Wieder ne Drachenmär

Da ihr schon wie wild über Kritiken redet hier der Anfang meines Projektes

Die Prophezeiung

In den uralten, tiefen Katakomben der Burg Oybin, wo nur Finsternis lastete, verbarg sich ein Geheimnis. Es war nicht in Stein gemeißelt oder unter alten Knochen begraben, sondern aus Pergament und Tinte. Hunderte Jahre lang hatte es im Schatten verbracht, doch seine Macht schlummerte nur. Magie lässt sich nicht ewig verstecken. Sie hat eine unbändige Kraft, sich wie Wasser ihren Weg durch den Felsen ans Licht zu bahnen.
Die Bergleute schufteten, um die alten Gänge und Stollen vor dem Einsturz zu bewahren. Ihre Körper waren schweißgebadet und ihre Gesichter mit Staub bedeckt, als sie Holzstützen anbrachten und so das unterirdische Labyrinth sicherten. Sie befanden sich in den untersten Höhlen, als ein tieferes Grollen durch die Stollen hallte.
„Obacht!“, brüllte Kurt, ein kleiner, aber stämmiger Mann, der sich hier unten auskannte, wie kein Anderer. Dann hallte ein donnerndes Krachen durch die Luft. Die Männer warfen sich hinter eine der massiven Stützen. Eine Steinwand gab nach, zerbarst und stürzte in sich zusammen. Glücklicherweise wurde niemand verschüttet oder gar erschlagen.
Der Staub legte sich langsam, und hinter dem Berg aus Steinen und Geröll wurde eine kleine, unberührte Grotte sichtbar. Aus ihrem Inneren schimmerte ein seltsames, oranges Licht.
„Seht nur!“, rief einer der Männer. „Was ist das für ein Schimmer?“
„Ist nur die Sonne, die durch einen Spalt fällt“, brummte ein Anderer, während er schroffe Steine zur Seite schob, um einen besseren Blick zu haben.
„Nein, das kann nicht die Sonne sein“, entgegnete der Mann. „Das Licht pulsiert. Wie ein Herzschlag.“
Die Männer traten näher. Eine kalte Luft, die ganz anders war als die modrige Feuchtigkeit der Katakomben, schlug ihnen entgegen. In der Mitte der Grotte stand ein steinerner Altar, bedeckt mit uralten Runen, die in der Dunkelheit schimmerten. Darauf lag, in Staub gehüllt und mit Spinnweben überzogen, ein Manuskript. Es wirkte uralt und vergilbt.
„Fasst es nicht an“, befahl Kurt mit einer tiefen, warnenden Stimme. „Das missfällt mir, sowas kann verflucht sein.“
„Wir können es nicht einfach hier liegen lassen“, entgegnete einer der Arbeiter, dessen Augen nicht von dem Manuskript weichen konnten. „Was, wenn es etwas Wertvolles ist?“
„Wir werden den Burgherrn rufen. Er soll entscheiden, was wir tun sollen“, befahl Kurt.
Roland von Oybin, der Burgherr, stieg die Stufen zur Grotte hinab. Sein Gesicht war blass, gezeichnet von tiefer Sorge. Als er die Grotte betrat, spürte er, wie etwas Bedrohliches im Raum wirbelte. Ein Kribbeln lief ihm über die Haut und seine Kehle schnürte sich zusammen. Er trat an den Altar und sein Blick fiel auf das Manuskript.
„Wer hätte das gedacht?“, hauchte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Die Legenden sind tatsächlich wahr.“
Der Ritter blickte auf die rätselhaften Zeichen mit einer Mixtur aus Ehrfurcht und Unglauben. Er fuhr mit dem Finger über die raue Oberfläche, spürte die feinen Risse im Pergament. Aber er konnte nichts entziffern. Die Buchstaben waren eine fremde Sprache, ein Schwall von Linien und Zeichen, der für ihn keinen Sinn ergab.
„Was ist das, Herr?“, fragte der Vorarbeiter.
„Ich weiß es nicht. Es ist älter als alles, was ich bisher gesehen habe. Eine alte Sage beschreibt, dass tief im Berg ein Geheimnis liegt, welches unser aller Schicksal bestimmt.“
Er drehte sich um, sein Blick fokussiert und entschlossen. „Schickt nach dem Prior Elara! Sagt ihm, die Zeit drängt!“
Der Prior, ein hagerer Mann mit klaren, kalten Augen, trat in das Licht der Fackeln, das seinen Schatten auf die modrige Wand warf. Er beugte sich über den Altar und betrachtete das Manuskript. „Nun, mein Herr Ritter“, sagte er mit leiser, aber fester Stimme, „was habt Ihr hier gefunden? Es riecht nach alten Lügen und noch älteren Versprechen.“
Roland nickte bedächtig: „Ich weiß es nicht, Eure Heiligkeit. Es war tief im Fels verborgen und ich schwöre bei meinem Schwert, so etwas habe ich noch nie gesehen.“
Der Prior hob eine Hand und ließ sie über das Manuskript gleiten, ohne es zu berühren. Es schien, als ob er eine unsichtbare Energie spürte, die von dem uralten Pergament ausging.
Lange Zeit brüteten der Burgherr und der Prior über den Zeilen, die Geheimnisse einer längst vergangenen Ära enthüllten. Der Geistliche konnte nicht jedes Wort entziffern, aber langsam entspann sich eine Prophezeiung: eine Erzählung von einem Drachenschatz von unermesslichem Wert und einem namenlosen Waisenjungen, der der einzige Schlüssel zu diesem Hort sein sollte.
Ein kalter Glanz trat in die Augen des Priors. Das Wort „Schatz“ hallte in seinem Geist wider, verdrängte seine spirituellen Gelübde und entfachte ein gieriges Feuer in seiner Seele. Gold. Macht. Unvorstellbarer Reichtum.
Er sah es vor sich.
„Stellt euch vor Roland, wie viel Gutes wir tun könnten. Die Gemeinde wird wachsen! Lobet den Herrn!”
Und um den namenlosen Waisen zu finden, der den Weg wies, ersann er einen Plan. Eine Armenküche sollte im Kloster eingerichtet werden, ein scheinbar barmherziges Werk der Nächstenliebe. Doch in Wahrheit sollte es ein Netz sein, um das verheißene Kind anzulocken.
Ritter Roland hingegen dachte nicht an Gold. Sein Herz pochte im Takte der Jagd, dem Drang nach Ruhm. Ein Drache. Die schiere Vorstellung, ein solches Biest zu stellen, entfachte in ihm eine unbändige Begeisterung. Das Manuskript verhieß Abenteuer, und Roland war bereit, es zu ergreifen. Doch während Prior Elara seine wahren Absichten hinter einem Schleier der Nächstenliebe verbarg und Roland von seiner bevorstehenden Jagd träumte, wussten sie nicht, dass die Prophezeiung bereits begonnen hatte, sich zu erfüllen.

