Werden Figuren älter?

Ich verstehe, was Du meinst, denke aber, das trifft es nicht ganz: “Verordnet” scheint diese Entwicklung in Teilen zu sein, siehe das Beispiel der Duden-Überarbeitung. Allerdings: Der Duden ist nicht verbindlich; er beschreibt nur die (mehr oder wenige aktuelle) deutsche Sprache. Ja, die allermeisten Institutionen und Personen orientieren sich daran und nutzen ihn als Regelwerk. Dennoch gibt er zum Beispiel die Möglichkeit verschiedener Schreibweisen, unter denen man sich entscheiden kann - auch gegen die empfohlene Rechtschreibung.

Politisch verordnet ist diese Entwicklung auch nicht. Kein Politiker - jedenfalls keiner, von dem ich es mitbekommen hätte - stellt sich hin und initiiert ein Gesetz, das uns vorschreiben würde, künftig zum Beispiel zu gendern. Es gibt entsprechende Empfehlungen; manche folgen ihnen, andere nicht. Die letzte tatsächlich erfolgte politische Vorgabe war die Rechtschreibreform in den 90ern.

Ob solchen Empfehlungen wie der zum Gendern immer mehr Menschen folgen, dazu habe ich keine quantitative Analyse gelesen. Sicher ist, daß die, die ihnen folgen, lauter werden. Aus Lautstärke leitet sich allerdings kein Anspruch ab.

Ich persönlich gendere nicht, weder beim Schreiben, noch beim Sprechen, auch nicht beruflich, weil ich es sprachlich als verständniserschwerend empfinde. Was ich allerdings tue, ist, die von meinem Gegenüber gewünschten Pronomina zu respektieren. So habe ich beruflich zum Beispiel mit einem Menschen zu tun, der sich gerade auf dem Weg vom Mann zur Frau befindet. Da gebietet es mir der Respekt für diesen Menschen und ihre Entscheidung, sie als Frau anzusprechen.

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Liebe @Buchling ,

Mit „Verordnet“ beziehe ich mich auf offizielle „Verordnungsgeber“ und weniger auf den Duden, der dem ganzen nur die Krone aufsetzt. Eine ganze Reihe davon ist in einem speziellen Wikipediartikel: ( https://de.wikipedia.org/wiki/Gesetze_und_amtliche_Regelungen_zur_geschlechtergerechten_Sprache ) nachzulesen. (O.k. denen sollte man auch nicht alles glauben.) Ein hübsches Beispiel liefert auch ein Flyer der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, den ich in der Anlage beifüge.
An einer Sprachentwicklung von unten, als einer Sprachentwicklung, die „dem Volk auf’s Maul schaut“, habe ich hingegen nichts auszusetzen.

Zumindest bei den verbreiteten Nachrichtensendern scheint es mir zugenommen zu haben – jedenfalls mir reicht es.

… Was sich nach meiner Meinung von selbst versteht.

mfg os|<ar

flyer_geschlechtergerechte_sprache.pdf (213 KB)

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Ich hatte mal eine Geschichte begonnen mit dem Titel „Weil nichts mehr heißen darf“.
Das Projekt (entschuldigt bitte den Ausdruck :slight_smile: ) ist gescheitert, weil man schon am Ende von Seite 3 nicht mehr wusste, wovon überhaupt die Rede ist.

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Vielleicht hättest Du es noch als Redemanuskript an einen Politiker verkaufen können :smiley:
Um den ollen Goethe zu zitieren:
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.

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So nervig ich persönlich diese ganzen Vorschriften finde: Sie sind alle für den öffentlichen Dienst, für Behörden etc. Sie schreiben es nicht uns vor, den Menschen außerhalb des Staats-, Landes- oder Kommunalapparats. Das meinte ich mit nicht von oben verordnet.

Soweit würde ich auch nicht gehen, daß ich das Gegendere als Entwicklung von unten begreifen würde :wink:

Das kann durchaus sein und findet im journalistischen Sprachgebrauch selbst bei Redaktionen, die erklärtermaßen nicht gendern, oft da statt, wo die oben erwähnten offiziellen Schriftstücke zitiert werden. Ich nehme mir auch dort die Freiheit, das Gendern wegzulassen.

Ich bin gespannt, wo das Ganze in, sagen wir, 20 Jahren ist. Wäre doch schön, wenn es bis dahin wieder vorbei wäre und man auch das Studentenwerk wieder so nennen kann.

Ich habe natürlich kein Problem mit dem generischen Maskulin. Ich bin ja immer mitgemeint. :laughing:
Nein, im Ernst. Ich bin überrascht, wie viel Häme und oder Gegenwehr hier gegenüber dem gendern herrscht.
Und ich bin auch nicht frei davon. Die ganzen Sternchen und Unterstriche sehen für mich auch wie ein Text-gewordenes Massaker aus.

