Wie wünscht Ihr Euch konstruktive Kritik?

Dann hast du ja auch dein positives Feedback und langjährige Erfahrung noch dazu. Ich kann mir auch vorstellen, dass du mit deiner Testleserin schreibtechnisch vielleicht nicht auf einer Wellenlänge bist. Zeit heilt Wunden. Du kannst dir ihre Hinweise ja später noch einmal anschauen, wenn du die Distanz hast. Vielleicht stellst du auch fest, dass es einfach nicht passt. Hatte auch schon tolle Verschlimmbesserungsvorschläge bekommen.

Meine Rohfassung habe ich sehr nahestehenden Personen gegeben und immer darum gebeten, mir die Meinung ehrlich zu sagen, weil ich mich verbessern möchte. Das muss man manchmal sehr deutlich wiederholen :joy: Da kam dann auch Hilfreiches und es hat nicht so sehr wehgetan. So konnte ich da langsam lernen, mit Kritik umzugehen.
Wollte ich noch erwähnen und zeigen, dass auch Rohfassung und wohlgesonnene Menschen einem helfen können. Ich war aber auch sehr kränkbar damals.
Bin immer noch jedes Mal leicht eingeschnappt, wenn jemand auch nur einen Buchstaben bemeckert, aber da kann ich nichts machen. :sweat_smile: Was ich mir aber abgewöhnt habe, ist, mit der Person zu diskutieren. Ich sage lieber Danke, denn früher oder später hilft mir das auf irgendeine Weise (meist beim Verbessern, ansonsten beim Erkennen: das ist mein Stil).

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Es war natürlich nicht abwertend gemeint. Du hast nur eine ganz besondere Art deine Gedanken sprachlich auszudrücken. Ich finde das toll.
Dass ein Abschluss in irgendwas nicht unbedingt mit Kompetenz zu tun hat, ist mir seit meinem Studium sehr bewusst geworden.
Aber zurück zum Schreiben.
Wir hatten bei unserem ersten Buch einen Dr. der Literatur als Lektor, der vorher bei einer Zeitung/ Verlag Lektor war. Das Ergebnis seiner Lektoratsarbeit war, dass nichts mehr von uns beiden, also, meiner Frau und mir, die das Buch gemeinsam geschrieben hatten, übrig war. Wir mussten alles verwerfen und einen anderen Lektor suchen.
Ich sehe das genau so wie du.

So soll es natürlich auch nicht sein. Wenn der eigene Stil komplett verloren geht, ist das mehr als schlecht.

Hatte ich auch nicht so aufgefasst.

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Die Konversation konnte so nur daneben gehen.
Stell dir vor, du bist emotional sehr aufgeladen und hast Angst vor einem Termin, bei dem es um ähnliche Themen gehen wird, wie die, die du gerade lesen sollst.
Das hatte ich nicht bedacht…

Du meine Güte! Ich hätte den Lektor umgehend abgeschossen. Vor solchen Terminen darf man doch keine Angst haben. Wie sollte man denn dann die Kritik umsetzen bzw. bewerten? Ich hatte es schon mal erwähnt, weiß aber nicht mehr, wo. Ist auch egal. Bei meiner letzten Veröffentlichung hatte ich jedenfalls so viele Verbesserungsvorschläge wie nie. Nicht, dass ich mir weniger Mühe gegeben hätte oder ich seit dem letzten Mal schlechter geworden wäre. Es lag daran, dass meine Testleser wahnsinnig engagiert mitgearbeitet haben. Das war richtig toll. Letztendlich unbezahlbar. Was habe ich mit der Kritik gemacht? Ich habe jede einzelne Anmerkung für mich bewertet.
Prinzip:

  1. Oh! Mist. Stimmt. Muss ich ändern.
  2. Aha. Muss ich noch mal drüber nachdenken.
  3. a) wird geändert.
  4. b) bleibt ohne Änderungen
  5. Nö. Finde ich nicht. Bleibt, wie es ist.

Ich habe nach der Bewertung diverse Runden „mit mir selbst“ gedreht. Noch mal bewertet, noch mal geändert, wieder zurückgeändert (in den Urzustand), usw.
Wie gesagt, der Anstoß, den ich dazu von meinen Testlesern bekommen habe, war und ist unbezahlbar und ich bin froh, auf solche Leute bauen zu können.
Warum? Weil sie ehrlich und gnadenlos ihre Meinung sagen.

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Hm, sorry, Missverständnis!
Es ging doch um meine beste Freundin in der Bewertungssituation und die hatte gerade das Problem…

Eigentlich müsste ich alle Gedanken und Hinweise in diesen Thread herausschreiben.
Ein wirklich konstruktiver Austausch mit allen!!

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Mach doch. Kann nie schaden, wenn man solche Sammlungen anlegt.

