in den letzten Wochen habe ich mich immer mal wieder an diese Geschichte gesetzt, wenn ich mit meinem Roman nicht weiterkam. Und freue mich, wenn sie jemand lesen mag. Über Kritik freue ich mich auf jeden Fall auch.
Drama Baby. Toller Ansatz, dem aber meines Erachtens noch ein paar Recherchen fehlen.
Die jüngsten unbegleiteten (!) Flüchtlinge, die kamen, waren 14. Jungs, stimmt. 14-jährige muslimische Jungs, selbst wenn sie Genies sind, tun sich irre schwer, Deutsch zu lernen. Grade weil sie in ihrer Peer-Group alles andere tun, als Deutsch sprechen. Karl May lesen sie ganz sicher nicht und wenn man ihnen wirklich mal was über Hadschi Halef Omar erzählt, lachen sie sich schief
Vorzeigeflüchtlinge heißen so, weil manche „Bessermenschen“ sie gerne vorzeigen. Die achten dann aber auch darauf, dass die nicht mit Messer und ohne Geld und Handy rumlaufen. Nicht weil ihnen so viel an den Kids liegt, sondern am eigenen Renommee. Das Messer ist überhaupt ziemlich aus der Klischeekiste gezogen. Ja, natürlich haben die meisten eins, es aber gegen jemand zu richten, der a) älter ist als sie, b) der deutschen Kultur angehört und c) eine Uniform (auch die eines Schaffners) trägt, da braucht es schon mehr als ein dreckiges Klo und eine vergessene Fahrkarte.
Sorry, fürs Klugscheißen, aber ich arbeite mit diesen Jungs seit 10 Jahren. Erst hauptberuflich und jetzt ehrenamtlich. Es sind durch die Bank tolle Kids, die uns brauchen. Auch solche Geschichten.
Schreib also weiter, Friese, aber - wallah! - rede auch mit ihnen!
danke für deine Antwort. Ich habe ein wenig gegrübelt, weil ich erst dachte, in der Geschichte steht doch gar nichts vom Alter des Jugendlichen. Aber ich glaube, du beziehst das auf das Bild mit Hadeschi Halef Omar, oder? Ich habe zwar schon manche Jugendliche kennengelernt, die nach zwei Jahren in Deutschland die Sprache wirklich gut sprechen. Aber keiner von denen würde Karl May lesen. Da hast du völlig recht. Und eigentlich ist es auch ein unpassender Vergleich. Ich werde es rausnehmen.
Das ist schon schwerer zu verdauen, ich hätte gedacht, dass es deutlich wird, dass es in der Geschichte um deutlich mehr geht, als um das Klo und die Fahrkarte. Aber ich habe sie auch immer weiter zusammen gekürzt und vielleicht ist die Geschichte damit auch kaputt gegangen, also nur noch Form und kein Inhalt mehr.
Falls du magst, würde ich mich freuen, wenn du mir noch mal sagen kannst, ob es tatsächlich den Eindruck macht, als ob es nur darum geht? Oder ist das jetzt so im Lameng, wie man in Köln sagt, rausgerutscht?
Auf jeden Fall danke ich dir schon mal, fürs Lesen und für die Kritische Betrachtung!
Lieber Friese, Wahrscheinlich war da wirklich etwas „Lameng“ dabei, Etwas viel vielleicht (und Kacke, ey, das Messerproblem ist tatsächlich ein sehr sehr reales. Sogar bei 11-jährigen schon.)
Whatever: Es geht um deinen Text, nicht um meine Jungs. Ich sehe (beim zweiten Durchlesen) sehr wohl das generelle Problem deines Protas. Es ist das, was alle Jungs in diesem Alter, egal wo sie herkommen, haben: Ein überbordendes Hormonsystem, eine Peer-Group die von toxischer Männlichkeit geprägt ist, ein eklatanter Mangel an positiven Vorbildern, jede Menge Traumata und keine Chance aus dem Dilemma rauszukommen. Wenn auch noch die Eltern wegbrechen, wie in deiner Geschichte, dann ist das Chaos total. Eigentlich willst du dich nur mehr an wen anlehnen und heulen und nix mehr sagen müssen und dann kommen noch ein paar erwachsene Idioten, die dich als Vorzeigedingsbums präsentieren, nur damit sie in ihrer eigenen Eitelkeit (Ach was sind wir doch für tolle Menschen!) bestätigt werden. So werden aus kleinen Helden große Arschlöcher gemacht.