Wie immer lässt mich wissen, was ihr davon haltet und keine Bange, ich habe ein dickes Fell.

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Witzig. Der Ritter in meinem Buch Schwertsünde heißt auch Roland :wink: Einfach ein perfekter Rittername.

Also „für sich“ finde ich die Geschichte tragbar. Generell fällt mir auf, dass du die Geschichte aus einer „gewissen Distanz“ erzählst. Ist das Absicht?

Ich finde die Einleitung bis „ans Licht bahnen“ okay, danach könntest du überlegen, näher ans Geschehen heranzuzoomen. Erzähl von Kurt, der seine Leute zusammenhält und sich bald nach Hause zu Hafergrütze und seiner Frau wünscht. Er kann dabei die erschöpften Leute links und rechts ansehen, und ihnen aufmunternd „nur noch eine Stunde“ zuflüstern. Ehe alles zusammenbricht.
Die Entdeckung könnte viel greifbarer Wirken, würdest du die komplette Szenerie aus seiner Sicht erzählen, mit seinen Sorgen und Ängsten.

Das ist natürlich eine andere Art der Perspektive und du musst entscheiden, ob sie dir liegt (Es gibt sie ja nicht, die universelle Wahrheit :stuck_out_tongue: )

Danach könntest du zu deinem Ritter wechseln. Ein bisschen Innenleben (was war die Stunden, bevor er hier zur Ausgrabung musste - wie verläuft sein Tag eigentlich?)

Die Szene mit dem Prior könnte dadurch viel unheimlicher wirken, wenn sie aus der Sicht Rolands erzählt wird. Das gierige Feuer der Seele könnte in seiner Miene anzusehen sein. Roland könnte das bemerken und innerlich in einen Zwiespalt geraten, dass er sich sorgt um den Prior, ihn aber auch folgen (muss?)

Die Erzählungen, was der Prior vorhat, würden dann erst später offenbar werden.

Aus meiner Perspektive ließ sich durch „hereinzoomen“ mehr aus der Story herausholen. Überlege, ob das was für dich wäre. Den Anfang finde ich gut, gerne weiterschreiben :stuck_out_tongue:

4 „Gefällt mir“

Gefällt mir gut :+1: ganz generell ohne spezifische Kritik.

Was mir aber auch schon im Fisch im Stein aufgefallen ist: deine Dialoge reißen mich ein wenig heraus. Irgendwie wirken sie ein wenig unnatürlich, gekünstelt - beinahe förmlich.

Da hab ich mir zum Beispiel gedacht: so sprechen sich doch nicht zwei junge Burschen im Waisenhaus an. Das Gefühl hatte ich jetzt bei den Arbeitern auch sofort.
Meistens ist es der Einstieg ins Gespräch, danach wirds besser.

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Mir gefällt der Anfang soweit schon recht gut, du hast eine schöne Erzählstimme, ein ansprechendes Szenario geschaffen und es zeichnet sich auch ab, dass da noch so einiges passieren wird.

