Ich kann euch weiterhelfen bei allen “wölfischen” Fragen. Bin Autorin, Journalistin und Herausgeberin des Wolf Magazins. Seit über 25 Jahren erforsche ich als unabhängige Naturforscherin wild lebende Wölfe im amerikanischen Yellowstone-Nationalpark und arbeite dort mehrere Wochen im Jahr im Wolfsprojekt mit.
Außerdem kann ich Fragen zum Yellowstone-Nationalpark und seinen anderen Wildtieren beantworten.
Zunächst, vielen Dank, dass du dich hier als informative „Wolfsfrau" zur Verfügung stellst.
Ich habe auch gleich einige Fragen:
1.) Wie groß ist ein Wolfsrudel in der freien Natur so ungefähr?
2.) Gibt es nur Wolfsrüden als Rudelführer oder zeigt die Natur sich da mitunter flexibel und lässt auch eine Wölfin mal das Kommando führen? Oder war es im Verlauf der Evolution evtl. mal so?
3.) Schließen sich mitunter auch mal zwei Rudel (oder mehr) zu einem Rudel zusammen? Evtl. nur temporär, einem gemeinsamen Zweck dienend?
4.) Würde ein entlaufener Hund, sagen wir einfach einmal ein Schäferhund, eine Chance haben, sich einem Wolfsrudel anzuschließen bzw. vom Rudel aufgenommen zu werden, oder wäre er in seinem solchen Fall nur Wolfsfutter?
Puh. Ich hab zu jeder deiner Fragen mindestens ein Buch geschrieben, versuche aber, eine kurze Antwort zu formulieren.
Zu 1) Die Größe eines Wolfsrudels hängt vom Lebensraum und der Nahrung ab, die zur Verfügung steht. In Russland und in der Arktis gibt es Rudel mit über 38 Tieren, der Äthiopische Wolf lebt überwiegend paarweise zusammen. In Deutschland wäre eine gängige Größe zwischen 4 und 8 Tieren.
Das größte Rudel, das ich in Yellowstone beobachtet habe, bestand aus 37 Wölfen, die jedoch nur einen Sommer lang in der Größe zusammen waren und sich dann aufgeteilt und neue Gruppen gegründet haben. Stell dir vor, dass du das Essen für eine so große Familie zusammenbringen musst …
Zu 2) Im Gegenteil und aufgepasst. Bei wild lebenden Wölfen leitet die Familie ein Wolfspaar (gleichberechtigt), normalerweise die Eltern. Die Jungtiere orientieren sich an deren Vorbild. Von den Eltern entscheidet im Zweifelsfall immer die WÖLFIN. Bei den Wölfen haben schon immer die Frauen entschieden - und die „Jungs“ haben damit auch kein Problem.
Wir sprechen übrigens in der Freilandforschung schon lange nicht mehr von „Alphawolf“ oder „Omega“. Diese Begriffe gibt es nur bei Gehegewölfen, die sich anders verhalten als frei lebende Tiere, also nicht „wolfstypisch“.
Zu 3) Nein. Eine Wolfsfamilie schließt sich nicht mit anderen Familien zusammen. Im Gegenteil. Hier kann es eher Krieg geben um Ressourcen und Reviere. Dagegen kommt es oft vor, dass einzelne Tiere zu benachbarten Wolfsrudeln abwandern und umgekehrt.
Zu 4) Kommt auf die Größe des Hundes an. Ein Mops wäre sicher Wolfsfutter, ein Schäferhund würde als Konkurrent getötet werden.
Und zu allen Fragen gibt es wie bei allen wilden Tieren stets die Antwort: Das kann ich pauschal so nicht beantworten. Kommt auf die Umstände und den Einzelfall an.
Solltest du ausführlichere Infos zu den Themen suchen, kann ich dir als Einstieg „Wölfisch für Hundehalter“](http://www.elli-radinger.de/wolfsbuecher/woelfisch-fuer-hundehalter-buch.html) von Günther Bloch und mir empfehlen. Günther und ich machen beide seit über 20 Jahren Freilandforschung und haben mit ein paar Mythen aufgeräumt, die immer noch aus der Gehegeforschung stammen.
Danke für deine schnelle Antwort. Das bei den Wölfen die Eltern und im Zweifel die Frauen entscheiden, überrascht mich. Da ich gerade an ein Hunde-Buchprojekt arbeite, muss ich da etwas recherchieren. Wölfe kommen in dem Projekt direkt nicht vor, aber durch dein Posting hier habe ich mir gedacht, ein paar Wolfspassagen einzubauen (nur am Rande), würde meiner Geschichte guttun.
Ich habe deshalb deinen Ratschlag beherzigt und mir das Buch Wölfisch für Hundehalter gleich bestellt. Da ich einen kleinen Rüden (zurzeit 5 Monate) bei mir wohnen habe, kann das sicherlich nicht schaden.
Übrigens hat mir dein Buch Der Verlust eines Hundes gut gefallen.