiseite… ist ja nicht weg. Vllt bist du in der „sunk costs fallacy“ und es wäre wirklich am besten, an einem bestimmten Punkt neu anzusetzen und das neu aufzubauen. Kannst du doch parallel mal grob probieren/plotten? Was hast du zu verlieren, wenn du gerade verzweifelt bist?

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Ja, ich glaub das trifft vielleicht den Nagel auf den Kopf. Vielleicht sollte ich wirklich an einem Backup (frisch) weiterarbeiten.

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Ich hatte die Situation jetzt zweimal. Lauter bril :sparkles: :star2: lante Ideen kurz vor (und auch kurz nach) der letzten Überarbeitung.
Beim ersten Mal habe ich das „alte“ Skript komplett umgeschrieben und bin total happy, dass ich das getan habe. Beim zweiten Mal war ich an sich mit dem Text zufrieden. Also habe ich das Skript quasi noch einmal neu geschrieben. Sind also zwei verschiedene Roman-MS geworden, jedes für sich in Ordnung. Könnte ich aber nicht beide veröffentlichen, weil ich ganze Passagen bei mir selbst abgeschrieben habe.

Ich würde vorsichtig sein. Es gibt auch die Falle : „Ewig überarbeiten“ … In der Hoffnung Perfektion zu erreichen. Aber die Perfektion erreicht man nicht, ist sie doch eine Annäherungskurve, die ihr Ziel nie erreicht. Ich würde die Geschichte beenden - korrigieren und dann erstmal Testlesern geben. Vielleicht ist sie viel besser, als du gerade fühlst.

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Verblüffend, bis letzte Woche stand ich vor fast demselben Problem: Story ist bei 70 000 Wörtern und bis auf das letzte Kapitel fertig (ok, es der erste Teil der Story), das steht fest und muss nur noch geschrieben werden.

Alles in sich stimmig und auch ganz nett, aber irgendwie hat mir immer was gefehlt, ohne dass ich drauf gekommen bin, was das sein könnte.
Liegen gelassen hat nichts gebracht, außer dass ich immer dran rumgefeilt habe. Sicher nicht schlecht und wird mir einiges an Überarbeitung sparen, aber das Kernproblem blieb unangetastet.
Viel Tee, Kaffee und auch Whiskey haben mich leider auch nicht weitergebracht.
Als schreibtechnischer Perfektionist hasse ich es, wenn ich für ein Problem keine Lösung finde, noch viel schlimmer ist es aber, wenn sich das Problem noch nicht einmal benennen lässt.

Ich wusste echt nicht weiter, bis ich über einen Artikel von Stephan Waldscheidts ‚Schriftzeit‘ gestolpert bin. Es ging darin u. A. um die Einsätze der Figuren, also was für den Protagonisten auf dem Spiel steht. Und in dem Moment wurde mir klar, dass das der Punkt ist, bei dem bei meiner Story der Hase im Pfeffer liegt: Die Einsätze sind viel zu harmlos.
Jetzt bin ich dabei, die Sache etwas zu verschärfen, was zum Glück ganz gut geht. Ich muss nicht die komplette Story umbauen, sondern nur an diversen Stellen mehr ‚Bedrohung‘ einfügen, dann sollte es hinhauen.

Kannst du benennen, an welcher Stelle in deiner Story es mit den Ungereimtheiten und der Unzufriedenheit losgeht? Da anzusetzen, wäre vielleicht ne Idee.
Ansonsten würde ichs auch erstmal liegenlassen, sehr oft kommt einem dann sowas wie die Erleuchtung, oder man stolpert über etwas, was einem weiterhilft.
Ich drücke die Daumen!

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Ich glaube, das brauche ich bei meiner Geschichte auch gerade. Danke!

Musst Du nicht. Ich denke es kommt darauf an, wie gravierend sie (die Logiklücken) sind. Wenn die Welt von einer Seuche bedroht wird und das Heilmittel auf dem Tisch liegt, aber Leute sagen „Nööö, da könnte man mir ja einen Chip einpflanzen“ wäre das übertrieben. Das glaubt Dir keiner.
Oder, wenn die Armee des Helden eine geheime Operation durchführt und der Systemkritiker versehentlich in die Besprechung eingeladen wird. Das ist schlecht geplottet. Das geht nicht. :innocent: :upside_down_face:

Es kommt glaube ich darauf an, wie hart man gegen die eigene Story sein will. 99% der Krimis funktionieren nicht, weil
a) nicht die Hälfte der Zeit Formulare ausgefüllt werden
b) der Showdown in der Regel nicht auf einem einsamen Leuchtturm zwischen der frisch geschiedenen, schwangeren Polizistin und dem soziophoben Apotheker, der plötzlich eine Schrotflinte im geklauten Auto findet, stattfindet.