Die ganze Situation ist einfach nur zum Kotzen, zum Schreien und - manchmal, aus deren hilf- und hoffnungsloser Perspektive - auch zum Zuschlagen oder Zustechen.
Verdammt, schreib deinen Roman fertig, Junge, das ist soooo wichtig! Und wenn dir oder irgendjemand anderen hier so ein armer Rotzlöffel unterkommt, dann drückt ihn an euch und habt ihn lieb, trotz allem und haltet sonst einfach die Klappe. Mehr brauchen die oft gar nicht.
Ich danke dir. Das freut mich sehr, dass man auch den anderen Teil sehn kann, das ist mir nämlich wirklich das Wichtigste an der Geschichte. Keine Effekthascherei, sondern der Versuch in kurzer Form zu zeigen, wie schnell es manchmal von dem einem zum anderen geht, und wieviel Drama dahinter stecken kann, von dem wir Gar nichts ahnen.
Ich habe die Geschichte gelesen und muss sie tatsächlich ein wenig sacken lassen.
Nicht, weil ich nicht dein Anliegen verstanden habe und nicht, weil ich es nicht teilen würde.
Da arbeitet ganz viel in mir:
Ein Teil von mir will sagen: da sind etwas zu konstruierte Ansätze drin.
Dann kommt der Teil in mir, der schon extremere Erzählungen gehört hat, die ich nie hören wollte.
Dann wird es still in mir.
Vielleicht hast du Recht, und es sind zu viele konstruierte Dinge drin. Ich werde diesbezüglich mal in mich gehen, denn eins ist ja klar, nur weil es in der Realität noch extremere Dinge gibt, können sie in einer Geschichte trotzdem unglaubwürdig wirken. Was wiederum auch etwas mit dem Aufbau zu tun haben könnte.
Ich danke dir. Ich habe wieder etwas zum nachdenken.
vielen Dank fürs Teilen deines Textes – das war ein intensives, emotionales Leseerlebnis. Du triffst einen sehr authentischen Ton, und die Innenperspektive ist über weite Strecken sehr überzeugend. Das schwere Thema gehst du mutig und mit großer Nähe zur Figur an – das verdient Respekt.
Ich bin kein professioneller Lektor, betrachte meine Hinweise also gern als Anregungen, nicht als Bewertung. Vielleicht ist ja etwas Nützliches für dich dabei.
Mir sind ein paar Dinge aufgefallen: Gelegentlich wiederholen sich bestimmte Formulierungen oder Satzmuster. Auch in den Dialogszenen könnte es helfen, den Figuren mehr sichtbare oder gedankliche Reaktionen zu geben – das würde die Situation noch greifbarer machen.
Was mir stilistisch wichtig scheint: An manchen Stellen wechselt der Text kurzzeitig in eine Außenperspektive – zum Beispiel in Beschreibungen, die nicht mehr klar aus der Figur heraus erzählt wirken. Da du ansonsten konsequent in der Innenperspektive bleibst, wäre es wirkungsvoller, diesen inneren Blick durchgängig beizubehalten.
Ein persönlicher Hinweis: Einige Formulierungen waren mir etwas zu vulgär, aber das ist sicher Geschmackssache und hängt vom Ton ab, den du bewusst setzen willst.
Das Ende wirkt etwas überstürzt erzählt. Eine ruhigere Ausgestaltung – mit Fokus auf Wahrnehmung oder Gedanken in dem entscheidenden Moment – könnte der Szene noch mehr Gewicht geben, gerade weil du die Geschichte aus dem Inneren der Figur heraus erzählst.
Insgesamt: ein starker, persönlicher Text mit viel erzählerischem Potenzial. Ich hoffe, du kannst mit meinen Rückmeldungen etwas anfangen.
