Hallo an alle.
Ich will es wagen. Leider kenne ich niemanden der meine Sachen lesen könnte. Ich selber habe keinen Abstand mehr zu dem Geschriebenen. Ich kann es überhaupt nicht mehr einschätzen.
Es soll ein Thriller werden. Im Hintergrund ein Endzeitszenario. Das ist auf das übelste ausgelutscht. Aber es soll auch nur die Bühne für meine Geschichte bieten. Ich habe drei Erzählstränge. Von einem möchte einen Ausschnitt hier einstellen.
Szene: Demir (Hauptfigur) und Bilal wollen einen Kurier überfallen. Die beiden warten schon länger. Sie hören den Polizeifunk mit. Die Seuche bricht zeitgleich mit dem Überfall aus. Ich schalte hier in schnellen Sprüngen zwischen den Handlungssträngen hin und her. Die Szene soll temporeich sein und einen gewissen Druck aufbauen. Aber wie gesagt, ich raffe es einfach nicht mehr.
Hilfe!
„Der Streifenwagen fährt ständig hier vorbei.« Demir war sich sicher.
„Du siehst Gespenster." Bilals Stimmung näherte sich dem absoluten Nullpunkt. „Hier fahren die Bullen immer durch die Gegend."
„Scheiße ist das eine Hitze.« Demir zupfte an dem T-Shirt, das an seiner Haut klebte. Es war fast 23 Uhr. Der Kurier war überfällig.
Vor einer Stunde hatte er Bilal gefragt, wie lange man warten wolle.
„Bis er kommt«, war die Antwort.
Er wollte nicht mehr nachfragen. Sollte Bilal das Kommando zum Rückzug geben. Das der Kurier nicht kam, war eine Erleichterung.
Was hätte er mit den Diamanten anfangen sollen. Eine Schnapsidee. Vier Millionen Euro waren ein strahlendes Licht, das den Verstand blendete.
Jetzt, wo dieses Licht verlosch, kehrte der Realitätssinn wieder. Er wäre im Knast gelandet, oder im Grab.
Für den bulgarischen Reisepass gab es andere Verwendungen. Vielleicht an einen illegalen Migranten verkaufen. Mit etwas glück machte er damit Gewinn.
Demir lehnte sich zurück, schloss die Augen. Er wollte nachhause gehen, einen Joint rauchen und sich einen Film reinziehen.
„Scheiße die Bullen."
Demir saß Kerzengerade. Versetzt hinter ihnen stand ein Streifenwagen. Das Blaulicht flackerte. Zwei Polizisten stiegen aus.
„Das sind die. Die kurven die ganze Zeit um uns herum."
„Ja, ja." Bilal zog das Shirt über das Griffstück der Pistole.
Die Polizisten teilten sich auf. Einer nahm den Bürgersteig, näherte sich der Fahrertür. Der Zweite lief auf der Straße.
Im Außenspiegel konnte Demir erkennen, dass er die rechte Hand an der Waffe hatte. In der Linken hielt er eine Taschenlampe, die hin her wackelte.
Der Lichtstrahl blendete ihn durch den Spiegel. Demir lies das Scheibe herunter. „Guten Abende", sagte er. Der Polizist antwortete nicht.
Der Strahl der Taschenlampe wanderte im Innenraum des BMWs umher. Er hörte, wie es auf Fahrerseite summte. Bilal machte das Fenster auf.
„Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere."
„Ja, ist gut." Bilal beugte sich in Demirs Richtung, wühlte im Handschuhfach. Da gab es weder Papiere noch einen Führerschein zu finden. Sie waren im Arsch.
In diesem Moment knackte es im Weltgefüge. Die Zeit beschleunigte, als ob der Teufel ihr in den Rücken stieß.
»Nero 4/1 von Nero. Dringend. Frank 4/1 von Nero." Die Stimme quäkte aus dem Funkscanner, der im Ablagefach der Beifahrertür lag.
Bilal sah Demir ihn mit runden Augen an.
Demir sank in sich zusammen. Er Trottel hatte das Ding nicht leisegestellt. Der Polizist der an der Beifahrertür stand trat einen Schritt zurück,
zog die Waffe, öffnete den Mund. Aber statt ihn anzuschreien, griff er nach dem Mikrofon des Funkgerätes, das an seiner Schutzweste hing.
Er legte den Kopf schräg, schien etwas zu hören. Was immer es war, es saugte seine Aufmerksamkeit auf. Er winkte über das Fahrzeugdach hinweg.
Dann schrie er. Demir konnte es nicht verstehen. Zeitgleich rannten die Polizisten zurück zum Streifenwagen, sprangen hinein. Mit quietschenden Reifen jagten sie an Demir und Bilal vorbei.
„Was ist denn jetzt los."
„Wie haben schwein gehabt. Das ist los." Bilal startete den Motor. „Wir verschwinden."
Demir sah nach rechts. Ein schwarzer Audi A 8 passierte sie. Vorne saßen zwei Männer. Die hinteren Scheiben getönt. F- GG 333 stand auf dem Kennzeichen.
„Das ist der Kurier." Demir konnte es nicht glauben.
„Wir ziehen das jetzt durch." Bilal startete den Motor.
Demir nickte. Der Verstand, eben noch eingeschaltet, setzte umgehend aus. Jagdfieber erfasste ihn. „Alles klar."
Er griff nach der Sturmhaube in der Seitenablage und zog sie über den Kopf. Bilal gab Gas. Das Kurierfahrzeug hielt direkt vor der Bank.
