Gibt es typische Begriffe, die ein Wiener im täglichen Leben verwendet und sich damit klar als Wiener zu erkennen gibt?
Sind z.B. Hans-Moser-Filme sprachlich authentisch für die Zeit? Gibt es andere Filme als gute Beispiele?
Durchgängig Mundart möchte ich nicht verwenden, Sentinel hat mich da in meiner Meinung schon bestärkt, dass das für den Leser wie das Übersetzen einer Fremdsprache ist (s. Link o.). Deshalb hoffe ich, auf diese Weise einen eleganten Kompromiss zu machen.
Irgendwie fallen mir nur Flüche ein . Das meiste hab ich auch problemlos verstanden …
Die Art wie geflucht wird fand ich immer sehr sympathisch!
Manches hat es deshalb auch in meinen „deitschen“ Sprachgebrauch geschafft.
„Geh scheißen!“
„Schleich dich!“
und „Hoits zam!“ zum Beispiel.
Begrüßung und Flüche, sehr wichtig :D, habe ich in meine Liste aufgenommen! Vielen Dank dafür, @Neri und @Asches.
Aber wie ist es mit Verabschiedungen? Ist ‚Habe die Ehre‘ da korrekt? Und gibt es Unterschiede, ob ein Mann sich von einer Frau oder einem anderen Mann verabschiedet? Was sagt die Frau im umgekehrten Fall?
Und ist das ominöse Stiegenhaus tatsächlich das Treppenhaus?
Liebe Sumsa!
Jetzt habe ich einmal Deine Frage und auch die Ratschläge gelesen. Das Wienerische kommt ja in Deutschland durchaus gut an. Wir Wiener und auch das Umland hadern ja sehr mit unserem Dialekt. Wir finden ihn gar nicht so schön, eher vulgär. Aber das ist nur unser subjektives Empfinden.
Die Hans Moser-Filme sind schon ein guter Ratgeber. Die Sprache ist authentisch für die Zeit.
Mein Tipp, um auch die wienerische, opportunistische, abgründige, hinterfotzige (wienerisch) Seite zu erfassen, schau dir „Der Herr Karl“ mit Helmut Qualtinger an. Da lernst Du viel.
Ein guter Lehrmeister ist auch Johann Nestroy. Speziell, weil Du an einer Figur bastelst die aus dem 19. Jahrhundert stamm. „Der Talisman“, oder „Einen Jux will er sich machen“, oder „Der Zerrissene“. Wahre Fundgruben des Wienerischen aus dieser Zeit.
Noch ein Tipp, um den wienerischen Dialekt ein wenig erlernen zu können, lies die Gedichte von H. C. Artmann. Da fliegen Dir die Dialektworte nur so um die Ohren. Da muss sogar ich, Gedichte mehrmals lesen. Gedichtband „Med ana schwoazzn Dintn“
Habe die Ehre kann man zur Begrüßung, als auch zur Verabschiedung sagen. Das ist egal. Und Habe die Ehre klingt gesprochen so: „Hawedere“
Schimpfen ist so würde ich sagen ein eigenes Genre. Das führt hier zu weit. Aber nur eines, wir sagen nicht Arsch sondern Oasch, was um vieles ordinärer ist.
Tausend Dank, Dad Langbein! Damit hast Du mir sehr geholfen! Ich werde mich in die Recherche stürzen.
Generell: Wärst Du beleidigt, wenn ein Wiener in einer Geschichte Hochdeutsch spricht? Wäre das für Dich nicht authentisch? Oder würde es Dir reichen, wenn hier und da eine Grußfloskel oder ein charakteristischer Begriff (z.B. Stiegenhaus) auftaucht?
Ein sehenswerter Kurzstreifzug durch die österreichische/Wiener Seele, großartig gespielt: Helmut Qualtingers “Die Zukunft Österrreichs” auf YouTube (insgesamt 14 Minuten).
Ist ca. von 1970, aber bis heute gültig, und wahrscheinlich 50 Jahre zuvor auch schon gültig.
Liebe Sumsa,
es kommt sehr auf die Figur an die Du kreieren möchtest.
Ein Wiener Strizzi (leichtfertiger Bursche, auch Zuhälter) wird eine andere Sprache sprechen, als ein Wiener der obern Schicht. Die näseln. Man sagt auch dazu „Schönbrunner Deutsch“. Das ist sehr schön hochdeutsch, mit einem gezogenen Näseln, herablassend.
Kennst Du die Witze vom „Graf Bobby“? Der näselt z. B.
Dann gibt es noch dieses Proleten-Wienerisch. Da schau Dir ein, zwei Serien von „Ein echter Wiener geht nicht unter“ an. Wienerisch wie Du es auch heute antriffst. Noch dazu ist der „Mundl Sackbauer“ (so heißt der Hauptprotagonist aus der Serie) ein liebenswürdiger, einfach gestrickter Charakter, der redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
Das Strizzi-Wienerisch ist schon sehr speziell, man kann sagen das ist eine eigene Gaunersprache mit vielen besonderen Ausdrücken.
Übrigens guter Hinweis von Sentinel! Schau Dir das an.
Fazit: Je höher in der Gesellschaft angesiedelt, desto schöner wird die Person sprechen. Da reicht es, meiner Meinung nach, wenn Du den Wiener Charakter hin und wieder andeutest, oder darauf hinweist. So ungefähr: „Da schauns, Herr Hofrat, ist das da drüben net die gnädige Frau Doktor“. Der Angesprochene rückt sein Monokel zurecht, und näselt zurück: „Aber geh, die hat doch nur am Standesamt promoviert.“
Wenn Du spezielle Ausdrücke benötigst wie z. B. Bürgersteig bei uns sagt man Gehsteig oder auch Trottoir.