Jüngere Menschen sehen das allerdings mitunter anders. Junge Frauen fühlen sich nicht mitgedacht. Quasi ausgeblendet.
Da hat sich die Wahrnehmung durchaus verändert.

Das zu ignorieren halte ich für falsch. Sprache ist lebendig und verändert sich mit uns.
Nur aus Prinzip zu gendern, also zum Selbstzweck, ist blöde.
Jedoch ein bisschen sensibler damit umzugehen ist nicht falsch.
Es gibt doch diesen berühmten Tellerrand. Manchmal ist es ganz nett sich den aus der Nähe anzusehen.

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Ja, du hast natürlich recht. “Leiden” war der falsche Ausdruck und würde meinem Ansinnen zuwider laufen.
Auf jeden Fall hat für mich der Inhalt und die dichterische Freiheit Vorrang.
Ich selber zum Beispiel habe im aktuellen Roman einen Mann ohne Arme und Beine. Und er ist der Magier und Schamane des Clans und nach dem Clanchef ist er die zweitwichtigste Person im Clan.
Im nachstenTeil will ich eine Trans-Frau einarbeiten, die eine wichtige Rolle inne haben wird.
Aber wie gesagt, der Inhalt hat Vorrang, es darf keine Alibi-Diversität sein oder so wirken und natürlich bin ich gegen gesetzliche Quoten.
Aber ich glaube, meine Gedanken gehen eigentlich eher weg von der ursprünglichen Gender-Frage. :smiley:
Sorry.

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Hallo Tom,

Das mag ja sein, dass jüngere Menschen glauben, das anders zu sehen. (Wobei ich mich jetzt auch nicht als alt zähle)
Allerdings haben diese m.E. nicht wirklich verstanden, worum es bei dem Ganzen geht. Reißen aber dennoch das Maul auf, weil sie denken, dass sie in die Sparte passen. (Auch wenn das vielleicht nicht zutrifft, weil sie keine Ahnung haben.)
Die meisten, die so laut schreien, haben definitiv zu viel Zeit. Wenn jemand voll berufstätig ist, ist er froh, wenn Feierabend ist und sich entspannen kann.
Mit Emanzipation hat das nicht im Geringsten zu tun. Ich bin selbst eine Frau und wie (sehr) viele andere finde ich das einfach überzogen.
Selbst meine Kollegin (Mitte 20) meinte, dass diese Leute vermutlich zu wenig Aufmerksamkeit von den Eltern bekommen haben und das irgendwie so kompensieren wollen. - Ja, da gebe ich ihr recht.^^

Und ganz ehrlich: Es gibt wichtigere Dinge über die man sich den Kopf zerbrechen sollte.

LG Tessley

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Das Gendern ist weder vom Staat verordnet (noch nicht jedenfalls) noch eine Entwicklung “von unten”, aus der Alltagssprache, sondern das Projekt einer politischen Bewegung.

Ähnliches gab’s schon mal, in den 80ern des vergangenen Jahrhunderts, als es chic war, “frau” statt “man” zu schreiben. Ist auch wieder aus der Mode gekommen und sieht für heutige Augen albern aus. Ich bin überzeugt, dass die Gendersterne/punkte/unterstriche in 20-30 Jahren den Zeitgenossen dann genauso albern vorkommen werden. (Die xe sehen heute schon albern aus.)

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Ich habe nie verstanden, warum man einen Sammelbegriff, wie z.B. die Schneider, gendern muss. Im Singular wurde ohnehin immer gegendert und das ist auch gut so. Der Schneider, die Schneiderin. Und, wenn es der schneidernden Damen mehrere sind, die Schneiderinnen.
Jetzt, wo den meisten die leidige Genderei auf die Nerven geht, weil sie unsere Sprache unnötig kompliziert, flüchten Genderisten in das substantivierte Partizip. Sprachlicher Unsinn, aber darin fühlen sich viele Weltverbesserer gut vertreten: Die Studierenden, die Forschenden, die Rauchenden. Im letzten, zugegeben absichtlich konstruierten Beispiel, zeigt sich das in aller Klarheit. Dieser Quatsch ließe sich beliebig fortsetzen und wird wohl auch fortgesetzt. Vielleicht mit: Die Gastbewirtenden. Aber auch da würde so manchem die Gästin fehlen.

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Klingt spannend! Falls Du magst: Eine Leseprobe fände ich interessant!

