Wie lest ihr als Schreibende Autoreninterviews?

Ich arbeite schon seit Längerem journalistisch und habe in den letzten Jahren mit einigen Autorinnen und Autoren gesprochen. Gelesen wurden meine Texte von Menschen, die Bücher lieben, klar. Zu denen gehören die meisten von uns hier sicher auch.

Aber: Wie lest ihr als Schreibende Autoreninterviews? Was wollt ihr von und über Autoren und Autorinnen wissen? Welche Fragen, die ihr interessant findet, stellt anscheinend nie jemand? Welche Fragen, die oft gestellt werden, gehen euch auf die Nerven? Gibt es Antworten aus Autoreninterviews, die euch im Gedächtnis geblieben sind? Und würdet ihr selbst morgen ein Interview über eure literarische Arbeit geben – welche Fragen würdet ihr euch wünschen?

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Wir haben die Thematik im Buchnachteulenteam auch schon mal diskutiert. Was würden wir gefragt werden wollen und was sind alte Hüte. Wir haben überlegt und gesammelt und überlegt. Im Januar habe ich dann schließlich ein Interview geführt und wollte möglichst interessante Fragen stellen, die sonst nicht gestellt werden.
Dann kam alles anders. Der Autor, Erwin Kohl, war so gesprächig, dass ich kaum Fragen stellen konnte. Wir haben eine Stunde lang miteinander geredet. Ich müsste mal nachschauen, was er letztendlich „einfach so“ erzählt hat und welche Fragen dabei auf der Strecke geblieben sind. Eins weiß ich mit Sicherheit. Ich hatte ihn nach Papyrus Autor gefragt …

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Ich mag Autoreninterviews recht gerne, aber eher, wenn sie sachbezogen sind . Woher stammt die Grundidee, was war der Auslöser, gerade diese Geschichte zu erzählen. Was sind die Hintergrundinformationen zur Geschichte.Wie entstanden die Charaktere. Gibt es Fortsetzungen . Zu persönliche Fragen sind mir unangenehm. Ich möchte etwas über die Romane erfahren, nicht über die politische Weltanschauung. Es wird zwar nie dazu kommen , aber ich könnte mir nicht vorstellen, ein Interview zu geben.

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Was ich unglaublich nervig finde sind Fragen nach Pantser oder Plotter sowie das sagenumwobene Eigenleben der Figuren. Diese beiden Themen sind in meinen Augen ausgelutscht.
Persönliche Fragen fände ich nur in direktem Zusammenhang mit der Geschichte gut, z. B. wenn ein 20-Jähriger einen 1000-Seiten-Roman schreiben würde, der in einem Seniorenheim spielt, fände ich es schon interessant wie ein junger Mensch gerade auf so ein Thema kommt.
Die Frage nach einem bestimmten Vorbild, an dem man sich orientiert / orientiert hat, finde ich auch eher langweilig. Das merkt man ja irgendwie. Wenn ein Gruselromanautor beispielsweise Stephen King hassen würde, würde er das vermutlich auch ohne Fragestellung von ganz allein erwähnen, eben weil es etwas Besonderes wäre.

Würde ich selbst ein Interview geben? Kommt ganz darauf an, in welchem Rahmen. Bei einer Lesung haben die Leute ja (hoffentlich) sowieso Gelegenheit Fragen zu stellen. Das wäre dann zwar kein geplantes Interview, doch spontan finde ich das eh besser, weil es dann einem ganz normalen Gespräch gleichkommt. Interviews wirken oft gestelzt. Das lässt sich gar nicht vermeiden. Für mich ist es dasselbe, wenn ich für ein Foto unbedingt lächeln und in die Kamera gucken soll. Ein Schnappschuss (in unserem Fall: spontane Fragen) ist meistens besser.

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Interessante Fragen in meinen Augen sind:

  • Wie viel Einfluss nimmt der Verlag auf den Inhalt Ihrer Bücher?
  • Wie viel Einfluss nimmt der Verlag auf den Titel Ihrer Bücher?
  • Wie empfinden Sie die eigene Entwicklung? Gibt es große Diskrepanzen zwischen Ihren Frühwerken und aktuellen Projekten?
  • Welches Projekt haben sie angefangen, aber nie zu Ende gebracht? Sollte es eines geben: Warum haben Sie es nicht zu Ende gebracht? Legen Sie solche Projekte „auf Halde“ zur späteren Verwendung oder verwerfen Sie die Idee komplett?
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„Nie“ ist eine sehr lange Zeit. Vielleicht arbeitet Dein Unterbewusstsein längst daran, eines Tages für ein Interview reif zu sein. Viel Glück!
Bei mir ist es eher so, dass ich schon auf persönliche Fragen eingehen würde. Mit einer gewissen Reife kann man sich schon (diplomatisch) mitteilen, wenn man bestimmte Fragen nicht mag.
Und ich mag Philosophie. Das ist auch Weltanschauung…

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Das passiert. Man möchte etwas ganz Bestimmtes wissen, aber das Gegenüber hat ein unstillbares Mitteilungsbedürfnis. Ich senke dann den Kopf und hebe die flache Hand. Manchmal funktioniert es. (Wenn der Redefluss allerdings „on-topic“ ist, sitze ich einfach da und freue mich, dass die Aufnahme läuft.)

Hast du vor, nochmal ein Autoreninterview zu führen?

Ja. Vielleicht. Wenn’s passt. Ich war glücklich über den Redefluss. Das hat die Sache für mich leicht gemacht.

Es ist eigentlich immer interessant, mit fremden Leuten zu reden.