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So! Ich habe gerade die besagte Szene umgeschrieben und sie gefällt mir so auch besser, runder, weicher, flüssiger, emotionaler.
Danke für eure Hilfe. :heart: :heart: :heart:

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Zitat: „Wenig Zielführend finde ich die - entweder- oder- Betrachtungen: dickes Fell oder lass es bleiben!
Ich schreibe seit 15 Jahren Bücher und werde mit Sicherheit auch noch in 20 Jahren kein „dickes Fell“ haben.“

Bei meiner Betrachtung geht es am Ende darum, daß jeder im Einzelfall selbst entscheidet, was er wann von wem wie tief in sich reinlässt.

Es geht in erster Linie darum, in die Lage zu kommen, diese Entscheidung überhaupt treffen zu können. Nicht darum, nichts mehr reinzulassen.

Das hätte ich vielleicht noch erwähnen sollen.

Im Verlauf einer Studie zum Thema Sprachverständnis habe ich unter anderem folgende Frage in einem KFZ Forum gestellt:
„Auto kaputt, aus Motor läuft Öl“.
Dreißig Antworten bekam ich auf diesen Beitrag, die sich auf Grammatik, soziale Herkunft und auch Nationalität bezogen.
Es war bemerkenswert, wie wenig man auf die eigentliche Problematik einging. Es gab sogar wüste rassistische Bemerkungen.
Lediglich 2 von dreißig Antworten bezogen sich auf die Problematik. „Schau nach der Zylinderkopfdichtung“.

Die Gegenprobe fand mündlich in einer KFZ Fachwerkstatt statt.
Die Antwort war einstimmig: Zylinderkopfdichtung.

Eine weitere Gegenprobe in einer Berufsfachschule unter mehreren Teilnehmern war ebenso eindeutig. Zylinderkopfdichtung.

Eine nächster Versuch fand in einem Textbeitrag in einem Literaturforum statt.
Der Text war inhaltlich schlüssig, doch vom Satzbau und der Grammatik fehlerhaft.
90% der Teilnehmer bemängelten Satzbau und Grammatik. Obwohl es inhaltlich absolut stimmig war, hagelte es an Kritik.

Gegenprobe bei einer Lesung:
Der gleiche Text wurde in einer Gruppe von 30 Personen vorgetragen.
Die Diskussion nach der Lesung war bemerkenswert. Wortlaut oder Grammatik waren hier nebensächlich.
Das Thema, die Figur, die Handlung, wurde in der Lesung in den Vordergrund gestellt.

Da stellt sich die Frage, ob man seine ersten Entwürfe besser in einer kleinen Gruppe von Zuhörern präsentiert?

Wenn ich hier im Forum Texte lese, versuche ich stets stärkeorientiert und wertschätzend zu antworten. Es sei denn, die Story ist wirklich so schlecht, dass ich das dem Gegenüber mitteilen muss. Ich blende jegliche Fehler aus, versuche zu erfühlen, was sich der Autor dabei gedacht hat. Das Lesen können, zwischen den Zeilen ist in den ersten Entwürfen enorm wichtig. Was hat sich der- oder diejenige dabei gedacht? Was sehe ich durch das kleine Fenster, was offenbart sich mir? Welche Methoden können durch meine Kritik hilfreich sein, damit ich die Handlung, die Entwicklung der Figur besser verstehe?

Ich empfehle, bei der Vorstellung von schriftstellerischen Entwürfen keine Kritik zu erfragen, sondern Hilfestellung unter Einhaltung bestimmter Regeln.
Wenn man unter Freunden, Bekannten oder in einem Forum seine Texte zur Ansicht und Beurteilung bereitstellt sind die Regeln im Vorfeld klar zu definieren.
Also zum Beispiel: Ich stelle Euch hier meinen neuen Erstentwurf vor. Ich freue mich über Rückmeldung. Und dann die Regeln. 1. 2. 3.

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Ich tue das schon deswegen nicht, um den Leser nicht unnötig durch Rechtschreibfehler und schlechten Stil zu belästigen.
Und damit ich weiß, was funktioniert, bekommt mein Coach einen Szenenplan. Und meine beiden Testleser, die ebenfalls schreiben. Aber sonst niemand.
Laien würde ich eine Rohfassung nicht zumuten.

Die beste Kritik, die ich je bekommen habe, war die schmerzhafteste. Sie hat mir alle Schwachstellen an meinem Werk verständlich vor Augen geführt. Und war verallgemeinert, absolut und ohne Zuckerglasur. „Deine Charaktere sind so hohl wie du selbst.“ „Das Buch ist total langweilig, keiner wird das lesen.“ Die Kritik war nicht nur niederschmetternd, sondern auch auf Argumenten basierend. „Der Kampf in Kapitel Zwei ist spannend, aber viel zu früh.“ „Die zwei Mädels sind dauernd nur am Streiten, so redet doch keiner miteinander. Schon gar nicht in so einer Situation!“ „Deine männlichen Charaktere sind alle gleich, ohne Profil.“ (…)

Mein zur Veröffentlichung fertiges Buch wurde seziert, das war niederschmetternd. Aber es war inhaltlich nahezu alles gerechtfertigt. Ob die kritischen Formulierungen weniger beleidigend hätten sein können, ob das die gleiche Einsicht hervorgebracht hätte, ich weiß es nicht.