Trotzdem fehlt mir irgendwie etwas und ich hab echt ne Weile überlegen müssen, woran das liegt.
Einmal ist es wirklich etwas sehr distanziert, da bin ich bei @Tapio, zum anderen läuft die Erzählung ein bisschen zu glatt. Sie finden etwas, der Ritter kommt, der Prior taucht auf, … das geht alles ohne Ecken und Kanten ineinander über und man nimmt es zur Kenntnis, aber irgendwie ohne dass man wirklich mitfühlen kann, wie ernst, bedeutend oder gar gefährlich die Sache ist. (Mist, es ist wirklich schwer zu beschreiben - ist mein Gelaber halbwegs verständlich?)

Der Szene fehlt imho ein kleines bisschen Drama, das den Ernst der Situation widerspiegelt und einen mitfiebern lässt. Damit meine ich nicht, dass du jetzt eine Horde metzelnder Untoter ins Rennen schicken solltest, aber der ganze Aufbau ließe sich noch etwas spannender gestalten.
Z.B. in den Dialogen. Ein „vorsicht, es könnte verflucht sein“ finde ich zu schwach, ich würde die Gefahr greifbarer machen.
Es kommt so einfach noch nicht genug rüber, wie gefährlich es ist, auch nicht, dass es wertvoll sein könnte. Würde da nicht auch erstmal die Gier zuschlagen, bevor man brav und gesetzestreu den Burgherrn holt?

Wie gesagt, ich finde den Anfang gut, aber er entfaltet noch nicht sein gesamtes Potenzial. Da geht noch mehr!

1 „Gefällt mir“

Als erstes Danke für eure Einschätzung.
Die reine Erzählung ist tatsächlich gewollt.
Es ist der Prolog einer Drachengeschichte.
Die eigentliche Handlung baut darauf auf. Die Prophezeiung ist nur der Auslöser.
Ich wollte nicht gleich am Anfang ein Feuerwerk anzünden. Da es viel über Verstrickungen, Lügen, Intrigen und natürlich um den wahren Weg zur Erfüllung geht.
Meine schwäche ist tatsächlich die Dialoge und ihre Einführung. Ich möchte aber auch nicht so überbordend klingen, wie eine KI. Mal sehen, wie ich das hinbekomme.

Ich denke, es ist ein ganz großer Fehler, zu sagen, es ist ja ‚nur‘ der Prolog. Er ist das, was der Leser als Erstes zu Gesicht bekommt, und wenn der nicht überzeugt, wird der Leser gar nicht zur - supertollen - Hauptstory vordringen.

Wenn du einen Prolog verwendest, muss der mindestens so spannend sein, wie die Hauptgeschichte, er muss fesseln und mitreißen, und zwar so, dass der Leser atemlos dasitzt und UNBEDINGT wissen will, wie es weitergeht.
Wenn das nicht klappt, ist das restliche Buch vergebliche Liebesmüh.

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Ich verfolge da eine etwas andere Strategie.
Natürlich würde ich gern das ultimative Fantasiebuch schreiben. Dazu bin ich nicht in der Lage, es fehlt mir da an Talent und Zeit.
Also Versuche ich, die alten Geschichten etwas anders und in neuem Gewand zu präsentieren.
Keine Kunst, ich weiß.
Das ist auch nicht mein Anspruch.
Der Leser will unterhalten werden, aber nicht immer mit dem Überknaller.
Meist sind wir überkritsch, mit uns selbst und mit unseren Konkurrenten.
Jeder Leser ist anders, der eine möchte verzaubert werden, ein anderer will blutige Schlachten gemalt bekommen.
Meine Art zu schreiben hat auch viel mit dem Hören zu tun.
Ich bin der festen Überzeugung, Bücher werden in nicht ferner Zukunft von KI vorgelesen und das richtig gut.

Schwache Motivation. Setz dir das ultimative Fantasiebuch zum Ziel und freue dich, wenn es dann »nur« ein sehr gutes wird. Du hast ein Buch geschrieben, das nächste soll besser werden. Krall dich nicht im Mittelmass fest.

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Unter uns, liebe(r) Milar.
Ich bin ein hervorragender Autor und meine Werke sind allesamt Kunstwerke der Wortschöpfung.
Nur Stelle ich gern mein Licht unter den Scheffel. Tue so, als ob, wenn man so will.
Es ist besser dumm zu gelten und schlau zu sein, als von hinten betrachtet.
Nein im Ernst, ich bin mit mir im Reinen. Perfektion ist eine Illustration. Aber trotzdem kann man gut sein, in dem ,was man macht.
Mein erstes Buch habe ich bis dato zirca 150 mal verkauft.
Die Leser mögen es und es ist alles andere als ein Mainstream Roman.
Ich selbst finde es inzwischen eher langweilig geschrieben.
Zuviel Selbstkritik? Nö!
Das nächste wird besser, ich arbeite dran.