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Mich würde interessieren, wie ein Autor historischer Romane recherchiert. Über welche Quellen er an seine Informationen zur Vergangenheit kommt, ob er die historischen Orte vor dem Schreiben besichtigt, um sich einen Eindruck zu verschaffen.
Und wie er das dann umsetzt. Dichtet er viel hinzu, obwohl er weiß, dass es so nicht war? Oder hält er sich so streng wie möglich an die historischen Tatsachen?
Wie lange recherchiert er, bevor er mit dem Plotten und Schreiben beginnt? Was tut er, wenn sich im Laufe der Arbeit ein Recherchedetail findet, das den ganzen Plot zu gefährden droht?

In einem zeitgenössischen Krimi hat eine Autorin mal eine Kathedrale oder ein Kloster in Köln eingefügt, das es definitiv nicht gibt. Sie hat das dann im Anhang erklärt. Bei zeitgenössischen Geschichten können die Leser das leichter einschätzen als bei einem historischen Roman. Wie offen ist der Autor in Bezug auf das, was er aus eigener Fantasie heraus hinzugefügt hat?

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In meinen jungen Jahren waren Autoreninterviews quasi die einzige Art und Weise, wie man ein bisschen was über das Handwerk des Schreibens und das Bücherbusiness lernen konnte. Ich hatte zwei, drei Bücher, in denen Interviews mit Schriftstellern versammelt waren, und die habe ich immer wieder gelesen und kräftig mit Anstreichungen versehen. Am ergiebigsten fand ich die Interviews mit Hemingway – was irgendwo witzig ist, denn er hat immer wieder gesagt, es täte einem Schriftsteller nicht gut, allzu viel über das Schreiben zu reden … und auf der anderen Seite hat er so spürbar gern über das Schreiben geredet!

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Meine Fragen wären vielleicht trivial, aber ich möchte über einen Autor möglichst einen Eindruck gewinnen, wie er seinen Tag verbringt.
So wie vorher schon erwähnt, dass man als Leser einen Eindruck von ihm als Mensch hat.
Recherche wurde angesprochen und ist sehr spannend. Aber auch sehr unterschiedlich.

Zwei Fantasybücher die ich schrieb, haben sogut wie keine Recherche benötigt. Bei dem einen Buch geht es um indianisch lebende Bergnormaden. Da habe ich nur etwas über „Handwerk, Fleischverarbeitung etc und ein bisschen über Schamanismus“ recherchiert. Das andere Buch ist komplett aus dem Geist entworfen.
Aber mein erstes Buch, unendliche Recherche. Es spielt im historischen Japan und mein Anspruch war, dass es keine europäische Geschichte in japanischer Kulisse ist. Stichpunktartig (um es hier kurz zu halten) Leben Dorfbewohner, Tagesablauf, Aufbau von Häusern/Dörfern. Zeitgenössische Kunst. Mindset der Samurai. Rolle der „Ninja“. Rolle der Frau. Japanische Märchen. Japanische Schlachten. Japanische Ehre und Tugend. Schwertschmiedearbeit.

Und sowas kann total interessant zu wissen sein. Wie recherchiert ein Krimiautor über Polizeiarbeit etc?

Ansonsten könnte spannend:

Eigener Tagesablauf zu Beginn des Buchprojektes,
Tagesablauf in der Schlussphase eines Buches, (Bernhard Hennen hatte hier mal eine witzige Geschichte auf der Buchmesse erzählt)
Der Umgang mit schwierigen Stellen im Buch. (ich verharre manchmal, und kann mich nicht für Weg a oder b entscheiden)
Was inspiriert ihn?
Was hat er gern als Jugendlicher gelesen und warum?
Baut er „versteckte Lebensfragen“ in Büchern ein? (sowas gibt es oft in SiFi Literatur)
Gibt es ein Buch, über was er gern schreiben würde, was er aber nicht gestartet hat (z.B weil der Verlag es eh ablehnen würde. Markus Heitz hat hier z.B das sonderbare Todesschläfer Fantasywerk Oneiros genannt, dass er dann einfach mal geschrieben hat)
An welchen Orten schreibt er?
Sammelt und wenn ja, wie sammelt oder kommt er auf seine Ideen?

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Ich glaube, es war Stephen King, der auf die Frage „Wie schreiben Sie eigentlich ihre Geschichten?“ antwortete: „Satz für Satz“. Kann sein, dass es auch jemand anderer war. Egal, ich finde es herrlich!

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Na ja, es funktioniert eben genauso, wie man einen Elefanten isst: Stück für Stück.

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So ist es! :sweat_smile:

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.Ich habe früher sehr viele Bücher gelesen, ein paar sind mir in Erinnerung geblieben. Die, die eigentlich schon Pflicht waren, sie zu lesen, Wie Gebrüder Grimm, Andersen, W. Busch, Ringelnatz, Kafka usw Ich habe leider einige Titel und Autoren Namen vergessen.
Mit 17, habe ich im KH, die Schöpfung gelesen. Später las ich mehr Gute Zeitschriften, wie GEO.
Nun schreibe ich selbst Bücher, die gerne gelesen werden. Nur weiß kaum Einer, dass es sie gibt, weil ich sie im Eigenverlag heraus gab. Mein neues Buch, soll ein Thriller werden:. Ira, macht sich auf den Weg, ihren vermissten Mann zu suchen, einen Vorderasiatischen Archäologen, der von seiner letzten Kampagne im Irak, nicht zurück kam… gespickt mit einer Reihe Erlebnissen da hin.
…Ich werde im Jan. 87.
Liebe Grüße, Irene

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@Lyrikfan11 Hat dir „Das Schloss“ von Kafka gefallen? Ich habe es gehasst, aber es gibt viele Liebhaber dieses Stoffs. Darum interessiert mich deine Meinung.

Ich habe gerade ein aktuelles Interview mit Andreas Eschbach gefunden.

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