Wörtliche Rede ohne Anführungszeichen

Aloha zusammen.
In den zwei letzten Romanen, die ich gelesen habe, wurden die „Anführungszeichen“ bei der wörtlichen Rede weggelassen. Was mich manchmal dezent verwirrt hat.

**Das sieht dann so aus: **
*Sie saßen zu Tisch und löffelten ihre Suppe. Nochmal danke fürs Essen, sagte sie. Ich weiß allerdings noch nicht so genau, ob mir die Suppe wirklich geschmeckt hat.
Du lässt es mich hoffentlich wissen, wenn es so weit ist.
Vielleicht.
Ein paar Sekunden lang starrte sie still auf ihren Teller, während er es sich auf der Couch gemütlich machte. *

Aufgefallen ist mir dieses Stilmittel bei Sally Rooney und Philippe Djian.

Ist das modern? Eine neue Art? Kennt ihr noch andere Romane, die auf die Zeichen verzichten?
Oder nutzt ihr das Stilmittel auch?

Ich denke, ohne die Markierungen für die wörtliche Rede, soll man stärker in den Text hineingesogen werden.
Ich muss gestehen, dass ich nicht selten den Faden beim Lesen verloren habe. Manchmal konnte ich nicht nachvollziehen, wer überhaupt spricht.

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Das kann ich gut nachvollziehen, daher mag ich diesen Stil auch nicht…

Peter

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Fände ich auch verwirrend. Für mich kann man Gedanken so darstellen und die möchte ich doch deutlich von Gesagtem unterscheiden können. Mein Geschmack wäre es nicht.

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Das geht für mich irgendwie gar nicht. Zumal es sich hierbei um eine wörtliche Rede handelt.
Aber es gibt immer wieder Autoren, die offenbar damit Erfolg haben und auch mit Buchpreisen ausgezeichnet werden. Offensichtlich ist das dann ein “besonderer” Stil und wenn dabei die Sätze eine halbe Buchseite lang sind.

Ich verwende mitunter die indirekte Rede, wenn’s zur Situation passt.
z.B. Ich solle mich nicht immer gleich so aufregen, hatte er gesagt.

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Wenn das Lesen Spaß machen soll, sollte ich nicht dauernd überlegen müssen, wer da was von sich gibt. Um diese Eindeutigkeit zu erreichen, gehören für mich die Anführungszeichen dazu.
Für manchen von uns ist es sogar schwer, Gedanken zu kennzeichnen, was normalerweise ohne diese Zeichen und durch die Ausdrucksweise geschieht, notfalls mit den einfachen Anführungszeichen, oder kursiv geschrieben. Wenn nun die wörtliche Rede auch nicht mehr gekennzeichnet wird, steigen viele Leser aus. Das sollte sich jeder Schreibende überlegen. … aber sicher spielt da auch die Gewohnheit ein gutes Stück mit.

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Auch in “Die Kieferninseln” von Marion Poschmann findet man keine Anführungszeichen, die die wörtliche Rede kennzeichnen. Es fiel mir auf, ja, aber interessanterweise störte es mich nach kürzester Zeit überhaupt nicht mehr! Es war mir als Leserin immer klar, wer gerade spricht, aber das liegt mit Sicherheit an Marion Poschmanns großartigem Schreibstil.
Ich als Anfänger würde die Finger von solchen stilistischen Manövern lassen, denn das kann leicht schiefgehen.

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Wolfgang Borchert hat in einigen seiner Nachkriegs-Kurzgeschichten auf die Anführungszeichen verzichtet. Ich finde, da passt es ganz hervorragend. Ich kann nicht einmal genau sagen, wieso – aber es fügt sich gut in die eher trostlose Atmosphäre der Geschichten ein.

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Ja, da wollen die Herren Autoren halt zeigen, wie gut sie sind - sogar ohne typische Dialogauszeichnungen weiß der Leser, wer spricht - sooohoo gut sind die Dialoge und so klar ist die Schreibe - bla bla.
Wenn es mal wieder nicht genug Kunst seien kann… und es finden sich ja immer Leute, die sowas dann übern Klee loben.
Die Welt hat es dann nicht besser verdient. Ne Banane mit Panzertape an die Wand zu kleben ist ja auch - völlig nachvollziehbar - ein Vermögen wert (…und wenn nur kulturell. Ach bla!)
Ich bin leider zu simple gestrickt*, als dass ich Kunst gut (an)erkenne. Manchmal aber vermute ich über mich selbst, dass ich echte Kunst von echtem Müll trennen können würde, wenn man mich denn ließe.
Man merkt, ich bin – in vollster Anteilnahme – mit dir genervt :slight_smile:

*und ich kann nichtmal selbst stricken, noch konnte ich “simpel” in dem Satz richtig schreiben. Nur mal so erwähnt…

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Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Anführungszeichen einfach weglassen könnte. Ich kann mir aber vorstellen, dass man eine Geschichte ohne Anführungszeichen schreiben kann. Das fordert. Vor allem den Schreiber. Wie heißt es so schön: Der Schreiber soll sich quälen. Nicht die Leser.
Otl Aicher war ja ein Verfechter der durchgängigen Kleinschreibung. Er konnte das sogar verdammt gut begründen. In seinen Sachbüchern hat es mich auch nicht gestört. Bei Prosa wäre es befremdlich gewesen.

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Lies doch mal Wolfgang Borchert – das geht sehr gut.
Und in »Trainspotting« sind die fehlenden Anführungszeichen noch das geringste Problem. :rofl:

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Klar, kann man. Du brauchst nur einen Erzähler, der das Gesagte aus seiner Warte wiedergibt.
Wenn ich mich recht erinnere, habe ich das zuletzt bei Margaret Atwood gesehen.

Das war aber im Beispiel nicht so. Da sieht es so aus, als wollte jemand Druckkosten sparen.

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Die Anführungszeichen weglassen kann man natürlich, die Frage ist, ob man es sollte. Es braucht einen Grund dazu, und zwar einen besseren als “dann sieht’s halt mehr wie Kunst aus!”

Einen guten Grund sehe ich z.B. in dem Roman “Die Straße” von Cormac McCarthy, in dem ein Vater mit seinem Sohn durch eine Welt nach der atomaren Apokalypse zieht: Da unterstreicht das Weglassen der Anführungszeichen die Reduziertheit des geschilderten Daseins (ebenso wie der Umstand, dass die Figuren keine Namen haben). Da ist das ein sehr wirkungsvolles Stilmittel.

Aber solche guten Gründe sind rar. Den meisten Autoren, die anführungszeichenlos schreiben, möchte man zurufen: “Lass die Faxen!”

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