Ich kenne das Gefühl. Habe eine Zeit lang im Callcenter gearbeitet. (würdelose Momente sind mir nicht fremd.)
Nach Feierabend war ich ein Zombie und es fehlte mir in allen anderen Bereichen des Lebens an Energie. Da ging mir der Rest der Welt auch am Arsch vorbei. (Was schade ist)

Deine Kollegin urteilt vorurteilsfrei wie ein Profi. :thumbsup:

Ich hasse Wespen. Jetzt ist es raus. Ich hasse die kleinen Arschgeigen. Von mir aus können die aussterben. Zum Glück geht es nicht nur nach mir. Ich maße mir nicht an zu wissen was alles wichtig und richtig ist.

Wie ich das sehe, haben wir bei dem Thema ziemlich unterschiedliche Meinungen. Finde ich gut.

Lieben Gruß
Tom

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Na ja, ich wollte hier eigentlich nicht für meine Werke Werbung schalten.:smiley: (Weiss garnicht, ob das überhaupt erlaubt ist. Meistens eher nicht.)
Aber Danke fürs Kompliment. :wink:

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Gut, dass du das geschrieben hast und ich nur gedacht. Umgekehrt wäre die Kacke schon wieder am Dampfen. Wer wissen will, wie es sich anfühlen kann, dem sei die Lektüre von Jeffrey Eugenidis’ Buch Middlesex empfohlen. Der lässt beim Thema die widerlich-schleimige Betroffenheit meist im Hintergrund und schafft es mit wenig Gefühlsduselei das Thema aufs Tapet zu bringen und dem interessierten Leser nahezubringen. Danach ist sogar jemand wie ich einfühlsamer als vorher. Allerdings wiederum nicht so bekloppt, dass ich auf Toiletten für das dritte Geschlecht (oder alle 72 Geschlechter) bestehen würde. Ist es mir doch heute schon schleierhaft, warum Toiletten überhaupt nach Geschlechtern getrennt werden müssen.

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Getrennte Toiletten gibt es ja nur, weil die Damenwelt es so will.
Leidvolle Erfahrung aus der Praxis. Sie fühlen sich gestört wenn sie eventuell, unter Umständen, mit viel Verrenkungen, einen Penis sehen könnten.
Um beim Thema zu bleiben.

Ich habe gestern versucht ein paar Zeilen gendergerecht in meine Geschichte zu bringen, klappt nicht. Aber okay, soll ein Kinderbuch werden. :slight_smile:

Nein, ich würde mich gestört fühlen, wenn ich allein auf der Toilette (im Vorraum) wäre, und ein Mann versuchen würde, mich zu vergewaltigen. Ich finde es ganz in Ordnung, dass Toiletten nach Geschlechtern getrennt sind. Ich denke, das ist eine Schutzfunktion.

LG
Pamina

Nunja, ich habe eben die anderen Argumente in an der Fachhochschule gehört.
Das Thema Vergewaltigung finde ich überstrapaziert. Das soll nicht gegen Dich sein.
Es hat langsam aber den Anschein, dass alle Männer Vergewaltiger sind und das immerzu passiert. Dabei sagen die Statistiken etwas ganz anderes aus.

Aber gut, ich akzeptiere das als Argument.

Nein. Es geht nur darum, die Gelegenheiten zu minimieren. Ich wollte ja auch nicht behaupten, dass Du ein Vergewaltiger bist. Aber einer unter Millionen ist für das Opfer schon einer zu viel. Und Spanner, Exhibitionisten oder auch nur Männer, die dreckige Bemerkungen machen, finde ich an einem Ort wie einer Toilette, die ein extrem privater Rückzugsort sein soll, einfach deplatziert. Es geht - zumindest bei Frauen - in den Toilettenräumen auch nicht nur um die körperlichen Ausscheidungen. Es geht auch um sehr private Gespräche, um Intimsphäre, um Rückzug etc. Aus meiner Sicht haben Männer da nichts zu suchen - auch wenn sie keine Vergewaltiger sind.

LG
Pamina

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Ich denke, dass sich auch so mancher Mann gestört fühlt. Je nach Kultur und Religion.

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Alles gut, ich fühle mich da nicht angesprochen. :slight_smile:

Ja, das ist sicher auch richtig. Da kenne ich auch welche, bevorzugt unsere muslimischen Bekannten im Freundeskreis.

Generell kann man das sicher nicht regeln. Ob es dann Sinn macht eine dritte Toilette zu schaffen, bezweifel ich.

Wobei wir nun auch vom eigentlichen Thema sehr weit entfernt sind.
Vielleicht sollten wir das hier nun trennen, und bei Bedarf (ich selber finde das Thema spannend) einen eigenen Thread aufmachen.

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