Ich denke eigentlich, wenn man ausreichend viele Romane gelesen hat, dann sollte es funktionieren, das mit den Absätzen “nach Gefühl” zu machen, was so viel heißt wie: nach den Vorbildern, die man gesehen hat.
Ich habe natürlich nicht alle meine Schreibratgeber im Kopf, aber ich kann mich auf Anhieb an keinen erinnern, der Absätze thematisiert. Deshalb habe ich mir damals ja auch das oben erwähnte Buch gekauft. Damals war es auch ganz nützlich (wenngleich ich den Autor ein wenig überheblich finde).
Heute bin ich über das Buch hinausgewachsen. Aber das heißt nicht, dass nicht andere davon profitieren können.
Ich finde es aber gefährlich, die Anzahl der Seiten eines Buches zum Preis in Relation zu stellen. Das motiviert Autoren nur zu labern, um Seiten zu füllen.
Im 19. Jahrhundert wurden viele Autoren nach Seitenzahl bezahlt. (Beispiel: Les misérables von Victor Hugo. Heute wird es meistens gekürzt verkauft …)
Ich finde es traurig, wenn man immer noch für dieses Buch Werbung macht. Der wahre Autor des Buches ist Eduard Engel.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Engel
Zitat:
Sie [Heidi Reuschel] schließt ihre Arbeit mit den Sätzen „Engel und seiner Stilkunst muss Gerechtigkeit widerfahren, indem in Zukunft nicht mehr auf Reiners, sondern auf ihn verwiesen wird. Der Erfolg der Reinersschen Stilkunst soll nicht weiter anhalten …].“
Es wäre an dem Verlag, hier endlich für Klarheit zu sorgen und Eduard Engel als Urheber zu nennen.
Am Inhalt ändert diese Plagiierung allerdings nichts, lehrreich ist das Buch auf jeden Fall. Ich jedenfalls habe viel daraus gelernt.
Wie beim Kochen. “Das siehst du dann schon.” Leider sieht man es eben nicht, wenn man keine Ahnung hat (so wie ich vom Kochen). Und wie viele Romane sind “ausreichend”? Und welche? Es gibt da m. E. nach zu viele Beispiele wie man es machen kann oder könnte. Oder eben schlechte oder ungewöhnliche Beispiele. Da sind ein paar lockere Regeln schon hilfreicher, finde ich.
Der Verlag Die andere Bibliothek schreibt in der Beschreibung zu Deutsche Stilkunst:
Die Andere Bibliothek bevorzugt das Original, andere veröffentlichen bis heute die Kopie. Der Klassiker unter den Büchern zur Stilkritik deutscher Sprache stammt von Ludwig Reiners, 1943 als Deutsche Stilkunst erstmals veröffentlicht, bis heute als Stilkunst im Handel, hunderttausendfach gelesen und viel zitiert. Das Original aber schrieb 1911 Eduard Engel, ein bekanntes Standardwerk bis zum Publikationsverbot 1933. Auf Ludwig Reiners’ Stilkunst lastet der schwerwiegende Vorwurf des Plagiats.
Das nützt aber nichts, wenn man die Stilfibel von Reiners sucht. Der Verlag Beck veröffentlicht das Buch nicht mehr. Deshalb gibts dort keinen Hinweis.
Wer die Stilfibel hat und sie empfehlen möchte, sollte auf die Deutsche Stilkunst von Eduard Engel verweisen.
Ich empfehle anderen normalerweise das, was ich selbst kaufen würde. Und ich kaufe ein Buch nunmal für 2 Euro plus Porto antiquarisch, nicht für 20 Euro neu.
Ich habe im Englischunterricht mal die Regel TiP ToP gelernt. Steht für Time, Place, Topic, Person. Immer, wenn eins davon wechselt, einen neuen Absatz setzen, das konkretisiert ein bisschen die Regel “neuer Gedanke, neuer Absatz”. Es gibt natürlich auch Stellen, wo die Eselsbrücke mal nicht funktioniert und trotz Wechsel von Zeit, Ort etc. kein Absatz notwendig ist. Aber unsere Lehrerin hat uns damals so darauf gedrillt, dass ich inzwischen immer, wenn ein Wechsel passiert, zumindest darüber nachdenke, ob ein Absatz sinnvoll ist oder nicht.
So habe ich das damals auch in der Schule gelernt. Insbesondere bei wörtlicher Rede von verschiedenen Charakteren (Kategorie „Person“) finde ich es sehr angenehm, wenn die wörtliche Rede der jeweils anderen Person immer in einer neuen Zeile beginnt, andernfalls wird es schnell anstrengend beim Lesen.Hier(auf Englisch, aber gut verständlich) ein Beispiel anhand einer Passage aus *Harry Potter. *Würde man diesen Dialog einfach hintereinanderweg schreiben, wäre es deutlich schwerer nachzuvollziehen, wer gerade spricht.
Kennt ihr noch irgendwelche Weisheiten von euren damaligen Lehrern? Was ich nie vergessen werde, ist der Merksatz meiner Deutschlehrerin in der Grundschule: „Wer nämlich mit h schreibt ist dämlich.“
Lieber ChrisJ!
Absätze strukturieren im besten Fall den Text und machen ihn für die Leserinnen zu einem flüssigen Leseerlebnis. Absätze halten Inhaltliches zusammen. Also wenn erst eine Figur spricht und dann irgendwas macht
und dann eine andere Figur spricht und irgendwas tut, kommt dazwischen ein Absatz.
Oder wenn ein neues Thema anfängt oder sich die Szene wandelt. Also denkt die Figur zum Beispiel über irgendetwas nach,
und dann geht es mit der Handlung weiter, kommt ein Absatz dazwischen.
Am Anfang einer Szene oder eines Kapitels wird der erste Satz nicht eingerückt. Die weiteren Absätze eingerückt.
Beginnt eine neue Szene wird eine Leerzeile eingefügt (oft auch irgendein Trennungssternchen, -pünktchen oder -striche) und der erste Satz wieder nicht eingerückt. Bei einem neuen Kapitel ebenso. Zuuu viele lange Sätze, die über ca. 3 Zeilen gehen, beim Format Normseite, sind zu viele. Die Leserinnen kennen deine Gedanken und die Geschichte nicht so wie du, d. h. du musst es ihnen einfach machen, folgen zu können. Und da sind zuuuu viele lange Sätze eben nachteilig.
Viele Grüße
Tanja