Jedenfalls habe ich mein Buch in dieser Fassung dann doch nicht veröffentlicht, sondern erst einmal zurückgestellt. Nach ein paar Monaten habe ich den Plot und die Charaktere überarbeitet. Das war anfangs sehr schwer, dann aber umso stimmiger. Die herausgearbeiteten Konflikte erzeugen bessere Dialoge. Der Plot fühlt sich runder an. Alles in allem wurde mein Werk durch die harsche Kritik wesentlich besser, wofür ich dankbar bin.

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[quote=„Briena, post:33, topic:22517“]
„Deine Charaktere sind so hohl wie du selbst.“[/quote]

Das ist ein Beispiel dafür, wie man NICHT kritisieren sollte.
„Die Charaktere finde ich hohl und unglaubwürdig“ wäre als Kritik vollkommen in Ordnung, aber die Beschimpfung ist jawohl absolut daneben.

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Ich überlege gerade, ob ein Charakter „hohl“ sein kann?
Ein Charakter besteht bekanntlich aus Eigenschaften. Gibt es einen Menschen ohne Eigenschaften? Ich glaube nicht!
Insofern ist diese Form von „Kritik“ weder inhaltlich brauchbar, noch berechtigt, da niemand das Recht hat, sich derart über einen anderen Menschen zu stellen.
Ein Satz wie z.B.: „Deine Charaktereigenschaften der Figuren kannst du noch viel stärker ausbauen, die sind noch nicht deutlich genug nachvollziehbar“, hätte sicher mehr geholfen, als so zu trampeln.

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Ich merke, dass ich, je älter ich werde, desto klarer kritisiere und weniger Zuckerguss drauf schmiere.
Ich frage üblicherweise mittlerweile, ob jemand den Text überhaupt überarbeiten will, bevor ich Detailkritik anbiete.

Wenn jemand schon schreibt, "das habe ich heute in der Mittagspause rausgehauen, dann ist mein erster Kommentar meist, „liegenlassen, dreimal laut lesen, Fehler beseitigen und neu einstellen“.

Je älter ich werde, desto unduldsamer werde ich mit Leuten, die sich keine Mühe geben. Respektlos mit Sprache und Lesern umgehen.

Sorry, aber dafür ist meine Zeit zu schade.
Und das kandiere ich dann auch nicht, sondern halte mich einfach raus.

Aber wenn jemand wirklich brennt für seinen Text, dann arbeite ich da auch mit und unterstütze durch Detailfeedback.

Findet Euren Weg!
Gruß
gui

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Richtig formuliert würde man wohl eher „flach“ sagen.

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Es scheint auch ein Phänomen der Zeit zu sein, alles immer schneller „rauszuhauen“. Das ist schade. Ich stelle fest, dass ich meine Texte erst mag, wenn ich sie ein paarmal überarbeitet habe. Davor mag ich nur die Idee oder einzelne Aspekte der Handlung. Aber bis mir der Text gefällt, muss es auch ein Text sein und nicht etwas Hingeschmiertes …

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Hallo ihr Lieben!
Kritik finde ich etwas gutes. Doch sollte der Kritiker auch genau benennen, was ihm am Text nicht gefällt. Eventuell kann man ja einen Vorschlag machen. Dann weiß der Autor genau was man meint und was gewünscht ist. Gerade bei Anfängern ( wie bei mir) ist das sehr hilfreich. So habe ich mich weiterentwickeln können. Natürlich soll der Umgangston höflich bleiben.

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…so redet doch keiner miteinander. Schon gar nicht in so einer Situation!“
Da muss ich an Sebastian Fitzek denken, der einmal zu diesem Thema folgendes gesagt hatte.
Er wollte eine Geburtsszene möglichst realistisch beschreiben. Also fragte er seine hochschwangere Frau, was sie denkt und fühlt.
Kurze Zeit später platzte ihre Fruchtblase und sie bekam furchtbarste Ängste, dass ihr Kind im Bauch nun keine Luft bekommen und sterben könnte.
Das schrieb er in „Flugangst 7A“ genau so als Ängste einer, vor der Entbindung stehenden jungen Frau.
In einer Lesung sagte ihm daraufhin eine Leserin sinngemäß:
Also, ihr Buch ist ja ganz toll. Aber die Szene, mit der Fruchtblase! Das ist doch vollkommen unrealistisch. Das denkt eine Frau doch nie im Leben.
Daraufhin sagte er zu seiner Frau, dass sie das nächste Mal, wenn ihre Fruchtblase platz, bitte realistischere Ängste haben soll. Er hätte keine Lust, sich von Leserinnen anmeckern zu lassen…
Soviel zum Thema:
realistisch schreiben…“

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