Die Beifahrertür sprang auf. Ein Mann in einem grauen Anzug stieg aus.
Mit der rechten Hand trug er eine Aktentasche. Er schlug die Wagentür zu, federte über den Asphalt und stand auf dem Bürgersteig. Der ist zu schnell.
Ihr BMW stoppte hinter dem Audi. Sie sprangen nach draußen. Der Kurier erreichte die Treppe, nahm immer zwei Stufen gleichzeitig.
Demir setzte ihm nach. Kurz sah er aus dem Augenwinkel, wie Bilal sich dem Kurierfahrzeug näherte. Er sollte den Fahrer beschäftigen.
Vermutlich waren beide Männer bewaffnet.
Der Kurier mit den Diamanten befand sich auf halben Weg zum Bankeingang.
„Stehen bleiben!", schrie Demir. Er zog die Waffe aus dem Gürtel.
Der Mann stoppte, drehte sich herum. Er sah Demir nicht, starte an ihm vorbei.
„Las die Tasche fallen!" Er hob die Mündung der Waffe und zielte auf die Brust des Kuriers. Der stand keine zehn Meter von ihm entfernt.
Demir zuckte zusammen. Um ihn herum tobte es wie in der Fankurve bei einem Fußballspiel. Ein schrilles Kreischen, das anschwoll.
Was ist das? Noch immer zielte er mit der Waffe auf den Mann vor ihm. Der Kurier ging rückwärts. Er sah über Demirs Schulter hinweg.
Die auf ihn gerichtete Waffe nahm er nicht zur Kenntnis. Unvermittelt rannte er los. Die Stufen nach unten. Orientierte sich in Richtung Bahnhof.
Demir vergaß den Kurier, drehte sich um. Für eine Sekunde sah er Bilal, der am Kurierfahrzeug stand. Sein Blick wanderte weiter.
Hunderte von Mensch rannten in ihre Richtung. Auf den Bürgersteig, auf der Straße. Sie kletterten über geparkte Autos, stauten sich in einem Transporter,
warfen ihn auf die Seite. Die Masse floss wie eine Schlammlawine zwischen den Häuserfronten hindurch. Ein Schaufenster implodierte unter dem Druck der Körper.
Alarmanlagen lösten aus. Die Menschen sprinteten, krochen, überschlugen sich. Die Gestürzten überrannt von den Nachfolgenden.
Sie kreischten, eine Horde von Furien.
Wenn er stehen blieb, starb er. Rennen, er muss losrennen. Was ist das. Wenn er stehen blieb, war er Tod. Bewegen, bewegen. Das gibt es nicht.
Die Beine wie in Zement gegossen. Demirs Verstand blockierte. Irgendwie in Bewegung kommen. Alles andere zählte nicht. Der langsamste Hase wird gefressen.
Die Masse, keine hundert Meter mehr von der Treppe entfernt, näherte sich im Sprint Tempo. Demir explodierte, rannte die Stufen hinauf, wirbelte durch die Drehtür. Die Bankangestellte in der Information begann zu schreien. Er orientieren sich, riss die Sturmmaske vom Kopf. Wohin. Er drehte sich im Kreis.
Eine Fahrstuhltür öffnete sich. In der Kabine standen ein Mädchen und zwei Männer. Das Mädchen war in seinem Alter. Einer der Mann trug einen Anzug.
Der andere eine blaue Uniform.
Der Wachmann starrt auf die Waffe in Demirs Hand, griff an seinen Gürtel. Demir schoss. Der Mann sackt im Fahrstuhl zu Boden.
Hinter Demir prasselte es gegen die Scheiben des Foyers. Menschliche Hagelkörner.
„In den Fahrstuhl." Demir hielt den Arm mit der Waffe ausgestreckt. Das Mädchen und der Mann im Anzug pressten sich an die Rückwand der Kabine.
Demir sprang zu ihnen. Drückte wahllos auf einen der Knöpfe, sah nach draußen. Die Masse bahnte sich ihren Weg in die Lobby.
Die Glaswand hielt dem Druck der Körper nicht stand, eine der seitlichen Panoramafenster platzte mit einem Knall. Im Fahrstuhl machte es „Kling".
Die Tür ruckte, setzte sich in Bewegung. Da sah Demir die Frau von dem Empfangstressen. Sie rannte auf den Fahrstuhltür zu.
Sie hatte einen Schuh verloren, machte Tippelschritte in ihrem engen Rock. Weniger als fünfzehn Meter entfernt.
Wenn sie den Fahrstuhl erreicht, war er verloren. Nie würde die Tür rechtzeitig schließen. Stopp sie, egal wie. Der langsamste Hase wird gefressen.
Er hob die Waffe, schoss zweimal. Bereits die erste Kugel traf ihr Ziel. Die Frau riss den Mund auf, als wollte sie sich beschweren.
Dann fiel sie der Länge nach hin. Eine Marionette, der man mitten in der Vorstellung die Fäden kappte.
Die die Tür schloss sich. Ein kurzer Ruck, die Kabine nahm fahrt auf. Demir sah auf die Tasten. Er hatte den achtundfünfzigsten Stock erwischt.
Gut, je höher um so besser. Die Kabine glitt an der zweiten Etage vorbei, da explodierte es unter ihnen. Die Menschmasse schlug wie Geröll gegen den geschlossenen Fahrstuhlschacht.
Demirs Hand wackelte, wie bei einem Tremorkranken. Das Magazin in der Pistole klackerte. Mühsam versuchte er, die Atmung zu kontrollieren.
Der Überfall lief nicht wie geplant. Soweit kam er noch mit.