Es hat ein bisschen gedauert, aber jetzt habe ich den Text überarbeitet. Ich danke euch dreien noch einmal und glaube, dass ich manches gelernt habe.
Auch dir André, vielen Dank für deine Stilberatung. Das mit der Außenperspektive war mir gar nicht so klar gewesen. In Zukunft werde ich das sicherlich bewusster einsetzen. Ein, zwei Mal habe ich die Außenperspektive gelassen, um da einen Break zu machen. Aber genauso bin ich deinen Vorschlägen ein, zwei Mal gefolgt. Das gleiche gilt auch für das Vulgäre. Manchmal wollte ich das so vulgär haben, weil ich glaube, dass die Situation dann erfahrbarer wird für den Leser.
Ich habe jetzt auch zum ersten Mal den „zeige nur Dialog“-Knopf verwendet.
Außerdem habe ich mir das mit dem etwas zu konstruiert, ja auch noch mal durch den Kopf gehen lassen und habe die zwei Absätze mit dem Vater am Ende eliminiert. Der Vater ist im Krieg gestorben, fertig. Er spielt keine weitere Rolle in dieser Geschichte mehr. Und ich glaube, dass das der Geschichte gut getan hat. Auch im Hinblick auf ein etwas ruhigeres Ende. Würde mich aber über eine Rückmeldung freuen.
Noch mal ein Dankeschön, auch dass ihr die Kritik so angebracht habe, dass ich sie annehmen konnte. Etwas, was mir ja beim Schreiben schwer fällt.
Oben tausche ich jetzt die alte mit der neuen Version aus.
es freut mich sehr zu hören, dass du einige meiner Vorschläge aufgegriffen hast – und dass du dir dabei die Zeit genommen hast, bewusst abzuwägen, was für deinen Text passt und was nicht.
Gerade weil ich selbst schon mal mit einer Lektorin zusammengearbeitet habe, weiß ich, wie intensiv und manchmal auch herausfordernd Feedback sein kann. Umso schöner ist es zu sehen, wie offen und reflektiert du damit umgegangen bist.
Dass du den Abschnitt mit dem Vater gestrichen hast, klingt für mich nach einer starken Entscheidung. Manchmal gewinnt eine Geschichte wirklich, wenn man Dinge weglässt – gerade gegen Ende.
Und dass du dich bewusst für oder gegen die Außenperspektive und den sprachlichen Ton entschieden hast, zeigt, wie genau du hinschaust. Genau solche Entscheidungen machen den Unterschied.
Ich bin gespannt, was als Nächstes von dir kommt – und lese gerne wieder mit.
Lieber Friese,
Deine zweite Version gefällt mir richtig gut – vor allem, weil du ein paar Stellen weggelassen hast. Das tut dem Text echt gut. Danke dir, dass du dich mit meinen Vorschlägen auseinandergesetzt und einige davon übernommen hast.
Beim Lesen sind mir ein paar Rechtschreibfehler aufgefallen - die habe ich stillschweigend korrigiert.
Ansonsten hat mir Text echt gut gefallen.
Mit herzlichen Grüßen
André Lang Vorzeigeflüchtling für Forum_2 Korrekturlesen.pap (21,2 KB)
mir ist das, was @michel schrieb, dass es etwas zu konstruiert wirkt, nicht aus dem Kopf gegangen. Und nachdem ich es gestern den Vater mehr oder weniger gelöscht habe, und auch ein zwei andere Verzweigungen, hatte ich auch das Gefühl, dass das dem wirklich Text gut getan hat.
Und es hat auch etwas zu tun, dass ich letzte Woche spontan anfing eine Gruselgeschichte zu planen, und dabei im Denkbrett gesehen habe, was für ein riesiges Gedankengespinnst ich plötzlich hatte, für geplante 30 TB Seiten. Ich glaube, dass war ein zustzlicher Augenöffner für mich.
@Lanan2007 vielen Dank fürs zweite Mal lesen und die Mühe, die du dir gemacht hast.