Von "Herzilein" bis "Life is life"

Hallo,

anbei meine Hausaufgabe für meinen Schreibkurs an der vhs Erlangen.
Ich hoffe, der Text gefällt euch! Es ist eine kurze, autobiografische Erzählung aus meinem Leben. Wir haben die Aufgabe zum Thema Musik zu schreien. Hier also der Text. Über Rückmeldungen gleich welcher Art würde ich mich sehr freuen!

Gruß

Super Girl

Von „Herzilein“ bis „Life is Life“

Seufzend blicke ich auf die letzte große Kiste, die ich aus dem Haus meiner verstorbenen Großmutter wuchte. Meine Mutter bietet mir ihre Hilfe an, doch ich verneine mit den Worten „Die kann ich selber tragen“. Da die Kiste nur provisorisch eingeklappt ist, weht ein Windstoß die Klappen wieder auf. Zum Vorschein kommen zwei Schallplatten, die mir bekannt vorkommen. „Herzilein“ von den Wildecker Herzbuben und „Life is life“ von Opus. Das bringt mich spontan in Erinnerungen an früher.

Ich tanze mit dem Teddybären meiner Oma zu „Herzilein“ und singe lautstark mit. Ich drehe auf dem roten Teppich im großelterlichen Wohnzimmer mehrere Runden. Aus einer werden zwei, aus zwei werden drei, aus drei werden vier. So geht das immer weiter, bis mir schwindelig wird. Mein Opa lacht und ich lache mit. Es ist ein regnerischer Tag, den ich im Haus nutze, um meine Großeltern zu bespaßen. Und das kann ich mit meinen sieben Jahren richtig gut.

Jedes Jahr krame ich weitere Schallplatten aus Omas Schrank hervor. Eines Tages finde ich die Platte mit dem Titel „Life is life“ von der Band Opus. Es ist wieder ein regnerischer Tag. Dieses Mal habe ich meine eigenen Plüschtiere von Zuhause mitgebracht. Ich setze sie auf den Wohnzimmertisch und bediene den Schallplatten-spieler. Zuerst schnappe ich mir Pepe, den Plüschhasen und tanze mit ihm zu „Life is life“. Da ich noch nicht genug habe, spiele ich noch drei weitere Male „Life is life“ ab und tanze abwechselnd mit meinen anderen Plüschtieren zu diesem Song. Und fühle mich trotz meiner zwölf Jahre noch nicht zu alt dafür.

Auch in meiner Jugend komme ich Oma und Opa nach der Schule regelmäßig
besuchen, da sie nicht weit weg von uns wohnen. Ich erfinde für meine fiktive Gruppe „Criminal Rebound“ ein neues Event im großelterlichen Haus: Die „Schallplattencharts“. Hierzu betätige ich mich als DJane und lege die unterschiedlichsten Schallplatten auf, die ich in Omas Schrank finde. Wieder wird getanzt, dieses Mal ohne Kuscheltiere. Doch die Musik von früher lässt mich einfach nicht los.

Im Erwachsenenalter folgen erste Discobesuche namhafter Diskotheken. Einmal gehe ich mit meiner Mutter zu einem Konzert von „Annette Louisan“. Ein anderes Mal tanze ich alleine zur Musik von „Earth, Wind and Fire“.

Ich höre meine Mutter rufen, dass ich die Kiste aus Omas und Opas Haus endlich ins Auto tragen soll. Denn es würde in Kürze zu regnen beginnen. Dieses Rufen schreckt mich aus meinen Tagträumen zurück in die Gegenwart.

Zwanzig Minuten später prasseln dicke Regentropfen gegen die Fensterscheibe meines Zimmers. Doch das macht mir nichts aus. Ich habe den Schallplattenspieler meiner verstorbenen Großmutter geerbt. Ich lege zuerst „Herzilein“, dann „Life is life“ in den Plattenspieler, tanze zur Musik und denke sehnsüchtig an meine Großeltern!