(Alles nicht ganz erst gemeint - aber ich denke es wird deutlich, worauf ich hinaus will)

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Ich glaub so ist das mit den Plagiaten nicht gemeint :sweat_smile:

Ja, das mit dem ewig überarbeiten ist sicher so ein Ding bei mir, weil ich ja noch nichts veröffentlicht habe, und es leichter ist, weiter zu überarbeiten, als irgendwann endlich mal den Schlussstrich zu ziehen. Zum Glück bin ich grundsätzlich kein Perfektionist, sondern denk mir oft genug bei so ziemlich vielen Dingen „das muss jetzt mal reichen.“

Lustig, es ist das gleiche wie bei dir. :see_no_evil:
Ja, alle meine Charaktere haben Probleme, die sie lösen müssen. Aber die Probleme sind „nett“, der Einsatz ist zu gering. Ich wollte nicht übertreiben, nicht gleich All-in gehen, wollte, dass ihre Probleme und ihr Antrieb greifbar ist. Jetzt haben sie zwar den Wunsch, sich dem anzunehmen, wenn sie es nicht schaffen, ist es nur unangenehm - es steht zu wenig auf dem Spiel. Auch die „Bedrohung“ rundherum ist recht vage und nicht greifbar.
Es ist die eine Sache, wenn man in den Nachrichten liest, dass die Rendite der US-Staatsanleihen um 0,5 % gestiegen sind. Es ist eine ganz andere Sache, wenn man vermittelt bekommt, was das für die Zinszahlung der Neuverschuldung bedeutet, dass man dann das Pensionsantrittsalter vielleicht erhöhen muss, Arbeitslosengeld kürzt, bei der Bildung massiv einspart …

So vieles was zur Zeit abgeht, würde man sich niemals schreiben trauen, weil das nimmt einem ja keiner ab :sweat_smile:

Also ja Leute, ich mach ein großes Backup und überarbeite meinen Text - für gewöhnlich mach ich immer nur Sicherheitskopien, aber wenn etwas überarbeitet wird, ist es im Normalfall „weg“. Ich will nicht in die Falle tappen, dann irgendwann über irgendwelche Formulierungen zu brüten, ob nicht da dies und das dort besser gewesen wäre - der Leser liest sowieso darüber hinweg. Schlimmstensfalls denkt er sich „hört sich weird an“, bestenfalls „ja, ganz nett“.
Aber hier mach ich eine Ausnahme und am Ende - in ein paar Wochen - hab ich dann zwei Texte. Einer ist schon etwas gereift und dann muss ich mich entscheiden :grimacing:

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Meiner Meinung nach liegt einfach ein Denkfehler darin, dass die erste Rohfassung schon ein guter Roman sein muss. Muss sie nicht.
Andreas Eschbach hatte hier im Forum mal geschrieben, dass die erste Fassung nur der Steinbruch ist, aus dem die zweite Fassung aufgebaut wird.
Mein Tipp: Leg die hohen Ansprüche ab, die du an die Rohfassung hattest/hast, und schreib deine nächsten 6 Kapitel und das Ende deiner Rohfassung fertig. Dann feiere den Erfolg einer fertigen Rohfassung - und fang ganz neu eine zweite Fassung an.

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Also, meiner Erfahrung nach ist das ein ganz normaler Zustand beim Schreiben eines Romans: Mist aber auch, da passt ja nichts zu nichts, wie konnte ich JEMALS auf die Idee kommen, diesen Roman zu schreiben???

Ich sag mal so: Ist doch gut, wenn man es selber merkt und nicht erst Feedback von einem Lektor bekommt, der darauf hinausläuft, dass man den halben Roman neu schreiben muss. (Was auch vorkommt, um ehrlich zu sein.)

Das Gefühl selber ist natürlich unangenehm. Man hat einen Berg bestiegen, war schon kurz vor dem Gipfel … und nun ist man ein mächtiges Stück abgerutscht, und sieht womöglich, dass man den ganz falschen Gipfel angepeilt hat.

Wichtigste Maßnahme: KEINE PANIK! Nichts wegwerfen, nichts einfach löschen, nicht zum Strick oder zur Flasche greifen. Sondern das tun, was man am Berg auch tun würde: Zelt aufschlagen, erst mal Rast machen, was essen, neue Kräfte sammeln. Und sich dann, wenn man sich wieder fit fühlt, wieder auf den Weg machen, den neuen diesmal.

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Danke, inzwischen sehe ich es wieder etwas positiver: ich hab gerade noch rechtzeitig den Anker werfen können :see_no_evil:

Inzwischen hab ich eine Szene fertig überarbeitet, fühl mich zwar etwas zu ausgebrannt dafür, dass ich die nächste gleich in Angriff nehme, aber ich hab jetzt einen neuen Blick auf die Story bekommen und ein paar Knoten ala „Wie bringe A und B zu C zusammen?“ lösen sich gerade.

Aber der Strick wäre natürlich auch eine Option gewesen :sweat_smile:

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Lieber nicht. „Wir bewundern Autor X, weil er sich, als er an seinem Roman verzweifelt ist, erhängt hat“ hat noch nie jemand gesagt.

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LazyBastard hätte sicherlich einen Bindfaden genommen. Schön, dass er den Dreh ganz ohne „coole“ Hilfsmittel hinbekommen hat.

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  1. Seufzen. Mich daran erinnern, dass ich mich komplett freiwillig in diese Lage gebracht habe. Mir in Erinnerung rufen, dass ich dann wenigstens will, dass es gut wird. Und dann los.

Eigentlich gibt es ja gar keine Alternative, außer den Text einzumotten - und das macht man dann auch nicht, wenn man schon so weit ist. Vielleicht hilft es, das Augenmerk nicht darauf zu richten, was gerade alles falsch ist (das ist ja auch ein harsches Wort, vor allem beim ersten Entwurf), sondern darauf, wie viel besser der Text noch werden kann. Irgendwann kommt bestimmt der Punkt, an dem man aufhören muss, weil man sonst für immer daran werkeln würde. Aber wenn man so konkrete Verbesserungsansätze hat, ist der aus meiner Sicht noch nicht erreicht. Und dann ist es doch ein geniales Gefühl, wenn man das alles reingefrickelt hat und die Geschichte eben wirklich besser geworden ist.

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