Ich möchte diesen neuen Thread unter einen biblischen Duktus stellen, einerseits, um weiter unterteilte Spezifikationen in das Forum einzubringen und andererseits, um dem Anlass entsprechend den typografischen mit dem sprachlichen Stil ein wenig zu verbinden.
Hier ist meine neue Frage/meine neue interessante Beobachtung:
Bisher war ich es gewöhnt, bei Texten, die ich mit meiner englischen Word-Version erstellt hatte, Probleme zu bekommen, wenn ich diese über die Zwischenablage direkt ins Mailprogramm reinkopierte. In aller Regel bekam ich dann diese oder ähnliche Meldungen:
Nun passierte mir dies auch mit unter Papyrus verfassten Texten, von denen ich glaubte, dass sie keine „MS-Geheim-Codes“ hätten.
Jetzt bin ich mir nicht sicher, ob diese Meldung an irgendwelchen Sonderzeichen (z.B. Anführungszeichen) liegt, oder an bestimmten Fonts, deren Zeichen in htlm nicht übertragen werden, …
… denn wo liegt der Unterschied zwischen einer mit einem Texteditor verfassten xy.txt-Datei und einer normalen xy.pap-Datei?
Diese Meldung kommt bestimmt von Thunderbird, oder?
Keine Angst, haben sie auch nicht.
Thunderbird (und auch andere E-Mail-Programme) verfassen E-Mails per Voreinstellung in der US-ASCII- oder Latin-1-Kodierung. US-ASCII weiß noch nicht einmal, was Umlaute sind, so dass Latin-1 schon ein großer Fortschritt ist. Aber auch in Latin-1 gibt es eben keine typografischen Anführungsstriche, Gedankenstriche, nur wenige Akzentbuchstaben etc.
Sobald irgendeines dieser Sonderzeichen in deinem Text enthalten ist, fragt das E-Mail-Programm, ob es die Unicode-Kodierung verwenden darf. Unicode ist eine universelle Kodierung und kann so ziemlich alle Sprachen der Welt einschließlich Sonderzeichen ohne Verluste darstellen. Bis vor ca. 5 Jahren konnte man aber nicht sicher sein, ob die Empfänger der E-Mail ebenfalls Unicode verstehen – deshalb die Nachfrage des E-Mail-Programms. Heute gibt es damit erfahrungsgemäß kein Problem mehr. Unicode versteht offenbar jedes brauchbare E-Mail-Programm. Vermutlich hat Thunderbird auch eine versteckte Option, um die (inzwischen Überflüssige) Nachfrage auszuschalten.
Ein Texteditor hat in der Regel keine Anführungszeichenautomatik und ersetzt auch keine doppelten Bindestriche durch einen Gedankenstrich. Wenn Du diese Zeichen aber in den Text im Texteditor einfügst (z.B. über das Programm „Zeichenpalette“), dann wirst Du sicherlich dieselbe Meldung des E-Mail-Programms erhalten.
Das gesamte System (Quelle, Zwischenstationen, Ziel) muss unicode-fähig sein, die Quelle muss dem Ziel mitteilen können, dass Unicode-Zeichen kommen, und das Quellsystem muss über entsprechende Zeichensätze verfügen. Programme, die Win98-kompatibel sind, können mit Unicode nichts anfangen, weil dort nur Ein-Byte-Zeichensätze definiert sind.
Das gesamte E-Mail-System ist ASCII-codiert, alles andere sind Erweiterungen, die letztlich einen Text auf ASCII zurückführen, um E-Mails auch in anderen Sprachen verfassen zu können. Vor Verallgemeinerungen wie sei deswegen gewarnt.
Unicode-Texte müssen per charset-Definition oder - als Datei - mit einem BOM gekennzeichnet sein. Sonst gibt es den bekannten Zeichensalat. Die gesamte Komplexität kann man in der Wikipedia nachlesen.
Dessen ungeachtet ist Unicode ein großer Fortschritt. Es löst aber nicht das Problem, dass man bei einer Umstellung des gesamten Rechner- und Internetsystems auf Unicode (so wünschenswert sie wäre) Gefahr läuft, inkompatibel zu allem zu werden, was es schon gibt, bzw. alte Rechner vom Fortschriftt ausschließt.
Sagen Sie das nicht so laut, mlennartz! Es soll Leute in dieser Republik geben, die unter ALLEN Umständen die Wirtschaft anzukurbeln bereit seien…
Ansonsten danke für die weiteren Erklärungen, auch wenn sie - zumindest im ersten Moment - wieder mehr zu verdunkeln scheinen. Warum ist das alles nur so kompliziert? Ich stelle mir gerade vor, die Triebmittel der ersten industriellen Revolution wären ebenso kompliziert zu bedienen bzw. zu benutzen gewesen…
Noch ein Pssst…! Ich sehe gerade, ich habe diese Thematik auch noch im falschen Thread geöffnet. Na ja, wenn’s zu sehr stört wird Ulli das Ganze schon zu verschieben wissen…