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Schön geschrieben. Melancholisch…

In diesem Zusammenhang ein herrlicher Schreibfehler :grin:

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Hallo Supergirl,

ich habe ein paar Anmerkungen zum ersten Absatz.
Ich würde das Verb „wuchten“ im Zusammenhang mit einer Umzugskiste, die eine Frau alleine tragen kann ,nicht verwenden. Wuchten impliziert etwas sehr schweres, das gerade eben so bewegt werden kann. Das widerspricht dem nächsten Satz, in dem die Prota sagt, dass sie keine Hilfe braucht.
Im Satz mit der Kiste schreibst Du erst „eingeklappt“ und dann „Klappen wieder auf“. Abgesehen von der unschönen Wortwiederholung, würde ich eher „geschlossen oder zugeklappt“ sagen.
Im nächsten Satz klingt „die mir bekannt vorkommen“ eher so, als würde sich die Prota nur vage an die Platten erinnern. In Wirklichkeit erkennt sie sie sofort und wird von Erinnerungen geflutet. Also würde ich das auch entsprechende formulieren.

Der letzte Satz:

Das bringt mich spontan in Erinnerungen an früher.

ist schlicht falsch. Man kann nicht „in Erinnerungen an etwas gebracht werden“.

Eine korrekte Möglichkeit (unter vielen) wäre z.B. Sofort kommen Erinnerungen an meine Kindheit/Jugend in mir hoch.

Einen schönen Tag noch!

gui

Danke fürs Feedback!

Gruß

Super Girl

Verbesserter erster Absatz:

Seufzend blicke ich auf die letzte Kiste, die ich aus dem Haus meiner verstorbenen Großmutter hebe. Meine Mutter bietet mir ihre Hilfe an, doch ich verneine mit den Worten „Die kann ich selber tragen“. Keine drei Schritte später weht ein Windstoß die Klappen der Kiste auf. Zum Vorschein kommen zwei Schallplatten, an die ich mich genau erinnere. „Herzilein“ von den Wildecker Herzbuben und „Life is life“ von Opus. Sofort kommen Erinnerungen an früher in mir hoch.

Besser so?

Gruß

Super Girl

Hallo Supergirl,

rein sprachlich ist es jetzt deutlich klarer.
Aber jetzt würde ich mich fragen, wie viel von dem Absatz brauchst Du wirklich, um rüberzubringen, was Du möchtest.
In meinen Augen ist das die Tatsache, dass die Großmutter verstorben ist, und die Prota zwei Schallplatten entdeckt, die sie in Erinnerungen schwelgen lässt.

Dann würde ich deutlich straffen.

Zum Beispiel:
Ganz kurz:
Beim Entrümpeln der Wohnung meiner verstorbenen Großmutter, fallen mir zwei Schallplatten in die Hände,[ Herzilein von den Wildecker Herzbuben und Life is life von Opus. ev. sogar weglassen] Sofort steigen Erinnerungen in mir auf.

Oder ausführlicher:
„Warte, ich helfe Dir“, rief meine Mutter mir hinterher, während ich die instabile Umzugskiste aus dem Haus meiner verstorbenen Großmutter schleppte. Zu spät.
Der Boden der Kiste gab ruckartig nach und der Inhalt ergoss sich über die alten Steinplatten.
Oben auf dem Haufen Gerümpel liegen zwei Schallplatten. Erinnerungen steigen in mir auf.

Wie auch immer, es ist Deine Geschichte. Überleg Dir, was wichtig ist für Deine Geschichte und was Du weglassen kannst.
Die Frage ist auch, kannst Du die Titel der Schallplatten weglassen, wenn Du sie in dem nachfolgen Text ausführlich erwähnst?

Hab einen schönen Tag!

gui

1 „Gefällt mir“

Alles klar. Danke fürs Feedback.

Gruß

Super Girl

Hallo SuperGirl, ich hab mir Zeit für deine Hausaufgabe genommen. Hoffentlich ist es dir eine Hilfe.
LG

Von „Herzilein“ bis „Life is Life“

Seufzend blicke ich auf die letzte große Kiste, die ich aus dem Haus meiner verstorbenen Großmutter wuchte.

„wuchten“ ist ein heftiges Wort, was genau möchtest du mit diesem Wort vermitteln? Gibt es vielleicht ein anderes, das die Emotion dieser Situation besser spiegelt?

Meine Mutter bietet mir ihre Hilfe an, doch ich verneine mit den Worten „Die kann ich selber tragen“. - Um den Leser mehr hineinzuziehen, könntest du die Mutter in den Dialog einbinden.

Da die Kiste nur provisorisch eingeklappt ist, weht ein Windstoß die Klappen wieder auf. - Das könntest du z.B. erweitern: Der Wind fuhr unter den Kartondeckel und ließ ihn tanzen. Oder so ähnlich. Damit hast du das „provisorisch“ gezeigt, anstatt es zu erzählen.

Zum Vorschein kommen zwei Schallplatten, die mir bekannt vorkommen. „Herzilein“ von den Wildecker Herzbuben und „Life is life“ von Opus. Das bringt mich spontan in Erinnerungen an früher.

Ich tanze mit dem Teddybären meiner Oma zu „Herzilein“ und singe lautstark mit. Ich drehe auf dem roten Teppich im großelterlichen Wohnzimmer mehrere Runden. Aus einer werden zwei, aus zwei werden drei, aus drei werden vier. So geht das immer weiter, bis mir schwindelig wird. Mein Opa lacht und ich lache mit. Es ist ein regnerischer Tag, den ich im Haus nutze, um meine Großeltern zu bespaßen.

Über das Wort „bespaßen“ bin ich gestolpert :slight_smile: Könntest du ein Wort finden, das es besser ausdrücken kann?

Und das kann ich mit meinen sieben Jahren richtig gut.

Jedes Jahr krame ich weitere Schallplatten aus Omas Schrank hervor. Eines Tages finde ich die Platte mit dem Titel „Life is life“ von der Band Opus. Es ist wieder ein regnerischer Tag. Dieses Mal habe ich meine eigenen Plüschtiere von Zuhause mitgebracht. Ich setze sie auf den Wohnzimmertisch und bediene den Schallplatten-spieler. Zuerst schnappe ich mir Pepe, den Plüschhasen und tanze mit ihm zu „Life is life“. Da ich noch nicht genug habe, spiele ich noch drei weitere Male „Life is life“ ab und tanze abwechselnd mit meinen anderen Plüschtieren zu diesem Song. Und fühle mich trotz meiner zwölf Jahre noch nicht zu alt dafür.

Auch in meiner Jugend komme ich Oma und Opa nach der Schule regelmäßig
besuchen, da sie nicht weit weg von uns wohnen. Ich erfinde für meine fiktive Gruppe „Criminal Rebound“ ein neues Event im großelterlichen Haus: Die „Schallplattencharts“.

Hierzu betätige ich mich als DJane - „betätige“ Das kannst du besser zeigen, anstatt es zu erzählen. Vielleicht so: Ich bin die DJane.

und lege die unterschiedlichsten Schallplatten auf, die ich in Omas Schrank finde. Wieder wird getanzt, dieses Mal ohne Kuscheltiere. Doch die Musik von früher lässt mich einfach nicht los.

Im Erwachsenenalter folgen erste Discobesuche namhafter Diskotheken. - Ist es dir an dieser Stelle wichtig zu sagen, dass es nahmhafte Discotheken waren? Wenn ja, dann nenne welche. Das macht es authentischer.

Einmal gehe ich mit meiner Mutter zu einem Konzert von „Annette Louisan“. Ein anderes Mal tanze ich alleine zur Musik von „Earth, Wind and Fire“.

Ich höre meine Mutter rufen, dass ich die Kiste aus Omas und Opas Haus endlich ins Auto tragen soll. Denn es würde in Kürze zu regnen beginnen. Dieses Rufen schreckt mich aus meinen Tagträumen zurück in die Gegenwart.

Zwanzig Minuten später - wie findest du: Wieder zu Hause
Ist es dir an der Stelle wichtig, die vergangene Zeit zu erwähnen?

prasseln dicke Regentropfen gegen die Fensterscheibe meines Zimmers. Doch das macht mir nichts aus. Ich habe den Schallplattenspieler meiner verstorbenen Großmutter geerbt. Ich lege zuerst „Herzilein“, dann „Life is life“ in den Plattenspieler, tanze zur Musik und denke sehnsüchtig an meine Großeltern!

Die Geschichte ist sehr schön. Insgesamt könnten Emotionen ihr eventuell noch mehr Tiefe verleihen

Vielen Dank für dein Feedback.

Gruß

Super Girl